Zipserdeutsch

Zipserdeutsch oder Zipserisch (ungarisch: szepességi szász nyelv, rumänisch: Dialectul țipțer) ist ein Sammelbegriff für die – heute nur noch resthaft – in der Zips (heute Slowakei) von den Zipser Sachsen sowie seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert von ausgewanderten Zipsern in einigen Sprachinseln und Ortsteilen (genannt Zipserei) in den Regionen Maramuresch und Bukowina (heute Rumänien) sowie in der Oblast Transkarpatien (heute Ukraine) gesprochenen deutschen Mundarten.

Dialekte

Die zipserdeutschen Dialekte gehören teils zu den rheinischen, teils zu den bairischen und im Fall einer einzigen Ortsmundart zu den schlesischen Dialekten.[1]

  • Die in der um 1190 bis 1210 deutsch besiedelten Oberzips um Käsmark (Kežmarok) und Pudlein (Podolínec) gesprochenen Mundarten haben eine mittelfränkische Grundlage, weisen aber auch starke ostmitteldeutsche Anteile auf. Sie teilen sich in das sprecherstärkere „Oberländische“ um Käsmark und das kleinere „Niederländische“ um Pudlein, wobei allgemein stark ausgeprägte Ortsdialekte existieren, von denen sich wiederum die Stadtmundarten abheben. Die Dialekte von Neudorf (Spišská Nová Ves) und besonders von Leutschau (Levoča) nehmen eine Zwischenstellung zur Mundart der Unterzips ein. Am Nordrand der Oberzips liegt das 1315 gegründete Hopgarten (Chmeľnica), wo keine rheinische, sondern eine schlesische Mundart gesprochen wird. Die slawischen Einflüsse der Oberzipser Mundarten stammen aus dem Slowakischen, dem Polnischen und dem Ukrainischen.
  • Die in der zwischen 1260 und 1330 deutsch besiedelten Unterzips (Zipser Gründe) um Göllnitz (Gelnica), Metzenseifen (Medzev), Schmöllnitz (Smolník), Wagendrüssel (Nálepkovo) und Dobschau (Dobšiná) gesprochenen Dialekte („Gründlerisch“) zeigen eine bairische Grundlage mit starken oberziperischen Anteilen. Die slawischen Einflüsse der Unterzipser Dialekte stammen allein aus dem Slowakischen.

Ein Teil der zipserdeutschen Dialekte wies aufgrund der gleichen westmitteldeutschen Herkunft Ähnlichkeiten mit den siebenbürgisch-sächsischen Mundarten auf.[2] Durch Integration Leibeigener und demographische Verschiebungen und Auswanderungen seit Anfang 19. Jahrhundert, aufgrund der staatlich forcierten Magyarisierung ab 1876 durch den ungarischen Staat im 19. und frühen 20. Jahrhundert, schließlich infolge der Evakuierung und Vertreibung der deutschstämmigen Bevölkerung in den Jahren 1944 bis 1946 wurde aus der vormals bedeutenden deutschen Bevölkerung eine Minderheit, die in der Folgezeit der Assimilierung an das Slowakische ausgesetzt war. Größere Sprechergruppen des Zipserdeutschen gibt es heute noch in Chmeľnica (Hopgarten, hier wird der Dialekt Outzäpsersch gesprochen) und in Medzev (Metzenseifen).

Literatur

  • Ernst Schwarz: Die Herkunft der Siebenbürger und Zipser Sachsen (= Veröffentlichungen des Südostdeutschen Kulturwerkes. Band B 8). München 1957.
  • Juraj Valiska: Die zipserdeutsche Mundart von Chmeľnica (Hopgarten) (= Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Safarikanae Presovensis, Philologica. Band 2). Slovenské Pedagogické Naklad, Bratislava 1967.
  • Juraj Valiska: Nemecké nárečia horného Spiša [Die deutschen Mundarten der Oberzips]. Stará Lubovna 1982.
  • Julius Lux: Wörterbuch der Mundart von Dobschau (Zips) (= Deutsche Dialektgeographie. Band 52). Marburg 1961.
  • Juraj Valiska: K slovensko-nemeckým jazkykovým interferenciám v nemeckých nárečiach na Spiši [Zu slowakisch-deutschen sprachlichen Interferenzen in den deutschen Dialekten der Zips]. In: Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Šafarikanae, Jazykovedný zborník. Band 4, 1975, S. 187–194.
  • Gabriela Schleusener, Heinz Schleusener: Wörterbuch der deutschen Mundart in Metzenseifen. Shaker, Aachen 2013, ISBN 978-3-8440-1680-2.
  • Juraj Valiska: Nemecké nárečie dobšinej [Die deutsche Mundart von Dobschau]. Rimavská Sobota 1980.
  • Peter Wiesinger: Deutsche Dialektgebiete außerhalb des deutschen Sprachgebiets: Mittel-, Südost- und Osteuropa. In: Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 1.2). Hrsg. von Werner Besch, Ulrich Knoop, Wolfgang Putschke, Herbert Ernst Wiegand. 2. Halbband. Walter de Gruyter, Berlin / New York 1983, S. 900–929, zur Zips S. 909 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Folgende nach Wiesinger 1983, 909 f.
  2. Helmut Protze: Die Zipser Sachsen im sprachgeographischen und sprachhistorischen Vergleich zu den Siebenbürger Sachsen. In: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde XXIX (2006), S. 142–151.