Zinkenbacher Malerkolonie

Plakat Das Malschiff von 2011 am Kulturhaus Sankt Gilgen

Als Zinkenbacher Malerkolonie wird eine lose Gruppierung von österreichischen Künstlern und Künstlerinnen unterschiedlicher sozialer Herkunft und Gesinnung bezeichnet, die in der Zwischenkriegszeit in Zinkenbach (heute Abersee) am Wolfgangsee Sommerurlaub machten.

Geschichte

Der Wiener Ferdinand Kitt stand im Zentrum der Gruppe, die Zusammenkünfte begannen 1927. Das Spektrum der politischen Anschauungen reichte von der extremen Linken bis zur äußersten Rechten, „völkische“, monarchistische, nationalsozialistisch eingestellte und kommunistische Künstler, „Arier“ wie „Nichtarier“ verkehrten freundschaftlich im „Malschiff“ Zinkenbach. Im Blödelalbum, einer von den Kunstschaffenden gemeinschaftlich gestalteten Karikaturensammlung, kommt die entspannte Situation der Sommerfrische gut zum Ausdruck.

Das Jahr 1938 mit dem Anschluss Österreichs ans nationalsozialistische Deutschland bildete hier einen Einschnitt, da die jüdischen Mitglieder zur Auswanderung gezwungen wurden (Lisel Salzer z. B. emigrierte in die USA), während andere, beispielsweise Ernst August von Mandelsloh, Gudrun Baudisch-Wittke oder Kajetan Mühlmann in der Zeit des Nationalsozialismus Karriere machten.

Bis zu 27 Künstler und Künstlerinnen waren am Wolfgangsee versammelt, wer aber zur eigentlichen „Kolonie“ zählte, blieb unscharf. Folgende Kunstschaffende werden genannt: Gudrun Baudisch-Wittke, Leo Delitz, Josef Dobrowsky, Bettina Bauer-Ehrlich, Georg Ehrlich, Alfred Gerstenbrand, Ernst Huber, Ludwig Heinrich Jungnickel, Ferdinand Kitt, Oskar Laske, Ernst August von Mandelsloh, Georg Merkel, Louise Merkel-Romée, Sergius Pauser, Viktor Pipal, Lisel Salzer, Gertrud Schwarz-Helberger, Lisl Weil, Franz von Zülow. Zu diesem Freundeskreis zählten auch Ernst Toller und Kajetan Mühlmann. Vermutlich hatte auch John Quincy Adams, der im Sommer häufig in Sankt Gilgen auf Sommerfrische war, Kontakte zur Malerkolonie.

Der Zinkenbacher Malerkolonie ist heute ein Museum im 1. Stock des Kulturhauses Sankt Gilgen gewidmet. Der von Christina Steinmetzer 1996 gegründete Museumsverein Zinkenbacher Malerkolonie veranstaltet seit 2001 jährlich Ausstellungen zu den Künstlern und Künstlerinnen der ehemaligen Malerkolonie bzw. zu deren Sujets (z. B. Landschaftsmalerei). Als Veranstaltungsort konnte das Gebäude der ehemaligen k.u.k. Volksschule von 1894 adaptiert werden, in dem sich auch noch ein Musikinstrumentenmuseum, Unterrichtsräume für das Musikschulwerk sowie das Ortskundearchiv befinden.[1]

Literatur

  • Georg Steinmetzer (Hrsg.): Lisel Salzer. Von den letzten und den ersten Dingen – Bilder vor und nach 1939. Ausstellungskatalog Sommer 2003. Österreichischer Kunst- und Kulturverlag, Wien 2003. ISBN 3-85437-248-5
  • Ruth Kaltenegger (Hrsg.): Künstlerleben 1945 - 1955. Zwischen Last und Hoffnung. Schrift zur Ausstellung Sommer 2005. Schriften des Museumsvereins Zinkenbacher Malerkolonie V, St. Gilgen 2005. ISBN 3-902301-01-5
  • Bernhard Barta: Das Malschiff, Österreichische Künstlerkreise der Zwischenkriegszeit, Edition Schütz, Wien 2007 ISBN 978-3-9501052-3-0
  • Adolf Haslinger, Peter Mittermayr: Salzburger Kultur Lexikon, Residenz Verlag, Salzburg 2001 ISBN 3-7017-1129-1
  • Museumsverein Zinkenbacher Malerkolonie (Hrsg.): Gudrun Baudisch zum 100. Geburtstag. Schrift zur Ausstellung Sommer 2007. St. Gilgen 2007. ISBN 3-902301-07-4
  • Petra Kronberger (Hrsg.): Alfred Gerstenbrand. Ein Maler und St. Gilgen. Begleitband zur Ausstellung im Museum Zinkenbacher Malerkolonie, 26. Juni bis 26. September 2010. Schriften des Museumsvereins Zinkenbacher Malerkolonie II, St. Gilgen 2010. ISBN 3-902301-10-4
  • Vorstand des Museumsvereins Zinkenbacher Malerkolonie (Hrsg.): Ernst August Mandelsloh (1886 - 1962). Sommerausstellung 2009. St. Gilgen 2009. ISBN 3-902301-09-0
  • Leni Zimmerebner (Hrsg.): Die ideale Landschaft. Der Wolfgangsee. Begleitband zur Ausstellung im Museum Zinkenbacher Malerkolonie, 28. Juni bis. 30. September 2008. Schriften des Museumsvereins Zinkenbacher Malerkolonie VIII, St. Gilgen 2008. ISBN 3-902301-08-2
  • Renate Oberbeck (Hrsg.): Georg Ehrlich (1897-1966). Von der Zeichnung zur Bronze – Gestalt gewordene Suche nach Versöhnung. Schrift zur Ausstellung Sommer 2004. Schriften des Museumsvereins Zinkenbacher Malerkolonie IV, St. Gilgen 2004. ISBN 3-902301-01-5
  • Ruth Kaltenegger (Hrsg.): Künstlerfreundschaften. Die Welt ist ein Dorf. Schrift zur Ausstellung Sommer 2006. Schriften des Museumsvereins Zinkenbacher Malerkolonie VII, St. Gilgen 2006. ISBN 3-902301-05-8
  • Ruth Kaltenegger (Hrsg.): Heimat, Fremde und Exil. Schrift zur Ausstellung Sommer 2002. Schriften des Museumsvereins Zinkenbacher Malerkolonie II, St. Gilgen 2002. ISBN 3-902301-00-7
  • Ruth Kaltenegger (Hrsg.): Auftakt. Nachschrift zur Ausstellung Sommer 2001. Schriften des Museumsvereins Zinkenbacher Malerkolonie I, St. Gilgen 2001. ISBN 3-9501524-3-1

Weblink

Einzelnachweise

  1. Das langsame Werden eines Museums. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 14. Dezember 2012; abgerufen am 3. März 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.malerkolonie.at

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