Zießau

Zießau
Koordinaten: 52° 54′ 6″ N, 11° 28′ 8″ O
Höhe: 24 m ü. NHN
Fläche:5,89 km²[1]
Einwohner:157 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte:27 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 1974
Eingemeindet nach:Schrampe
Postleitzahl:39619
Vorwahl:039384

Lage von Zießau in Sachsen-Anhalt

Arendsee, Röhricht zwischen Zießau und Schrampe

Zießau ist Ortsteil der Stadt Arendsee (Altmark) und der Ortschaft Schrampe im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.[3]

Geografie

Lage

Zießau, ein nach Norden erweitertes Sackgassendorf, liegt am Nordufer des Arendsees. Im Nordwesten der Gemarkung liegen die Waldgebiete Achterhorst und Zileitz, früher Zießauer Forst genannt.[4][5][1]

Nachbarorte sind Friedrichsmilde und Schrampe im Südwesten und Ziemendorf im Nordosten.[5]

Ortsteilgliederung

Zum Ortsteil gehört neben dem Dorf Zießau auch der Wohnplatz Friedrichsmilde.[6]

Geschichte

Mittelalter bis 20. Jahrhundert

In einer Urkunde zum Kloster Arendsee wird 1183 der Fluss Sziszowe aufgeführt,[7] 1184 ein Gewässername als a rivulo qui dicitur Sitzow.[8] Einige Autoren sehen die Gewässernamen im Zusammenhang mit dem Ort Zießau und geben daher als erste Erwähnung 1184[9] oder 1186[10] an.

Im Jahre 1208 wird das Dorf Zießau erstmals als Sziszouwe[11] oder villa slavica Szissowe erwähnt,[12] als Markgraf Albrecht dem Kloster Arendsee seine Besitzungen bestätigte. Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Czittzow[13] oder Czitzow[14] aufgeführt, das dem Kloster Arendsee gehörte. Im Jahre 1457 wird Zießau als Cziczow in einer Urkunde genannt, als Markgraf Friedrich der Jüngere dem Kloster Arendsee seine Besitzungen bestätigte.[15] Weitere Nennungen sind 1608 Zitzow, 1687 Ziezaw[1] und 1804 Ziessau, Dorf mit zwei Freihöfen, Windmühle und Krug.[16] Das Dorf brannte 1833 vollständig ab.[9]

Das Kossätendorf Ziessau betrieb früher vorwiegend Fischerei. Dafür gab die Gemeinde dem Klosteramt Arendsee vom 1. Mai bis 8. September wöchentlich 2 Schock Krebse, zusammen 40 Schock. Das Kataster von 1686 wies Ziessau als Fischerdorf aus.[17]

Die Fischerei, die wegen der großen und ungleichen Tiefe des Sees recht beschwerlich ist, war am 28. Februar 1806 der Gemeinde Zießau in Erbpacht übergeben worden.[18]

Bis in das 20. Jahrhundert bestand eine Waldwärterei am südwestlichen Ortsausgang. Der Förster, der dort wohnte, war für den Königlichen Arendseeschen Forst zuständig.[10]

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 27 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 313 Hektar. Im Jahre 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG Typ III „Erich Weinert“.[1]

Spätestens seit dem Jahre 2008 wird Friedrichsmilde als Wohnplatz von Zießau geführt.[6]

Herkunft des Ortsnamens

Bis ins 20. Jahrhundert ist gelegentlich die Schreibweise Ziessau anzutreffen.

Heinrich Sültmann deutet den Ortsnamen 1208 czissowe, scissowe, 1541 zizow als wendisch. Er bedeutet „Eibenstelle“ und ist herzuleiten von „tis, teise“ für „der Taxus“ oder „die Eibe“.[19][20]

Eingemeindungen

Zießau gehörte bis 1807 zum Arendseeischen Kreis, danach bis 1813 zum Kanton Arendsee im Königreich Westphalen, ab 1816 kam es in den Kreis Osterburg, den späteren Landkreis Osterburg in der preußischen Provinz Sachsen.[1]

Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Zießau in den Kreis Seehausen umgegliedert. Am 2. Juli 1965 kam sie in den Kreis Osterburg. Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde Zießau in die Gemeinde Schrampe eingemeindet.[21]

Durch die die Eingemeindung von Schrampe in die Einheitsgemeinde Stadt Arendsee (Altmark) am 1. Januar 2010 kam Zießau als Ortsteil zur Stadt Arendsee und zur neu gebildeten Ortschaft Schrampe.[22]

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
1734092
1774101
1799082
1798090
1801106
1818059
JahrEinwohner
1840164
1864169
1871182
1885180
1892[00]171[23]
1895174
JahrEinwohner
1900[00]157[23]
1905156
1910[00]148[23]
1925165
1939149
1946201
JahrEinwohner
1964153
1971147
2011150
2012151
2013146
2014151
JahrEinwohner
2015159
2016161
2017154
2020[0]145[2]
2021[0]157[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006[1] ab 2011 bis 2017[24]

Religion

Die evangelischen Christen aus Zießau gehörten früher zur Pfarrei Arendsee[25] und heute zum Kirchspiel „Am Arendsee“ im Pfarrbereich Arendsee im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[26]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die alte Schule steht unter Denkmalschutz.[5]
  • Der Ortsfriedhof mit einem Glockenturm befindet sich in der Ortsmitte.
  • Auf dem Friedhof steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, ein Findling auf einem Natursteinsockel.[27]

Wirtschaft und Infrastruktur

Bekannt ist der örtliche Fischereibetrieb, der sich auch der Vermehrung der Kleine Maräne im Arendsee widmet.[28]

Durch den Ort führt die Kreisstraße 1379 von Schrampe nach Arendsee.

Literatur

  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 387, 156. Ziessau (Online bei google books).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 178 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 2556–2558, doi:10.35998/9783830522355.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 2556–2558, doi:10.35998/9783830522355.
  2. a b c Christian Ziems: Arendsee im Aufwind. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 5. Januar 2022, DNB 954815971, S. 18.
  3. Hauptsatzung der Stadt Arendsee (Altmark). 21. Januar 2021 (arendsee.info [PDF; 7,1 MB; abgerufen am 7. Mai 2022]).
  4. Meßtischblatt 3034: Lomitz, 1951. Anstalt für Kartographie und Kartendruck, 1932, abgerufen am 5. Juni 2022.
  5. a b c Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  6. a b Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. Juli 2008 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2008). Halle (Saale) November 2008, S. 35 (destatis.de [PDF; 3,7 MB; abgerufen am 2. Mai 2021]).
  7. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 451, Nr. 536 (Online).
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 1 (Digitalisat).
  9. a b J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 387, 156. Ziessau (Online bei google books).
  10. a b Johann Ernst Fabri: Beiträge zur Altmark, die Amtsstadt Arendsee (= Beyträge zur Geographie, Geschichte und Staatenkunde. Band 2). Raspesche Buchhandlung, Nürnberg 1797, S. 504–505, 12. Zießau (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10429204~SZ%3D00540~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  11. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 111–112, Nr. 536 (Online).
  12. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 2 (Digitalisat).
  13. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 391 (uni-potsdam.de (Memento vom 19. April 2019 im Internet Archive)).
  14. Ernst Fidicin: Kaiser Karl's IV. Landbuch der Mark Brandenburg (1375), nach den handschriftlichen Quellen. Guttentag, Berlin 1855, S. 182 ([Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000810~SZ%3D00198~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D Online]).
  15. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 77 (Digitalisat).
  16. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 350 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00372~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  17. Lieselott Enders: Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit (Ende des 15. bis Anfang des 19. Jahrhunderts). In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 56. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-1504-3, S. 174, doi:10.35998/9783830529965.
  18. Wilhelm Halbfaß: Der Arendsee. Hrsg.: Paul Kupka im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereines zu Stendal (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. Band I. Heft 1). 1899, ZDB-ID 212026-4, S. 34. (Neudruck 1931)Digitalisat
  19. Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 398.
  20. nach Ernst Haetge: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Osterburg. Osterburg 1937, DNB 576599174.
  21. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360, 364.
  22. Altmarkkreis Salzwedel: Gebietsänderungsvertrag - Eingemeindung der Gemeinde Schrampe in die Stadt Arendsee (Altmark) mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 12. August 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 9, 26. August 2009, S. 238–241 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 308 kB; abgerufen am 18. April 2022]).
  23. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 178 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  24. Einheitsgemeinde Stadt Arendsee (Altmark): Einwohnerdaten der Jahre 2011 bis 2017. 12. Januar 2018.
  25. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 26 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  26. Pfarrbereich Arendsee. In: ekmd.de. Abgerufen am 5. Juni 2022.
  27. Zießau, Stadt Arendsee, Altmarkkreis Salzwedel. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Juli 2014, abgerufen am 1. Oktober 2022.
  28. Fischer Kagel zieht viele Besucher an. In: welt.de. 10. September 2014, abgerufen am 5. Juni 2022.

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Landschaftsschutzgebiet „Arendsee“: nördliche Uferzone mit Röhricht zwischen Ziessau und Schrampe