Zeughaus Hanau
Das Zeughaus in Hanau war ein barockes Gebäude am ehemaligen Parade- und heutigen Freiheitsplatz in Hanau. Es wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, die Ruine 1953/54 abgerissen.
Geschichte
Das Gebäude diente ursprünglich als Jagdzeughaus des 1740 errichteten Jagdschlosses in Harreshausen bei Babenhausen. Nach der Fertigstellung des Paradeplatzes ließ Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel, zu dieser Zeit Regent in Hanau, das Gebäude dort demontieren und 1782 am nordöstlichen Rand des Platzes wieder aufbauen. Die westliche Schmalseite wurde bald durch eine Hauptwache erweitert. Neben der Nutzung als Arsenal, Waffenkammer und Wache wurde hier auch der „Wolf“ aufbewahrt, ein Prügelbock zum öffentlichen Vollzug von Körperstrafen.[1] Weitere Umbauten fanden 1898, 1901 und 1909 statt. 1935/36 wurde das Zeughaus zur Feuerwache umgebaut.[2]
Das Zeughaus wurde bei dem Luftangriff auf Hanau am 19. März 1945 stark zerstört, die Außenmauern standen aber noch, so dass eine Möglichkeit zum Wiederaufbau bestanden hätte.[3] Gegen den Einspruch des Hanauer Geschichtsvereins und trotz Fürsprache des Landeskonservators, Karl Nothnagel, wurde das denkmalgeschützte Gebäude zum Jahreswechsel 1953/54 abgetragen,[4] der Bauschutt wurde zur Straßenbefestigung in Bruchköbel verwendet.[2]
Gebäude
Das Zeughaus ersetzte ein früheres Gebäude dieser Art, das als Teil der Hanauer Stadtbefestigung im mittleren Rondell der südlichen Altstadtbefestigung bestanden hatte.[5] Das neue Zeughaus wurde in dessen Nähe im Bereich zwischen dem heutigen Kreisverkehr an der Nordstraße (Hanau) und dem Busbahnhof errichtet. Es handelte sich um einen langgezogenen Baukörper mit gegliedertem Unterbau. Darauf saß ein hohes Mansarddach, das dem Gebäude ein typisch barockes Aussehen verlieh. Die Fassade wurde durch Lisenen und in der Mitte einen flachen Giebel betont. Im Inneren befanden sich größtenteils Hallen mit doppelter Raumhöhe, nur im westlichen Teil im Bereich der angebauten Hauptwache bestand eine Unterteilung in kleinere Räume.
Literatur
- Richard Schaffer-Hartmann: Spaziergang durch das alte Hanau. Mit Fotografien von Franz Stoedtner. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2006, ISBN 3-8313-1498-5, S. 34.
- Heinrich Bott: Die Altstadt Hanau. Ein Gedenkbuch zur 650-Jahrfeier der Altstadt Hanau. Hrsg.: Hanauer Geschichtsverein. Hanau 1953, Tafel 36.
- Gerhard Bott: Schlösser und öffentliche Bauten in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg im 17. und 18. Jahrhundert. In: Hanauer Geschichtsverein: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2015, S. 35ff. (hier bes. S. 55f.).
- 675 Jahre Altstadt Hanau. Festschrift zum Stadtjubiläum und Katalog zur Ausstellung im Historischen Museum der Stadt Hanau am Main, hrsg. vom Hanauer Geschichtsverein e. V., Hanau 1978, ISBN 3-87627-242-4, S. 278–281, bes. Nr. 428.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Richard Schaffer-Hartmann: Spaziergang durch das alte Hanau. Gudensberg-Gleichen 2006, S. 34.
- ↑ a b 675 Jahre Altstadt Hanau. Festschrift zum Stadtjubiläum und Katalog zur Ausstellung im Historischen Museum der Stadt Hanau am Main, hrsg. vom Hanauer Geschichtsverein e. V., Hanau 1978, ISBN 3-87627-242-4, S. 278–281, bes. Nr. 428.
- ↑ Karl Ludwig Krauskopf: 150 Jahre Hanauer Geschichtsverein. Hanauer Geschichtsblätter 33, 1994, S. 249.
- ↑ Karl Ludwig Krauskopf: 150 Jahre Hanauer Geschichtsverein. Hanauer Geschichtsblätter 33, 1994, S. 257.
- ↑ Zu dem älteren Gebäude siehe Michael Müller: Bau und Bedeutung der Festung Hanau im Dreißigjährigen Krieg. In: Hanauer Geschichtsverein (Hrsg.): Der Dreißigjährige Krieg in Hanau und Umgebung. Hanauer Geschichtsblätter 45, 2011, ISBN 978-3-935395-15-9, S. 116f. u. Abb. 7.
Koordinaten: 50° 8′ 7,7″ N, 8° 55′ 6,8″ O
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Fassaden- und Grundrissplan des Hanauer Zeughauses am Paradeplatz. Farbige Federzeichnung 60x40 cm. signiert "Heerwagen"
Paradeplatz nach Osten mit Blick auf das Zeughaus und die Infanteriekaserne
Zeughaus am Paradeplatz.