Zethlingen

Zethlingen
Koordinaten:52° 42′ N, 11° 18′ O
Höhe: 34 m ü. NHN
Fläche:16,72 km²[1]
Einwohner:194 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte:12 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 2011
Postleitzahl:39624
Vorwahl:039009
Zethlingen (Sachsen-Anhalt)

Lage von Zethlingen in Sachsen-Anhalt

Kirche in Zethlingen
Kirche in Zethlingen

Zethlingen ist eine Ortschaft und ein Ortsteil der Stadt Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geographie

Lage

Zethlingen, ein Straßenangerdorf mit Kirche auf dem Anger, liegt etwa neun Kilometer nordwestlich von Kalbe (Milde) in der Altmark. Der Mühlberg im Osten ist etwa 52 Meter hoch. Im Süden fließt die Untermilde, die früher ab Zethlingen Untere Milde hieß,[3] nach Osten in die Milde.[4][3][1]

Ortschaftsgliederung

Zur Ortschaft Zethlingen gehören die Ortsteile Zethlingen und Cheinitz.[5]

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Im Jahre 1324 wurde das Dorf Cethlinge erstmals urkundlich erwähnt, als Agnes Herzogin von Braunschweig von Albrecht von Alvensleben mit der Bede aus Zethlingen belehnt wurde.[6] 1410 wird Hinrik Crateke, kerkher tho Tzetlinge in einer Urkunde genannt.[7] Es gab also bereits eine Kirche mit einem Pfarrer. Im Jahr 1473 wurde dat dorp zetlinck genannt, als Kurfürst Albrecht von Brandenburg Busse, Ludolph und Gebhard von Alvensleben mit Kalbe, Bismark und anderen Besitzungen belehnt.[8] Weitere Nennungen sind 1551 Zedtlingk, 1687 Zetlingen und schließlich 1804 Zethlingen.[1]

Auf dem Mühlberg stand noch am Anfang des 20. Jahrhunderts eine Windmühle, die bereits 1593 erwähnt wurde.[1]

Aus der mündlichen Überlieferung berichten Kuhn und Schwartz im Jahre 1848 in einer Sage darüber, dass der Kirchturm zu Zethlingen keine Spitze hat, denn „die hat nämlich einmal ein Riese mit einem großen Steine, der noch auf der Feldmark liegt, vom Zethlingenschen Mühlenberg abgeworfen“.[9]

Eingemeindungen

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Arendseeischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag der Ort im Kanton Groß Apenburg auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde ab 1816 zum Kreis Salzwedel, dem späteren Landkreis Salzwedel.[1]

Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde in den Kreis Kalbe (Milde) umgegliedert. Am 1. August 1973 wurde die Gemeinde Cheinitz nach Zethlingen eingemeindet. Mit der Auflösung des Kreises Kalbe (Milde) kam Zethlingen am 1. Juli 1994 zum Altmarkkreis Salzwedel.[10]

Die Gemeinde Zethlingen wurde am 1. Januar 2011 in die Stadt Kalbe (Milde) eingegliedert.[11] Gleichzeitig wurde eine Ortschaft Zethlingen errichtet, der die Ortsteile Zethlingen und Cheinitz zugeordnet wurden.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
1734161
1774145
1789153
1798172
1801137
1818198
JahrEinwohner
1840304
1864320
1871330
1885433
1892410
1895421
JahrEinwohner
1900402
1905389
1910411
1925405
1939368
1946603
JahrEinwohner
1964368
1971332
1981436
1993357
2006325
2015184
JahrEinwohner
2016192
2017191
2018192
2020[00]186[12]
2021[00]196[12]
2022[0]194[2]

Quelle bis 2006:[1] 2015 bis 2018:[13]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Zethlingen, die früher zur Pfarrei Zethlingen gehörte,[14] wird heute betreut vom Pfarrbereich Kalbe–Kakerbeck im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[15] Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Zethlingen stammen aus dem Jahre 1605.[16]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Laurentius in Salzwedel im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[17]

Politik

Ortsbürgermeisterin

Seit dem Jahr 2004 ist Doris Beneke Ortsbürgermeisterin.[18] Sie war die letzte ehrenamtliche Bürgermeisterin der Gemeinde.[19]

Ortschaftsrat

Bei der Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 wurden 7 Sitze vergeben:

  • Wählergemeinschaft Feuerwehr Zethlingen, 4 Sitze
  • Wählergemeinschaft Feuerwehr Cheinitz, 3 Sitze

Gewählt wurden 2 Ortschaftsrätinnen und 4 Räte, ein Sitz konnte nicht vergeben werden.[20]

Wappen

Wilhelm Zahn beschreibt das Wappen der Gemeinde Zethlingen: Drei silberne Rosen im roten Felde.[21]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Langobardenwerkstatt mit Webhaus und Hochspeicher
  • Die evangelische Dorfkirche Zethlingen ist ein frühgotischer Feldsteinbau aus flachgedecktem Schiff und Westquerturm mit Walmdach und Orgel, errichtet 1886 von Eduard Beyer aus Magdeburg.[22]
  • In Zethlingen befindet sich als Außenstelle des Johann-Friedrich-Danneil-Museums in Salzwedel das FreilichtmuseumLangobardenwerkstatt“ auf dem Mühlenberg. Seit fast 300 Jahren ist das Brandgräberfeld bekannt. Die ersten wissenschaftlichen Grabungen leitete Johann Friedrich Danneil. Die Belegung des Gräberfeldes deutet darauf hin, dass Langobarden als elbgermanischer Stamm vom 2. bis 6. Jh. n. Chr. in der Region lebten. Heute finden dort mehrmals im Jahr Werkstatttage statt, die den Besuchern die Lebensumstände der Langobarden verdeutlichen sollen. Außerdem gibt es nach Anmeldung Aktionstage und Führungen für Schulklassen und andere Gruppen.
  • In Zethlingen gibt es das „Erlebnishaus Altmark“ als eine kirchliche Einrichtung für evangelische, ökumenische und nichtkonfessionell gebundene Gruppen. Das Erlebnishaus wurde am 23. Oktober 2005 nach einem Umbau wiedereröffnet.
  • Eine Gedenktafel erinnert an Johannes Prätorius, geboren als Hans Schultze in Zethlingen. Er veröffentlichte auch altmärkische Sagen in seiner Weltbeschreibung.[23] Johann und Wilhelm Grimm, Johann Wolfgang von Goethe und Johann Karl August Musäus nutzten seine Werke.[24]
  • Der Ortsfriedhof liegt im Nordosten des Dorfes.
  • In Zethlingen steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, eine Denkmalsäule mit Eisernen Kreuz und Relief.[25]

Vereine

  • Förderverein Langobardenwerkstatt Zethlingen e. V.
  • Sportverein Germania Zethlingen e. V.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2530–2534, doi:10.35998/9783830522355 (eBook zur zweibändigen Druckausgabe).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 351, 184. Zethlingen (Online bei google books).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 158 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).

Weblinks

Commons: Zethlingen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2530–2534, doi:10.35998/9783830522355 (eBook zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Doreen Schulze: Kalbe verliert weiterhin Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 23. Januar 2023, DNB 954815971, S. 11.
  3. a b Top50-CD Sachsen-Anhalt, 1:50.000, Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2003
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Stadt Kalbe (Milde) (Hrsg.): Hauptsatzung der Gemeinde Stadt Kalbe (Milde). Ortschaftsverfassung, §13 Ortschaften. 29. April 2021 (verwaltungsportal.de [PDF; 3,6 MB; abgerufen am 19. März 2023]).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 58 (Digitalisat).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 376 (Digitalisat).
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 149 (Digitalisat).
  9. Adalbert Kuhn, Wilhelm Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 129, Nr. 149 Riesensteine (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10020094~SZ%3D00177~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360, 361.
  11. StBA: Gebietsänderungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2011
  12. a b Doreen Schulze: Geburten steigen, Sterbefälle sinken. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 12. Januar 2022, DNB 954815971, S. 19.
  13. Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
  14. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 52 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  15. Kalbe–Kakerbeck. Abgerufen am 6. Januar 2019.
  16. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 9 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  17. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 5. November 2022.
  18. Einheitsgemeinde Kalbe (Milde): Ortschaftsrat Zethlingen. In: stadt-kalbe-milde.de. Abgerufen am 2. Oktober 2022.
  19. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt: Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt 2008 Bürgermeisterwahlen. (stala.sachsen-anhalt.de (Memento vom 7. Januar 2019 im Internet Archive)).
  20. Einheitsgemeinde Kalbe (Milde): Wahl Ortschaftsrat Kakerbeck 2019. 5. November 2022 (stadt-kalbe-milde.de (Memento vom 1. Oktober 2022 im Internet Archive) [PDF]).
  21. Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 158 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  22. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 559.
  23. Johannes Praetorius: Anthropodemus Plutonicus. Das ist, Eine Neue Weltbeschreibung Von allerley Wunderbahren Menschen. Magdeburg 1666 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10739163~SZ%3D00002~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  24. Martin Wiehle: Altmark-Persönlichkeiten. Biografisches Lexikon der Altmark, des Elbe-Havel-Landes und des Jerichower Landes. In: Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 5. dr. ziethen verlag, Oschersleben 1999, ISBN 978-3-932090-61-5, S. 138–139.
  25. Zethlingen, Stadt Kalbe (Milde), Altmarkkreis Salzwedel. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. April 2018, abgerufen am 2. Oktober 2022.

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