Zellershub

Zellershub
Markt Isen
Koordinaten:48° 12′ N, 12° 2′ O
Höhe: 542 m ü. NHN
Einwohner:11 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl:84424
Vorwahl:08083
Zellershub von Nordosten

Zellershub im bayerischen Urkataster um 1840
Zellershub von Nordosten

Zellershub im bayerischen Urkataster um 1840

Zellershub ist ein Gemeindeteil des Marktes Isen im oberbayerischen Landkreis Erding.

Lage und Zugehörigkeit

Die Einöde Zellershub liegt in der Gemarkung Westach, 2,5 Kilometer südwestlich von Isen.

Um 1866 gehörte Zellershub zur Gemeinde Westach, zum Landgericht Haag, zum Bezirksamt Wasserburg und zum Postbestellungs-Bezirk Isen.[2]

Name und Gründungsgeschichte

Der Name weist auf die Hube einer Zelle hin, d. h. die Nutzungsrechte einer Hof- und Wohnstätte für Mönche, in der sich möglicherweise bereits die von den damaligen Hochwäldern und Mooren angelockten irischen Frühmissionare angesiedelt hatten.[3][4] Die Zelle, aus der das Benediktinerstift Isen entstand, wurde wohl vom heiligen Rupert von Dorfen aus gegründet. Bei der Umbildung der alten Mönchszelle in ein förmliches Kloster an dem hierzu geeigneteren Standpunkt in Isen und der Einweihung der neuen Münsterkirche zu Ehren des heiligen Zeno geriet das Patrozinium der früher auf demselben Platz errichteten, allem Anschein nach hölzernen Johanneskirche in Vergessenheit.[5] Nach anderen Quellen handelte es sich bei den Zellen um die Filialen von Metropolen, die an den Bischofssitzen, in Städten oder an anderen wichtigen Plätzen errichtet worden, wobei die Zellen aber in den weniger bedeutenden Ortschaften oder, wie in Zellershub, sogar in abgelegenen Einöden angelegt wurden.[6]

Der Hof war im 17. Jahrhundert noch im Besitz des Hochstifts Freising, denn es ist urkundlich belegt, dass Joseph Clemens, der Bischof von Freising und Regensburg, die Nutzungsrechte am 13. September 1686 nach dem Tod des Bischofs Albrecht Sigmund von Freising und Regensburg († 4. November 1685) an Hans Prändl, einen Bauern aus Zellershub, verlieh.[7]

Neuere Geschichte

Zellershub, 1903 (Sattler-Archiv Isen)[8]

Am 3. Dezember 1837 brachen während des vormittäglichen Gottesdiensts zwei Räuber gewaltsam bei Georg Wandler ein, einem Bauern zu Zellershub. Der Bauer und seine Tochter wurden von den Räubern auf die grausamste Weise misshandelt. Die Räuber verletzten die beiden mit Messerstichen und banden ihnen die Hände und Füße zusammen. Daraufhin raubten die Eindringlinge 216 Gulden, 100 Ellen Leinwand und verschiedene Wertgegenstände. Sie ließen die Opfer blutüberströmt und hilflos zurück und ergriffen die Flucht.[Anm. 1][9][10][11]

Einer der Täter, Isaak Hauswirth, wurde noch am selben Tag abends von Mathias Oberhausleitner, einem schon fast sechzigjährigen Gendarmen zu Pferd von der Polizeistation Hohenlinden, festgenommen. Dabei wurde dem Räuber eine geladene Pistole abgenommen, mit der er den Gendarmen erschießen wollte. Bei seiner Durchsuchung wurden mehrere der gestohlenen Wertgegenstände vorgefunden.[Anm. 2][9][10]

Der Räuber Hauswirth wurde anschließend in der Fronfeste von Markt Schwaben inhaftiert, von wo ihm aber bereits ein Jahr später die Flucht gelang.[Anm. 3][12] Zusammen mit einem weiteren Ausbrecher beging er mehrere Gewalttaten, bei denen Menschen ums Leben kamen.[Anm. 4][13]

Bevölkerungsentwicklung

Zellershub von Ostsüdosten

Um 1861 lebten in Zellershub zehn Einwohner in sechs Gebäuden.[14] Um 1871 gab es dort zwölf Einwohner und nach dem Ersten Weltkrieg sogar 17 Einwohner. Im Mai 1987 lebten dort nur noch elf Einwohner in zwei Wohngebäuden.[1] Bis zum 31. Dezember 2019 stieg die Bevölkerungszahl wieder auf 13 Einwohner an.[15]

Einwohner in Zellershub
Jahr1861187119251950197019872019
Einwohner10121715131113

Bekannte Personen

Weblinks

Anmerkungen

Raubüberfall in Zellershub. Augs­bur­ger Tageblatt, 17. Dezember 1837[Anm. 1]
Rühmlichster Diensteifer. Münchner Tagspost, 18. Dezember 1837[Anm. 2]
  1. a b Vermischte Nachrichten. Am 3. Dez. [1837], unter dem vormittägigen Gottesdienst, brachen bei einem Bauern zu Zellershub (Ldg. Erding) 2 Räuber gewaltſam ein. Der Bauer und ſeine Tochter wurden von den Räubern auf die grauſamſte Weise mißhandelt und ihnen Hände und Füße zuſammengebunden. Sodann raubten sie in baarem Geld 216 fl. und verſchiedene Effekten  Der eine dieſer Räuber wurde am nåmlichen Tage Abends durch einen Gendarm arretirt, und ihm bei der Arretirung ein geladenes Piſtol abgenommen, womit er den Gendarm erſchießen wollte. Bei deſſen Viſitation fanden ſich noch mehrere der geſtohlenen Effekten vor.
  2. a b (Rühmlichſter Dienſteifer.) Am 3. ds. Mts. (3. Dezember 1837) ereignete ſich im Landgerichtsbezirke Erding folgende wirklich intereſſante Begebenheit. Während des Gottesdienſtes wurde in das Haus des Georg Wandler zu Zellershub gewaltſam eingebrochen. Die Räuber banden den Bauern Hände und Füße und verwundeten ihn mit mehreren Meſſerſtichen. Nicht ſchonender gingen ſie mit ſeiner Tochter um, u. nachdem ſie dieſe beiden ſich unſchädlich gemacht, begannen ſie ihre Plünderung, nahmen 200 fl. an Geld und bei 100 Ellen Leinwand, ließen die auf grauſame Art behandelten Perſonen mit Blut und Wunden im elendigſten Zuſtande liegen und ergriffen die Flucht. Allein die Gendarmerie war ihnen nicht nur bald auf der Spur, ſondern der ſchon bald ſechzigjährige, wahrhaft ausgezeichnete Gendarm zu Pferd, Mathias Oberhausleitner der Station Hohenlinden, nahm am nämlichen Tage noch den Anführer, den berüchtigten Iſaak Hauswirth, in Verhaft. Dieſer im Dienſte des Staates ergraute Gendarm bewies ſeinen Muth neuerdings durch Ueberwältigung dieſes mit ſcharf geladener Piſtole verſehenen, von letzter That noch blutigen Miſſethäters, und hat ſich dadurch, ſo wie durch viele andere Entdeckungen und Verhaftungen, wobei er jeder Gefahr ſeines Lebens trotzte, in der ganzen Gegend beliebt, und aller Ehre und Belobung würdig gemacht.
  3. Fürther Tagblatt, 8. September 1838.
    Im Markte Schwaben, Ldg. Ebersberg, iſt eine gräßliche Mordthat vorgefallen. Wegen des Käferlohermarktes war nur ein Gerichtsdienergehilfe im Gefängnißhauſe, und wollte am Montag früh 7 Uhr in einer der Keuchen (Küchen) wo zwei Arreſtanten ſich befanden, und wovon über den Einen ein ſchwerer Prozeß verhängt iſt, räuchern; alleinkaum trat er in die Keuche, als ihm die Gluthpfanne aus der Hand geſchlagen, und er ſelbſt niedergeworfen, ſeines bei ſich führenden Stiletts beraubt, und damit auf eine gräßliche Weiſe ermordet, indem ihm der Kopf ſo zerſchnitten wurde, daß ein Auge heraushing. Nach dieſer vollbrachten That gingen die Mörder in die Küche, und ermordeten auf ähnliche gräuelvolle Weiſe die Köchin. Die Mörder entflohen in Hemd und Unterhoſen dem Walde zu, wo zwei Weiber den bluttriefenden Böſewichtern begegneten. Auf das entſetzliche Geſchrei der übrigen Arreſtanten, kamen aus der Nachbarſchaft Männer herbei, allein erſt nachdem die Mörder entflohen waren. (Vlk. Fr.)
  4. Fürther Tagblatt, 18. September 1838
    Die beiden aus der Frohnfeſte zu Schwaben entſprungenen Böſewichter, (ſiehe Tagblatt Nro. 62) Iſaak Hauswirth, von Heimſtetten, und G. Vizithum, von Oberneichen, ſind arretirt und in die Frohnfeſte eingebracht worden; der leztere hatte die Montur des unmenſchlich verſtümmelten Gerichtsdienersgehilfen angezogen, deſſen Säbel, 2 goldene Fingerringe, 2 ſilberbeſchlagene Tabakspfeifen c. mit ſich genommen. Die mißhandelte Amthausköchin von Schwaben verſchied am 4. d. früh in Folge der erhaltenen Meſſerſtiche am Kopf, Hals und im Unterleibe, der Gerichtsdienersgehilfe Wind erhielt mehrere Meſſerſtiche am Kopf, es wurde ihm ein Auge herausgeſtochen, ein Ohr abgeſchnitten, dann drei Stiche im Unterleib beigebracht, und die Hände wurden ihm ſo zerſchnitten, daß kein Finger derſelben mehr ganz iſt, derſelbe iſt zwar noch nicht geſtorben, wird aber kaum mit dem Leben davon kommen.

Einzelnachweise

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 87 (Digitalisat).
  2. Eugen Hartmann: Statistik des Königreiches Bayern. München 1866, S. 378.
  3. L. Heilmaier, Evenhausen: Die Geschichte Isens bis zum 11. Jahrhundert. Die christliche Mission unter den Bajuwaren. In: Die Heimat am Inn. Sammelblätter zur Heimatgeschichte und Volkskunde. Mitteilungsblatt des Historischen Vereins Wasserburg am Inn und Umgebung. In zwangloser Folge erscheinende Beilage zum „Wasserburger Anzeiger“. 11. Jahrgang, Nr. 5, 1937, S. 7.
  4. P. Romuald Bauerreiß: Irische Frühmissionäre in Südbayern.
  5. Alois Huber: Geschichte der Einführung und Verbreitung des Christenthums in Südostdeutschland: Baioaren-Zeit: Christianisirung Altbaioariens, Band 3. Zaunrith 1874, S. 393.
  6. Franz Xaver Paulhuber: Geschichte von Ebersberg und dessen Umgegend in Oberbayern: von dem religiösen Standpunkte aus aufgefaßt, und dargestellt in steter Verbindung mit der Geschichte des Heidenthumes, der Einführung des Christenthumes und der Wirksamkeit der religiösen Orden in Bayern; mit 4 lithographischen Bildern, Charte der nächsten Umgegend und Stammtafel. Lutzenberger, Burghausen 1847, S. 344 bis S. 345.
  7. Joseph Clemens, Bischof von Freising und Regensburg, verleiht nach dem Tod des Bischofs Albrecht Sigmund von Freising und Regensburg an Hans Prändl, Bauer aus Zellershub, einen Hof in Zellershub; S: Joseph Clemens, Bischof von Freising, 13. September 1686. BayHSta, Hochstift Freising Urkunden 2162.
  8. Sammler aus Leidenschaft: Rupert Fruth und Christian Eberl im Sattler-Archiv. Münchner Merkur, 5. April 2016.
  9. a b Vermischte Nachrichten: Raubüberfall in Zellershub. Augsburger Tageblatt, 17. Dezember 1837.
  10. a b Rühmlichster Diensteifer. Münchner Tagspost, 18. Dezember 1837.
  11. Vermischte Nachrichten. In: Kaiserl. Königl. privilegirte Salzburger Zeitung, 27. Dezember 1837, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sza
  12. Fürther Tagblatt: General-Anzeiger für Fürth und Umgegend. 8. September 1838, S. 285.
  13. Fürther Tagblatt: General-Anzeiger für Fürth und Umgegend. 18. September 1838, S. 314.
  14. Joseph Heyberger: Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern; mit einer Uebersichtskarte des diesseitigen Bayerns in 15 Blättern / 5,1. Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, S. 325.
  15. Müllers Großes Deutsches Ortsbuch, 2021. Kostenlos abrufbar in der Wikipedia Library.
  16. Isener Primizianten des 19. und 20. Jahrhunderts. Juli 2009, S. 2.
  17. Jahresbericht über das K. humanistische Gymnasium, Rosenheim, für das Schuljahr 1896/97. VI. Klasse, Anzahl der inskribierten Schüler. S. 19 (PDF; 8,6 MB).

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Raubüberfall in Zellershub. Vermischte Nachrichten. Augsburger Tageblatt, 17. Dezember 1837.jpg
Raubüberfall in Zellershub. Vermischte Nachrichten. Augsburger Tageblatt, 17. Dezember 1837

Vermischte Nachrichten. Am 3. Dez. (1837), unter dem vormittågigen Gottesdienst, brachen bei einem Bauern zu Zellershub (Ldg. Erding) 2 Räuber gewaltsam ein. Der Bauer und seine Tochter wurden von den Räubern auf die grausamste Weise mißhandelt und ihnen Hände und Füße zusammengebunden. Sodann raubten sie in baarem Geld 216 fl. und verschiedene Effekten Der eine dieser Räuber wurde am nåmlichen Tage Abends durch einen Gendarm arretirt, und ihm bei der Arretirung ein geladenes Pistol abgenommen , womit er den Gendarm erschießen wollte. Bei deſſen dessen Visitation fanden sich noch mehrere der gestohlenen Effekten vor.
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Raubüberfall in Zellershub. Münchner Tagspost, 18. Dezember 1837

(Rühmlichſter Dienſteifer.) Am 3. ds. Mts. (3. Dezember 1837) ereignete ſich im Landgerichtsbezirke Erding folgende wirklich intereſſante Begebenheit. Während des Gottesdienſtes wurde in das Haus des Georg Wandler zu Zellershub gewaltſam eingebrochen. Die Räuber banden den Bauern Hände und Füße und verwundeten ihn mit mehreren Meſſerſtichen. Nicht ſchonender gingen ſie mit ſeiner Tochter um, u. nachdem ſie dieſe beiden ſich unſchädlich gemacht, begannen ſie ihre Plünderung, nahmen 200 f. an Geld und bei 100 Ellen Leinwand, ließen die auf grauſame Art behandel­ ten Perſonen mit Blut und Wunden im elendigſten Zuſtande liegen und ergriffen die Flucht. Allein die Gendarmerie war ihnen nicht nur bald auf der Spur, ſon­ dern der ſchon bald ſechzigjährige, wahrhaft ausgezeichnete Gendarm zu. Pferd, Mathias Oberhausleitner der Station Hohenlinden, nahm am näm­ ichen Tage noch den Anführer, den berüchtigten Iſaak Hauswirth, in Verhaft. Dieſer im Dienſte des Staates ergraute Gendarm bewies ſeinen Muth neuerdings durch Ueberwältigung dieſes mit ſcharf geladuner Piſtole verſehe-
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nen, von letzter That noch blutigen Miſſethäters, und hat ſich dadurch, ſo wie durch viele andere Entdeckungen und Verhaftungen, wobei er jeder Ge­ fahr ſeines Lebens trotzte, in der ganzen Gegend beliebt, und aller Ehre und

Belobung würdig gemacht.
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