Zehlendorf (Schiff)
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Das Fahrgastschiff Zehlendorf der Teltower Kreisschiffahrt, das auf der Teltow-Werft vom Stapel lief, war 1927 das erste durchgehend elektrisch geschweißte Binnenfahrgastschiff in Deutschland.[1]
Geschichte
Unmittelbar nach ihrer Gründung hatte die Teltowkanal AG ihren seit 1906 bestehenden Bauhof in Zehlendorf am Teltowkanal in die Teltow-Werft umgewandelt und damit begonnen, innovative Schweißverfahren zu testen, weiterzuentwickeln und für Schiffsneubauten einzuführen. Nach Versuchen und dem Bau mehrerer Bauschuten im Schweißverfahren entstand 1927 das erste deutsche durchgehend geschweißte Fahrgastschiff. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Schiffskörper grundsätzlich durch Nieten zusammengefügt.
Das Schiff
Die Zehlendorf wurde mit zwei Dieselmotoren als Antriebsmaschinen gebaut, die direkt auf je einen Propeller wirkten. Die Motoren hatten eine Leistung von je 100 PS. Es hatte einen flachen Boden, eine Länge von 32,60 Meter und eine Breite von 6,02 Meter. Der Tiefgang betrug maximal 1,20 Meter. Ursprünglich wurde das Schiff für 500 Passagiere gebaut, aufgrund der großen Kundenbeliebtheit wurde es später um 8 Meter verlängert und für 730 Personen zugelassen. Die Teltower Kreisschiffahrt legte bei diesem Schiff das erste Mal besonderen Wert auf die Innenausstattung mit hochwertigeren Stühlen und Tischen statt der bisher auch auf Fahrgastschiffen üblichen einfachen Holzbänke.[2] Zudem hatte die Zehlendorf einen vollständig geschlossenen Decksalon.
Trivia
Die Zehlendorf, wegen der beliebten und gemütlichen Ausstattung im Volksmund „Kaffee Vaterland“ getauft, war jahrelang das beliebteste und größte Ausflugsschiff auf den Berliner und Brandenburger Gewässern. Das Schiff trug als einziges auf den Gewässern um die Hauptstadt zwei Schornsteine – noch Dampferschornsteinen ähnlich – mit dem Reedereizeichen der Teltower Kreisschiffahrt. Die Berliner nannten es deshalb auch „Tee mit etwas Rum“, denn die Schornsteinmarke bestand aus dem großen lateinischen Buchstaben T in einem Kreis.
Verbleib
Die Zehlendorf, das nach seinem Fassungsvermögen größte Fahrgastschiff seiner Zeit, wurde wegen ihrer Geräumigkeit während des Zweiten Weltkrieges als schwimmendes Büro auf dem Hohenzollernkanal, auf der Oder und auf der Weser genutzt. Zum Kriegsende wurde es im Mittellandkanal auf Grund gesetzt. Ende der 1940er-Jahre wurde es gehoben und lag in Minden. Von dort kam es nach Münster, wo es erneut sank. 1955 wurde es zum Abwracken verkauft.[3]
Siehe auch
- Liste von Schiffbauten der Teltow-Werft
Literatur
- Kurt Groggert: Personenschiffahrt auf Havel und Spree. Berliner Beiträge zur Technikgeschichte und Industriekultur, Bd. 10, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1988, ISBN 3-7759-0153-1
- Karola Paepke, H.-J. Rook (Hrsg.): Segler und Dampfer auf Havel und Spree. 1. Auflage, Brandenburgisches Verlagshaus, 1993, ISBN 3-89488-032-5
- Dieter und Helga Schubert: Fahrgastschifffahrt in Berlin. In der Reihe: Bilder der Schifffahrt. Sutton-Verlag, Erfurt 2007, ISBN 978-3-86680-120-2
Weblink
- Seite mit Abbildung der Zehlendorf auf berliner-dampfer.de
Einzelnachweise
- ↑ Jan Feustel, Horst Köhler: Lebensader durch Sumpf und Sand, … S. 57f.
- ↑ Kurt Groggert: Personenschiffahrt auf Havel und Spree Berliner Beiträge zur Technikgeschichte und Industriekultur, Bd. 10 S. 191 f.
- ↑ Kurt Groggert: Personenschiffahrt auf Havel und Spree Berliner Beiträge zur Technikgeschichte und Industriekultur, Bd. 10, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1988, S. 290 f.
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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
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Flagge Deutschlands mit einem Seitenverhältnis von 3:2, anstelle von 3:5. Die 3:2-Version wurde vom Deutschen Bund und der Weimarer Republik verwandt.
National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1933 bis 1935.
Erkennungsflagge für deutsche Handelsschiffe in den Jahren 1946 bis 1950.
Bildmontage der ehemaligen Teltow-Werft am Teltowkanal. Die Werft ging aus dem 1906 beim Kanalbau angelegten Bauhof mit dem noch vorhandenen Bauhafen hervor, in dem in der Treidelzeit des Kanals die Treidellokomotiven gewartet wurden. Um die Lokomotiven von der Kanal-Südseite auf die Nordseite zu führen, wurde die Teltow-Werft-Brücke (im Bild rechts) angelegt. Diese Brücke am Kilometer 11,40 wurde auch von Fußgängern und Radfahrern genutzt. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wurde sie, wie nahezu alle Kanalbrücken und die Betriebseinrichtungen der Treidelbahn, zerstört. In der Zeit der deutschen Teilung wurde wenige Meter weiter westlich der früheren Brücke eine Behelfsbrücke für den ehemaligen Kolonnenweg der Grenztruppen der DDR gebaut, die Anfang der 1990er-Jahre abgerissen wurde. Seit 2002 gibt es eine Interessenvertretung zum Wiederaufbau der Teltow-Werft-Brücke zur besseren Vernetzung des Umlandes. Zudem bestand hier eine Treidelbrücke über der Einfahrt zum Bauhafen (im Bild links). Im Westen grenzt die Brandenburger Gemeinde Kleinmachnow an das Berliner Werftgelände. Hier entstand 1997 das angrenzende Wohnstift Augustinum Kleinmachnow. Die Werft mit dem Bauhafen und verschiedenen denkmalgeschützten Gebäuden (unter anderem ein zweigeschossiges Direktorenhaus im Landhausstil) und das östlich angrenzende ehemalige Kraftwerk Schönow gehören zu Berlin-Zehlendorf.