Zahnpflegekaugummi

Xylitol Kaugummis

Zahnpflegekaugummis sollen durch die Kaubewegung den Speichelfluss anregen, um die für Zähne schädlichen Säuren zu neutralisieren. Einige Produkte enthalten auch Zusatzstoffe, die die Remineralisierung fördern, oder Verfärbungen entgegenwirken sollen. Üblicherweise sind Zahnpflegekaugummis zuckerfrei und werden von einigen Anwendern verwendet, wenn keine Möglichkeit zum Zähneputzen besteht, können jedoch – wie Untersuchungen bestätigen – das Zähneputzen nicht ersetzen.

Kaumasse

Nach Angabe von Roland Frankenberger, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung[1], besteht die Grundsubstanz sogenannter Zahnpflegekaugummis in der Regel aus einer nicht näher spezifizierten Kaumasse auf Kunststoff-Basis, also einer synthetisch erzeugten Polymer-Verbindung auf Basis von Kunststoff.[2][3]

Für Kaugummi sind insbesondere Eigenschaften, wie Elastizität, Formbarkeit, Konsistenz und chemische Beständigkeit entscheidend, sowie technische Eigenschaften, die eine industrielle Verarbeitung und Verpackung ermöglichen.

Wirkungsweise

Bei der Nahrungsaufnahme beginnt der Speichel durch darin befindliche Verdauungsenzyme bereits im Mund mit der Aufspaltung der Nährstoffe. Niedermolekulare Kohlenhydrate, wie sie zum Beispiel in Brot enthalten sind, werden in einfache Zucker zerlegt. Sobald diese Einfachzucker den im Mund befindlichen Plaque-Bakterien zur Verfügung stehen, verstärken diese ihre Stoffwechselaktivität und produzieren Milchsäure. Diese Säure löst Mineralien aus dem Zahnschmelz und ist auch Hauptursache für Mundgeruch. Der Zucker selbst nimmt an der Kariesbildung nicht teil. Zahnpflegekaugummis sollen diesem Prozess entgegenwirken, indem nach der Mahlzeit, durch das Kauen weiterhin Speichel produziert wird. Da Speichel leicht alkalisch ist, trägt er zur Neutralisierung von Milchsäure bei.

Wenn sich bereits Plaque an den Zähnen befindet, entsteht in den ersten fünf bis zehn Minuten nach dem Essen ein saurer pH-Wert im Mundraum. In dieser Phase kann der Speichelfluss mit einem Kaugummi angeregt werden. Dadurch wird die Säure neutralisiert und die Zähne werden weniger stark angegriffen. Zur Karies-Prophylaxe ist ein Kaugummi also sinnvoll, Säureschäden dagegen kann er nicht beheben.[4]

Ein Test in der Zeitschrift Öko-Test zeigt, dass nicht einmal 20 Prozent des Zahnbelags nach dreiminütigem Kauen entfernt wurden. Dagegen entfernt das Zähneputzen mit einer Zahnbürste ca. 70 bis 90 Prozent des Belags.[5] Zahnpflegekaugummis können Zähneputzen demnach nicht ersetzen.

Inhaltsstoffe

Kaugummis werben, ähnlich wie Spezialzahnpasta oftmals mit speziellen Inhaltsstoffen. Doch wie unabhängige Fachleute deren Wirksamkeit einschätzen, ist dem Endverbraucher in der Regel nicht bekannt.

Mikrogranulate

Thomas Attin[6], Experte für Zahngesundheit, äußerte sich in einem Interview des Spiegel zu diversen Inhaltsstoffen von Zahnpflegekaugummis. Nach seiner Einschätzung sind Mikrogranulate nicht dazu geeignet die Zähne zu säubern. Weicher Belag könne möglicherweise ein wenig abgetragen werden, aber bestimmt kein fest haftender Teebelag zum Beispiel. Darüber hinaus ist eine Wirkung außerhalb der Kaufläche nicht vorstellbar. Attin gibt an, entsprechende Studien hätten keinen nennenswerten Einfluss des Kaugummikauens auf die Entfernung von Plaque oder Speiseresten nachweisen können. Zahnpflegekaugummi könne daher auf keinen Fall das Zähneputzen ersetzen.[7]

Xylit

Die Zahnpflegekaugummis sind teilweise mit Xylit gesüßt, welches als der beste Zuckeraustauschstoff gilt, weil es als nur sehr schwach kariogen gilt. Für eine finnische Studie wurden 170 Kinder aufgefordert, dreimal täglich nach den Mahlzeiten zuckerfreien Kaugummi zu kauen. Bei den regelmäßig Kaugummi kauenden Jungen und Mädchen wurden nach zwei Jahren im Durchschnitt 45 Prozent weniger neue Kariesschäden als bei den Kindern einer Kontrollgruppe entdeckt. Dabei wurden Kaugummis verwendet, die zu 100 % mit Xylit gesüßt waren. Die meisten in Deutschland erhältlichen Zahnpflegekaugummis enthalten hauptsächlich Sorbit und nur zu einem geringen Anteil Xylit. Problematisch ist, dass die harmlosen Mundbakterien durch Sorbit „ausgehungert“ werden, der Karies verursachende Streptococcus mutans, der Sorbit zu Alkohol abbauen kann, aber begünstigt wird.

Eine neuere Studie bestätigt, dass niedrige tägliche Dosen von Xylit die Menge der Zahnplaque verringern.[8]

Kalzium

Es gibt sowohl Zahnpasten als auch Kaugummis, die Kalzium verbunden mit Kasein enthalten, sogenannte CPP-ACP-Komplexe. Damit erreicht man im Speichel einen relativ hohen Kalzium-Spiegel und die Remineralisation wird gefördert, wenn Kalzium beziehungsweise Kalziumphosphat vorhanden ist. Die CPP-ACP-Komplexe haben in Studien eine gute präventive Wirkung gegen Karies gezeigt.[9]

Fluorid

Es gibt auch Zahnpflegekaugummis mit Fluorid. Bis zu einer bestimmten Menge schützt Fluorid die Zähne, indem es das durch Säuren leichter lösliche Hydroxylapatit im Zahnschmelz ersetzt. Ein Übermaß kann bei Kindern jedoch zu weißlichen oder bräunlichen Flecken auf neu durchbrechenden Zähnen führen, eine sogenannte Fluorose. Fluorid gibt es auch in Tablettenform, wobei allerdings nur etwa ein Prozent der eingenommenen Dosis im Gebiss ankommt.

Siehe auch

  • Miswak, traditionelle Form der Zahnbürste in Form eines Zweiges
  • Kauen statt putzen. Ein Kaugummi hält die Zähne sauber, auch wenn sie tagelang nicht geputzt werden. Auf: wissenschaft.de vom 15. November 2005

Einzelnachweise

  1. Startseite: Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung, abgerufen am 24. April 2021.
  2. Ohne Kunststoff Wie gut sind Bio-Kaugummis? Der Spiegel, abgerufen am 24. April 2021.
  3. Woraus besteht Kaugummi? Verbraucherzentrale Bayern, abgerufen am 24. April 2021.
  4. Kaugummis zur Zahnpflege Kein Ersatz fürs Putzen Der Spiegel, abgerufen am 24. April 2021.
  5. ÖKO-TEST:Zahnpflege-Kaugummis (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive), Oktober 1996.
  6. Prof. Dr. Thomas Attin: Klinik für Präventivzahnmedizin, Parodontologie und Kariologie, Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich, abgerufen am 24. April 2021.
  7. Kaugummis zur Zahnpflege Kein Ersatz fürs Putzen Der Spiegel, abgerufen am 24. April 2021.
  8. Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde:Wirkung von Xylit-Pastillen auf Zahnplaque und Streptococcus mutans (Memento desOriginals vom 24. Januar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zahnheilkunde.de (PDF; 61 kB), 2004.
  9. Kaugummis zur Zahnpflege Kein Ersatz fürs Putzen Der Spiegel, abgerufen am 24. April 2021.

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Xylitol chewing gum in a blue bowl (Pandora by Markku Salo for Nuutajärvi)