Zündapp KS 601

Zündapp KS 601

Die Zündapp KS 601 ist ein von Ernst Schmidt konstruiertes Motorrad, das die Zündapp-Werke GmbH, Nürnberg, in der Zeit von 1950 bis 1957 „in knapp 5000 Exemplaren“ bauten.[1] Die Maschine wurde vorwiegend mit Seitenwagen gefahren. Wegen ihres Gewichts und des durchzugsstarken Motors sowie der für sie typischen grünen Lackierung – andere Farben waren auch lieferbar – erhielt sie in einem Testbericht der bundesdeutschen Zeitschrift Das Motorrad (Heft 25/1951) den Beinamen „Der Grüne Elefant“, der zu einem festen Begriff wurde. Im Januar 1956 trafen sich KS-601-Fahrer – unter ihnen der Motorradjournalist Ernst Leverkus, genannt „Klacks“ – an der Solitude-Rennstrecke zum ersten Elefantentreffen, das seitdem jedes Jahr unter diesem Namen stattfindet.

„KS“ steht ursprünglich für „Kardan Sport“, die KS 601 war das letzte Zündapp-Modell mit Kardanantrieb. Dieses gängige Kürzel wurde später auch für andere Konstruktionen bei Zündapp verwendet.

Allgemeine Beschreibung

Zündapp KS 601 bei der Oldtimerrallye 2005 in Recke

Die KS 601 hat einen 2-Zylinder-Boxermotor mit hängenden Ventilen und untenliegender Nockenwelle (OHV), Hubraum 597 cm³, Höchstleistung 20,6 kW (28 PS) bzw. 24,8 kW (33,5 PS) beim Modell „KS 601 S“. Im Gegensatz zum Vorgängermodell KS 600 mit Pressblech-Kastenrahmen hat die KS 601 einen Doppelrohrrahmen mit vier Befestigungspunkten für den Seitenwagen. Eine Besonderheit der Teleskopgabel ist der zentrale hydraulische Stoßdämpfer, der zwischen den beiden Gabelbeinen vor dem Lenkkopf platziert ist. Das Hinterrad hat eine Geradwegfederung mit „Gummistoßdämpfer“.[2] Diese Bezeichnung ist inkorrekt, weil diese nur als Anschlag dienen und nicht gedämpft wird.

KS 601 EL

Eine Ausführung mit hinterer Schwinge gab es gegen Produktionsende[3] unter der Bezeichnung „KS 601 Elastic“ bzw. „KS 601 EL“ für den Export in die USA. Im rechten Schwingarm lief die Kardanwelle. Diese Ausführung hatte 18"-Räder und einen USA-typischen breiteren hochgezogenen Lenker; in der Werbung gab der Importeur ein Verdichtungsverhältnis von 8 : 1 (wahlweise), eine Motorleistung von über 35 HP und eine Höchstgeschwindigkeit von über 100 mph an. In der USA-Werbung wurde sie als 600cc Supersport bezeichnet und war auch metallic-blau lackiert erhältlich. Diese Daten gelten auch für das vorher exportierte Modell mit Hinterrad-Geradwegfederung.

Technische Daten

ModellKS 601KS 601 Sport
MotorZweizylinder-Viertakt-Boxermotor
Hubraum597 cm³
Bohrung × Hub75 mm × 67,6 mm
Ventilsteuerunguntenliegende Nockenwelle (OHV)
Nennleistung28 PS (20,6 kW) bei 4700/min32 PS (23,5 kW) bei 5500/min
Verdichtung(a)6,7 : 17,3 : 1
KühlungLuftkühlung (Fahrtwind)
Elektrische AnlageBatterie-Lichtzündanlage Noris 6 V
GemischaufbereitungBing (links 1/25/1, rechts 1/25/2)Bing (links 1/25/3, rechts 1/25/4)
Getriebe4-Gang-Duplexketten-Wechselgetriebe mit Fußschaltung
KupplungMehrscheibenkupplung
KraftübertragungDoppelgelenkkardanwelle mit Nadellagern
Rahmengeschlossener Doppelrohrrahmen
Radaufnahme vornTeleskopgabel mit zentralem hydraulischen Stoßdämpfer
Radaufnahme hintenGeradewegfederung
Radstand1415 mm
Bereifung3.50–19 vorn und hinten,
mit Seitenwagen: 4.00–19 hinten
BremsenTrommelbremse vorn und hinten (Ø 230 mm)
Leergewicht224 kg208 kg
Tankinhaltca. 14,5 l
Normverbrauch(b)5,3 l/100 km5,8 l/100 km
Höchstgeschwindigkeit (solo)(c)ca. 140 km/hca. 155 km/h
Preis3125,00 DM3225,00 DM
(a) Im deutschen Herstellerprospekt „Zündapp Motorräder 1955“ ist für die KS 601 als Verdichtungsverhältnis 1 : 6,5 angegeben, die Federung wird dort als „Teleskop-Allradfederung“ bezeichnet.
(b) Im Gespannbetrieb lag der tatsächliche Verbrauch bei ca. 10 l/100 km
(c) Im deutschen Herstellerprospekt „Zündapp Motorräder 1955“ ist angegeben „Höchstgeschwindigkeit bis 130 km/h (sitzend), bis 140 km/h (liegend), mit SW bis 100 km/h“ und für die KS 601 Sport „bis 140 km/h (sitzend), bis 150 km/h (liegend), mit SW bis 110 km/h“.

Motorsport

„Besonders mit Beiwagen stellte die ... KS 601 ihre Klasse unter Beweis und gewann von 1955 bis 1960 ununterbrochen die Deutsche Geländemeisterschaft in der großen Gespannklasse“.[4]

Quellen

  • Ernst Leverkus: Die tollen Motorräder der 50er Jahre, 8. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-87943-849-8
  • Katalog 100 Motorräder in Wort und Bild, Verlag für Handel und Wirtschaft – Müller & Co., München 1952

Literatur

  • Reiner Scharfenberg: Zündapp KS 601. Eine Legende - Der "Grüne Elefant (= MOTORRAD Profile, Nr. 1), Herausgeber: Flugzeug-Publikations GmbH, Illertissen.
  • Insbesondere die Werksjubiläumsbücher, die im Artikel Zündapp aufgeführt sind.
  • Reiner Scharfenberg: Zündapp KS 601. A Legend on Wheels - The Green „Elephant“. Schiffer Publishing, 2001. ISBN 978-0-7643-1291-5

Weblinks

Commons: Zündapp KS601 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ulrich Kubisch: Zündapp - Aufstieg und Niedergang. Nicolai, Berlin 1986, ISBN 3-87584-176-X, S. 123. - Nach Scharfenberg jedoch 5003.
  2. Zündapp-Prospekt (Faltblatt Nr. 2265) von 1957
  3. Ulrich Kubisch zeigt ein bereits auf Februar 1954 datiertes Bild einer KS 601 mit Hinterradschwinge in seinem Buch: Zündapp - Aufstieg und Niedergang, 1986, ISBN 3-87584-176-X
  4. Ulrich Kubisch: Zündapp - Aufstieg und Niedergang. Nicolai, Berlin 1986, ISBN 3-87584-176-X, S. 115

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KS601-Steinbeck2005.JPG
(c) Ruecki, CC BY-SA 3.0
Zündapp KS 601 - Oldtimerrallye Recke-Steinbeck 2005
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ZweiRadMuseumNSU Zuendapp KS601.JPG
Autor/Urheber: Joachim Köhler, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Motorbike "Zündapp KS601" (1953) "The green elephant" at the de:Deutsches Zweirad- und NSU-Museum (597 cm³, Zweizylinder-Boxermotor, 28 PS bei 4.700 U/min, 130 km/h)