Yvelle Gabriel

Yvelle Gabriel (* 19. Januar 1969 als Boris Alexander Kehl in Mainz) ist ein deutscher Glaskünstler, bildender Künstler, Grafiker und Performancekünstler.

Leben

Gabriel wuchs in Rheinhessen auf, besuchte das Gymnasium zu St. Katharinen in Oppenheim und wurde 1990 zum Lithografen und Grafiker vor dem Mainzer Theater gegautscht. 1991 gründete er sein erstes künstlerisches Grafikstudio, 1993 die DNK Werbeagentur sowie 1999 als geschäftsführender Gesellschafter die DNK+W Werbeagentur[1] auf dem Kupferberg in Mainz. Nach einem eingreifenden Erlebnis verkaufte er seine Agenturanteile und nahm 2001 seine Passion als freischaffender Künstler Yvelle auf. Von 2003 bis 2014 arbeitete er unter seinem im Pass eingetragenen Künstler- und Ordensnamen „Yvelle von Alzheim“. Nach Aufenthaltsjahren in Lanzarote, Neuseeland und der Vulkaneifel lebt Gabriel mit seiner Familie in einer Hofreite an der Lahn und pendelt zwischen seinen Ateliers in Israel,[2] den Derix Glaswerkstätten in Taunusstein und seiner Geburtsstadt Mainz.

Werk

Charakteristisch für Gabriels Kunst, die sich zwischen Figuration und Abstraktion bewegt, ist der Einsatz kräftiger Primärfarben bei einer expressiven Malgeste mit narrativen und symbolischen Versatzstücken. Anfänglich kombinierte Gabriel ausdrucksstarke Performancekunst (u. a. Festspielhaus Worms,[3] Degussa Innovation Award[4] in Düsseldorf) mit expressiven Malereien auf Leinwand, um nachfolgend seine künstlerischen Techniken zu erweitern.

2001 entstand gemeinsam mit der F&E Abteilung der Röhm Plexiglas in Darmstadt seine erste „Transplexierung“[5], ein Glasmosaik aus 2.500 Farbquadraten in 12 Farben mit den Maßen 3 × 3 cm. Anders als im später folgenden Richter-Fenster arbeitete Gabriel viele Jahre zuvor nicht mit einem Zufallsgenerator, sondern zerlegte dabei ganz bewusst konzeptionell seine großformatig expressive Malerei „Auge der Weltenseele“ künstlerisch am Computer in einzelne Pixelbausteine, die er danach per Laser zuschnitt und nach einer exakten Blaupause auf einer großen Plexiglas-Trägerscheibe zu einem leuchtenden Glasmosaik ohne dunkle Zwischenruten verklebte, welches das ursprüngliche Originalgemälde künstlerisch transformiert abbildete. Er durfte dabei vertraglich bundesweit als einziger Künstler die Wortmarke „Transplexierung“[6] führen. 2003 erarbeitete er überdimensionale Linolschnitte für das Gutenberg-Museum in Mainz.

Im Jahre 2006 entwickelte Gabriel erstmals für die Ausstellungsräume[7] der Stadtbibliotheken Mainz seine Kunstart der „Typometamorphose“: In kraftvollen Buchstabenverwirbelungen des renommierten Meisterbuches ließ er aus den Texten der Sammlung deutscher Lyrik und Prosa ganz eigene Formen entstehen. Neuartig ist dabei die Vorgehensweise des Künstlers im 21. Jahrhundert: Gabriel verbindet sich dabei fordernd, fast seismographisch sinnlich fühlend mit der Seelenkraft der jeweiligen deutschen Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts: Er setzt zunächst ihre Texte in verschiedenen Computerprogrammen, ähnlich dem künstlerischen Prozess des „Automatischen Schreibens“, unmittelbar zu gewaltigen Buchstabeneruptionen zusammen, welche er danach in großen Papierformaten ausdruckt und mit verschiedenen Leimmixturen auf Leinwände verklebt. Diese Ur-Matrix seiner Typometamorphose wird von Gabriel später im Prozess mit verschiedenen Mischtechniken von Malerei- und Zeichentechniken expressiv weiter bearbeitet, endfixiert und als eigenständiges Kunstwerk signiert. In der Weiterentwicklung arbeitete Gabriel auch mit ersten Typometamorphosen von Texten der klassischen Weltliteratur, welche nunmehr in ganz verschiedenen Sprachen auf seinen Leinwänden ineinander flossen. Zusätzlich erhielt jede Typometamorphose in den Ausstellungsvitrinen eine akustische Klanginstallation mit Kopfhörern, in welcher der Besucher die Buchstabenverwirbelungen audiovisuell nachvollziehen konnte.

Im Jahre 2008 wurde seine Typometamorphose „Die Verwandlung“[8] von der Deutschen Kafka Gesellschaft nominiert und über mehrere Jahre in verschiedenen Ausstellungen "Kafka in der zeitgenössischen Kunst" in Osteuropa gezeigt. Zum 50. Todesjahr von Hermann Hesse konzipierte er für das Hesse Museum in Calw die Einzelausstellung von 50 Typometamorphosen und Kalligrafien[9] aus den bedeutendsten Werken des deutschen Schriftstellers.

Interreligiöses Gesamtkunstwerk für die neue Synagoge des Chaim Sheba Medical Centers in Israel, Yvelle Gabriel 2018

2012 entdeckte Gabriel seine Liebe zur Glaskunst.[10] Mit seinen durchaus monumentalen Glasmalereien gestaltete er seitdem u. a. 2012 den Raum der Stille im Kinderhospiz Bärenherz in Wiesbaden,[11] 2014 das Foyer des Kinderhospizes Sterntaler,[12] 2015 die katholische Kapelle zum Sonnengesang[13] im neuen Caritas Zentrum in Mannheim sowie bundesweit viele weitere künstlerische Arbeiten in Hospizen, Kapellen und Räumen der Stille. Ein besonderes Anliegen des Künstlers, das sich in seinem Werk niederschlägt, ist interreligiöser Dialog und Versöhnung. So arbeitete Gabriel intensiv von 2011 bis 2018 an der Verwirklichung seiner deutsch-israelischen Versöhnungskunst, einem konzeptionell sakralen Gesamtkunstwerk in der neuen Synagoge des Chaim Sheba Medical Centers in Israel, das am 17. Mai 2018 mit 20 Rabbinern sowie einem bundesweiten Fernsehbeitrag des ZDF Heute-Journals eingeweiht wurde.[14] Ebenfalls im Mai 2018 wurde sein monumentales Wandrelief in der Mainzer Stadtbibliothek vom Kulturdezernat der Stadt Mainz eingeweiht[15] Im Dezember 2018 erfolgte die Einweihung des weltweit ersten Glastriptychons mit der theologischen Thematik "Kosmischer Christus" in der katholischen Erlöserkapelle[16] im Bistum Mainz, welches Gabriel offiziell der Rehabilitation von Teilhard de Chardin durch den päpstlichen Kulturrat widmete.

Mystische Lichtsphären im neuen unterirdischen Friedhof in Israel, Yvelle Gabriel 2019

2019 erschuf Gabriel zehn sakral-monumentale Lichtobjekte für den weltweit bisher einzigartigen unterirdischen Friedhof HarHamenuchot, 50 Meter tief unter dem israelischen „Berg der Ruhenden“.[17] Seine über 3 Meter großen Lichtsphären basieren auf einer Weiterentwicklung des platonischen Körpers Dodekaeder: Jeweils zwei miteinander verbundene Kugelsphären aus Leichtmetall und Kathedralglas collagieren sich zu einer mystischen Gesamtkomposition aus Licht und Farbe, die sinnbildlich für den Künstler die Aura des Sonnenplasmas in die gewaltigen Katakomben bringt. Am 30. Oktober 2019 erfolgte die feierliche Einweihung der sakralen Kunstobjekte Gabriels durch die beiden führenden Chef-Rabbiner des Staates Israel, in Begleitung der deutschen Botschafterin Frau Dr. Susanne Wasum-Rainer und des Filmteams der ARD Tagesschau. Der ARD Filmbeitrag wurde mehrmals bundesweit gesendet.[18]

Im Dezember 2019 erfolgte die Feuerweihe seiner neuen Friedenskapelle in Mannheim,[19] gemeinsam mit Weihbischof Dr. Peter Birkhofer. Gabriel gestaltete hierbei erstmals die gesamte sakrale Innenarchitektur der Kapelle mit geometrischem Bodenornament, alle sakralen Holzkunstobjekte, die große Altarwand mit dahinter liegender Sakristei sowie die gesamte Glaskunst des Sakralraumes. Im Jahre 2020 folgten unmittelbar die künstlerischen Auftragsarbeiten für die neue Kapelle St. Hildegard in Düsseldorf[20] sowie die neue Caritas-Kapelle in Weimar.[21] Alle drei neuen künstlerischen Ausführungen bilden innovativ konzeptionelle Grundsteine für ganz neue multifunktionale Kapellen mit direkter Anbindung an neue Zentren, Wohnkomplexe sowie Stadtteile.

Weblinks

Belege

  1. DNK + W Werbeagentur GmbH, Mainz - HRB 7066 Amtsgericht Mainz. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  2. Ein leuchtendes Zeichen für deutsch-israelische Freundschaft. 26. Mai 2018, abgerufen am 17. Juli 2018.
  3. Kultur gegen Rechts. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  4. Degussa Innovation Award 2001 - Video Dailymotion. 27. Juni 2015, abgerufen am 17. Juli 2018.
  5. Nachweis S. 17, internationales Magazin Plexiglas®, 2002. Abgerufen am 2. März 2021.
  6. Urkunde Transplexierung®, Deutsches Markenamt 2001. Abgerufen am 2. März 2021.
  7. Mainzer Ausstellungsarchiv 2006. Bibliotheken Mainz, abgerufen am 2. März 2021.
  8. Bernstein Verlag: Kafka in der zeitgenössischen Kunst. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  9. Sparkasse Pforzheim Calw: Yvelle von Alzheim zeigt "Typometamorphosen" | Hermann Hesse. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  10. Heilende Kunst – Interview mit dem Glaskünstler Yvelle Gabriel | Sein.de. In: Sein.de. 1. August 2013 (sein.de [abgerufen am 17. Juli 2018]).
  11. Kinderhospiz Bärenherz: Raum der Stille. Abgerufen am 17. Juli 2018.
  12. Kinderhospiz Sterntaler in Dudenhofen erweitert: Ein Tag wie kein anderer | Startseite | Herzenssache. In: swr.online. (swr.de [abgerufen am 17. Juli 2018]).
  13. Sonnengesang in Glas gebannt. 4. Januar 2017, abgerufen am 17. Juli 2018 (deutsch).
  14. Mit Kunst Gräben überwinden. (zdf.de [abgerufen am 17. Juli 2018]).
  15. VRM GmbH & Co. KG: Mainzer Künstler Yvelle Gabriel gestaltet Fenster einer Synagoge in Israel. (allgemeine-zeitung.de [abgerufen am 17. Juli 2018]).
  16. Wormer Allgemeine Zeitung, "Hospiz muss mittendrin sein". Abgerufen am 2. Juli 2019.
  17. Kunst aus Deutschland für Mega-Friedhof in Jerusalem. In: Deutsche Welle. Deutsche Welle, 2. November 2019, abgerufen am 20. November 2019.
  18. Unterirdischer Riesenfriedhof in Jerusalem. In: ARD Tagesschau. ARD, 30. Oktober 2019, abgerufen am 20. November 2019.
  19. Einweihung Friedenskapelle Mannheim, 12/2019. Abgerufen am 2. März 2021.
  20. Einweihung Kapelle St. Hildegard, Düsseldorf 2020. Abgerufen am 2. März 2021.
  21. Einweihung Caritas Kapelle Weimar, 2020. Abgerufen am 2. März 2021.

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Gabriel HarHamenuchot 2019 Querformat.jpg
Autor/Urheber: Melanie Gabriel, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Lichtsphären des internationalen Künstlers Gabriel in dem unterirdischen Friedhof HarHamenuchot in Jerusalem
Sheba Synagogue 2.jpg
Autor/Urheber: Melanie Gabriel, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Glaskunst für die Synagoge des Chaim Sheba Medical Centers, 2018