Yu Di
Yu Di (chinesisch 玉帝, Pinyin Yù Dì oder玉皇, Yù Huáng)A[1], der Jadekaiser, ist eine der wichtigsten Gottheiten in der chinesischen Mythologie.
Der Jadekaiser wird im Daoismus als Hauptgott verehrt und gilt dort als höchstes Prinzip des Himmels. Nach daoistischer Auffassung galt der Kaiser von China als irdischer Sohn des Jadekaisers (天子Tiānzǐ, deutsch ‚Sohn des Himmels‘).
Kult
Sein Kult wurde vor allem im 11. Jahrhundert von der Song-Dynastie gefördert, und man baute zahlreiche Tempel für ihn. Er wird oft auf einem Thron sitzend mit kaiserlichen Drachengewändern dargestellt, in der Hand die Zeremonientafel. Der Jadekaiser ist einer der Drei Reinen (三清Sānqīng), die die drei reinen Himmel bewohnen.
Umfeld und Funktion
Im 17. vorchristlichen Jahrhundert hatte Kaiser Cheng Tang die Xia-Dynastie vernichtet und die Shang-Dynastie gegründet. In jener Zeit rückten der Kult des obersten Gottes „Shangdi“ (so seine Titulatur) und die Ahnenverehrung eng zusammen. Der König, so glaubte man, empfing sein Herrschermandat vom Himmel und kehrte nach seinem Tod an die Seite des „Shangdi“ zurück, wurde daher mit diesem als höchste Gottheit verehrt.
Der Jadekaiser regelte von seinem Palast im Himmel aus alle himmlischen und irdischen Angelegenheiten. Er hatte Minister, eine mächtige pedantische Verwaltung, zahlreiches Personal etc. und war somit ein Spiegelbild des konfuzianischen Systems der Staatsverwaltung. Von unten bis zur Spitze der sozialen Leiter wurden an seinem Hofe Berichte übermittelt, Lob und Tadel wurden verteilt, es gab Beförderungen und Rückstufungen, neue Götter ersetzten je nach Leistung die alten, eine Aufgabe, die von der irdischen Regierung des Kaisers per Dekret (der Kaiser entschied also letztlich über den „beruflichen“ Werdegang der Götter) oder aber von daoistischen Priestern wahrgenommen wurde, deren religiöse Konzepte inzwischen ebenso wie die des Buddhismus teilweise mit dem Konfuzianismus verschmolzen waren, vor allem, um die dort offen gelassenen metaphysischen Fragen klären zu können (was langfristig aber nicht gelang, s. Neokonfuzianismus). Einmal im Jahr, am Neujahrstag, erstatteten ihm alle Ressort-Gottheiten Bericht.
Jade
Die Titulatur „Jade-Erhabener“ ist nicht zufällig, denn die hohe kultische Wertschätzung der Jade ist ein wesentlicher Bestandteil der chinesischen Kultur. Schon früh und bereits im Neolithikum glaubte man, dass Jade es dem Menschen möglich mache, mit den Göttern in Kontakt zu treten, und verwendete sie als Medium zwischen der irdischen und der überirdischen Sphäre. Über diesen magischen Aspekt hinaus verband man damit die Vorstellung von Reinheit, Schönheit und Erhabenheit. Jade galt außerdem als Verkörperung des lichten, männlichen Yang-Prinzips innerhalb der Yin-Yang-Dualität, und sie war das Symbol für Lebenskraft. Vor allem die Identifizierung der Jade mit dem männlichen Prinzip sollte sich unmittelbar auf die spätere Verbindung von Herrscher und Jade auswirken. Der Name Jadekaiser ist aber auch aus anderen Gründen ein weiterer Beleg für seine konfuzianische Herkunft, denn im Konfuzianismus gab es schon früh einen Jadekult, aus dem sich eine regelrechte Jade-Ethik entwickelte, deren Kernsatz lautete: „Der Edle vergleicht seine Tugend mit Jade“. Aus dieser Ethik entstand dann als Spätsymptom ein relativ starres Zeremonialjade-System.
- Anmerkung
Literatur
- Yang Yang: Die Entstehung der chinesischen Jadekultur. In: Das alte China. Menschen und Götter im Reich der Mitte. Ausstellungskatalog der Kulturstiftung Ruhr. Essen 1995, ISBN 3-7774-6640-9.
- C. Blunden, M. Elvin: Weltatlas der alten Kulturen: China. 2. Auflage. Christian Verlag, München 1985, ISBN 3-88472-091-0.
- G. J. Bellinger: Knaurs Lexikon der Mythologie. Weltbild, Augsburg 2001, ISBN 3-8289-4154-0.
- F. Comte: Mythen der Welt. WBG, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-20863-0.
- R. Cavendish, T. O. Ling: Mythologie. Eine illustrierte Weltgeschichte des mythisch-religiösen Denkens. Christian Verlag, 1981, ISBN 3-88472-061-9.
- Monika und Udo Tworuschka (Hrsg.): Religionen der Welt in Geschichte und Gegenwart. Bertelsmann, Gütersloh 1992, ISBN 3-8094-5005-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Begriff Yu – 玉. In: leo.org. Abgerufen am 20. Juli 2020 (chinesisch, deutsch).