Youssef Nada

Youssef Nada (* 17. März 1931 in Alexandria) ist ein ägyptisch-italienischer Ingenieur und der Gründer der ehemaligen Firma Nada Management Organization SA, ehemals Al-Taqwa Management Organization SA.[1] Nada lebt seit 1970 in der italienischen Enklave Campione d’Italia.[2]

Beruflicher Werdegang

Nada begann seine Geschäftstätigkeit nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis. Er handelte mit Milchprodukten, leitete ein Exportbüro und schloss mit einigen österreichischen und schweizerischen Unternehmen Verträge über den Export von Milchprodukten ab. Youssef Nada kehrte an die Landwirtschaftliche Fakultät zurück und beendete sein Studium 1959. Im August 1960 beschloss Nada, aus Ägypten auszuwandern, weshalb er zunächst nach Libyen ging und arbeitete dort, bis er zum größten Zement Anbieter im Mittelmeerraum wurde.[3]

Al-Taqwa hatte ihren Sitz in Lugano, und der Firma wurde vorgeworfen, al-Qaida unterstützt zu haben.[4][5] Sein Vize bei al-Taqwa war Ali Ghaleb Himmat.[6] Er erwarb durch den Verkauf von Zement nach Libyen und Saudi-Arabien ein Vermögen.[7]

Leben/Aktivität

Er wurde in den 1950er Jahren wegen Tätigkeit für die Muslimbruderschaft verhaftet.[8]

1968 erhielt das ursprünglich für ehemalige muslimische, mit den Nazis verbündete Soldaten der SS-Division Handschar errichtete Islamische Zentrum München finanzielle Unterstützung aus Libyen über Youssef Nada.[9] Er lebte früher in Österreich.[10] Er war lange Zeit eine Art Außenminister der Muslimbruderschaft.[8] Aus Mangel an Beweisen konnte der Vorwurf, Nada habe al-Qaida unterstützt, nicht strafrechtlich relevant erhärtet werden.[11] Er sagte, Omar Suleiman sollte unter Anklage gestellt werden und verglich Husni Mubarak mit Dracula.[12]

Nada schrieb einen Artikel auf der Internetseite der Muslimbruderschaft, der die Schiiten als islamisch anerkennt.[13] Trotzdem traf er Saddam Hussein.[14]

Aufnahme in die Sanktionsliste des UN-Sicherheitsrats von 2001 und Gerichtsverfahren

Youssef Nada wurde mitsamt seinen Firmen im Jahre 2001 auf Antrag der USA auf die Sanktionsliste des UN-Sicherheitsrats aufgenommen und galt als mutmaßlicher Unterstützer von al-Qaida. In der Folge ergänzte der schweizerische Bundesrat die sog. Taliban-Verordnung um Nada und seine Firmen.[15] Damit stand er faktisch in der italienischen Enklave Campione d’Italia unter Hausarrest, da er beim Verlassen des Territoriums zwingend gegen das Einreiseverbot in die Schweiz verstoßen hätte.[11] Zusätzlich war sein Vermögen eingefroren.[16]

2007 lehnte das schweizerische Bundesgericht eine Aufhebung dieser Reisebeschränkung ab.[17] Es ging davon aus, dass die Sanktionsbeschlüsse des UN-Sicherheitsrats anderen völkerrechtlichen Verpflichtungen der Schweiz vorgehen würden. Erst nachdem er 2009 von der Sanktionsliste gestrichen wurde, hob auch die Schweiz das Einreise- und Transitverbot gegen ihn auf.[18]

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) entschied am 12. September 2012, dass die Schweiz das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens von Nada sowie seinen Anspruch auf Zugang zu einer effektiven Beschwerdemöglichkeit verletzt habe.[19] Er sprach ihm eine Entschädigung von 30'000 Franken zu.

Offizielle Website von Youssef Nada

Einzelnachweise

  1. Eintrag im Handelsregister des Kantons Tessin
  2. Terrorismo, la Svizzera aspetta un documento dall'America 15. November 2001
  3. Nadā, Yūsuf M., D. Thompson. Min dāḫil al-Iḫwān al-Muslimīn: ḥaqīqat aqwā aǧ-ǧamāʿāt al-islāmīya as-siyāsīya fī l-ʿālam. Übers. al-Šayyāl, al-Qāhira: Dār aš-Šurūq, 2017. 75–77. ISBN 978-977-09-3183-7
  4. Al Taqwa: sospetti di terrorismo non confermati 1. Juni 2005
  5. [1]@1@2Vorlage:Toter Link/www.swissinfo.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Libero D’Agostino: Nada e Himmat, a Campione „persone rispettabili“ 7. November 2001
  7. James M. Dorsey: Delisting of Islamist financier raises questions about US and UN terrorism lists Internetseite der Deutschen Welle vom 16. April 2010
  8. a b Michael Isikoff:Muslim Brotherhood strategist calls for Mubarak trial http://www.msnbc.msn.com/id/41414761/ns/world_news-mideast/n_africa/
  9. Ian Johnson: A mosque for ex-Nazis became center of radical Islam Internetseite der Pittsburgh Post-Gazette, 12. Juli 2005
  10. Gerhard Lob: „Vivo come un prigioniero“ 15. Januar 2008
  11. a b Rechtsstaatlichkeit sichern – Effektiven Rechtsschutz bei Terrorismusbekämpfung schaffen, Deutscher Bundestag, Wahlperiode 16, Drucksache 16/8903 vom 23. April 2008, PDF 81 kB
  12. Muslim Brotherhood denounces Mubarak as 'like Dracula'@1@2Vorlage:Toter Link/www.catholic.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  13. Anna Mahjar-Barducci: New Best Friends: Iran and Egypt's Muslim Brotherhood Internetseite des Hudson Institute, 13. Juni 2009
  14. Rebecca Roberts: Documentary Examines Muslim Brotherhood Internetseite des National Public Radio, 19. April 2007
  15. Verordnung vom 2. Oktober 2000 über Massnahmen gegenüber Personen und Organisationen mit Verbindungen zu Usama bin Laden, der Gruppierung «Al-Qaïda» oder den Taliban. SR 946.203
  16. René Lenzin: Fall Nada: Rüffel für den Untersuchungsrichter (Memento vom 2. August 2008 im Internet Archive) Internetseite des Tages-Anzeigers, 29. Juli 2008
  17. BGE_133_II_450 i.S. Nada gegen SECO
  18. Gerhard Lob: Youssef Nada von Terrorliste gestrichen 25. September 2009
  19. http://hudoc.echr.coe.int/sites/eng/pages/search.aspx?i=001-113118