Yazur

Yazur (arab. يازور, hebr. יאזור) war eine palästinensische Stadt 6 km östlich von Jaffa. Sie wurde bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. in assyrischen Texten erwähnt und war während der Kreuzzüge umkämpft.

Während der Fatimiden-Zeit in Palästina wurden einige bedeutende Persönlichkeiten in Yazur geboren, wie der Wesir Abu Muhammad al-Hassan al-Yazuri (gest. 1058). In moderner Zeit gilt der Gründer und Führer der Volksfront zur Befreiung Palästinas – Generalkommando Ahmad Dschibril als bekanntester Sohn der Stadt.

Heute steht auf dem Gebiet von Yazur die israelische Stadt Azor, da Yazur während des Bürgerkriegs 1947/48 größtenteils aufgegeben und zerstört wurde.

Muslimischer Schrein Shaykh al-Katananis auf dem ehemaligen Gebiet Yazurs, hier heute Teil Cholons, 2008

Geschichte

Eisenzeit

Die Stadt wird in den Annalen von Sîn-aḫḫe-eriba (704 v. Chr. bis 681 v. Chr.) als Azuro erwähnt.[1]

Mittelalter

Der Minister der Fatimiden Abu Muhammad al-Yazuri kam aus Yazur.[1] Während der Kreuzzüge im 12. und 13. Jahrhundert wechselte der Besitzer von Yazur mehrmals, bis die Mamluken schlussendlich die Herrschaft übernahmen.[1]

Osmanisches Reich

Der syrische Sufi-Lehrer Mustafa al-Bakri al-Siddiqi (1688–1748/9), der die Region im frühen 18. Jahrhundert bereiste, und Mustafa al-Dumyati (?–1764) berichteten, dass sie in einem Schrein Sayyiduna (arab. unser Meister) Haydara in Yazur besucht haben.[1] Die Stadt wurde unter dem Namen Jazour auf der Karte von Pierre Jacotin, einem französischen Geographen, im Jahr 1799 eingetragen. Am 31. März 1890 erfolgte in Yazur in Anwesenheit von İbrahim Hakkı Pascha (1890–1897 Mutesarrif von Jerusalem), Johannes Frutiger, Joseph Navon und vielen weiteren Personen wie Würdenträgern (u. a. der Großmufti von Ghazza) der erste Spatenstich für die Bahnstrecke Jaffa–Jerusalem (J&J-Linie),[2] die den Ort nordöstlich passiert.

Im Ersten Weltkrieg ging die Palästinafront zwischen den Mittelmächten und der Triple Entente von Süden kommend am 12. November 1917 mit der Schlacht am Höhenzug Mughar über Yazur hinweg, das dann Entente-Streitkräfte hielten. Die Britischen Militärbahnen in Palästina richteten den Halt Yazur ein, als sie die 1915 von osmanischen Eisenbahnern demontierten Gleise der J&J-Linie im September 1918 im Feldbahnformat einstweilen wieder in Gang setzten.[3]

Karte Yazurs aus den 1940er Jahren

Britisches Mandat

Die Stadt wurde in vier Quartiere aufgeteilt, jedes für je einen der Clans, die in der Stadt lebten. Während dieser Zeit wurden mehrere Volkszählungen durchgeführt, die ergaben, dass im Jahr 1922 in Yazur 1284 Muslime lebten.[4] 1931 waren es schon 2337 Einwohner in 419 Häusern.[5] Bis ins Jahr 1945 wurden es 4030 Einwohner, wovon eine Anzahl von 20 Personen arabische Christen waren.[6]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Während der Bürgerkriegszustände im heutigen Palästina in den Jahren 1947/48 wurde Yazur mehrmals von pro-zionistischen, bewaffneten Gruppen angegriffen. Dabei wurden Gebäude in die Luft gesprengt und später wurde die Stadt sogar mit Mörsern und Maschinengewehren attackiert.[7]

Kurz vor Ausbruch des Palästinakriegs, aus dem der heutige Staat Israel entstand, wurde die Stadt aufgegeben. Durch eine Offensive der Hagana, die sich gegen eine Gruppe von Dörfern östlich von Jaffa, darunter Yazur, richtete, wurden die Bewohner vertrieben. Das Ziel dieser Räumung war, den Weg nach Lydda für die jüdischen Truppen zu öffnen.[8]

Einzelnachweise

  1. a b c d W. Khalidi, Palestine Reborn, London, Tauris 1992, S. 261.
  2. Anthony S. Travis, On Chariots with Horses of Fire and Iron, Jerusalem, Magnes Press, 2009, S. 33f. ISBN 978-965-91147-0-2.
  3. Schulammit Widrich (שׁוּלַמִּית וִידְּרִיך), תחנת הרכבת ובית המכס (22. September 2022), auf: תל.אביב.פדיה - האנציקלופדיה העירונית; abgerufen am 27. März 2023.
  4. J.B. Barron, 1923, Table VII, Sub-district of Jaffa, S. 20. (PDF; 18 MB)
  5. E. Mills: Census of Palestine 1931. Population of villages, towns and administrative areas. 1932, S. 16.
  6. Department of Statistics, 1945, S. 28. (JPG-Datei)
  7. W. Khalidi, Palestine Reborn, London, Tauris 1992, S. 261–2.
  8. HGS\Operations to Alexandroni, etc., "Orders for Operation "Hametz", 26 Apr. 1948. IDFA 6647\49\\15. Zitiert in Morris, The Birth of the Palestinian Refugee Problem Revisited, 2004, S. 217/286.

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Holon, Israel.
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A 1940s map of the area of Yazur from the Survey of Palestine. This map is part of a series of historical maps used for comparison, showing the same area, showing the same area, made with help from Palestine Open Maps. Related files include:

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