Yaak Karsunke
Yaak Karsunke (* 4. Juni 1934 in Berlin; eigentlich Georg Karsunke) ist ein deutscher Schriftsteller und Schauspieler. Er begann mit politischer Lyrik; ab Ende der 1960er Jahre schrieb er auch vermehrt Theaterstücke sowie Hörspiele. 1989 veröffentlichte er den Kriminalroman Toter Mann, für den er 1990 den 2. Platz beim Deutschen Krimipreis erhielt.[1] Außerdem wurde ihm 2005 der Erich-Fried-Preis verliehen.[2]
Biographie
Yaak Karsunke ist der Sohn des Diplom-Ingenieurs und Fabrikdirektors[3] Hans Karsunke sowie der Verlagsprokuristin Annemarie Karsunke, geborene Polit.[4] Er wuchs im Berliner Bezirk Pankow auf. 1949 zog die Familie in den West-Berliner Ortsteil Friedenau um. Dort besuchte Karsunke das Gymnasium, machte 1953 das Abitur und studierte anschließend drei Semester Rechtswissenschaften.[4] Nach Abbruch des Studiums[3] absolvierte er von 1955 bis 1957 eine Schauspielausbildung an der Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel. Von 1957 bis 1964 lebte er von Gelegenheitsarbeiten.[4]
1964 ging Karsunke nach München, wo er sich in der außerparlamentarischen Opposition engagierte; 1968 war er Sprecher der Ostermarsch-Kampagne für Demokratie und Abrüstung. 1965 gründete er mit anderen linken Autoren in München die Literaturzeitschrift kürbiskern, deren Mitherausgeber und Chefredakteur er bis 1968 war. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 verließ er die Redaktion aus Protest gegen die sowjetische Politik.[4]
Seit 1969 ist er freier Schriftsteller. Anfangs schrieb er Theaterkritiken für Zeitschriften und arbeitete als Theaterkritiker des „Kulturspiegels“ beim Bayerischen Rundfunk.[5] Daneben verfasste er als eigene Texte vorwiegend Lyrik, seit 1972 schreibt er auch Theaterstücke sowie Hörspiele.
Seit Beginn der 1970er Jahre verband Karsunke eine Freundschaft mit Rainer Werner Fassbinder, in dessen Filmen er zum Teil als Schauspieler in verschiedenen Nebenrollen mitwirkte.[6] Von 1976 bis 1979 wirkte er als Fachberater für Drehbuch und Dramaturgie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie und von 1991 bis 1999 als Gastprofessor für „Szenisches Schreiben“ an der Hochschule der Künste in Berlin, wo er heute in der Westfälischen Straße lebt.
Vorname „Yaak“
Yaak Karsunke heißt mit eigentlichem Vornamen Georg. Hieraus wurde im Jugendalter die Abkürzung Jörg. Zieht man den Namen (zum Beispiel beim lauten Rufen) in die Länge, so hört er sich wie Yaak an. Diesen Namen verwendete Karsunke später auch als Schriftsteller.[5]
Werke
- Kilroy & andere. Gedichte. Wagenbach, Berlin 1967; Neuauflage in Kilroy & andere. reden & ausreden. Lyrikedition 2000, München 2000, ISBN 978-3935284264.
- reden & ausreden. Gedichte- Wagenbach, Berlin 1969; Neuauflage in Kilroy & andere. reden & ausreden. Lyrikedition 2000, München 2000, ISBN 978-3935284264.
- Hallo, Irina, Bilderbuch, Weinheim 1970 (zusammen mit Dietlind Blech)
- mit Riki Hachfeld: Die Apotse kommen. Kinderbuch. Bilderbuch, München 1972.
- Listen to Liston, Hörspiel, 1972
- & jetzt Bachmann. Abrichtung eines Täters, Hörspiel, 1972
- mit Peter Janssens: Die Bauernoper. Szenen aus dem Schwäbischen Bauernkrieg von 1525. Theaterstück mit Musik von Peter Janssens, Frankfurt 1973 (Uraufführung 1973 in Tübingen).
- Josef Bachmann / Sonny Liston, Versuche aus der Unterklasse auszusteigen. Textmontagen. Berlin 1973.
- Vorläufer-Text, nur der Text über Liston & das Boxen: They’ll never come back, deutsch in: Renate Matthaei (Hrsg.): Trivialmythen. März Verlag, Frankfurt am Main 1970, S. 141–150; wieder in: März-Texte 1 & Trivialmythen. Area, Erftstadt 2004, ISBN 3899960297, S. 461–470.
- Germinal. Theaterstück, Frankfurt 1974 (Uraufführung 1974 ebenda). Nach Émile Zolas Roman
- mit Peter Janssens (Musik): Ruhrkampf-Revue. Theaterstück Frankfurt 1975 (Uraufführung 1975 in Castrop-Rauxel).
- 1525 - dran dran dran!, Hörspiel, 1975
- Der Doppelverlierer, Hörspiel, 1976
- Die Großen lässt man laufen, Hörspiel, 1979
- da zwischen. 35 Gedichte & ein Stück. Rotbuch, Berlin 1979, ISBN 978-3880222069 (Neuauflage in da zwischen / auf die gefahr hin. Lyrikedition 2000, München 2003, ISBN 978-3865200099.)
- Unser schönes Amerika. Theaterstück, Frankfurt 1979 (mit Musik von Wilhelm Dieter Siebert)
- auf die Gefahr hin. Gedichte. Rotbuch, Berlin 1982, ISBN 3-88022-262-2 (Neuauflage in da zwischen / auf die gefahr hin. Lyrikedition 2000, München 2003, ISBN 978-3865200099.)
- Nach Mitternacht, Theater, Frankfurt 1982 (nach dem Exilroman Nach Mitternacht von Irmgard Keun)
- Henker der Revolution, Hörspiel, 1984
- Die Guillotine umkreisen, Berlin 1984 (zusammen mit Arwed D. Gorella)
- Kinder der Liebe, Frankfurt 1986
- Toter Mann, Kriminalroman, Rotbuch, Berlin 1989, ISBN 3-88022-051-4
- gespräch mit dem stein, Gedichte, Rotbuch, Berlin 1992, ISBN 3-88022-778-0
- hand & fuß, Gedichte, Buch & Media / Lyrikedition 2000, München 2004, ISBN 3-86520-044-3
Filmografie
Yaak Karsunke spielte in verschiedenen Filmen in kleineren Nebenrollen mit:[6][7]
- Götter der Pest, Kommissar, 1969, (Regie: Rainer Werner Fassbinder)
- Liebe ist kälter als der Tod, Kommissar, 1969, (Regie: Rainer Werner Fassbinder)
- Aus einem deutschen Leben, Unteroffizier, 1977, (Regie: Theodor Kotulla)
- Berlin Alexanderplatz, (Regie: Rainer Werner Fassbinder):
- Episode 1 – Die Strafe beginnt, Jailer, 1980
- Episode 14 – Mein Traum vom Traum des Franz Biberkopf von Alfred Döblin: Ein Epilog, Jailer, 1980
- Es gräbt, Kurzfilm, 1986
Übersetzungen
- Arnold Wesker: Die Freunde, Frankfurt am Main 1970 (zusammen mit Ingrid Karsunke)
Literatur
- Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 611.
Einzelnachweise
- ↑ Bochumer Krimi Archiv: Der Deutsche Krimi Preis 1985 - heute, abgerufen am 21. Juli 2012
- ↑ Yaak Karsunke KLG - Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, im Munzinger-Archiv, abgerufen am 26. April 2012 (Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑ a b Walther Killy (Hrsg.): Literatur-Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Band 6. 1988–1992.
- ↑ a b c d Yaak Karsunke Internationales Biographisches Archiv, im Munzinger-Archiv, abgerufen am 26. April 2012 (Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑ a b Heinz Janisch: Yaak Karsunke wird 75, 7. Juni 2009, oe1.ORF.at Kultur, abgerufen am 20. Juli 2012
- ↑ a b Yaak Karsunke. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 19. Juli 2012.
- ↑ IMDb: Yaak Karsunke: Filmography, abgerufen am 21. Juli 2012
Weblinks
- Literatur von und über Yaak Karsunke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Yaak Karsunke bei IMDb
- Kurzbiographie und Angaben zum Werk von Yaak Karsunke bei Literaturport
- Yaak Karsunke (Biographie, Gedichte, Publikationen, Preise), Literaturwerkstatt Berlin, (abgerufen am 24. Juni 2012)
- Gedicht „Killroy war hier“ aus Yaak Karsunke „kilroy & andere“ (1967) auf Protest in München seit 1945, (abgerufen am 24. Juni 2012)
- Gedicht „störendes geräusch“ aus Yaak Karsunke „auf die gefahr hin“ (1982) auf Protest in München seit 1945, (abgerufen am 24. Juni 2012)
- LYRIKwelt - das LiteraturPortal im Internet!: Gedicht „der jazz von 1919“ aus Yaak Karsunke „hand & fuss“ (2004), (abgerufen am 24. Juni 2012)
Personendaten | |
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NAME | Karsunke, Yaak |
ALTERNATIVNAMEN | Karsunke, Georg |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller und Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 4. Juni 1934 |
GEBURTSORT | Berlin |