Y Sa Lo
Y Sa Lo (* 1946 als Isa Loh in Berlin[1]) ist eine deutsche Schauspielerin und Hörspielsprecherin. Sie wurde Mitte der 1970er Jahre durch ihre Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder bekannt. Als Filmschauspielerin trat sie unter dem Künstlernamen Y Sa Lo auf.[1]
Leben und Karriere
Y Sa Lo ist die Tochter eines chinesischen Vaters und einer deutschen Mutter.[1] Sie wurde in Berlin geboren und wuchs in Österreich in Millstatt am See auf und lebte ab Mitte der 1950er-Jahre in Santo Domingo (Dominikanische Republik), wo ihr Vater in einer Chemiefabrik arbeitete.[1] Anfang der 1960er-Jahre kam sie zurück nach Berlin, wo sie eine Schauspielausbildung an der Max-Reinhardt-Schule absolvierte. Ihr Vater war bereits 1933 zum Studium an die damalige Königlich Technische Hochschule in Berlin gekommen; nach dem Sturz Batistas in Kuba war er dort für zwölf Jahre inhaftiert worden, woraufhin die Familie nach Deutschland zurückkehrte.[1]
Während der Schulzeit und den frühen Berliner Jahren arbeitete Lo zeitweise in einer Brotfabrik; den Lohn schickte sie nach eigenen Angaben ihrem inhaftierten Vater nach Kuba.[1] Neben Deutsch wuchs sie mit Spanisch und Englisch auf; später studierte sie mehrere Semester Chinesisch an der Freien Universität Berlin, um klassische Texte im Original lesen zu können.[1]
Ihr erstes Engagement hatte Y Sa Lo am Stadttheater Hildesheim, wo sie unter anderem die Rolle der Pippi Langstrumpf spielte.[1] Danach folgte eine Anstellung am Stadttheater Bremerhaven, bevor sie an das Berliner Theater wechselte, wo sie auf die Rolle des Dienstmädchens beschränkt wurde.[1] Sie nahm daraufhin ein Soziologie-Studium an der Freien Universität Berlin auf.[1] In der Studentenbewegung engagierte sie sich zeitweise in der „Roten Zelle Soziologie“ und war an der Gründung des „Aktionskomitees Soziologie“ beteiligt; von gewaltsamen Aktionen grenzte sie sich später ab.[1] Eine Einladung des Grips Theaters-Intendanten Volker Ludwig führte sie zurück auf die Bühne; Honorare verwendete sie nach eigener Aussage für eine mehrjährige Psychoanalyse.[1]
1973 gab Y Sa Lo in der Hauptrolle als siebzehnjährige Caroline, die nach Abbruch der Schule als Verkäuferin arbeitet, unter der Regie von Wolf Gremm in Ich dachte, ich wäre tot ihr Filmdebüt. Bekannt wurde sie Mitte der 1970er-Jahre, nachdem sie sich 1975 der „Fassbinder-Entourage“ angeschlossen hatte und in mehreren Spielfilmen und Fernsehproduktionen von Rainer Werner Fassbinders mitspielte. In Mutter Küsters’ Fahrt zum Himmel (1976) war sie Freundin des Anarchisten Horst Knab (Matthias Fuchs), in Die dritte Generation (1979) das drogensüchtige Mitglied einer Terroristengruppe, in der 14-teiligen Alfred-Döblin-Verfilmung Berlin Alexanderplatz (1980) spielte sie ein Dienstmädchen, in Satansbraten (1976) und Lola (1981) eine Prostituierte. Ihre letzte Rolle vor der Kamera hatte sie als Else in Peter Keglevics Ein ungleiches Paar, der auf dem Roman Der schöne Mann von Dieter Wellershoff basiert.
Nach dem Tod Fassbinders wandte sich Lo verstärkt Asien zu; sie hielt sich u. a. in Shanghai sowie in Chengdu und Peking auf, beschäftigte sich mit Qigong und tibetischem Buddhismus und betonte später, diese Jahre hätten ihre Haltung zu Vergänglichkeit und Angst geprägt.[1] Im Rückblick berichtete sie zudem von sexuellen Avancen und Drucksituationen durch mehrere Regisseure Mitte der 1980er-Jahre, die sie ablehnte und die zu einem Rückzug aus dem Filmgeschäft beitrugen.[1] Nach langjähriger Abstinenz war sie 2013 als Putzfrau Emmi Kurowski in der Berliner Erstaufführung von Fassbinders Theaterstück Angst essen Seele auf bei einer Produktion im Ackerstadtpalast in Berlin-Mitte unter der Regie von Hans Hirschmüller auf der Bühne zu sehen.[2]
Sie betätigte sich ab Ende der 1970er-Jahre zudem als Hörspielsprecherin, so sprach sie für den WDR und den SFB einige Hörspiele ein. 1988 hatte sie als Vampirella in der Bibi-Blocksberg-Hörspielserie eine Sprecherrolle. Für die US-amerikanische Fernsehserie Spenser synchronisierte sie in den 1980er-Jahren Rollen in einzelnen Episoden.[3] 1976 lernte sie den Schriftsteller Jörg Fauser kennen und lieben; zu ihren prägenden künstlerischen Bezugspersonen zählte sie auch Heiner Müller.[1] Y Sa Lo lebt in Berlin-Moabit; sie ist auf einen Rollstuhl angewiesen und wird von ihrem Lebensgefährten gepflegt.[1] Sie beschreibt sich als Künstlerin, die Armut bewusst in Kauf genommen habe, um „zur Kunst beizutragen“.[1]
Filmografie
- 1973: Das feuerrote Spielmobil (Sängerin in mehreren Folgen)
- 1973: Ich dachte, ich wäre tot
- 1974: 1 Berlin-Harlem
- 1974: Mari (Fernsehfilm)
- 1975: Meine Sorgen möcht’ ich haben
- 1975: Mutter Küsters’ Fahrt zum Himmel
- 1976: Schicht in weiss (Fernsehserie)
- 1976: Satansbraten
- 1977: C’est la vie Rose – Ein Junggesellenspiel
- 1977: Belcanto oder Darf eine Nutte schluchzen?
- 1977: Bolwieser (Fernsehfilm)
- 1978: Despair – Eine Reise ins Licht
- 1978: Schöner Gigolo, armer Gigolo
- 1979: Die dritte Generation
- 1979: Das verbotene Spiel (Fernsehserie, 3 Folgen)
- 1980: Berlin Alexanderplatz (Fernsehmehrteiler)
- 1981: Lola
- 1981: Die blonde Caroline (Fernsehfilm)
- 1981: Infermental 1 (Videomagazin; Regie bei Folgen Spuren – Portrait Jaqueline Rouard / Traces..)
- 1982: Superman (Musikvideo)
- 1982: Direktion City (Fernsehserie, Folge Brand in 18)
- 1982: Querelle
- 1983: He Saw Her Burning (Kurzfilm)
- 1988: Der elegante Hund (Fernsehserie, Folge Servus, Durchlaucht!)
- 1988: Ein ungleiches Paar (Fernsehfilm)
- 1991: The Party: Nature Morte
Hörspiele (Auswahl)
- 1978: William M. Lee: Sieg über die Tiefe (Moni) – Regie: Dieter Carls (Hörspiel – WDR)[4]
- 1981: Luigi Santucci: Das Kind der Hexe (Kind) – Regie: Raoul Wolfgang Schnell (Hörspiel – WDR)[5]
- 1981: Lu Xin-hua: Wunden (Wang) – Regie: Klaus-Dieter Pittrich (Hörspiel – WDR)[6]
- 1982: Christoph Buggert: Mein Sommernachtstraum – Regie: Walter Adler (Hörspiel – WDR / SFB)[7]
- 1983: Bernd Grashoff: Wir Mannen von der Shilo-Ranch (Tina Sawelo) – Regie: Klaus Mehrländer (Hörspiel – WDR / SFB)[8]
- 1987: Sabine Korsukéwitz: Lirum, Larum Löffel Stiefel – Regie: Ulli Herzog (Hörspiel – SFB)[9]
- 1988: Gabriele M. Göbel: Simon im Apfelsternschloß (Königin Apollinia) – Regie: Ulli Herzog (Hörspiel – SFB)[10]
- 1998: Peter Steinbach: Warum ist es am Rhein so schön… (Krankenschwester) – Regie: Hans Gerd Krogmann (Hörspiel – WDR/DLR)
Weblinks
- Literatur von und über Y Sa Lo im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Y Sa Lo bei IMDb
- Y Sa Lo bei filmportal.de
- Y Sa Lo in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q Ambros Waibel, Matthias Penzel: „Ich habe keine Angst“. In: Die Tageszeitung: taz. 23. August 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. August 2025]).
- ↑ Society Players Besetzungen und Produktionsdetails.
- ↑ Y Sa Lo in der Deutschen Synchronkartei
- ↑ William M. Lee – Sieg über die Tiefe. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 22. August 2010.
- ↑ Luigi Santucci – Das Kind der Hexe. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 22. August 2010.
- ↑ Lu Xin-hua – Wunden. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 22. August 2010.
- ↑ Christoph Buggert – Mein Sommernachtstraum. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 22. August 2010.
- ↑ Bernd Grashoff – Wir Mannen von der Shilo-Ranch. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 22. August 2010.
- ↑ Sabine Korsukéwitz – Lirum, Larum Löffel Stiefel. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 22. August 2010.
- ↑ Gabriele M. Göbel – Simon im Apfelsternschloß. In: ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 22. August 2010.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Lo, Y Sa |
| ALTERNATIVNAMEN | Loh, Isa (Geburtsname) |
| KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin und Hörspielsprecherin |
| GEBURTSDATUM | 1946 |
| GEBURTSORT | Berlin |