Wynton Kelly

Wynton Kelly (* 2. Dezember 1931 auf Jamaika;[1][2]12. April 1971 Toronto, Kanada) war ein US-amerikanischer Jazz-Pianist.

Leben

Kelly wuchs in Brooklyn, New York, auf, nachdem seine Eltern, als er vier war,[3][4] von Jamaika weggezogen waren, und begann seine berufliche Karriere als Teenager in Rhythm-and-Blues-Gruppen. Nachdem er mit Ray Abrams[5][6] durch die Karibik getourt war,[5] arbeitete er mit Cecil Payne, Dinah Washington und Dizzy Gillespie.[4]

Von 1959 bis 1963 war er Mitglied des Miles Davis Quintetts. Er spielte auf Miles Davis folgenreichem 1959er Album Kind Of Blue, wo er Bill Evans bei dem Stück Freddie Freeloader ersetzte (Davis bat Kelly, mehr nach Ahmad Jamal zu klingen). Ebenso spielt er auf einem einzelnen Titel von John Coltranes Giant Steps und ersetzt bei Naima Tommy Flanagan.

Miles Davis, sein vormaliger Bandleader, sagte in seiner Autobiografie: „Ich mochte seine Spielweise, denn er war eine Mischung aus Red Garland und Bill Evans; er konnte fast alles. Aber das Größte war, wie er hinter einem Solisten spielte. Cannonball und Trane mochten ihn genauso so wie ich.“[7]

Kelly war ein feiner Begleiter und ein ausgeprägter Solospieler. Er nahm 14 Titel für Blue Note Records im Trio auf, arbeitete mit Dinah Washington, Dizzy Gillespie, und von 1951 bis 1952 mit Lester Young. Nach dem Militärdienst arbeitete er mit Dinah Washington 1955–1957, Charles Mingus 1956–1957 und der Dizzy Gillespie Bigband 1957. Am bekanntesten wurde er durch seine Arbeit mit Miles Davis 1959–1963, woraus Alben entstanden wie Kind Of Blue, Blackhawk und Someday My Prince Will Come. Als er von Davis wegging, nahm er die Rhythmusgruppe, Bassist Paul Chambers und Schlagzeuger Jimmy Cobb, gleich für sein eigenes Trio mit. Am besten klang die Gruppe, wenn sie Wes Montgomery (etwa bei seinem Half Note-Konzert 1965) unterstützte, wie Kelly es beschreibt.[5]

Kelly litt an Epilepsie und starb im Alter von 39 Jahren an einem Anfall, den er in einem Hotelzimmer in Toronto erlitt, wohin er für einen Auftritt mit Schlagzeuger George Reed und Sänger Herb Marshall gereist war. Vor seinem frühen Tod nahm Kelly als Leader für Blue Note, Riverside, Vee-Jay, Verve und Milestone auf. Neben seinen elf Alben begleitete er mehrere Musiker auf ihren Aufnahmen: Sonny Rollins, John Coltrane, Dexter Gordon, Wayne Shorter, Cannonball und Nat Adderley, Johnny Griffin, Hank Mobley, Jay Jay Johnson und Illinois Jacquet.[5] In seinen letzten Lebensjahren trat er in New Yorker Clubs öfters mit Ray Nance auf.[5]

Kellys Großcousin, der Bassist Marcus Miller,[8] trat in den 1980er und 1990er Jahren ebenfalls mit Miles Davis auf.

Musikstil

Kelly hatte beim Spiel einen runden weichen Ton, einen zurückhaltenden Drive und ein swingbeeinflusstes, eigenwilliges[6] Locked-hand-Spiel, das entstand, indem er Akkorde der linken Hand mit der Melodie rhythmisch pulsierend mitschlug, statt sie mit der Melodie mitzuführen. In Freddie Freeloader spielte er beispielsweise perlende Läufe, bopartige Tonfolgen[6] und mit großem Ideenreichtum über ein einfaches Bluesschema. Kelly wurde vor allem von Musikern geschätzt. Das frühe Spiel Kellys erinnert an Horace Silver. Er war im Grundschlag diszipliniert, was ihn zum begehrten Begleiter machte.[6]

Diskografie (Auswahl)

Bandleader

  • 1951: New Faces, New Sounds: Piano Interpretations (mit Oscar Pettiford; Blue Note Records)
  • 1958: Piano – Wynton Kelly Quartet (Riverside)
  • 1959: Kelly Blue – Wynton Kelly Trio bis Sextett (OJC)
  • 1959: Kelly Great – Wynton Kelly Quintet (Vee-Jay)
  • 1960: Kelly at Midnight – Wynton Kelly Trio (Vee-Jay)
  • 1961: Wynton Kelly! – Wynton Kelly Trio (Vee-Jay)
  • 1961: Someday My Prince Will Come – Wynton Kelly Quartet bis Quintet (Vee-Jay)
  • 1968: Last Trio Session – Wynton Kelly, Paul Chambers, Jimmy Cobb (Delmark; 1988)

Begleitmusiker

Weblinks

Commons: Wynton Kelly – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Musikbeispiele

Einzelnachweise

  1. Wynton Kelly bei Concord Music.
  2. Wynton Kelly auf Jazzgiants.net.
  3. The New Grove Dictionary of Jazz (1995)
  4. a b Down Beat Profile (Memento vom 3. März 2008 im Internet Archive)
  5. a b c d e Martin Kunzler, Jazzlexikon, Rowohlt, ISBN 3-499-16317-9.
  6. a b c d Ian Carr, Digby Fairweather, Brian Priestley: Rough Guide Jazz. Der ultimative Führer zur Jazzmusik. 1700 Künstler und Bands von den Anfängen bis heute. Metzler, Stuttgart/Weimar 1999, ISBN 3-476-01584-X.
  7. Miles Davis: Die Autobiographie, S. 315–316.
  8. Wynton Kelly: Biograpy. Abgerufen am 9. Juli 2023 (englisch).