Wrightbus

Wrightbus

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RechtsformLimited
Gründung1946
SitzBallymena, Nordirland
LeitungJo Bamford
Mitarbeiterzahlca. 1400 (2019)[1]
BrancheAutomobilindustrie
Websitewww.wrightbus.com

Wrightbus, kurz auch Wright genannt, ist ein nordirischer Hersteller von Omnibussen und Bus-Bausätzen[2], sowie ein ehemaliger Hersteller von Aufbauten für Nutzfahrzeuge mit Sitz in Ballymena. Das Unternehmen ist Teil der Wrights Group, die weitere Unternehmen enthält, welche Komponenten für Wrightbus entwickeln und herstellen sowie die Kundenbetreuung sicherstellen.

Geschichte

(c) John Carver, CC BY-SA 2.0
Wright Handybus auf Basis des Dennis Dart

Wrightbus wurde 1946 gegründet, nachdem der Tischler und Firmengründer Robert Wright von einer lokalen Bäckerei den Auftrag bekommen hatte, deren Lieferwagen mit Aufbauten aus beplanktem Holz zu reparieren. Der so entstandene Karosseriebau-Betrieb stellte in den ersten Jahren Verkaufswagen und Aufbauten für Lastwagen her, gleichzeitig entstanden die ersten Aufbauten für Busse auf Basis von Fahrgestellen von leichten Lastwagen.

Den ersten Aufbau für einen Stadtbus präsentierte Wright im Jahr 1978. Das Gerippe dafür war aus Stahl gefertigt, was den Ansprüchen des Herstellers an die Korrosionsbeständigkeit nicht genügte. In der Folge suchte man nach Alternativen und wurde in der Schweiz fündig: Das 1980 von Alusuisse vorgestellte Baukastensystem M5438 aus Aluminium-Spezialprofilen war speziell auf die Ansprüche der Busherstellung ausgerichtet. Ab 1986 wurden so Buskarosserien unter Lizenz von Alusuisse in den Wright-Werkhallen in Ballymena hergestellt. Die Fahrzeugtypen mit Aluminiumaufbau fanden ab Anfang der 1990er-Jahre guten Absatz in Großbritannien. Insbesondere der als Handybus bezeichnete Midibus auf Basis des Dennis Dart sowie der Endurance auf Basis des Volvo B10B trugen dazu bei, dass Wright Marktführer im Britischen Markt wurde.

Wright Pathfinder auf Dennis-Lance-Chassis

Bereits im Jahr 1993 stellte Wright mit dem Pathfinder 320 den ersten eigenen Niederflurbus mit Fahrgestellen von Dennis und Scania vor, 1996 folgte der Liberator auf dem Chassis des Volvo B10L. Das auf Hochflurbusse ausgelegte Alusuisse-System schränkte allerdings die Anordnung der Aggregate deutlich ein und die Entwürfe der Fahrzeuge mussten stets von den Schweizer Ingenieuren auf die Belastbarkeit geprüft werden. Daher entschied Wright, den Lizenzvertrag auslaufen zu lassen und eröffnete im Herbst 1996 eine eigene Ingenieurabteilung, welche die bestehenden Konstruktionen weiterentwickelte. In einer ersten Phase behielt man das Design aus Zeiten der Alusuisse-Lizenz bei, adaptierte es allerdings auf weitere Fahrgestelle. Die wichtigste Entwicklung diesbezüglich war der Fusion, der erste Gelenkbus im Vereinigten Königreich. Dieser wurde auf Anfrage der First Group auf einem Volvo B10LA-Fahrgestell entwickelt und am 5. Oktober 1999 vorgestellt. Insgesamt 40 Fahrzeuge dieses Typs wurden anschließend von First für den Einsatz in Manchester, Leeds und Glasgow bestellt, ehe der Fahrzeugtyp abgelöst wurde.

Wright Eclipse Fusion auf Basis des Volvo B7LA

Im Jahr 2000 stellte Wright das sogenannte Millenium-Design vor, das durch die rundlichen Formen einen klaren Bruch zu den vorher produzierten Buskarosserien darstellte. Mit Einführung des neuen Designs wurden auch die Bezeichnungen der Produkte neu strukturiert. Fahrzeuge auf Fahrgestellen von Volvo hießen neu Eclipse, jene auf Scania Solar und solche auf DAF bzw. VDL Pulsar. Ergänzt wurden die Bezeichnungen für Gelenkwagen durch Fusion sowie für den ab 2001 angebotenen Doppeldeckerbus mit Gemini. Einzig der als Cadet bezeichnete Midibus erhielt kein umfangreiches Facelift und wurde bis 2010 auf VDL-Chassis weitgehend im Design aus den 1990er-Jahren produziert.

2006 stellte Wright den StreetCar (englisch für Straßenbahn), einen Gelenkbus auf einem Volvo B7LA-Chassis mit straßenbahnähnlicher Front vor, der für das Bus-Rapid-Transit-System ftr in York entwickelt wurde. Die insgesamt 39 dafür gelieferten Fahrzeuge erregten auch in den Vereinigten Staaten Aufmerksamkeit. 2006 bestellte die Regional Transportation Commission of Southern Nevada (RTC) 50 StreetCars in einer Ausführung für Rechtsverkehr, welche gemäß Pflichtenheft als Hybridbusse ausgeführt sein sollten. Da Volvo zu diesem Zeitpunkt kein passendes Fahrgestell im Angebot hatte, verwendete man das BGH-N2C-Chassis der Carrosserie Hess. Nach den beiden ersten Verkaufserfolgen blieben Bestellungen für das StreetCar aus. Im Rahmen der Versuche mit dem ftr-System kamen die ausgelieferten Fahrzeuge auch in Leeds, Swansea und am London Luton Airport zum Einsatz. Nach Einstellung des ftr-Programms 2012 wurden die StreetCars modernisiert und sie sind seither als Hyperlink auf der Linie 72 zwischen Leeds und Bradford im Einsatz.

Im Gegensatz zum StreetCar verzeichnete man mit dreiachsigen Doppeldeckerbussen für den asiatischen Markt größere Export-Erfolge. Zwischen 2003 und 2011 lieferte Wright an Kowloon Motor Bus in Hongkong insgesamt 500 Fahrzeuge.[3] Zwischen 2010 und 2015 folgten 1'000 derartiger Busse, allerdings optisch an den Gemini 2 angeglichen, für SBS Transit in Singapur.[4]

Wright Eclipse Gemini 2 auf Volvo B9TL

2007 stellte Wright mit dem neu entwickelten Gemini 2 neben der konventionellen Variante mit Dieselmotor auch eine Ausführung mit seriellem Hybridantrieb vor. Erstmals in Wrights Firmengeschichte wurden diese Fahrzeuge nicht auf Basis eines kompletten Fahrgestells eines Fremdherstellers, sondern teil-integral mit Chassis-Modulen von VDL produziert. Der Eindecker Eclipse 2 sowie Doppeldecker-Varianten auf Volvo-Fahrgestellen mit parallelem Hybridantrieb folgten im Jahr 2008 und rundeten die neue Fahrzeuggeneration mit optischer Verwandtschaft zum StreetCar ab.

Im Dezember 2009 erhielt Wright den Zuschlag, für London einen Bustyp, der an die berühmten Routemaster erinnern sollte, zu entwickeln. Der erste Prototyp mit einem Antriebsstrang von Cummins und Siemens sowie einem speziell entwickelten Chassis wurde 2011 ausgeliefert, die Inbetriebnahme der Serienfahrzeuge folgte ab Frühling 2012. Bis Dezember 2017 wurden insgesamt 1'000 der sogenannten New Routemaster hergestellt, bevor die Londoner Regierung aus Kostengründen entschied, auf weitere Beschaffungen zu verzichten. Der New Routemaster ist allerdings zusammen mit dem 2016 vorgestellten Short Routemaster auf einem Volvo B5TL-Fahrgestell weiterhin im Programm von Wright.

Wright StreetLite WF

Als Nachfolger des Midibusses Cadet wurde 2010 der StreetLite vorgestellt, wobei die äußerliche Erscheinung der neuen Baureihe wurde nur teilweise den übrigen Baureihen angepasst. Der StreetLite ist mit klassischer Achsanordnung (door forward) in einer 10,2 und 10,8 Meter langen Version und seit 2011 als wheel forward-Version (WF) mit Vorderachse vor der Fahrgasttüre und 8,8 beziehungsweise 9,5 Meter Länge verfügbar.[5] 2012 folgte die 11,5 Meter lange Solobus-Variante StreetLite Max und ab Oktober 2013 wurden die kurzen WF-Versionen in Kontinentaleuropa auch als VDL Citea MLE vertrieben.[6]

Zwei Wright StreetDeck

Mit Einführung der Euro-6-Norm per 2014 passte Wright die Erscheinung der Gemini-Baureihe im Rahmen einer Modellpflege an. Neben dem Gemini 3 auf einem Volvo-Chassis wurde zudem der StreetDeck, ein integraler Doppeldecker mit einem 5.1-Liter-Dieselmotor von Daimler, eingeführt. Die Eindeckerbaureihen StreetLite und StreetCar wurden dagegen nur technisch angepasst.

Im Juli 2019 wurde bekannt, dass Wrightbus in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sei und einen Käufer suche. Nachdem sich diese erfolglos erwies, teilte ein Firmensprecher am 25. September 2019 mit, dass das Unternehmen Insolvenz angemeldet habe. Als ursächlich gilt, dass Kunden aufgrund der Unsicherheit über einen bevorstehenden Brexit bereits erteilte Aufträge verschoben hatten.[7] Rund 1200 Mitarbeiter wurden freigestellt, 50 weitere zur Abwicklung des Betriebs behalten.[8]

Wrightbus wurde im Oktober 2019 von der Bamford Bus Company (BBC) übernommen und arbeitet jetzt unter der Leitung von Jo Bamford (Sohn des Vorstandsvorsitzenden von J.C. Bamford Excavators) an der Brennstoffzellenintegration wie auch am Ausbau der H2-Infrastruktur.[9]

Aktuelle Produkte

Eindeckerbusse

  • StreetLite: 8,8–10,8 m langer integraler Midibus mit Dieselmotor von Daimler oder Mikro-Hybrid von Cummins[10]
  • StreetLite Max: 11,5 m langer integraler Solobus mit Dieselmotor von Daimler[11]
  • Eclipse 3: 13,2 m langer Solobus auf Basis des Volvo B8RLE-Fahrgestells[12][13]
  • StreetCar RTV: 18,7 m langer teilintegraler Gelenkbus auf modularem Chassis mit Hybridantrieb von Siemens und Cummins[14]

Doppeldeckerbusse

  • StreetDeck: 10,6 m langer integraler Doppeldeckerbus mit Dieselmotor von Daimler[15]
  • Gemini 3: 10,6 m langer Doppeldecker auf Basis des Volvo B5TL- oder B5LH-Fahrgestells[16]
  • New Routemaster: 11,2 m langer integraler Doppeldeckerbus mit Hybridantrieb von Siemens und Cummins[17]

Alternative Antriebe

Für sämtliche Fahrzeuge aus der Produktpalette bietet Wright neben dem konventionellen Dieselantrieb auch alternative Antriebe an. Neben den teilweise erwähnten Hybridantrieben gehören dazu auch Ausführungen als Batteriebus sowie als Brennstoffzellenbus.[18][19]

Literatur

  • Jack Kernohan: The Wright Way: Reminiscences of 60 Years of Coach Building in Ballymena. Colourpoint Books, 2010, ISBN 978-1-906578-50-3.

Weblinks

Commons: Wrightbus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ballymena bus manufacturer Wrightbus „seeking investors“. BBC, 23. Juli 2019, abgerufen am 22. September 2019. (englisch)
  2. Global Presence (Memento desOriginals vom 10. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wrightbusinternational.com (Englisch) auf wrightbusinternational.com
  3. The Wright Bus for Hong Kong (Memento desOriginals vom 20. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wrightbusinternational.com (Englisch) auf wrightbusinternational.com
  4. The Wright Bus for Singapore (Memento desOriginals vom 20. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wrightbusinternational.com (Englisch) auf wrightbusinternational.com
  5. StreetLite (Englisch, PDF) auf wrightsgroup.com
  6. Neu: VDL Citea MLE auf vdlbuscoach.com
  7. Benjamin Triebe: Wegen Brexit: Der Hersteller der Londoner Doppeldecker-Busse von Boris Johnson ist pleite. NZZ, 26. September 2019, abgerufen am selben Tage.
  8. John Campbell: Wrightbus: 1.200 job losses confirmed as firm enters administration BBC, 25. September 2019, abgerufen am Tage darauf. (englisch)
  9. Wrightbus fährt weiter. Abgerufen am 18. Mai 2020 
  10. StreetLite auf www.wrightsgroup.com
  11. StreetLite Max auf www.wrightsgroup.com
  12. Volvo B8RLE Specifications (Englisch) auf volvobuses.co.uk
  13. 15 single-decks for East Lothian (Englisch) auf route-one.net
  14. StreetCar RTV auf www.wrightsgroup.com
  15. StreetDeck auf www.wrightsgroup.com
  16. Gemini 3 auf www.wrightsgroup.com
  17. New Routemaster (Memento desOriginals vom 19. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wrightsgroup.com auf www.wrightsgroup.com
  18. Advanced Driveline Technology auf wrightsgroup.com
  19. Route One: Wrightbus fuel cell StreetDeck (PDF, Englisch) auf wrightsgroup.com

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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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Arriva NW Lance Pathfinder 2395.jpg
Arriva Dennis Lance / Wright Pathfinder, Washington Parade, Bootle.
Bendy bus at the university of bath arp.jpg
First Somerset and Avon bus 10180 (reg. WX55 HWF), a 2005 Volvo B7LA articulated bus with Wrightbus Eclipse Fusion bodywork, pictured at the University of Bath, England. Painted in a special livery and marketed as The Bright Orange, it takes students between the University, Bath Spa University and the city of Bath. The buildings of the main University site, at Claverton Down, are in the background.
Taunton Silk Mills Road - First 55101 (MX61BCF).JPG
Autor/Urheber: Geof Sheppard, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Most vehicles used by The Buses of Somerset on the Taunton Park and Ride service are Wright Streetlite DFs but this is a slightly smaller Streetlite WF. Number 55101 (registration MX61BCF) ois seen in Silk Mills Road having just left the park and ride terminal there for a cross-town journey to the Gateway terminal next to the M5 motorway junction.
Wythall Transport Museum - Dennis Dart 1995 - geograph.org.uk - 610144.jpg
(c) John Carver, CC BY-SA 2.0
Wythall Transport Museum - Dennis Dart 1995 Wythall Transport Museum in 1995. Photograph is of a Dennis Dart bus which was brand new at the time the photograph taken in 1995. The vehicle was then owned by West Midlands Travel. At the time of submission, the vehicle is owned by Midland Rider. Vehicle registration number: KDZ 5805.
Wright Streetdeck SL15 ZGD Oxford HighSt.jpg
Autor/Urheber: Motacilla, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Two Wright Streetdeck buses in Oxford Bus Company City branded liveries outside The Queen's College, High Street, Oxford. The pink bus centre left is SL15 ZGD, fleet number 652, in the pink livery of route City5. The orange bus centre right is SK17 HHT, fleet number 688, in orange livery on route City8.
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