Wort des Jahres (Deutschland)

Das Wort des Jahres wurde in Deutschland erstmals 1971 und regelmäßig seit 1977 von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden als sprachlicher Jahresrückblick herausgegeben und seit 1978 in der Zeitschrift Der Sprachdienst publiziert.[1] Seit 1991 wird zudem jährlich ein Unwort gewählt; von 2001 bis 2003 auch ein Satz des Jahres. Seit 2008 existiert zudem eine Ernennung zum Jugendwort des Jahres.

Ausgewählt werden nach Angaben der GfdS Wörter und Ausdrücke, die die öffentliche Diskussion des betreffenden Jahres besonders bestimmt haben, die für wichtige Themen stehen oder sonst als charakteristisch erscheinen („verbale Leitfossilien“ eines Jahres). Es geht nicht um Worthäufigkeiten. Auch ist mit der Auswahl keine Wertung bzw. Empfehlung verbunden.

Zwischen 1977 und 1999 war das deutsche Wort des Jahres zugleich das deutschsprachige Wort des Jahres. Da aber immer häufiger Wörter gewählt wurden, die einen reinen Deutschlandbezug hatten, begannen die anderen Länder des deutschsprachigen Raumes, ihre eigenen Wörter des Jahres zu wählen. In Österreich geschieht dies seit 1999, in Liechtenstein seit 2002 und in der Schweiz seit 2003.

Im Jahr 1999 wurden die für das 20. Jahrhundert als besonders bezeichnend angesehenen 100 Wörter des Jahrhunderts in verschiedenen Medien vorgestellt.

Gesamtübersicht

JahrWort des Jahres2. und 3. PlatzUnwort des JahresSatz des JahresJugendwort des Jahres
1971aufmüpfigJunktim;
Umweltschutz
1977SzeneTerrorismus, Terrorist;
Sympathisant
1978konspirative Wohnungdie Grünen;
Geisterfahrer
1979HolocaustBoat people;
Nachrüstung
1980RasterfahndungAsylant;
Instandbesetzer
1981Nulllösung Sommertheater;
(rett)bar
1982EllenbogengesellschaftWende;
Mitte
1983heißer HerbstVolksaushorchung;
Zündi
1984UmweltautoFormaldehyd;
Neidsteuer
1985GlykolSDI;
EUREKA
1986TschernobylHavarie;
Super-Gau
1987Aids, KondomPerestroika, Glasnost;
Waterkantgate
1988GesundheitsreformRobbensterben;
Kälbermastskandal
1989ReisefreiheitBRDDR;
Montagsdemonstrationen
1990die neuen Bundesländervereintes Deutschland;
2+4-Gespräche
1991Besserwessiabwickeln;
Kurzarbeit Null
ausländerfrei
1992PolitikverdrossenheitFremdenhass;
Rassismus
ethnische Säuberung
1993SozialabbauStandort Deutschland;
Blutskandal
Überfremdung
1994SuperwahljahrJackpot;
Unwort
Peanuts
1995MultimediaEurogeld;
Kruzifixurteil
Diätenanpassung
1996SparpaketHaushaltslöcher;
Lohnfortzahlung
Rentnerschwemme
1997ReformstauRuck durch Deutschland;
Bildungsmisere
Wohlstandsmüll (arbeitsunfähige Kranke)
1998Rot-GrünViagra;
neue Mitte
sozialverträgliches Frühableben
1999MillenniumKosovokrieg;
Generation @
Kollateralschaden
2000SchwarzgeldaffäreBSE-Krise;
Greencard
national befreite Zone
2001der 11. SeptemberAnti-Terror-Krieg;
Milzbrandattacke
Gotteskrieger„Und das ist (auch) gut so!“ (Klaus Wowereit)
2002TeuroPISA-Schock;
Jahrtausendflut
Ich-AG„Es gibt nur ein’ Rudi Völler!“
2003das alte EuropaAgenda 2010;
Reformstreit
TätervolkDeutschland sucht den Superstar.“
2004Hartz IVParallelgesellschaften;
Pisa-gebeutelte Nation
Humankapital
2005BundeskanzlerinWir sind Papst;
Tsunami
Entlassungsproduktivität
2006FanmeileGeneration Praktikum;
Karikaturenstreit
freiwillige Ausreise
2007KlimakatastropheHerdprämie;
Raucherkneipe
Herdprämie
2008Finanzkriseverzockt;
Datenklau
notleidende BankenGammelfleischparty
2009Abwrackprämiekriegsähnliche Zustände;
Schweinegrippe
betriebsratsverseuchthartzen
2010WutbürgerStuttgart 21;
Sarrazin-Gen
alternativlosNiveaulimbo
2011Stresstesthebeln;
Arabellion
Döner-Morde[2]Swag
2012Rettungsroutine[3]Kanzlerpräsidentin;
Bildungsabwendungsprämie
Opfer-AboYOLO
2013GroKo[4]Protz-Bischof;
Armutseinwanderung
SozialtourismusBabo
2014LichtgrenzeSchwarze Null;
Götzseidank
Lügenpresse[5]Läuft bei dir
2015FlüchtlingeJe suis Charlie;
Grexit
GutmenschSmombie
2016postfaktischBrexit;
Silvesternacht
Volksverräterfly sein
2017Jamaika-AusEhe für alle;
#MeToo
Alternative Fakteni bims
2018HeißzeitFunklochrepublik;
Ankerzentren
Anti-Abschiebe-IndustrieEhrenmann/Ehrenfrau
2019RespektrenteRollerchaos;
Fridays for Future[6]
Klimahysterie
2020Corona-PandemieLockdown;
Verschwörungserzählung[7]
Rückführungspatenschaften und Corona-Diktaturlost
2021WellenbrecherSolidAHRität, PflexitPushbackcringe
2022ZeitenwendeKrieg um Frieden;
Gaspreisbremse
Klimaterroristen[8]smash
2023KrisenmodusAntisemitismus;
leseunfähig
goofy

Wort des Jahres

JahrWort des JahresErklärung
1971aufmüpfig1970/71 im allgemeinen Sprachgebrauch neu aufgekommen; bezog sich anfangs vor allem auf die 68er-Bewegung
1977SzeneSteht für verschiedene Komposita (Terrorszene, Sympathisantenszene, Unterstützerszene) im Zusammenhang mit dem deutschen Herbst
1978konspirative WohnungIm Zusammenhang mit der Entführung Hanns Martin Schleyers durch die Rote Armee Fraktion
1979HolocaustEtablierung des Begriffs nach der Ausstrahlung der Fernsehserie Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss
1980RasterfahndungEinführung der Fahndungsmethode aufgrund der terroristischen Bedrohung der 1970er Jahre
1981NulllösungIm Zusammenhang mit der Debatte um den NATO-Doppelbeschluss
1982EllenbogengesellschaftSteht für den Vorwurf der SPD an die neue schwarz-gelbe Regierung, sozial Schwache zu benachteiligen und den Egoismus in der Gesellschaft zu fördern
1983heißer HerbstBeschreibung der Proteste der Friedensbewegung gegen die Nachrüstung im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses
1984UmweltautoDiskussion um die Verpflichtung, Autos mit Katalysatortechnik herzustellen
1985GlykolInfolge des Glykolwein-Skandals
1986TschernobylNach der Reaktorkatastrophe am 26. April
1987Aids, KondomZunehmende Angst vor der Immunschwächeerkrankung, die „im Begriff [ist], alle anderen gesellschaftlichen Ängste zu überwuchern“[9]
1988GesundheitsreformVersuch der Bundesregierung, die Medikamentenkosten zu begrenzen
1989ReisefreiheitEinführung derselben in der DDR
1990Die neuen BundesländerAufgrund der Wiedervereinigung
1991BesserwessiDas Portmanteauwort aus Besserwisser und Wessi ist ein Ausdruck, der nach der deutschen Wiedervereinigung entstanden ist
1992PolitikverdrossenheitZunehmende Unzufriedenheit und Skepsis der Bürger gegenüber der Politik, ihren Vertretern, Institutionen und Ergebnissen
1993SozialabbauBezieht sich auf eine breit geführte Diskussion über den Abbau staatlicher Leistungen im Sozialbereich
1994SuperwahljahrAufgrund der Bundestagswahl, der Europawahl, acht Landtagswahlen und zehn Kommunalwahlen
1995Multimedia„Leitwort für die Reise in die ‚schöne neue Medienwelt‘“[10]
1996SparpaketBündelung von Maßnahmen, um ein bestimmtes Einsparungsziel zu erreichen
1997ReformstauSchlagwort, mit dem das Unterbleiben als nötig angesehener politischer oder struktureller Reformen kritisiert wird
1998Rot-GrünErstmaliges Auftauchen dieser Koalition auf Bundesebene nach der Bundestagswahl 1998
1999MillenniumAufgrund des darauffolgenden Jahres 2000
2000SchwarzgeldaffäreAufdeckung der illegalen Spendenpraxis der CDU in den 1990er Jahren unter dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl
2001Der 11. SeptemberAufgrund der Terroranschläge in den USA
2002TeuroGefühlte Preissteigerungen nach der Euro-Einführung
2003Das alte EuropaAussage des US-amerikanischen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld
2004Hartz IVBezeichnung für Vorschläge der „Kommission für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“
2005BundeskanzlerinNach der Bundestagswahl 2005 wurde mit Angela Merkel erstmals eine Frau in das Amt des Bundeskanzlers gewählt.
2006FanmeileIm Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006
2007KlimakatastropheDie Folgen von unkontrollierter globaler Erwärmung
2008FinanzkriseGlobale Banken- und Finanzkrise als Teil der Großen Regression, die im Sommer 2007 als Immobilienkrise in den USA begann
2009AbwrackprämieEine Prämie für Pkw-Halter, die ihr älteres Auto verschrotten ließen und gleichzeitig ein neues kauften
2010WutbürgerAufkommen einer Protestkultur aus Enttäuschung über bestimmte politische Entscheidungen
2011StresstestDurchführung zahlreicher derartiger Tests in verschiedenen Bereichen (v. a. Banken, Atomkraftwerke, Stuttgart 21)
2012RettungsroutineDas Wort wurde nahezu nie verwendet, soll aber beschreiben, dass „alle paar Wochen […] neue (Rettungs-)Pakete geschnürt“ wurden.[11]
2013GroKoDie Abkürzung „GroKo“ steht für die Große Koalition aus Union und SPD.[12]
2014LichtgrenzeBezieht sich auf die Lichtinstallation zum Anlass der Feierlichkeiten „25 Jahre Mauerfall“ in Berlin.
2015FlüchtlingeIm Kontext der Migration von Menschen, die 2015 vor den Kriegen im Mittleren Osten nach Europa und insbesondere Deutschland flüchten.
Diskutiert wurde von den Sprachwissenschaftlern auch die unterschiedliche Bewertung der Nachsilbe-linge“ als Pejorativsuffix.
2016postfaktischKunstwort, das darauf verweist, dass es zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten geht und ein Teil der Bevölkerung bereit ist, auf den Anspruch auf Wahrheit zu verzichten, Tatsachen zu ignorieren und offensichtliche Lügen zu akzeptieren.
2017Jamaika-AusBezeichnet das Scheitern der Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition auf Bundesebene nach der Bundestagswahl 2017.
2018HeißzeitBegriff für den extremen Sommer 2018 und den Klimawandel. Außerdem ist „Heißzeit“ eine Wortbildung mit lautlicher Analogie zur „Eiszeit“.[13]
2019RespektrenteAus sprachlicher Sicht handelt es sich um die Neubildung eines Hochwertwortes in der politischen Debatte, die der Selbstaufwertung durch Fremdaufwertung dient.[6]
2020Corona-Pandemie„Die Zusammensetzung benennt das beherrschende Thema nahezu des gesamten Jahres.“[7]
2021Wellenbrecher„Das Wort steht für alle Maßnahmen, die getroffen wurden und werden, um die 4. Corona-Welle zu brechen.“[14]
2022ZeitenwendeDas Wort wurde von Bundeskanzler Scholz verwendet. Der russische Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 markiere eine „Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinentes.“[15] Ursprünglich hatte er das Wort in seinem Buch „Hoffnungsland“ im Jahr 2017 im Vorwort verwendet – in einem etwas anderen Kontext.
2023KrisenmodusDer Begriff bezieht sich auf die Anzahl an Krisen, die in diesem Jahr zeitgleich nebeneinander existierten, und auf deren Bewältigung.[16]

Unwort des Jahres

Das Unwort des Jahres wird seit 1994 jährlich von einer politisch und institutionell unabhängigen und ehrenamtlichen Jury bestimmt.[17]

Jugendwort des Jahres

Das Jugendwort des Jahres wird seit 2008 jährlich von einer Jury unter Leitung des Langenscheidt-Verlags aus 15 in einer Internet-Abstimmung nominierten Kandidaten ausgewählt.[18][19]

JahrPlat­zie­rungJugendwort des JahresErklärung
20081. PlatzGammel­fleisch­partyParty für Menschen über 30 Jahren, Ü30-Party
2. PlatzBildschirm­bräuneBlässe von Computerfreaks
3. Platzunterhopft seinLust auf Bier haben
20091. PlatzhartzenArbeitslos sein, „rumhängen“
2. PlatzbamVariante von „cool“
3. PlatzBanksterKombination aus Banker und Gangster
2010[20]1. PlatzNiveaulimboStändiges Absinken des Niveaus, aus dem Ruder laufende Partys und sinnlose Gespräche unter Jugendlichen
2. PlatzArschfaxUnterhosenetikett, das hinten aus der Hose hängt
3. PlatzEgosurfenSeinen eigenen Namen in Suchmaschinen im Internet eingeben
2011[21]1. PlatzSwagBeneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung
2. Platz(epic) FailGrober Fehler, misslungenes Vorhaben, Versagen, riesiger Fehler
3. PlatzguttenbergenAbschreiben
2012[22][23]1. PlatzYOLOAbkürzung von „you only live once“; Aufforderung, eine Chance zu nutzen
2. PlatzFU!vom Englischen „Fuck you“: 1. Scheiße, 2. Fick dich!
3. PlatzYalla!aus dem Arabischen: Los! Beeil dich! Lass uns gehen! Verschwinde![24]
2013[25]1. PlatzBaboBoss, Anführer, Chef
2. PlatzfameBerühmt, toll, super
3. PlatzgediegenSuper, cool, lässig
2014[26]1. PlatzLäuft bei dirWenn jemand Erfolg oder Glück hat. „Du hast es drauf!“; cool, krass; wird auch ironisch genutzt
2. PlatzGönn dir!Viel Spaß dabei!
3. PlatzHayvanTier, Vieh, Lümmel, aus dem Türkischen und Arabischen
2015[27]1. PlatzSmombieEin Kofferwort aus den Begriffen „Smartphone“ und „Zombie“. Damit sind Menschen gemeint, die durch den ständigen Blick auf ihr Smartphone so stark abgelenkt sind, dass sie ihre Umgebung kaum noch wahrnehmen.
2. Platzmerkelnabgeleitet von Angela Merkels Regierungsstil, nichts tun, keine Entscheidung treffen
3. PlatzrumoxidierenChillen, entspannen, abhängen; quasi nur atmen (Sauerstoff aufnehmen)
2016[28]1. Platzfly seinEtwas oder jemand geht besonders ab
2. Platzbaebefore anyone/anything else, Bezeichnung für beste Freundin o. ä.
3. Platzisso„[es] ist so“, Zustimmung, Bekräftigung
2017[29][30][31][32]1. PlatzI bims„Ich bin’s“ (in der sog. Vong-Sprache)
2. PlatznapflixenNickerchen während eines Filmes; Kofferwort aus dem Englischen „nap“ (Nickerchen) und „Netflix[33]
3. Platztinderjährigalt genug sein, um Tinder nutzen zu dürfen; Ähnlichkeit zu „minderjährig[34]
2018[35]1. PlatzEhrenmann / EhrenfrauMann/Frau, den/die eine ehrenhafte Gesinnung und Handlungsweise auszeichnet bzw. etwas Tolles, Gutes oder Besonderes für jemanden getan hat, freundlicher Mensch, „Gentleman“, „Lady
2. Platzglucose-haltigsüß; Glucose als Grundlage von Zucker, i. S. v. „Zucker-haltig“.
3. Platzverbuggtfehlerhaft, von englisch bug = Wanze, Ungeziefer (i. S. v. Programmfehler); Verwendung: „Du bist sau [= sehr/stark] verbuggt“, „Das Spiel ist total verbuggt“.
2019[36]keineIm Jahr 2019 fiel die Wahl aus.[37]
2020[38]1. Platzlostahnungslos, verloren, verirrt von englisch lost = verloren, verschollen, verirrt; Verwendung: „Du bist / ich bin total lost“
2. PlatzcringeBezeichnung für etwas Peinliches, eine Situation oder Handlung einer Person, für die man sich fremdschämt. Von englisch cringe = zurückschrecken, erschaudern.
3. Platzwild/wyldBezeichnung für eine Situation oder Handlung, die „zu wild“ ist und starke Emotionen auslöst, meint auch verrückt oder etwas Besonderes. Von englisch wild = wild, ungezügelt, ausgelassen.
2021[39]1. PlatzcringeBezeichnung für etwas Peinliches, eine Situation oder Handlung einer Person, für die man sich fremdschämt. Von englisch cringe = zurückschrecken, erschaudern.
2. PlatzsusZustimmung, dass ein benannter Sachverhalt oder eine Situation verdächtig (englisch suspicious bzw. deutsch suspekt) ist. Ursprung ist wahrscheinlich das Online-Spiel Among Us.
3. PlatzsheeshMit dem Ausruf „Sheesh“ wird Erstaunen, Erschrecken oder auch „Genervtsein“ zum Ausdruck gebracht. Die enthaltene Emotion ist stark abhängig vom Kontext. Die Herkunft ist nicht sicher, vermutet wird unter anderem eine Abwandlung von „Jeez“, d. h. von Jesus.
2022[40]1. PlatzsmashMit jemandem etwas anfangen, jemanden attraktiv finden; umgangssprachlich „mit jemandem Sex haben“. Von englisch smash = zertrümmern.
2. PlatzbodenlosKontextabhängig, kann sowohl für ein negatives als auch positives Verhalten benutzt werden.
3. PlatzMacherEin „Macher“ ist jemand, der Dinge ohne Zögern umsetzt.
2023[41]1. PlatzgoofyTollpatschige, alberne Person oder Verhaltensweise, die andere amüsiert.
2. PlatzSide EyeAuf Deutsch „Seitenblick“; wird genutzt, um Verachtung oder Missbilligung auszudrücken.
3. PlatzNPCAbkürzung für „Non-Player-Character“; bezeichnet einen sich sehr passiv verhaltenden Menschen (in einer Gruppe).


Anglizismus des Jahres

Der Anglizismus des Jahres wurde von 2010 bis 2021 jährlich von der „Aktion Anglizismus des Jahres“ unter dem Gründer und Juryvorsitzenden Anatol Stefanowitsch aus Vorschlägen ausgewählt, die Leser auf der Webseite der Aktion einreichen konnten. Das Siegerwort musste dabei ganz oder teilweise aus dem Englischen stammen, im jeweiligen Jahr erstmals im allgemeinen Sprachgebrauch zu beobachten sein und in den Augen der Jury eine wichtige Lücke im deutschen Wortschatz füllen.[42] Die Aktion wollte damit zum besseren Verständnis von Lehnwörtern beitragen. Sie fand auch internationale Beachtung.[43] Im Jahr 2022 wurde ohne Angabe von Gründen kein Anglizismus des Jahres gekürt. Die Aktion wurde damit offenbar eingestellt.

JahrPlatzierungAnglizismus des JahresErklärung
2010[44]1. PlatzleakenAnonymes Veröffentlichen geheimer Informationen
2. Platzentfrienden/entfreundenLöschen einer Person aus den Facebook-Kontakten
3. PlatzWhistleblowerPerson, die interne, geheime Informationen (zumeist Missstände) einer Organisation öffentlich macht
2011[45]1. PlatzShitstormWelle der Entrüstung im Internet, besonders in sozialen Netzwerken
2. PlatzStresstestTest, bei dem die Reaktion eines Systems auf Belastung gemessen wird
3. PlatzcircelnJemanden im sozialen Netzwerk Google+ zu einer Kontaktliste hinzufügen
2012[46]1. PlatzCrowdfundingKapitalbeschaffung durch viele kleine Einzelbeträge über das Internet
2. PlatzHipsterPerson, die sich gezielt dem kulturellen Mainstream verweigert und dies bewusst zeigt
3. PlatzFrackingTechnik zur Gewinnung von Erdgas und Erdöl
2013[47]1. Platz-gateNachsilbe zur Bezeichnung von Skandalen
2. PlatzFake-Unecht, gefälscht, unaufrichtig
3. PlatzWhistleblowerGeheimnisverräter (Publikumsliebling)
2014[48]1. PlatzBlackfacingDas (als rassistisch interpretierte) Umschminken von weißen Schauspielern zu schwarzen Personen
2. PlatzBig DataGroße (unüberschaubare) Datenmengen und deren Erfassungsmechanismen
3. PlatzSelfieDigitales Selbstporträt (Publikumsliebling)
2015[49]1. PlatzRefugees WelcomeFlüchtlinge willkommen, siehe Willkommens- und Anerkennungskultur (Publikumsliebling)
2. Platz-(e)xitAustritt/Ausschluss aus einer geopolitischen Einheit, Grexit, Brexit u. a.
3. PlatzspoilernWichtige Teile oder gar das Ende eines Buches, Films oder Videospiels verraten
2016[50]1. PlatzFake NewsFalschinformationen, Fehlerhafte Nachrichten (Publikumsliebling)
2. PlatzDarknetNicht ohne weiteres zugängliches Netzwerk im Internet, auch als Metapher für die negativen Seiten des Internets verwendet
3. PlatzHate SpeechBeiträge in sozialen Netzwerken, die zwischen Volksverhetzung und diskriminierender Beleidigung liegen
2017[51]1. PlatzInfluencerOnline-Berühmtheiten, die Einfluss auf ihr Publikum ausüben, häufig genutzt für Instagram-Models (Publikumsliebling)
2. PlatzBlockchainkontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen, „Blöcke“ genannt, die mittels kryptographischer Verfahren miteinander verkettet sind
3. Platzniceals Teil der Jugendsprache für „schön, gut, toll“
2018[52]1. PlatzGendersternchenGender­zeichen zur geschlechtergerechten Schreibung bei abkürzender Beidnennung: Schüler*innen
2. PlatzFraming(Publikumsliebling) Prozess einer Einbettung von Ereignissen und Themen in Deutungsraster
3. Platznice(Sonderpreis gesprochene Sprache) Teil der Jugendsprache für „schön, gut, toll“
2019[53]1. Platz[…] for futurePhraseologismus, stammend vom Namen Klimaschutzbewegung Fridays for Future; zunächst benannten sich andere Bewegungen analog (z. B. Students for Future), später wurde die Phrase auch anderen Wörtern angehängt, um klimafreundliche Verhaltensweisen nahezulegen (etwa Silvester for future, Ferien for future)
2. PlatzOK BoomerSarkastische Bezeichnung der Baby-Boomer-Generation (Publikumsliebling)
3. PlatzDeepfakeAuf neuronalen Netzwerken beruhende Technik zur Erzeugung oder Verfälschung statischer oder bewegter Bilder
2020[54]1. PlatzLockdown(zudem Publikumsliebling) Kombination von Ausgangsbeschränkungen, Einschränkungen der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit und Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung einer Pandemie
2. PlatzSocial Distancing, Superspreader, Homeoffice, HomeschoolingAuswahl weiterer englischer Lehnwörter, die im Zuge der COVID-19-Pandemie eine wichtige Rolle gespielt haben
20211. PlatzboosternAuffrischimpfung (Wiederholungsimpfung) der Grundimmunisierung im Rahmen der COVID-19-Pandemie.

Das beste eingewanderte Wort

Im Jahr 2008 kürte eine Jury auf Initiative des Goethe-Instituts und des Deutschen Sprachrats hin das Wort „Tollpatsch“ zum besten eingewanderten Wort in der deutschen Sprache.[55] Es wurden über 3500 Wort-Vorschläge aus 42 Sprachen eingesandt. Die Initiative fand in der deutschsprachigen Presse durchweg eine positive Resonanz.[56] Matthias Wermke, Jury-Mitglied und Leiter der Dudenredaktion, äußerte, er glaube trotz solcher Importwörter nicht, „dass sich das Deutsche in 50 Jahren von der heute gesprochenen Sprache deutlich unterscheiden“ werde. Im deutschen Wortschatz habe es schon immer eingewanderte Wörter gegeben, und das Klagen über den Verfall der deutschen Sprache sei so alt wie die deutsche Sprache selbst.[57]

Weitere Wörter des Jahres

Staat / ProvinzWortUnwort
Deutschland DeutschlandWort des Jahres (Deutschland)Unwort des Jahres (Deutschland)
Liechtenstein LiechtensteinWort des Jahres (Liechtenstein)Unwort des Jahres (Liechtenstein)
Osterreich ÖsterreichÖsterreichisches Wort des JahresÖsterreichisches Unwort des Jahres
Schweiz SchweizWort des Jahres (Schweiz)Unwort des Jahres (Schweiz)
Sudtirol SüdtirolWort des Jahres (Südtirol)Unwort des Jahres (Südtirol)

In Deutschland fanden oder finden folgende weitere hier nicht aufgelistete Wort-Aktionen statt:

Literatur

  • Jochen A. Bär (Hrsg.): Von „aufmüpfig“ bis „Teuro“. Die „Wörter der Jahre“ 1971–2002. Dudenverlag, Mannheim / Leipzig / Wien / Zürich (Thema Deutsch 4), 2003, ISBN 3-411-04201-X.
  • Oliver Mayer: Das „Wort des Jahres“ im Kontext politischer und gesellschaftlicher Ereignisse. In: Studien zur deutschen Literatur und Sprache (Japanische Gesellschaft für Germanistik, Sektion Tokai). Nr. 43, 2011, S. 89–95. Volltext des Artikels.
  • Wörter erzählen Geschichte. Ein zeitgeschichtliches Ratespiel der Worte des Jahres. Konzipiert und gestaltet von Studierenden der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg. Edition Büchergilde, Frankfurt am Main 2011. EAN 4260118010469.
  • Heidi Friemuth: Altenplage / Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz Deutsches Unwörterbuch. Gute Gesellschaft, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-9809429-6-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wort des Jahres
  2. Nina Janich: Unwort des Jahres 2011: Döner-Morde. (PDF; 457 kB) Sprachkritische Aktion UNWORT DES JAHRES, 17. Januar 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Januar 2012; abgerufen am 17. Januar 2012.
  3. faz.net
  4. GroKo ist Wort des Jahres 2013.
  5. Nina Janich: Pressemitteilung: Wahl des 24. „Unworts des Jahres“. (PDF) Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres, 13. Januar 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Januar 2015; abgerufen am 13. Januar 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.unwortdesjahres.net
  6. a b Gesellschaft für deutsche Sprache, Pressemitteilung: GfdS wählt „Respektrente“ zum Wort des Jahres 2019. In: GfdS.de. 29. November 2019, abgerufen am 3. Dezember 2020.
  7. a b Gesellschaft für deutsche Sprache, Pressemitteilung: GfdS wählt „Corona-Pandemie“ zum Wort des Jahres 2020. In: GfdS.de. 30. November 2020, abgerufen am 3. Dezember 2020.
  8. Klimaterroristen ist das Unwort des Jahres 2022 In: spiegel.de
  9. Die Zeit vom 1. Mai 1987, online.
  10. Gerhard Müller, Anja Steinhauer: Wörter des Jahres 1995. Bemerkungen zur Gegenwartssprache. In: Der Sprachdienst. 40 (1996), S. 3.
  11. Krisenrhetorik – „Rettungsroutine“ ist Wort des Jahres; in SPON vom 14. Dezember 2012, online
  12. GroKo ist Wort des Jahres 2013.
  13. n-tv.de
  14. Gesellschaft für deutsche Sprache, Pressemitteilung: GfdS wählt „Corona-Pandemie“ zum Wort des Jahres 2020. In: GfdS.de. 3. Dezember 2021, abgerufen am 3. Dezember 2021.
  15. GfdS wählt »Zeitenwende« zum Wort des Jahres 2022 | GfdS. Abgerufen am 9. Dezember 2022.
  16. GfdS wählt »Krisenmodus« zum Wort des Jahres 2023. In: GfdS.de, 8. Dezember 2023, abgerufen am 18. Dezember 2023.
  17. Geschichte – Unwort des Jahres. Abgerufen am 3. Dezember 2021.
  18. Jugendsprache unplugged www.jugendwort.de
  19. Jugendwort des Jahres „Gammelfleischparty“ und „Computerbräune“, Süddeutsche Zeitung, 12. Dezember 2008
  20. „Niveaulimbo“ ist Jugendwort des Jahres. In: Spiegel Online am 29. November 2010.
  21. Das Jugendwort des Jahres ist gewählt! jugendwort.de, abgerufen am 5. Dezember 2011.
  22. Das Jugendwort des Jahres 2012. jugendwort.de, abgerufen am 26. November 2012.
  23. Das Jugendwort des Jahres ist gewählt! jugendwort.de, abgerufen am 10. Dezember 2012.
  24. Yalla!: Alles zu Bedeutung, Übersetzung und mehr. giga.de, abgerufen am 16. Juli 2018.
  25. Das Jugendwort des Jahres 2013. jugendwort.de, abgerufen am 25. November 2013.
  26. Das Jugendwort des Jahres 2014. jugendwort.de, abgerufen am 25. November 2014.
  27. Das Jugendwort des Jahres 2015. jugendwort.de, abgerufen am 13. November 2015.
  28. Sprache: Jugendwort des Jahres 2016 ist „fly sein“. In: Spiegel Online. 18. November 2016, abgerufen am 18. November 2016.
  29. I bims ist „Jugendwort des Jahres 2017“. 17. November 2017, abgerufen am 17. November 2017.
  30. „I bims“ ist „Jugendwort des Jahres 2017“. 17. November 2017, abgerufen am 17. November 2017.
  31. Deutsche Sprache: „I bims“ ist Jugendwort des Jahres. In: Spiegel Online. 17. November 2017, abgerufen am 17. November 2017.
  32. Sprache: Vong diesem Mann her kommt 1 neue Sprache. In: welt.de. 13. Juni 2017, abgerufen am 17. November 2017.
  33. Online-Abstimmung: „Geht fit“ oder „napflixen“ – das Jugendwort 2017 wird gekürt. In: shz.de. 17. November 2017, abgerufen am 17. November 2017.
  34. Was wird das Jugendwort 2017? In: freundin.de. 17. November 2017, abgerufen am 17. November 2017.
  35. Jugendwort des Jahres 2018. In: Langenscheidt Online. 2018, abgerufen am 27. November 2018: „Gentleman, Lady“
  36. Traditionelle Wahl fällt aus – Kein „Jugendwort des Jahres“ 2019. In: ZDF heute. 17. Oktober 2019, archiviert vom Original; abgerufen am 20. Oktober 2019.
  37. Langenscheidt: Aus für Wahl zum Jugendwort, Nürnberger Nachrichten, 18. Oktober 2019.
  38. Jugendwort des Jahres 2020 | Langenscheidt. Abgerufen am 3. September 2020.
  39. Jugendwort des Jahres 2021. Langenscheidt, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 25. Oktober 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.langenscheidt.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  40. Abstimmung des Langenscheidt-Verlages: Jugendwort des Jahres ist „Smash“. In: MDR.de. 25. Oktober 2022, abgerufen am 25. Oktober 2022.
  41. „Goofy“ ist Jugendwort des Jahres 2023. 22. Oktober 2023, abgerufen am 22. Oktober 2023.
  42. Webseite der Aktion Anglizismus des Jahres (Memento vom 10. Februar 2014 im Internet Archive)
  43. German language finds English voice. In: The Guardian. 1. Februar 2011.
  44. „Leaken“ fühlt sich im Deutschen wohl. In: Der Tagesspiegel. 1. Februar 2011.
  45. „Shitstorm“ ist Anglizismus des Jahres. In: Handelsblatt. 13. Februar 2012.
  46. „Crowdfunding“ ist Anglizismus des Jahres. In: Der Tagesspiegel. 5. März 2013.
  47. Anglizismus des Jahres, Jury, Berlin, 28. Januar 2014 (Memento vom 31. Januar 2014 im Internet Archive)
  48. Anglizismus des Jahres, Jury, Berlin, 27. Januar 2015 (Memento vom 30. Januar 2015 im Internet Archive)
  49. Anglizismus des Jahres 2015 (Memento vom 26. Januar 2016 im Internet Archive), 26. Januar 2016
  50. Anglizismus des Jahres 2016, Januar 2017
  51. Anglizismus des Jahres 2017 (Memento vom 30. Januar 2018 im Internet Archive), Januar 2018
  52. Anglizismus des Jahres 2018, Januar 2019
  53. Anglizismus des Jahres 2019. In: anglizismusdesjahres.de. Abgerufen am 29. Mai 2020.
  54. Anglizismus des Jahres: 2020. Anatol Stefanowitsch, abgerufen am 29. August 2021.
  55. Wörter mit Migrationshintergrund, Goethe-Institut, 2008.
  56. Zum Beispiel: Frisch preisgekrönt: Das beste eingewanderte Wort, Spiegel Online, 25. April 2008.
  57. "Tohuwabohu" ist Kandidat für bestes "Import-Wort". In: Der Tagesspiegel. 22. April 2008, abgerufen am 30. April 2019.

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