Wormsche Knochen

Wormsche Knochen (gelb markiert)

Wormsche Knochen, auch als Worm-Knochen (engl. wormian bones) bezeichnet, sind Schaltknochen des Schädels. Es handelt sich um kleine akzessorische Knochen innerhalb einer Schädelnaht. Die überzähligen Knochen stellen eine anatomische Variation dar und sind keine Fehlbildung. Wormsche Knochen sind für sich genommen klinisch nicht relevant, können aber in einigen Fällen mit verschiedenen Syndromen assoziiert sein.[1][2] Beispiele hierfür sind das sehr seltene Hallermann-Streiff-Syndrom,[3] das ebenfalls sehr seltene Hajdu-Cheney-Syndrom[4][5] und die Glasknochenkrankheit (Osteogenesis imperfecta)[6].

Prävalenz

Etwa 17 % der Gesamtbevölkerung hat Wormsche Knochen, wobei die Prävalenz stark altersabhängig ist. Männer haben häufiger Wormsche Knochen als Frauen. Der Anteil ist bei einzelnen Ethnien unterschiedlich hoch. In den Vereinigten Staaten sind Wormsche Knochen bei der afroamerikanischen Bevölkerung verbreiteter als bei der weißen. In China liegt die Inzidenz mit etwa 80 % weltweit am höchsten.[1]

Beschreibung

Die Wormschen Knochen treten meist an der Lambdanaht auf, sind jedoch auch am Bregma (Os bregmaticum) oder am hinteren Ende der Sutura sphenoparietale zu finden. Wenn es in seltenen Fällen vorhanden ist, dann ist das Os bregmaticum im Bereich der großen Fontanelle zu finden. Es wird auch Os frontoparietale genannt. Typischerweise treten die Wormschen Knochen mehr oder weniger symmetrisch am Schädel auf. Sie können in ihrer Größe variieren. Ihre Zahl ist meist auf zwei oder drei begrenzt. An einzelnen Schädeln von Erwachsenen mit Hydrocephalus wurden jedoch auch schon 172 solcher Knochen gefunden. Wormsche Knochen treten an Knochennähten des Hirnschädels auf, nicht jedoch an Knochennähten des Gesichtsschädels.

Bei einigen Autoren werden als Wormsche Knochen nur akzessorische Knochen bezeichnet, die streng in Schädelnähten auftreten, also nur an Stoßstellen zwischen zwei Knochen (z. B. Ossa interparietalia), nicht jedoch an Stoßstellen zwischen drei und mehr Knochen, wie beispielsweise der Lambdanaht. Auch die Bezeichnung „Fontanellenknochen“ ist anzutreffen: In der großen Fontanelle kann es ein Os bregmaticum, in der kleinen Fontanelle kann es ein Os apicis geben. Das Inkabein wird zu den Nahtknochen gerechnet, nicht jedoch zu den Fontanellenknochen.[7]

Namensgeber

Namensgeber der Wormschen Knochen ist der dänische Anatom Olaus Wormius (1588–1654), der die multiplen Schaltknochen (Os epactale) in den Schädelnähten entdeckt und detailliert beschrieben hat. Er wurde irrtümlich für den Erstbeschreiber dieser Art von irregulären isolierten Nahtknochen (lat. Ossa suturalia) gehalten.

Einzelnachweise

  1. a b Roger E. Stevenson und Judith G. Hall: Human malformations and related anomalies. Oxford University Press, 2006, ISBN 0-195-16568-3, S.  eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. C. V. Pryles und A. J. Khan: Wormian bones. A marker of CNS abnormality? In: Am J Dis Child 133, 1979, S. 380–382. PMID 433853
  3. C. T. Gay u. a.: Extensive wormian bones in a patient with the Hallermann-Streiff syndrome. In: J Child Neurol 5, 1990, S. 50–51. PMID 2299139
  4. B. R. Van den Houten u. a.: The Hajdu-Cheney syndrome. A review of the literature and report of 3 cases. In: Int J Oral Surg 14, 1985, S. 113–125. PMID 3920154
  5. T. Iwaya: Hajdu-Cheney syndrome. In: Arch Orthop Trauma Surg 95, 1979, S. 293–302. PMID 547971
  6. B. Cremin u. a.: Wormian bones in osteogenesis imperfecta and other disorders. In: Skeletal Radiol 8, 1982, S. 35–38. PMID 7079781
  7. J. Fanghänel und A. Waldeyer: Anatomie des Menschen. Walter de Gruyter, 2002, ISBN 978-3-11-016561-6, S. 196 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche

Literatur

Fachbücher
  • Georg Friedrich Hildebrandt und Ernst Heinrich Weber: Handbuch der Anatomie des Menschen, Band 2. Verlag der Schulbuchhandlung, 1830, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche (Volltext)
  • Charles A. Parker: Wormian Bones. BiblioBazaar, LLC, 2009, ISBN 1-116-23009-7 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
Fachartikel
  • P. A. Sanchez-Lara u. a.: The morphogenesis of wormian bones: a study of craniosynostosis and purposeful cranial deformation. In: Am J Med Genet A 143A, 2007, S. 3243–3251. PMID 18000970
  • P. Jeanty u. a.: Prenatal diagnosis of wormian bones. In: J Ultrasound Med 19, 2000, S. 863–869. PMID 11127012
  • M. Rubini: Size correlation in Wormian bones. In: Anthropol Anz 56, 1998, S. 145–149. PMID 9653506

Weblinks

Commons: Wormsche Knochen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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In addition to the usual centers of ossification of the cranium, others may occur, giving rise to irregular isolated bones termed sutural or Wormian bones.