World Team Cup
Der World Team Cup war die Tennis-Mannschafts-Weltmeisterschaft der ATP (Herren). Er wurde von 1978 bis 2012 jährlich vom Düsseldorfer Rochusclub ausgerichtet und war mit 2,1 Mio. Euro Preisgeld (2004) dotiert. Er fand jedes Jahr eine Woche vor den French Open statt.
Der World Team Cup wurde zwischen acht Nationen ausgespielt. Sieben Teams qualifizierten sich über die Tennisweltrangliste, indem die Positionen der beiden jeweiligen Spitzenspieler addiert wurden. Die achte Nation nahm über eine Wildcard teil. Das Turnier gehörte zu den wichtigsten sportlichen Ereignissen im Raum Düsseldorf, mit jährlich etwa 75.000 Zuschauern und Fernsehübertragungen in über 160 Ländern. Das Ereignis wurde durch Ambre Solaire als Ambre Solaire World Team Cup, durch Peugeot als Peugeot Team World Cup, zuletzt durch die deutsche ARAG (Allgemeine Rechtsschutz-Versicherungs-AG) hauptgesponsert und trug deshalb den Namen ARAG World Team Cup.
Nach zwischenzeitlichen, finanziellen Schwierigkeiten durch den Ausstieg des Hauptsponsors ARAG konnte Mitte Januar der World Team Cup auch 2011 gesichert werden. Die ATP teilte auf ihrer jährlichen Spielerversammlung in Melbourne mit, dass das Turnier vom 15. bis 21. Mai 2011 stattfinden werde. Der österreichische Energy-Drinkhersteller Power Horse konnte als neuer Hauptsponsor für den nun Power Horse World Team Cup gewonnen werden.[1] Am 8. Oktober 2012 wurde offiziell bestätigt, dass der World Team Cup zum Jahr 2013 aus dem ATP-Turnierkalender gestrichen wird.[2]
Qualifikation
Für den World Team Cup waren die jeweils besten acht Nationen, die auf der Jahresabschlussrangliste der ATP die ersten acht Plätze belegten, qualifiziert. Abweichend davon konnte der Veranstalter eine Wildcard für eine Nation vergeben. So nahm das deutsche Team 2012 als achte Mannschaft am Turnier teil[3], obwohl es auf der Jahresabschlussrangliste der ATP vom 5. Dezember 2011 nur den neunten Rang belegte.[4]
Austragungsmodus
Eine Mannschaft in diesem Turnier bestand normalerweise aus vier bis fünf Spielern, deren Position innerhalb der Mannschaft durch ihre Weltranglistenposition bestimmt wurden. Gespielt wurden zwei Einzel, in welchen jeweils die aktuell erst- und zweitplatzierten Spieler der beiden Mannschaften gegeneinander antraten. Welches Einzel davon zuerst gespielt wurde, wurde zufällig ermittelt. Im Doppel, welches nach den Einzeln ausgetragen wurde, blieb die Aufstellung dem Team selbst überlassen. Es wurde Round Robin in zwei Gruppen mit jeweils vier Mannschaften gespielt. Die beiden Gruppenersten bestritten das Finale.
Für die Siege in den Einzel- und Doppel-Matches wurden nach einer gewissen Zeit von der ATP auch Weltcup-Punkte vergeben, um die Attraktivität für die Spitzenspieler zu erhöhen. Für das Einzel zwischen den beiden Spitzenspielern jeder Mannschaft und das entscheidende Doppel während der Gruppenphase (Round Robin) wurden jeweils 35 Weltcuppunkte vergeben. Für das zweite Einzel wurden 25 und für ein nicht mehr entscheidendes Doppel beim Stand von 2:0 für eine Mannschaft während der Gruppenphase wurden 10 Punkte vergeben. Für die Finalspieler des ersten Einzels und entscheidenden Doppels wurden 95, für das zweite Einzel im Finale 50 und für ein nicht mehr entscheidendes Doppel 20 Punkte vergeben. Wenn ein Spieler alle vier Spiele inklusive des Finals gewann und Teil der siegreichen Mannschaft war, bekam er nochmals 50 Bonuspunkte. Somit bekam die Nummer Eins des Teams, falls er alle Einzel-Spiele bis zum Finale siegreich bestreiten konnte maximal 250, der zweite Einzelspieler insgesamt maximal 175 Punkte. Somit entsprachen die Punkte für die Nummer Eins des siegreichen Teams einem Sieg bei einem Turnier der 250er-Serie der ATP. Sollte der Spitzenspieler auch an allen siegreichen Doppel beteiligt gewesen sein, erhielt er weitere 250 Punkte. Somit konnte der Spitzenspieler der siegreichen Mannschaft, sollte er alle vier Einzel und Doppel siegreich beendet haben, maximal 500 Weltranglistenpunkte sammeln. Dies entsprach einem Turniersieg bei einem 500er-Serie-Turnier.
Geschichte
Vom 8. bis 15. Mai 1978 wurde das erste Turnier ausgetragen. Von 1978 bis 1981 fand der Wettbewerb unter dem Namen „Ambre Solaire Nations Cup“ statt, von 1982 bis 1986 unter „Ambre Solaire World Team Cup“, 1987 bis 1999 unter „Peugeot World Team Cup“, 2000 bis 2010 unter „ARAG World Team Cup“ und zuletzt bis 2012 lautet die offizielle Bezeichnung des Turniers „POWER HORSE World Team Cup“.
Ab 2009 konnte mit Tennis-Point ein weiterer Sponsor gewonnen werden, der schon als Titelsponsor der Tennisbundesliga auftritt.[5] Eine weitere Neuerung 2009 war die Vergabe von Weltranglistenpunkten sowohl für die Einzel als auch für die Doppel.
Durch ein neues Vermarktungskonzept, bei dem die Fernsehrechte nicht mehr zentral von der ATP vermarktet werden, sondern vom Turnierveranstalter selbst, hofft man durch über 1000 Stunden Live-Übertragung in mittlerweile über 200 Länder der Erde, den Zuschauerschwund der letzten Jahre zu kompensieren und das Turnier dauerhaft im Turnierkalender der ATP zu halten.[6] Nur so können Sponsoren, wie der aktuelle Titelsponsor Power-Horse dauerhaft für das Event interessiert werden.[7]
Um die Attraktivität des Turniers weiter zu erhöhen, hob man 2011 das Preisgeld von 750.000 auf 800.000 Euro an, wovon alleine das Siegerteam 260.000 Euro erhält. Weitere 168.000 Euro gehen an den Finalisten. Die beiden Gruppen-Zweiten der Vorrunde erhalten je 75.000 Euro.[8]
Wie es ab 2013 mit dem traditionsreichen Turnier weitergeht, war lange nicht entschieden.[9] Zum Ende des Jahres 2012 wurden Verhandlungen seitens der Turnierleitung mit der ATP aufgenommen, um die Zukunft des Turniers zu besprechen. Am 1. Oktober 2012 wurde bekannt, dass der rumänische Millionär und ehemalige Tennisspieler und Manager von Boris Becker, Ion Țiriac den Turniernamen „World Team Cup“ vom Düsseldorfer Rochusclub für umgerechnet 1,6 Millionen Euro erworben hat.[10]
Wie der SID am 2. Oktober meldete, wird das Turnier 2013 nicht mehr ausgetragen. An seine Stelle rückt ein ATP 250 Turnier, das wie die beiden Jahre zuvor durch den Energydrink-Hersteller Power Horse gesponsert wurde.[11] Die neue Veranstaltung wurde unter dem Namen Power Horse Open 2013 und 2014 ausgetragen und wurde dann eingestellt. Das Preisgeld lag bei etwa 420.000 Euro.
Liste der Gewinner
Die Gewinner des World Team Cup seit der Erstaustragung 1978[12]:
Anzahl der Siege
Es konnten sich 14 Nationen in die Siegerliste des World Team Cup eintragen, weitere drei Nationen nahmen an einem Endspiel teil.[13]
Land | Siege | Gewinner | Finalteilnahme | |
---|---|---|---|---|
1. | Deutschland | 5 | 1989, 1994, 1998, 2005, 2011 | 1993, 2006, 2009 |
2. | Vereinigte Staaten | 4 | 1982, 1984, 1985, 1993 | 1987, 1988, 1990, 2010 |
3. | Argentinien | 4 | 1980, 2002, 2007, 2010 | 1989, 2005, 2011 |
4. | Schweden | 4 | 1988, 1991, 1995, 2008 | 1986, 1999 |
5. | Spanien | 4 | 1978, 1983, 1992, 1997 | 1994 |
6. | Australien | 3 | 1979, 1999, 2001 | 1978, 1981, 1982, 1983, 1997, 2004 |
7. | Tschechoslowakei | 2 | 1981, 1987 | 1984, 1985 |
8. | Chile | 2 | 2003, 2004 | |
Serbien | 2 | 2009, 2012 | ||
10. | Kroatien | 1 | 2006 | 1995 |
Jugoslawien | 1 | 1990 | 1991 | |
12. | Frankreich | 1 | 1986 | |
Schweiz | 1 | 1996 | ||
Slowakei | 1 | 2000 | ||
15. | Tschechien | 1992, 1996, 1998, 2003, 2007, 2012 | ||
Russland | 2000, 2001, 2002, 2008 | |||
Italien | 1979, 1980 |
Fair Play Trophy
Für vorbildliches Verhalten auf und neben dem Tennisplatz wurde seit 1989 eine besondere Auszeichnung an die Profis vergeben: Die Fair Play Trophy.[14] 2011 gab es mit Robin Söderling und Philipp Kohlschreiber das einzige Mal zwei Preisträger des Wanderpokals.[15]
Jahr | Spieler |
---|---|
2012 | Tomáš Berdych |
2011 | Robin Söderling Philipp Kohlschreiber |
2010 | Lleyton Hewitt |
2009 | Rainer Schüttler |
2008 | James Blake |
2007 | Jonas Björkman |
2006 | James Blake |
2005 | Jonas Björkman |
2004 | Sjeng Schalken |
2003 | Todd Martin |
2002 | Pete Sampras |
2001 | Patrick Rafter |
2000 | Patrick Rafter |
1999 | Àlex Corretja |
1998 | Petr Korda |
1997 | Michael Stich |
1996 | Jakob Hlasek |
1995 | Stefan Edberg |
1994 | Magnus Gustafsson |
1993 | Pete Sampras |
1992 | Guy Forget |
1991 | Eric Jelen |
1990 | Martín Jaite |
1989 | Stefan Edberg |
Siehe auch
Weblinks
- Video: Deutschland gewinnt World-Team-Cup
- Foto-Galerie World Team Cup 2004
- Endspiele und Gewinner der Fair Play Trophy
Einzelnachweise
- ↑ World Team Cup in Düsseldorf offiziell gerettet. In: derwesten.de. 15. Januar 2011, abgerufen am 23. April 2019.
- ↑ Düsseldorf bekommt ATP-Turnier. In: sport1.de. 9. Oktober 2012, abgerufen am 23. April 2019.
- ↑ Titelverteidiger Deutschland auch 2012 am Start. Power Horse World Team Cup, archiviert vom am 3. Februar 2012; abgerufen am 17. Juli 2017.
- ↑ Deutsches Team bei WM-Turnier. In: sport1.de. 5. Dezember 2011, abgerufen am 23. April 2019.
- ↑ Tennis-Point ist erstmalig Sponsor des Arag World Team Cup 2009. In: blogspan.de. 30. März 2009, archiviert vom am 22. Januar 2012; abgerufen am 23. April 2019.
- ↑ Profil auf der Seite des Turniers. In: atpworldtour.com. 23. April 2019, archiviert vom am 16. Mai 2014; abgerufen am 23. April 2019 (englisch).
- ↑ Power Horse Cup Düsseldorf. In: tennis-weblog.de. Abgerufen am 23. April 2019.
- ↑ Mehr Preisgeld beim World Team Cup. In: sport1.de. 25. Februar 2011, abgerufen am 23. April 2019.
- ↑ Zukunft des World-Team-Cup weiterhin offen. In: welt.de. 21. November 2011, abgerufen am 23. April 2019.
- ↑ Michael Ryberg: World Team Cup in Düsseldorf liegt auf Eis. In: derwesten.de. 1. Oktober 2012, abgerufen am 23. April 2019.
- ↑ Aus für den World Team Cup. In: spiegel.de. 2. Oktober 2012, abgerufen am 23. April 2019.
- ↑ Medaillen von Tennis World Team Cup in Düsseldorf. In: medailleninfo.info. Abgerufen am 23. März 2019.
- ↑ Alle Endspielergebnisse seit 1978. Power Horse World Team Cup, archiviert vom am 4. August 2012; abgerufen am 17. Juli 2017.
- ↑ Fair Play Trophy. Power Horse World Team Cup, archiviert vom am 4. August 2012; abgerufen am 17. Juli 2017.
- ↑ Erstmals zwei Preisträger für Fair Play Trophy. Power Horse World Team Cup, archiviert vom am 3. Februar 2012; abgerufen am 17. Juli 2017.
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Der Center Court II im Mai 2001 (Safin vs. Grosjean beim ARAG World Team Cup)