Wolodarowka

Siedlung
Wolodarowka
Jodlauken (Schwalbental)

Володаровка
FöderationskreisNordwestrussland
OblastKaliningrad
RajonTschernjachowsk
Frühere NamenJodlauken (bis 1938)
Schwalbental (1938–1946)
Bevölkerung286 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
ZeitzoneUTC+2
Postleitzahl238103
Kfz-Kennzeichen39, 91
OKATO27 239 000 010
Geographische Lage
Koordinaten54° 30′ N, 21° 41′ O
Wolodarowka (Europäisches Russland)
Wolodarowka (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Wolodarowka (Oblast Kaliningrad)
Wolodarowka (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Wolodarowka (russisch Володаровка, deutsch Jodlauken, 1938–1945 Schwalbental) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Tschernjachowsk im Rajon Tschernjachowsk.

Geographische Lage

Wolodarowka liegt im Süden des Rajon Tschernjachowsk an der Regionalstraße 27A-037 (Teilstück der ehemaligen A197) von Tschernjachowsk (Insterburg) nach Krylowo (Nordenburg). Ein Bahnanschluss bestand bis 2009 über die 6 km entfernte Bahnstation Frunsenskoje (Bokellen) an der Tschernjachowsk–Schelesnodoroschny (Gerdauen).

Geschichte

Bis 1945 war der damals Jodlauken bzw. Schwalbental genannte Ort eine Landgemeinde im Landkreis Insterburg im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen. Am 11. März 1874 wurde es Sitz und namensgebender Ort eines Amtsbezirks.[2]

Am 1. Dezember 1910 betrug die Zahl der Einwohner 368.[3] Zum 1. Juli 1929 wurden die Nachbardörfer Daubarren und Radszuhnen eingemeindet, so dass die Einwohnerzahl anstieg: 1933 lebten hier 550, und im Jahr 1939 bereits 576 Menschen.[4]

Am 3. Juli 1938 – mit amtlicher Bestätigung vom 16. Juli 1938 – erhielt Jodlauken aus politisch-ideologischen Gründen den Namen „Schwalbental“. Der durch den Ort fließende Bach hieß Jodupe[5] und wurde gleichzeitig in „Schwalbe“ umbenannt, heute russisch Jutschinka.

Infolge des Zweiten Weltkrieges kam der Ort unter sowjetische Verwaltung. 1947 erhielt er den russischen Namen „Wolodarowka“ und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Swobodnenski selski Sowet im Rajon Tschernjachowsk zugeordnet.[6] Von 2008 bis 2015 gehörte Wolodarowka zur Landgemeinde Swobodnenskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Tschernjachowsk.

Amtsbezirk Jodlauken/Schwalbental

Am 11. März 1874 bildeten 14 Landgemeinden bzw. Gutsbezirke den Amtsbezirk Jodlauken:[2]

NameName (1938–1946)Name (seit 1946)Bemerkungen
Landgemeinden:
Berszienen,
Ksp. Jodlauken
ab 1936: Berschienen
BirklackenPrudki
Daubarren----1929 in die Landgemeinde
Jodlauken eingegliedert
DraskinehlenNeu Lugau--1930 in den Amtsbezirk
Lugowen umgegliedert
Gravenort--Repino1930 in den Amtsbezirk
Lugowen umgegliedert
JodlaukenSchwalbentalWolodarowka
KamputschenKampeneck--
LeputschenOberschwalbenLermontowo
Radszuhnen--Korsakowo1929 in die Landgemeinde
Jodlauken eingegliedert
StagutschenDallwitzListowoje
Triaken,
Ksp. Jodlauken
SchwerfeldeSnamenskoje
Gutsbezirke:
Davidehlen--Saizewo1928 in die Landgemeinde
Dreibrücken eingegliedert
Friedrichshuld--Pestschanaja
(Adlig) KeppurrenKranichfeldeSibirskoje1928 in die Landgemeinde
Dreibrücken eingegliedert
OstlöpschenOstilmenKusnetschny1928 in die Landgemeinde
Gravenort eingegliedert

Im Jahre 1908 gehörten insgesamt noch acht Gemeinden zum Amtsbezirk Jodlauken: Berszienen (Ksp. Jodlauken), Dreibrücken, Gandrinnen (1938–1946 Storchenfelde), Jodlauken, Kamputschen, Leputschen, Stagutschen und Triaken (Ksp. Jodlauken).

Am 13. September 1939 wurde der Amtsbezirk Jodlauken offiziell in „Amtsbezirk Schwalbental“ umbenannt, und am 1. Januar 1945 waren in diesen Amtsbezirk integriert: Birklacken, Dallwitz, Dreibrücken, Kampeneck, Oberschwalben, Schwalbental, Schwerfelde und Storchfelde.

Kirche Jodlauken

Bei der heute zweckentfremdeten Kirche Jodlauken (russisch Кирха Йодлаукена[7]) handelt es sich um einen massiven rechteckigen Bau[8] aus dem Jahre 1746 mit kleinem hölzernen Dachreiter. Der Innenraum ist flach gedeckt, und Altar und Kanzel bildeten ein Ganzes. Zur Ausstattung gehörten Reste eines gotischen Schnitzaltars (um 1520), die dem Meister der Wurzel Jesse in der St.-Georgs-Kirche in Friedland (heute russisch: Prawdinsk) zugeschrieben wurde. Die Kirche besaß eine Orgel sowie zwei Glocken.

Kirchengemeinde

Seit 1718 war Jodlauken mit seiner überwiegend evangelischen Bevölkerung Pfarrsitz und zentraler Ort für ein weitflächiges Kirchspiel. Die Kirchengemeinde gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Insterburg (heute russisch: Tschernjachowsk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Nach 1945 kam alles kirchliche Leben während der Zeit der Sowjetunion zum Erliegen. In den 1990er Jahren bildete sich in Wolodorowka eine neue evangelisch-lutherische Gemeinde, die zur Kirchenregion der Stadt Tschernjachowsk gehört. Sie ist in die Propstei Kaliningrad in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland eingegliedert[9].

Kirchspielorte

Zum weitflächigen Kirchspiel Jodlauken resp. Schwalbental gehörten außer dem Pfarrort noch 44 Orte und kleinere Ortschaften[10] (* = Schulorte):

NameName (1938–1946)Name (seit 1946)NameName (1938–1946)Name (seit 1946)
Alt Gudehlen*(Adlig) KeppurrenKranichfeldeSibirskoje
AmalienhofMühle KeppurrenFriedrichsmühlePereleski
AndreashofKlein Jurlauken
BaginskiFreimannsdorfKlein Triaken
Berszienen/BerschienenBirklackenPrudkiKranichbruch, Forst
*BlockinnenBlockenOtradnoje*LeputschenOberschwalbenLermontowo
Dallwitz [Fh.]SaratowskojeLugowenGroß LugauTschaikowskoje
Daubarren*Muldszehlen/MuldschehlenMuldenwieseMedwedewka
DavidehlenLehmfeldeSaizewoNendrinnenAltlugau
DraskinehlenNeu LugauNeuhausen
*DraupchenFriedenauMaloje KruschininoNeusiedel
EschenwaldeNeu GudehlenNeumulden
FriedrichsgabeFurmanowoNeu Lenkutschen
FriedrichshuldPestschanajaNimmerfried
GandrinnenStorchfeldeOstlöpschenOstilmenKusnetschny
GrabowenRoßweidenSibirskoje*PotrempschenKleinlugauWolschskoje
GravenortRepinoRadszuhnenKorsakowo
*Groß DrutschlaukenHasenfeldDubrowkaRudlackenEichenwalde
GrünheideRuhendorf
KamputschenKampeneckStagutschenDallwitzListowoje
KarlsdorfTriakenSchwerfeldeSnamenskoje
KarolinenDonskojeWarlinSowjetskoje

Pfarrer (1718–1945)

Von der Gründung des Kirchspiels Jodlauken im Jahre 1718 bis Kriegsende 1945 waren 20 Geistliche in Jodlauken/Schwalbental tätig[11]:

  • Fabian Kalau, 1718–1723
  • Friedrich Pauli, 1723–1730
  • Conrad Wolfgang Schaar, 1731–1734
  • Daniel Simon Wilcke, 1734–1736
  • Johann Jacob Pauli, 1737–1753
  • Gottlieb Andreas Kahnert, 1748–1756
  • Christoph Albrecht Cramer, 1756–1763
  • Heinrich Bernhard Koppe, 1763–1780
  • Andreas Schmidt, 1781–1782
  • Daniel Friedrich Wüsthoff, 1782–1808
  • Johann Friedrich Hertell, 1808–1809
  • Carl Samuel Paarmann, 1809–1831
  • Johann Wilhelm A. Ziegler, 1831–1842
  • Theodor Wilhelm Leopold Weinreich, 1842–1853
  • Theodor Otto Pastenaci, 1853–1863[12]
  • Heinrich Moritz Hirsch, 1863–1881
  • Georg Höning, 1882–1895[13]
  • Johann Gottlieb Heinrich Schundau, 1896–1904
  • Bruno Strehl, 1904–1927
  • Ernst Kucharski, 1927–1945

Persönlichkeiten

  • Ernst Thomaschky (1895–1979), deutscher Fußballfunktionär und -schiedsrichter

Einzelnachweise

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Schwalbental
  3. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  4. Michael Rademacher: Insterburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  5. http://genwiki.genealogy.net/Jodupe/_Auxinne_(Fluss)
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  7. Кирха Йодлаукеиа/Kirche Jodlauken bei prussia39.ru
  8. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bildnisse ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, Seite 104
  9. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)
  10. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band III: Dokumente, Göttingen, 1968, Seite 481
  11. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 59
  12. Pastenaci († 1863) war Angehöriger des Corps Littuania.
  13. Höning (1853–1895) war Angehöriger des Corps Masovia.

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