Wolfgang Leppmann (Germanist)

Wolfgang Arthur Robert Leppmann (* 9. Juli 1922 in Berlin; † 3. Dezember 2002 in Bergen auf Rügen) war ein deutsch-amerikanischer Germanist. Bekannt wurde er vor allem als Autor kulturhistorischer Biographien.

Leben

Der Sohn des Journalisten Franz Leppmann und der Schauspielerin Ida Orloff – der Slawist Wolfgang Leppmann war sein Patenonkel – wuchs bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 in Berlin auf. Seine Eltern, die ihm bald folgten, schickten ihn nach Italien, wo er das Landschulheim Florenz besuchte, an dem dann auch sein Vater unterrichtete. 1936 trennten sich Ida Orloff und Franz Leppmann. Mit dem Beginn der verschärften Verfolgung der Juden in Italien flohen Vater und Sohn 1938 nach London. Während des deutschen Westfeldzuges wurde Wolfgang Leppmann auf der Isle of Wight interniert. Dort ließ man ihm die Wahl, ob er nach Australien oder Kanada gehen wollte. Er entschied sich für Kanada, wo er auch einige Jahre interniert war. Nach seiner Entlassung wurde er Offizier im 2nd Montreal Regiment der kanadischen Armee und nahm am Zweiten Weltkrieg teil.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann Wolfgang Leppmann ein Studium der Germanistik in Montreal. Er erwarb seinen B.A. und 1949 seinen M.A. an der McGill University. Er ging dann nach Princeton, wo er 1952 über deutsche Novellen promovierte. Er lehrte daraufhin zunächst an der Brown University und wurde 1954 Professor an der University of Oregon Eugene, wo er bis zu seiner Emeritierung blieb. Danach lebte er überwiegend in Berlin und München.

Leppmanns erstes Buch Goethe und die Deutschen wurde für die Rezeptionsforschung wegweisend. Er schrieb außerdem über Pompeji (1966) und verfasste eine Biographie des Archäologen Johann Joachim Winckelmann (1971). Sein bekanntestes Werk wurde seine Biographie Rainer Maria Rilkes (1981). 1986 legte er eine Biographie Gerhart Hauptmanns vor. Als freier Mitarbeiter schrieb er Rezensionen und Artikel für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und der Die Zeit. Er erhielt 1962 und 1978 Guggenheim-Stipendien und wurde 1986 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Der Tagesspiegel würdigte ihn als „Meister der literarischen Biographie“.[1]

Schriften

  • Die Deutsche Novelle als Spiegel sozialer Zustände. 1952.
  • The German Image of Goethe. Clarendon Pr, Oxford 1961.
    • deutsch: Goethe und die Deutschen. Vom Nachruhm eines Dichters. Kohlhammer, Stuttgart 1962.
  • Pompeji. Eine Stadt in Literatur und Leben. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1966.
    • englisch: Pompeii in fact and fiction. Elek, London 1968.
  • Winckelmann. Alfred A. Knopf, New York 1970.
    • deutsch: Winckelmann. Eine Biographie ; mit 37 Bilddokumenten. Propyläen-Verl, Frankfurt a. M. [u. a.] 1971 ISBN 9783549074442.
  • Rilke. Sein Leben, seine Welt, sein Werk. Scherz, Bern 1981.
    • englisch: Rilke. A life. 1. Auflage. Fromm International Pub. Corp., New York 1984, ISBN 9780880640152.
  • Gerhart Hauptmann. Leben, Werk und Zeit. Scherz, Bern 1986, ISBN 9783502184102.
  • In zwei Welten zu Hause. Aus der Lebensarbeit eines amerikanischen Germanisten. Drei Ulmen Verlag, München 1989, ISBN 9783926087065.
  • Die Roaring Twenties. Amerikas wilde Jahre. List, München 1992, ISBN 9783471780480.

Literatur

  • Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 6, Kraatz - Menges, 2. Ausgabe, hg. von Rudolf Vierhaus, K. G. Saur, München 2011, S. 373.
  • Doris Pfaffinger: In Memors of Wolfgang Leppmann (1922-2002). In: Germanic Languages and Literatures Newsletter 3 (Fall 2003), No. 1, S. 2. (PDF)

Einzelnachweise

  1. Meister der literarischen Biographie. Wolfgang Leppmann zum 80. Geburtstag. In: Der Tagesspiegel, 9. Juli 2002.