Wolfgang Condrus

Wolfgang Condrus (* 11. Februar 1941 in Berlin-Schöneberg; gebürtig Wolfgang Breuer) ist ein deutscher Film- und Theaterschauspieler sowie Synchron-, Hörspielsprecher und Hörbuchinterpret. Seine Stimme ist vor allem durch zahlreiche Synchronisationen der Schauspieler Malcolm McDowell, Ed Harris, Jeff Daniels, Mark Harmon, Sam Neill und Hugo Weaving bekannt. In der Kategorie „Herausragende männliche Synchronarbeit“ erhielt Condrus im Jahr 2006 den Deutschen Preis für Synchron als deutsche Stimme von Choi Min-sik in der südkoreanischen Kinoproduktion Oldboy.[1]

Leben und Wirken

Theater, Film und Fernsehen

Der Sohn des Schauspielerehepaars Siegfried Breuer (1906–1954) und Lia Condrus (1919–1997) trat bereits in früher Jugend als Kinderdarsteller am Theater auf, 1952 an der Berliner Komödie und 1955 am Schlossparktheater neben Bernhard Minetti. Überdies wirkte er in mehreren Film- und Fernsehproduktionen mit, darunter als Günter in Briefträger Müller (1953) an der Seite von Heinz Rühmann, als Gustav mit der Hupe in Emil und die Detektive (1954) und als Page in Charleys Tante (1956). In Kalle wird Bürgermeister übernahm er 1956 die Titelrolle.

Nach dem Abitur absolvierte Condrus eine Schauspielausbildung an den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin und war danach von 1960 bis 1966 dort engagiert. Er trat während dieser Zeit u. a. in der Shakespeare-Komödie Wie es euch gefällt, in Frühlings Erwachen von Frank Wedekind sowie in Goethes Faust II auf. 1967 war Condrus an der deutschsprachigen Erstaufführung von Peter WeissGesang vom Lusitanischen Popanz an der Schaubühne am Halleschen Ufer beteiligt.

Als freischaffender Schauspieler gastierte er danach an zahlreichen Theaterbühnen, so unter anderem in Berlin am Hansa-Theater in Lessings Minna von Barnhelm (1980), an der Freien Volksbühne und am Theater am Kurfürstendamm sowie an der Komödie im Marquardt in Stuttgart. Er verkörperte Dromio in Shakespeares Die Komödie der Irrungen und Stephan Fjodorow in Die Gerechten von Albert Camus. Nach verschiedenen Filmengagements in den 1960er und 1970er Jahren, unter anderem in der Neuverfilmung Die Feuerzangenbowle, agierte Condrus ab Beginn der 1980er Jahre nur noch sporadisch vor der Kamera und verlagerte seinen beruflichen Schwerpunkt auf die Filmsynchronisation.

Synchronisation

Seit Der Grenzwolf (1980) wird Wolfgang Condrus bis auf wenige Ausnahmen für die Synchronisation von Ed Harris eingesetzt, seit The Purple Rose of Cairo (1985) auch für Jeff Daniels. Zudem ist er seit Das fliegende Auge (1983) wiederkehrend als deutsche Stimme von Malcolm McDowell und seit Das Piano (1993) von Sam Neill zu hören, so in Jurassic Park (1993) und auch in Der Pferdeflüsterer (1998).

Zu einer Auswahl weiterer Besetzungen gehören Michael Palin in der britischen Mittelalter-Parodie Jabberwocky (1977), Keith Carradine in der Literaturverfilmung Die Duellisten (1977), Robin Williams in der Tragikomödie Garp und wie er die Welt sah (1982), Harvey Keitel im italienischen Thriller Copkiller (1983), Daniel Auteuil im französischen Historienfilm Die Bartholomäusnacht (1994) und Hugo Weaving in der Fantasy-Filmtrilogie Der Herr der Ringe (2000er Jahre).

Bekannte Seriensynchronrollen übernahm Condrus zudem mit Dack Rambo als Jack Ewing in Dallas (1985–1987), Jan-Michael Vincent als Stringfellow Huckleberry Hawke in Airwolf (1986–1988), Mark Harmon als Special Agent Leroy Jethro Gibbs in Navy CIS (2003–2021), Malcolm McDowell als Mr. Linderman in Heroes (2007), Tzi Ma als Cheng Zi in 24 (2006–2008) und Robert John Burke als Bart Bass in Gossip Girl (2009).

Hörproduktionen

Neben seiner Synchrontätigkeit wirkte Condrus auch an zahlreichen Hörspielproduktionen mit, darunter für den Hörfunk in Letzte Botschaft aus Lagos mit Elisabeth Trissenaar und Gerd Wameling (WDR/HR, 1986), Flüchtige Bekanntschaft (RB, 1990) neben Wolfgang Kaven und Marlies Engel, Sunrise Club (WDR, 1992) neben Manuela Alphons und Matthias Ponnier,[2] und ferner für kommerzielle Tonträger wie 12 Uhr Majakowski Platz von Sergej Ustinow (2000), Der Himmel von Hollywood von Leon de Winter (2001), Das Weihnachtsgeheimnis von Jostein Gaarder (2009) sowie Die drei Fragezeichen – Folge 102 „Doppelte Täuschung“ (2002) und Folge 150 „Geisterbucht“ (2011). Außerdem in zahlreichen Folgen der Radio-Hörspielreihe Die Denkmaschine von Michael Koser – erstmals 1979 (Folge 3), zuletzt 2002 (Folge 77).

In der vom Maritim-Verlag publizierten Hörspielserie NYPDead – Medical Report hat Condrus seit 2008 die Hauptrolle inne, im gleichen Jahr wurde er zudem für die aus gleichem Hause stammende Hörspielreihe Top Secret engagiert. Als Hörbuchinterpret vertonte Condrus unter anderem Die Tulpe des Bösen von Jörg Kastner (2008), Die Kathedrale des Meeres von Ildefonso Falcones (2009) und die ungekürzte Lesung Robinson Crusoe von Daniel Defoe bei Audible (2009).

Familiärer Hintergrund

Wolfgang Condrus ist der Bruder des Schauspielers Siegfried Breuer jr. und Enkel des Opernsängers Hans Breuer. Seine Neffen sind die Schauspieler und Synchronsprecher Jacques und Pascal Breuer.

Filmografie (Auswahl)

Schauspieler

Serien

  • 1958: Stahlnetz: Die blaue Mütze
  • 1961: Stahlnetz: In der Nacht zum Dienstag ...
  • 1963: Hafenpolizei – Die Ausbrecher
  • 1968: Der Staudamm (13 Folgen)
  • 1972: Sonderdezernat K1 – Mord im Dreivierteltakt
  • 1973: Lokaltermin – Der Punkt auf dem i
  • 1974: Unter einem Dach – Ein rätselhafter Fall
  • 1976: Unter einem Dach – Falschgeld
  • 1979: PS
  • 1983: Mandara (7 Folgen)
  • 1989: Praxis Bülowbogen – Entthronungen
  • 1994: Praxis Bülowbogen – Besser spät als gar nicht
  • 1996: Im Namen des Gesetzes – Fassadenschwindel: Teil 1
  • 2000: Die Cleveren – Killer im Netz

Spielfilme

Synchronsprecher

Malcolm McDowell

Jeff Daniels

Sam Neill

Hugo Weaving

Ed Harris

William Hurt

Martin Sheen

Filme

Serien

Hörspiele und Features

Auszeichnungen

Quelle

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Condrus erhält den Synchron Oscar für Oldboy (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) NFSA Online, 30. Januar 2006
  2. Literaturnetz NRW

Weblinks