Wolfgang (Pfalz-Zweibrücken)

Pfalzgraf-Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken
Zwei Seiten aus der Kirchenordnung Herzog Wolfgangs
Grabmal des Herzogs Wolfgang und seiner Ehefrau Anna von Hessen in der Schlosskirche von Meisenheim

Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken (* 26. September 1526 in Zweibrücken; † 11. Juni 1569 in Nexon), genannt auch Wolfgang von Zweibrücken, war ab dem Jahr 1532 Pfalzgraf und Herzog von Pfalz-Zweibrücken, ab 1557 auch Herzog von Pfalz-Neuburg.

Herkunft und dynastische Verhältnisse

Sein Vater war Ludwig II. von Pfalz-Zweibrücken und seine Mutter Elisabeth von Hessen (die Tochter Wilhelms des Älteren von Hessen). Bis zu seiner Volljährigkeit 1543 führte der jüngere Bruder seines Vaters, Ruprecht, die Regentschaft. Anschließend kam es zur Teilung der Linie in Pfalz-Zweibrücken mit Wolfgang und Pfalz-Veldenz, das Ruprecht erhielt.

Im Herbst 1543 wurden Überlegungen zu einer Eheschließung Herzog Wolfgangs mit Anna Walburga von Neuenahr (1522–1600) angestellt, die jedoch zu keinem Ergebnis führten.[1] 1545 heiratete er Anna von Hessen, eine Tochter von Philipp, dem Großmütigen.

1557 erhielt er die Junge Pfalz mit Neuburg an der Donau gemäß den Bestimmungen des Heidelberger Sukzessionsvertrags, der 1553 zwischen den verschiedenen Linien des Hauses Wittelsbach geschlossen worden war, von Kurfürst Ottheinrich von der Pfalz. Mit Wolfgangs Tod teilte sich die Linie ein weiteres Mal in die Linien Pfalz-Neuburg-Hilpoltstein, Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Sulzbach, Pfalz-Parkstein und Pfalz-Birkenfeld. Sein Grab befindet sich in der evangelischen Schlosskirche von Meisenheim.

Durch seinen Sohn Philipp Ludwig stammen von Wolfgang die Kurfürsten der Pfalz aus der Linie Pfalz-Neuburg ab, die die Kurpfalz 1685–1742 regierten, sowie deren Nachfolger aus der Linie Pfalz-Sulzbach, die bis 1799 herrschte. Er wurde durch seinen Sohn Karl auch zum Stammvater der danach ab 1799 in allen Gebieten der Wittelsbacher regierenden Linie Pfalz-Birkenfeld, aus der die bayerischen Könige kommen. Alle lebenden Wittelsbacher stammen daher von Wolfgang ab.

Wirken

Wolfgang war überzeugter Protestant. So versuchte er, der Rekatholisierung Deutschlands durch das Augsburger Interim 1548–1552 Widerstand zu leisten. Nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 erließ er 1557 eine der großen und maßgeblichen Kirchenordnungen in Deutschland, die von anderen deutschen Fürstentümern übernommen wurde. Bestandteil dieser Kirchenordnung war auch das erste evangelische Gesangbuch, das im südwestdeutschen Raum von offizieller Seite herausgegeben wurde.

1566 nahm Wolfgang als kaiserlicher Kavallerie-Offizier am Türkenkrieg teil. 1569 führte er ein Söldnerheer von Hochfelden aus dem Elsass durch Burgund und Innerfrankreich in das Limousin, um den französischen Hugenotten unter dem Fürsten von Condé im dritten Hugenottenkrieg beizustehen. Herzog Wolfgang erkrankte während des Feldzugs und starb im Feldlager in Nexon.

Die einbalsamierte Leiche Herzog Wolfgangs wurde auf Anordnung von Admiral Gaspard II. de Coligny zunächst in Angoulême eingesargt, dann 1571 nach dem Frieden von Saint-Germain (1570) von Cognac über La Rochelle auf einem lübischen Schiff durch den Ärmelkanal und den Öresund mit Aufenthalt in Kopenhagen nach Lübeck und von dort zur Beisetzung nach Meisenheim gebracht. Auf dem Weg wurde der Sarg in Lübeck, Wolfenbüttel, Münden und Kassel in Kirchen aufgebahrt, und es wurden Trauergottesdienste abgehalten. Der Lübecker Stadtrat, Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Erich II. von Braunschweig-Calenberg-Göttingen und Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel erwiesen dem Toten persönlich ihre Ehre.

Nachkommen aus der Ehe mit Anna

⚭ 1574 Prinzessin Anna von Jülich-Kleve-Berg (1552–1632)
⚭ 1579 Prinzessin Magdalena von Jülich-Kleve-Berg (1553–1633)
Die Tochter Maria Elisabeth von Pfalz-Zweibrücken (1561–1629), verheiratet mit Graf Emich XII. von Leiningen-Hardenburg, Epitaphfigur in der Schlosskirche Bad Dürkheim
  • Dorothea Agnes (1551–1552)
  • Elisabeth (1553–1554)
  • Anna (1554–1576)
  • Elisabeth (1555–1625)
  • Otto Heinrich (1556–1604), Pfalzgraf und Herzog von Pfalz-Sulzbach
⚭ 1582 Prinzessin Dorothea Marie von Württemberg (1559–1639)
  • Friedrich (1557–1597), Pfalzgraf und Herzog von Pfalz-Zweibrücken-Vohenstrauß-Parkstein
⚭ 1587 Prinzessin Katharina Sophie von Liegnitz (1561–1608)
  • Barbara (1559–1618)
⚭ 1591 Graf Gottfried zu Oettingen-Oettingen (1554–1622)
⚭ 1586 Prinzessin Dorothea Maria von Braunschweig-Lüneburg (1570–1649)
  • Maria Elisabeth (1561–1629)
⚭ 1585 Graf Emich XII. von Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (1562–1607)
  • Susanna (1564–1565)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Hessisches Staatsarchiv Marburg (Bestand 3 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Großmütigen, Nr. 2427 und 2447).
VorgängerAmtNachfolger
Ludwig II.Herzog von Pfalz-Zweibrücken
1532–1569
Johann I.
Ludwig II.Graf von Pfalz-Veldenz
1543–1569
Ruprecht
OttheinrichHerzog von Pfalz-Neuburg
1557–1569
Philipp Ludwig
Herzog von Pfalz-Parkstein
1548–1569
Friedrich
Herzog von Pfalz-Birkenfeld
1548–1569
Karl I.

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Meisenheim Schlosskirche 00099a.jpg
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Schlossplatz 1: evangelische Schlosskirche; ehemalige Johanniterkirche, spätgotische Hallenkirche, 1479–1504, Architekt Philipp von Gmünd, 1766–1770 Innenumbau durch Philipp Heinrich Hellermann; Stützmauer mit spätgotischem Porta, bezeichnet 1484. Hier das Grabmal des Herzogs Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken (1526-1569) und seiner Gemahlin Anna von Hessen (1529-1591) an der Nordwand der Schlosskirche. Das fast 7 m hohe Werk aus Turfstein wurde in dreijähriger Arbeit vom Bildhauer Johann von Trarbach geschaffen und war 1575 fertig. Lebensgroß knieen Herzog Wolfgang und Anna unter dem Gekreuzigten. Unter ihnen sind ihre Biographien angebracht. Hier steht u.a. Herzog Wolfgang habe u.a. den päpstlichen Götzendienst abgeschafft und Herzogin Anna habe 13 Kinder geboren.
Wolfgang von Zweibrücken-Neuburg.jpg
Person: Wolfgang, Herzog von Zweibrücken und Pfalz-Neuburg, * 26. 9. 1526 in Zweibrücken, † 11. 6. 1569 in Nessun bei Limoges, Grabstätte in der Pfarrkirche von Meisenheim (bei Koblenz) Maler: unbekannt (Deutsch, 16. Jahrhundert)
Dürkheim Schlosskirche Leininger Epitaph Maria Elisabeth von Pfalz-Zweibrücken2.JPG
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Schlosskirche Bad Dürkheim, Grabkapelle, Doppelepitaph Leiningen, Maria Elisabeth von Pfalz-Zweibrücken (1612), durch Heirat Gräfin von Leiningen
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Seite aus der Kirchenordnung Herzog Wolfgangs von Zweibrücken (Ausgabe von 1570)