Wolfenstein (Spieleserie)
Wolfenstein | |
Logo seit The New Order | |
Entwickler | Muse Software, id Software, MachineGames |
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Publisher | Apogee Software, id Software, Bethesda Softworks |
Plattform | 3DO, Acorn Archimedes, Amiga, Apple II, Atari Jaguar, Mac OS, Commodore 64, Game Boy Advance, iOS, Windows, DOS, PC-98, Switch, PlayStation 2, PlayStation 3, PlayStation 4, SNES, Windows Mobile, Xbox, Xbox 360, Xbox One |
Genre | First-Person-Shooter |
Spiele | |
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→ Castle Wolfenstein | (erster Teil 1981) |
→ Wolfenstein: Youngblood | (letzter Teil 2019) |
Wolfenstein ist die Bezeichnung einer Reihe von Computerspielen, die 1981 vom amerikanischen Studio Muse Software ins Leben gerufen wurde und unter id Software seit 1992 größere Bekanntheit erlangte. Der erste von id Software entwickelte Titel, Wolfenstein 3D, gilt als einer der maßgeblichen Titel, der die grundlegende Merkmale des Genres der First-Person-Shooter definierte[1]. Seit der Übernahme ids 2009 durch Zenimax ist Wolfenstein eine Marke von Bethesda Softworks, die Verantwortung für die Fortführung der Reihe liegt derzeit beim schwedischen Entwicklerstudio MachineGames.
Markenhistorie
Das erste Spiel der Reihe wurde von Muse-Gründer Silas Warner entwickelt. Es handelte sich um einen Schleich-Shooter, in der die Spielfigur mit begrenzten Hilfsmittel aus dem Foltergefängnis Wolfenstein ausbrechen muss. Aufbau und Grafikdesign erinnerte dabei noch an frühe Computer-Rollenspiele, mit einer Vogelperspektive auf die Räume, während Spielfiguren und Gegenstände in einer Seitenperspektive dargestellt sind. 1984 erschien mit Beyond Castle Wolfenstein ein Nachfolger.
Da die Markenrechte von Muse nach deren Insolvenz 1986 ausgelaufen waren, konnte sich id Software Anfang der 1990er diese sichern und seinen von Castle Wolfenstein inspirierten Shooter unter diesem Titel vermarkten. Die Ausgangsprämisse blieb gleich: der jüdischstämmige, amerikanische Soldat William „B.J.“ Blazkowicz wird von Nazis gefangen genommen und muss aus dem Gefängnis Burg Wolfenstein fliehen. Spielerisch war Wolfenstein 3D dagegen eine Weiterentwicklung der von id in Hovertank 3D und Catacomb 3-D festgelegten Shooter-Spielmechaniken und wurde der erste großer Verkaufserfolg des Studios.[2] Übertroffen wurde der Erfolg ein Jahr später bereits von Wolfensteins geistigen Nachfolger Doom, das den Aufstieg des Shooter-Markts maßgeblich zementierte. 1996 brachte ids Quake den Durchbruch der Echtzeit-3D-Grafik. Diese beiden Marken bestimmten in dieser Phase ids Planungen weitgehend, während die Wolfenstein-Marke ungenutzt blieb. Ab 2001 erschienen – beginnend mit Return to Castle Wolfenstein – neue Spiele, die jedoch allesamt extern von Partnerstudios entwickelt wurden.
2009 übernahm Zenimax id Software mit allen Marken und Lizenzen,[3] ebenso 2010 das junge schwedische Entwicklerstudio MachineGames. Letzteres erbat sich das Recht einen neuen Titel in der Wolfenstein-Reihe zu entwickeln.[4] Seither trug MachineGames die Verantwortung für die Weiterentwicklung der Marke.
NS-Thematik und Indizierung in Deutschland
Mit Ausnahme von Enemy Territory ist allen Spielen gemein, dass der Protagonist allein gegen Soldaten Nazi-Deutschlands kämpft. Bereits der Erstling Castle Wolfenstein wurde 1987 wegen Kriegsverherrlichung und positiver Bewertung von Tötungshandlungen indiziert.[5]
Auch die unter id entstandenen Werke landeten zumeist auf dem Index für jugendgefährdende Medien[1], im Fall von Wolfenstein 3D bspw. für die „spielimmanente Verherrlichung des Selbstjustizgedankens sowie die positive Bewertung und Gewichtung anreißerisch gestalteter Todesszenarien“. Aufgrund eines Urteils des Oberlandesgerichts Frankfurt aus dem Jahr 1998 wurde ein Rechtsradikaler wegen der Verbreitung des Spiels nebst anderer NS-Inhalte über das Internet wegen NS-Propaganda im Sinne von §86 und 86a StGB verurteilt. Das führte zu der lange Zeit weit verbreiteten Auffassung, dass die Darstellung verbotener Symbole (insbesondere der Hakenkreuzflagge) in Computerspielen auf dem deutschen Markt nicht erlaubt sei, mit Wolfenstein 3D als häufig zitiertem Beispiel. Diese Urteilsauslegung galt lange als umstritten, es fanden sich aber auch keine Musterklagen zur Feststellung der tatsächlichen Rechtslage. War die Bewertung von NS-Symbolik in Spielen seitens der staatlichen Kontrollbehörden zu Beginn der 1990er noch vergleichsweise kontextbezogen, unaufgeregt und nicht zwingend von vornherein ablehnend, schlug sich dies erst aufgrund der Urteilsauslegung ab 1998 in Selbstzensur der Spielehersteller und schließlich auch den Wertungskriterien der USK und Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien nieder. In Deutschland erschienen die neueren Teile der Wolfenstein-Reihe deshalb – wenn überhaupt – in einer abgeänderten Fassung, bei denen die Nazi-Symbole entfernt und teilweise Namen geändert wurden.[6]
Seit Auslegung der Sozialadäquanzklausel des §86 Abs. 4 StGB auch im Sinne der Computerspiele wurden diese Beschränkungen seit 2018 mittlerweile vielfach rückgängig gemacht, wobei die Wolfenstein-Reihe abermals wichtige Impulse für die Debatte lieferte.[7] 2019 wurden die Indizierungen von Wolfenstein 3D und Spear of Destiny aufgehoben. 2022 erfolgte auf Antrag von Bethesda eine Neuprüfung mit anschließender Alterseinstufung durch die USK, wodurch der freie Verkauf in Deutschland möglich wurde.[8]
Veröffentlichte Titel
Unter Muse Software
Titel | Erscheinungsjahr | Entwickler | Handlungszeitraum | Bemerkungen |
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Castle Wolfenstein | 1981 | Muse Software | Zweiter Weltkrieg | Das Spiel stand von 1987 bis 2012 in Deutschland auf dem Index jugendgefährdender Spiele. |
Beyond Castle Wolfenstein | 1984 | Muse Software |
Unter id Software
Titel | Erscheinungsjahr | Entwickler | Handlungszeitraum | Bemerkungen |
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Wolfenstein 3D | 1992 | id Software | Zweiter Weltkrieg | Vorläufer der First-Person-Shooter, in Deutschland von 1994 bis 2019 indiziert und beschlagnahmt. |
Spear of Destiny | 1992 | id Software | ||
Return to Castle Wolfenstein | 2001 | Gray Matter Interactive Nerve Software | 1943 | |
Wolfenstein: Enemy Territory | 2003 | Splash Damage | Im Gegensatz zu den anderen Teilen ein Mehrspieler-Shooter, dessen Konzept eher an Counter-Strike anlehnt. | |
Wolfenstein RPG | 2008 | id Software | Rollenspiel mit rundenbasierten Kämpfen für Mobiltelefone | |
Wolfenstein | 2009 | Raven Software | 1944 | In Deutschland zeitweise indiziert. |
Unter Bethesda
Titel | Erscheinungsjahr | Entwickler | Handlungszeitraum | Bemerkungen |
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Wolfenstein: The New Order | 2014 | MachineGames | 1960 | Alternativweltszenario einer von Nazis beherrschten Welt |
Wolfenstein: The Old Blood | 2015 | MachineGames | 1946 | eine allein lauffähige Erweiterung für The New Order |
Wolfenstein II: The New Colossus | 2017 | MachineGames | 1961 | Handelt in einem dystopischen Amerika, das von den Nazis erobert wurde |
Wolfenstein: Cyberpilot | 2019 | Arkane Studios MachineGames | 1980 | VR-Spiel |
Wolfenstein: Youngblood | 2019 | MachineGames | 1980 |
Weblinks
- Wolfenstein-Reihe bei MobyGames (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ a b Jürgen Wolf: Computergeschichte(n) Nicht nur für Nerds. Eine Zeitreise durch die IT-Geschichte. Mit vielen Beispielen zum Nachprogrammieren. 1. Auflage. Rheinwerk-Verlag, Bonn 2020, ISBN 978-3-8362-7777-8, S. 307 f.
- ↑ The Dawn of the FPS: inside the making of Wolfenstein 3D. Abgerufen am 25. November 2022 (britisches Englisch).
- ↑ Christian Klaß: id Software gehört nun ZeniMax Media. In: Golem.de. 24. Juni 2009, abgerufen am 25. November 2022.
- ↑ Wolfenstein's New Order: How MachineGames is resurrecting a classic. In: Eurogamer.net. 30. April 2014 (eurogamer.net [abgerufen am 25. November 2022]).
- ↑ Tobias Meßmer: Ist Hakenkreuz gleich Hakenkreuz ? Der Umgang des staatlichen Jugendschutzes mit verfassungsfeindlichen Symbolen im Digitalen Spiel 1985-1994. Arbeitskreises Geschichtswissenschaft und Digitale Spiele, 23. August 2019, abgerufen am 23. August 2019.
- ↑ Stefan Köhler, 1, 2, 3, 4, 5: 25 Jahre Wolfenstein 3D - Der Shooter-Großvater, der zur Hakenkreuz-Problematik führte. In: GameStar. 5. Mai 2017 (gamestar.de [abgerufen am 25. November 2022]).
- ↑ Gameswirtschaft: „Durch Wolfenstein 2 kam Schwung in die Debatte“. In: GamesWirtschaft.de. 10. August 2018, abgerufen am 25. November 2022 (deutsch).
- ↑ 30 Jahre Wolfenstein 3D: Endlich frei in Deutschland erhältlich - Wurde auch Zeit! In: Eurogamer.de. 27. September 2022 (eurogamer.de [abgerufen am 25. November 2022]).
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