Woith

Ein Woith mit Gerichtsbuch um 1620 (gez. J. Gerner 2003)

Der Woith war im deutschsprachigen Raum ab dem Mittelalter ein Dienstmann eines Dorfes oder eines herrschaftlichen Gutes. Die Amtsbezeichnung ging als Familienname der Amtsträger mit den Schreibweisen Woith, Woit, Woyt, Woid(ke) über. Der Woith gehörte in den Dörfern zur Oberschicht. Sie waren als Kretschmar, alias Gerichtsgeschworene, tätig. Die Erbschulze, im schlesischen und polnischen Raum Woith genannt, waren Erbrichter (Schultheiße). Sie hatten das Recht, die Dorfschänke (-krug), auch den Kretscham zu führen. Die Steuern wurden von ihnen eingenommen. Sie durften auch Handwerker halten und eigene Mühlen betreiben. Die wirtschaftliche Vorrangstellung war mit der dörflichen Polizeigewalt und der niederen Gerichtsbarkeit (im Gerichtskretscham) verbunden. Sie fungierten bei höheren Gerichten als Beisitzer.

Geschichte

Im brandenburgischen Sorau, heute polnisch Żary, wurden 1381 Personen namens Voit in einem Bürgerbuch sechsmal erwähnt. Im sächsischen Zittau gab es 1578 vier Hausbesitzer gleichen Namens. Die Erbschulzenstellen erkaufte man von den Gutsbesitzern um die gesellschaftlichen Vorzüge zu bekommen. Die aufgetragenen Pflichten, so das Polizeirecht, die Steuereinnahmen, das niedere Gericht für die Gutsherren zuhalten waren zu erfüllen.

Im niederschlesischen Boberwitz wird 1582 ein Woith nachgewiesen, der Christoph Woite hieß. Die gleiche Familie Woith besaß zuvor und später Jahrhunderte hinweg in Petersdorf bei Primkenau die Dorfschänke und übte dort die Funktion der Woiths (Gemeindevorsteher/Bürgermeister) bis 1945 aus. In dieser Familie wurde im Dreißigjährigen Krieg eine Witwe Woyths mit einem schwedischen Korporal aus dem Heer des Schwedenkönigs Gustav Adolf verheiratet. Diese Heirat sicherte zeitweise die Rechte der reformierten Christen in den umliegenden Dörfern, die zu der Zeit zum böhmischen Schlesien gehörten.

Auch als Ortsname kam der Name im ehemaligen Ostpreußen vor, das Dorf hieß Woiten.

Ähnliche Wortbezeichnungen

An der Namensgleichheit Wojt und Woyt sieht man, dass sie den gleichen Wortstamm haben. Der Ursprung des Namens ist Woithe, -oy-, zum slavischen Vornamen Voj, gleich bedeutend für Mann oder Ritter. Vogt und Voit(h) (auch Voyt, Voet), Woyt(h) sind in der Bedeutung gleichrangig.

So erklärt Horst Naumanns Buch der Familiennamen: Woit 1593 Woyth. Berufsname zu polnisch wojt, „Dorfvogt, Dorfschulze“, 1356 Woytke–Woyzeck vurman (Vormann).

Auch Verbindung zu „Vogt“ wird hergestellt: „Vogt, Voigt. Mündlich Voit, niederdeutsch Vagt, rheinisch niederdeutsch Voigts: 1284 der Voget, 1361 Voyt, 1387 Voit, 1492 Vaghedt/mundartlich Fait(h): 1292 Fayd/Fauth: 1304 Voutt, 1344 Vaut. Berufsname zu mittelhochdeutsch Vogt, voit ‚Rechtsbeistand, beaufsichtigender Beamter, Gerichtsbeamter‘ mittelniederdeutsch Vaget ‚Vogt‘“

Der Zusammenhang Vogt zum Woyt erklärt sich:

Voigtmann: 1593 Fogtman. Berufsname zu mittelhochdeutsch Vogetman „der einem Vogt unterstellt ist; Eigen- oder Zinsmann einer Vogtei“

Auch in alten Karten wurde das heutige Vogtland Voigtland geschrieben: „Voigtland, Voigtländer 1401 Foytlant; 1400 Foitlender. Herkunftsname zum Landschafts-Namen Vogtland, d. h. der aus dem Vogtland (der terra advocatorum)“

Wappen

NameQuelle / Bemerkung
Voit von VoitenbergSiebmacher 212, Ehrbare Nürnberg
Voit von Rieneck (auch Voyt von Rieneck[1])
Voitus, EylauSiebmacher, Bürgerliche 10
WoyttBürgerlich Saarland,
 Georg Christian WOYTT 
(1694-1764), Erster Stadtpfarrer, Konsistorialrat 
 und lutherischer Inspektor in Ottweiler. 
 Kaiserlichgekrönter Poet und Mitglied des 
 Edelgekrönten Pegnesischen Blumenordens. 
Diese Familie Woytt kam aus Breslau.
Woytt Wappen, geharnischter Arm mit Streitaxt
WoytBürgerlich, steigender Hirsch im Schild
Woyt Wappen, Siebmacher

Namensträger

Johannes Paul II., bürgerlich K. J. Wojtyła
Jean Eusebe Voet, Beschreibung u. Abbildung hartschaliger Insekten. 1800
  • Der berühmteste Namensträger namens Woith ist Karol Józef Wojtyła (1920–2005), ehemaliger katholischer Papst Johannes II.
  • Georg Christian Woytt, Pfarrer aus Ottweiler (1694–1764)[1], kaiserlich gekrönter Poet, Konsistorialrat, Hofprediger
  • Johann Jacob Woyt (1671–1709), Arzt, Autor des medizinischen Lehrbuchs Schatz=Kammer Medicinisch= und Natürliche Dinge, Leipzig 1709.[2]
  • Johannes Eusebius Voet (1706-1778) niederländischer Arzt, Dichter, Illustrator und Entomologe in Den Haag. Johannes war der Sohn von Carel Burchat Voet (1671-1745), der Hofmaler des Earl of Portland und auch Entomologe war.

Literatur

  • Horst Naumann: Das große Buch der Familiennamen, Alter, Herkunft, Bedeutung. S. 275, 288, Falkenverlag 1999
  • Rosa und Volker Kohlheim: Duden Familiennamen, Herkunft und Bedeutung von 20000 Nachnamen. Dudenverlag, Mannheim 2005
  • Jürgen Gerner: AGOFF, Arbeitsbericht 2009. Heft 3, S. 30–32, Forschung nach Woyt/Woyth Vorfahren in Sprottau.

Einzelnachweise

  1. Vgl. etwa Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Selbstverlag Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 118 (Die Voyte von Rieneck: Gefolgsleute oder Vasallen der Rienecker Grafen).
  2. Richard Wolf: Woyt, Johann Jacob (1671-1709. (Biographisches Stichwort)).

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Christoph Woit, 1582-1672 Gerichtsgeschworener in Boberwitz.jpg
Christoph Woit war ein Kretschmar in Boberwitz in Niederschlesien. Die Woits besaßen eine Kretschmarstelle (Dorfkrug) bis 1945 in Petersdorf bei Sprottau.
Beschreibung u. Abb. hartschaliger Insekten. Jean Eusebe Voet 1800.jpg
Buchtitel, Beschreibung u. Abb. hartschaliger Insekten. Jean Eusebe Voet, um 1800
Woytt.Wappen Georg Christian W.jpg
Woytt. Georg Christian W., *1694 Erster Stadtpfarrer, Konsistorialrat und luth. Inspektor in Ottweiler. Kaiserlich gekrönter Poet und Mitglied des Edelgekrönten Pegnischen Blumenordens.
Woyt Wappen. Siebmacher.jpg
Autor/Urheber:

Siebmacher vor 1650 gestorben

, Lizenz: Bild-PD-alt

Woyt Wappen, steigender Hirsch im Schild

JohannesPaulII.jpg
Pope John Paul II on 12 August 1993 in Denver (Colorado)