Wohlfahrtsmarke Audrey Hepburn

Die Wohlfahrtsmarke Audrey Hepburn der Deutschen Post AG aus dem Jahrgang 2001 mit einem Foto der Schauspielerin aus dem Film Frühstück bei Tiffany (Nennwert 1,10 + 0,50 DM und 0,56 + 0,26 Euro) ist die wertvollste moderne Briefmarke der Welt. Da sie nach dem Druck von 14 Millionen Exemplaren nie zur Ausgabe kam, existiert sie nur noch in ganz wenigen Exemplaren. Eine Einzelmarke mit Eckrand erzielte 2005 einen Auktionspreis von 135.000 Euro, ein Bogen mit zehn Marken 2010 einen von 430.000 Euro.

Entstehungsgeschichte

Die Zuschlagsmarke hätte am 11. Oktober 2001 als Kleinbogen zu je 10 Marken bzw. am 13. November 2001 als Briefmarkenheft im Rahmen der Wohlfahrtsserie „Für die Wohlfahrtspflege 2001“ erscheinen und zusammen mit Briefmarken von Charlie Chaplin, Marilyn Monroe, Greta Garbo und Jean Gabin den Satz „Internationale Filmschauspieler“ bilden sollen. Stattdessen wurde jedoch eine Briefmarke mit dem Bild einer Filmrolle (Michel-Katalog-Nummer: 2220) ausgegeben, die nicht, wie die übrigen Marken der Serie und allgemein üblich, mit „Für die Wohlfahrtspflege“, sondern mit „Hilf mit Wohlfahrts-Marken“ beschriftet ist.

Der Entwurf des Briefmarkensatzes stammt von der Münchner Grafikerin Antonia Graschberger.

Das Bundesfinanzministerium musste auf die Ausgabe der bereits hergestellten Marken verzichten, da Hepburns Söhne und Erben, Sean Ferrer aus der Ehe mit Mel Ferrer und Luca Dotti aus der Ehe mit Andrea Dotti, ihre Zustimmung verweigerten.[1] Sie hielten eine Briefmarke, die ihre Mutter mit einer Zigarettenspitze zeigt und damit zu gesundheitsschädlichem Verhalten anrege, nicht für wünschenswert. Daraufhin wurde die Vernichtung der Marken veranlasst. Die ersten Testdruckbögen, die bereits an die Grafikerin, den Vorsitzenden des Briefmarkenbeirates Karl Oskar Blase, die Deutsche Post sowie das Finanzministerium als Herausgeber verschickt worden waren, wurden daraufhin von der Bundesdruckerei zur Vernichtung zurückgefordert. Dem kamen die Grafikerin und der Briefmarkenbeirat nach, nicht jedoch das Ministerium, das mindestens drei Zehnerbögen erhalten hatte.[2] Von den zwei Bögen, die die Deutsche Post erhalten hatte, wurde je einer dem Konzernarchiv der Deutschen Post und dem Archiv für Philatelie der Museumsstiftung Post und Telekommunikation überlassen. Der Bogen aus dem Archiv für Philatelie wurde vom 6. bis 10. Mai 2009 auf der 19. Internationalen Briefmarken-Messe in Essen ausgestellt.

Ähnlich kurzfristig wie das Bild der Filmrolle wurde das Motiv Greta Garbo in die Serie aufgenommen. Ursprünglich war eine Marke mit Ingrid Bergman und Humphrey Bogart geplant gewesen, doch konnten auch dafür die erforderlichen Rechte nicht erlangt werden.

Die bekannten Exemplare

Gestempelte Einzelexemplare

Das erste Exemplar

Die Marke besitzt einen Maschinenstempel aus dem Briefzentrum 12 (mb) Berlin-Südost in Schönefeld vom 14. Oktober 2003, 22 Uhr. Das erste Exemplar der Audrey-Hepburn-Wohlfahrtsmarke wurde von dem Sammler Werner Dürrschmidt[3] aus Leupoldsgrün Ende 2004 entdeckt. Dieser ließ sich von Unternehmen in Deutschland regelmäßig Umschläge der Firmenpost zusenden. In einer solchen Zusendung einer niedersächsischen Firma mit 2000 bis 3000 Briefmarken fand er die ihm unbekannte Briefmarke mit dem Bild Audrey Hepburns. Ein Gutachter bestätigte die Echtheit. Am 5. Januar 2005 wurde das Exemplar erstmals öffentlich im Bonner Archiv für Philatelie gezeigt und danach auf der Nationalen Postwertzeichen-Ausstellung (NAPOSTA) vom 2. bis 5. Juni 2005 im Hannover Congress Centrum.

Am 6. Oktober 2006 wurde die Marke beim Auktionshaus Felzmann für 53.000 Euro versteigert.[4] Über den neuen Besitzer ist nur bekannt, dass er aus Deutschland stammt.

Das zweite Exemplar

Die Marke besitzt einen Maschinenstempel aus dem Briefzentrum 10 (mc) Berlin-Zentrum in Berlin vom 2. November 2003, 20 Uhr.

Das zweite Exemplar wurde von einem Sammler aus Frankfurt am Main gefunden und am 1. Juni 2005 über das Auktionshaus Heinrich Köhler in Wiesbaden für 58.000 Euro versteigert.[5] Der neue Eigentümer aus Süddeutschland zeigte sich mit dem Kaufpreis zufrieden und meinte: „Mein Gebot wäre noch weiter gegangen.“

Das dritte Exemplar

Die Marke besitzt einen Tagesstempel aus Kleinmachnow 1 (PLZ 14532) vom 11. Februar 2004, 18 Uhr.[6]

Am 7. Oktober 2005 ersteigerte der Finanzinvestor Gerd Bennewirtz aus Korschenbroich beim Auktionshaus Felzmann[7] in Düsseldorf das schönste der drei bislang bekannten Exemplare, ein linkes oberes Eckrandstück – für den Rekordpreis von 135.000 Euro.[8] Ein Sammler aus dem Raum Berlin-Brandenburg hatte das einwandfrei erhaltene Exemplar in billiger Kiloware entdeckt, ihm monatelang aber keine Beachtung geschenkt, bis er von den zwei anderen Exemplaren erfuhr.

Die Marke wurde im Februar 2019 im Auktionshaus Gärtner für 92.000 Euro versteigert, der erste Ausruf lag bei 65.000 Euro,[9] zuzüglich Aufgeld ergab sich damit ein Preis von 114.000 Euro.[10]

Das vierte Exemplar

Die Marke besitzt einen Maschinenstempel aus dem Briefzentrum 13 (mf) Berlin-Nord in Hennigsdorf mit unleserlichem Datum.[11][12]

Ein weiteres Exemplar wurde 2007 auf der Briefmarkenbörse in Sindelfingen gezeigt und am 9. Mai 2009 auf der IBRA in Essen durch das Düsseldorfer Auktionshaus Felzmann für 60.000 Euro an einen anonymen Bieter versteigert.

Das fünfte Exemplar

Die Marke besitzt einen Tagesstempelabdruck, der nur zu knapp einem Viertel vollständig ist. Es sind kaum vier Buchstaben (vermutlich „…dorf“) zu erkennen.[13]

Ein weiteres Exemplar, das ebenfalls in Kiloware gefunden worden war, wurde zwischen dem 25. und 27. Mai 2009 im Hotel Kempinski in Berlin vom Berliner Auktionshaus Schlegel für 53.500 Euro versteigert.[14]

Komplette Briefmarkenbögen und postfrische Exemplare

Drei komplette postfrische Bögen mit je zehn Marken waren bekannt: einer im Archiv der Post, einer im Archiv für Philatelie der Museumsstiftung Post und Telekommunikation und einer, der bei der Drucklegung Sean Ferrer überlassen worden war. Dieser ließ ihn am 16. Oktober 2010 durch das Berliner Auktionshaus Schlegel im Berliner Hotel Adlon zugunsten von UNICEF (1/3) und dem Audrey Hepburn Children’s Fund (2/3) für 430.000 Euro versteigern.[15][16] Der Höchstbietende hat den Bogen Ende Oktober 2010 größtenteils vereinzeln lassen, um die einzelnen Marken an interessierte Sammler weiterzuverkaufen. Aktuell (Oktober 2010) gibt es nur noch vier zusammenhängende Exemplare des Bogens.[17]

Im November 2015 wurde eine postfrische Marke mit rechtem Bogenrand aus dem vereinzelten Bogen über eBay versteigert.[18] Insgesamt gaben 42 Bieter 150 Gebote ab. Am 29. November 2015 endete nach zehn Tagen das Gebot bei 64.750,00 Euro.[19][20]

Siehe auch

Literatur

  • Jan Billion: Hepburn-Marke: Die Jagd kann beginnen! In: Deutsche Briefmarken-Revue Ausgabe Nr. 2/2005, S. 15
  • Wolfgang Maassen: eBay versteigert „Audrey-Hepburn-Marke“! in: philatelie Heft 461 vom November 2015; S. 8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deutsche Briefmarken-Revue Ausgabe Nr. 11/2001, S. 9
  2. Eventuell wertvolle Briefmarken verschwunden – Briefmarken-Krimi im Hause Eichel (Memento vom 26. März 2012 auf WebCite) in RP online vom 26. Dezember 2004 - Wertvolle Briefmarken verschwunden in Der Spiegel, Heft: 53/2004, vom 27. Dezember 2004
  3. Werner Dürrschmidt und seine Entdeckung, auf mdr.de (Seite ist nicht mehr online)
  4. Michel aktuell: Audrey-Hepburn-Marke für 53.000 EUR versteigert (Memento des Originals vom 10. Mai 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.michel.de vom 16. Oktober 2006
  5. Hepburn-Marke für 58 000 EUR versteigert - NAPOSTA präsentiert zweites Exemplar (Memento des Originals vom 10. Mai 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.michel.de auf michel.de - 58.000 Euro für eine Briefmarke auf spiegel.de vom 1. Juni 2005
  6. Abbildung: Das dritte Exemplar (Eckrandstück) auf gehe-trading.de
  7. 111. Auktion, Los-Nr. 7245@1@2Vorlage:Toter Link/www.felzmann.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Auktionshaus Felzmann
  8. „Hepburn-Marke erzielt Rekordpreis“ (Memento vom 28. Dezember 2005 im Internet Archive) auf wdr.de Stand: 7. Oktober 2005 - Filmbericht – WDR (Memento des Originals vom 1. Februar 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wdr.de Stand: 7. Oktober 2005 – Michel aktuell: Audrey Hepburn für 135 000 € (Memento des Originals vom 10. Mai 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.michel.de
  9. Los-Nr.: 26915 (aus Auktion Nr.: 43. vom 7.-8./18.-22. Februar 2019); auf www.auktionen-gaertner.de
  10. Philatelie (Zeitschrift); Ausgabe 502, April 2019; 71. Jahrgang; S. 5 (Anzeige des Auktionshauses)
  11. Michel aktuell: Vierte Hepburn-Marke aufgetaucht (Memento des Originals vom 10. Mai 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.michel.de vom 23. Oktober 2007 - Abbildung: Das vierte Exemplar@1@2Vorlage:Toter Link/www.felzmann.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf felzmann.de
  12. Deutsche Briefmarken-Zeitung Ausgabe Nr. 24/2007, S. 22
  13. Nur noch fünf Exemplare – Auktion seltener Hepburn-Briefmarke (Memento vom 10. Mai 2009 im Internet Archive) auf n24.de vom 17. März 2009 - Seltene Audrey Hepburn-Briefmarke wird in Berlin versteigert vom 18. März 2009 auf berlin.business-on.de/- Abbildung: Das fünfte Exemplar@1@2Vorlage:Toter Link/berlin.business-on.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2023. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf berlin.business-on.de
  14. Hepburn-Briefmarke für 67 000 Euro versteigert (Memento vom 30. Mai 2009 im Internet Archive) auf sueddeutsche.de
  15. Interview mit Sean Hepburn Ferrer www.auktionshaus-schlegel, Stand: 9. Juni 2010 - Verbotene Hepburn-Briefmarke bringt über 400.000 Euro auf spiegel online vom 16. Oktober 2010
  16. philatelie – Das Magazin des Bundes Deutscher Philatelisten, Heft 398, 62. Jahrgang, August 2010, Einhefter zwischen Seite 50 und 51
  17. Hepburn-Bogen nach Auktion zerteilt – „Mister X“: Aus eins mach zehn…; in: Briefmarken-Spiegel, Heft 12/2010, S. 6
  18. Legendäre Rarität: Audrey-Hepburn-Briefmarke wird bei eBay versteigert Pressemitteilung von eBay vom 18. November 2015
  19. Gebotsübersicht der Versteigerung vom November 2015 sowie Pressemitteilung Legendäre Rarität: Audrey-Hepburn-Briefmarke für 64.750 Euro bei eBay vom 30. November 2015 auf ebay.de
  20. Audrey-Hepburn-Briefmarke aus Konstanz für 64.750 Euro versteigert auf suedkurier.de vom 29. November 2015