Witwenblumen

Witwenblumen

Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), Illustration

Systematik
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung:Kardenartige (Dipsacales)
Familie:Geißblattgewächse (Caprifoliaceae)
Unterfamilie:Kardengewächse (Dipsacoideae)
Gattung:Witwenblumen
Wissenschaftlicher Name
Knautia
L.

Die Witwenblumen, auch Knautien oder Knopfblumen, (Knautia) sind eine Pflanzengattung in der Unterfamilie der Kardengewächse (Dipsacoideae). Der wissenschaftliche Gattungsname Knautia stammt von den Gebrüdern Christoph (1638–1694) und Christian (1654–1716) Knaut, deutsche Ärzte und Botaniker.[1]

Beschreibung

Blütenstand der Acker-Witwenblume (Knautia arvensis)

Vegetative Merkmale

Die Witwenblumen-Arten sind einjährige bis ausdauernde krautige Pflanzen. Die Stängel sind nicht kantig und besitzen keine Stacheln.

Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind ungeteilt bis gefiedert.

Generative Merkmale

Die Blüten stehen in verbreiterten und lang gestielten Köpfchen. Diese sind zwittrig oder weiblich und besitzen häufig mehrere Reihen Hüllblätter. Der Köpfchenboden ist ohne Spreublätter, ist aber haarig. Der Außenkelch der Blüte ist klein und undeutlich gezähnt. Der Kelch trägt 8 bis 16 Borsten oder Zähne und ist mehr oder weniger gestielt. An der ungleich vierzipfeligen Krone lässt sich die Gattung von den ähnlichen, aber fünfzipfeligen Skabiosen unterscheiden. Die Blütenkrone ist blauviolett, purpurfarben oder gelblich-weiß. Die Randblüten sind häufig „strahlend“.

Die Früchte sind nussartige, einsamige Schließfrüchte. Sie sind abgeflacht und vierkantig und besitzen ein Elaiosom.

Ökologie

Die Bestäubung erfolgt durch Bienen und Schmetterlinge. Die Blüten sind vormännlich (proterandrisch). Die Ausbreitung der Diasporen, es sind die Früchte, erfolgt durch Ameisen.

Systematik und Verbreitung

Acker-Witwenblume (Knautia arvensis)
Wald-Witwenblume (Knautia dipsacifolia)
Ungarische Witwenblume (Knautia drymeia)
Langblatt-Witwenblume (Knautia longifolia)
Rote Witwenblume (Knautia macedonica)

Die Gattung Knautia wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum aufgestellt.[2][3] Der Gattungsname Knautia ehrt den deutschen Arzt und Botaniker Christian Knaut (1656–1716).[4] Er teilte schon die Blütenpflanzen nach der Zahl und Anordnung der Blütenblätter ein.[4] Ein Synonym für KnautiaL. ist TricheraSchrad. exRoem. &Schult.[5]

Die Gattung Knautia ist systematisch schwierig. Sie bildet einen Polyploidie-Komplex, wobei die Sippenneubildung noch nicht beendet ist. Häufig treten auch Hybriden auf. Es gibt etwa 60 Arten, von denen 48 auch in Europa vorkommen.[6][3]

Die Gattung Knautia hat ihren Schwerpunkt in Europa und im Mittelmeerraum. Sie kommt auch in Südwestasien und in Westafrika vor.[7]

In Mitteleuropa kommen folgende Arten vor:

  • Acker-Witwenblume (Knautia arvensis(L.) Coult.): Das Verbreitungsgebiet umfasst Europa, den Mittelmeerraum und Asien.
  • Monte-Baldo-Witwenblume (Knautia baldensisA.Kern. ex Borb.): Dieser Endemit kommt nur im Gebiet des Gardasees vor.
  • Kärnten-Witwenblume (Knautia carinthiacaEhrend.): Dieser Endemit kommt in Kärnten nur im Görtschitztal zwischen Eberstein und Launsdorf vor.
  • Wald-Witwenblume (Knautia dipsacifoliaKreutzer, Syn. Knautia maxima(Opiz) Ortmann[6]): Das Verbreitungsgebiet umfasst die Berggebiete Mitteleuropas.
  • Ungarische Witwenblume (Knautia drymeiaHeuff.): Sie kommt in Mittel- und Südosteuropa sowie in der Slowakei und in Norditalien vor.[3]
  • Knautia fleischmannii(Rchb.) Pacher: Sie kommt nur in Slowenien vor.[3]
  • Jura-Witwenblume (Knautia godetiiReut.): Sie kommt nur in Spanien, Frankreich und im Schweizer Jura vor.[3]
  • Gelbe Witwenblume oder Kitaibel-Witwenblume (Knautia kitaibelii(Schult.) Borb.): Sie kommt im südöstlichen Mitteleuropa vor.
  • Langblatt-Witwenblume (Knautia longifolia(Waldst. & Kit.) W.D.J.Koch): Sie kommt nur in den Süd- und Ostalpen, in den Karpaten und auf der Balkanhalbinsel vor.[3]
  • Rote Witwenblume (Knautia macedonicaGriseb.): Sie kommt auf der Balkan-Halbinsel, in Serbien, Rumänien und im europäischen Teil der Türkei vor.[3]
  • Norische Witwenblume (Knautia noricaEhrend.): Dieser Endemit kommt nur in Obersteiermark und Kärnten vor.
  • Knautia persicinaA. Kern.: Dieser Endemit kommt nur in den italienischen Südalpen östlich des Gardasees vor.[3]
  • Purpur-Witwenblume (Knautia purpurea(Vill.) Borb.): Sie kommt in Spanien, in Italien, in Frankreich und in der Schweiz vor.
  • Südalpen-Witwenblume (Knautia transalpina(Christ) Briq.): Dieser Endemit kommt nur in den Südalpen in der Schweiz und in Italien vor.
  • Knautia velutinaBriq.: Dieser Endemit kommt nur in den italienischen Südalpen vor.

Darüber hinaus kommen in Europa weitere Arten vor (hier eine Auswahl):

  • Knautia adriaticaEhrend.: Dieser Endemit kommt nur in Kroatien vor.[3]
  • Knautia albanicaBriq.: Sie kommt in Albanien, in Griechenland und im früheren Jugoslawien vor.
  • Knautia ambiguaBoiss. & Orph.: Sie kommt in Serbien, Bulgarien und Griechenland vor.[3]
  • Knautia arvernensis(Briq.) Szabó: Sie kommt in Portugal, Spanien und Frankreich vor.[3]
  • Knautia basalticaChass. & Szabó: Sie kommt in Frankreich vor.[3]
  • Knautia byzantinaR.M. Fritsch: Sie kommt in Bulgarien und in der europäischen Türkei vor.[3]
  • Knautia caroli-rechingeriMicevski: Sie kommt in früheren Jugoslawien vor.[3]
  • Knautia dalmaticaG.Beck: Dieser Endemit kommt nur in der Nähe von Split in Kroatien vor.[3]
  • Knautia degeniiBorbás: Sie kommt in Bulgarien, Griechenland, im früheren Jugoslawien und in der Türkei vor.[3]
  • Knautia gussoneiSzabó: Sie kommt in Italien vor.[3]
  • Knautia illyricaG.Beck: Sie kommt in Italien, Kroatien, Slowenien und Albanien vor.[3]
  • Knautia integrifolia(L.) Bertol.: Sie kommt in Südeuropa, Südosteuropa und Vorderasien vor.[3]
  • Knautia lucanaLacaita & Szabó: Sie kommt in Italien vor.[3]
  • Knautia macedonicaGriseb.: Sie kommt im südöstlichen Rumänien und auf der Balkanhalbinsel vor.[8]
  • Knautia magnificaBoiss. & Orph.: Sie kommt in Serbien, Albanien und Griechenland vor.[3]
  • Knautia midzorensisFormánek: Sie kommt in Serbien, Albanien, Bulgarien und Griechenland vor.[3]
  • Knautia mollisJord.: Dieser Endemit kommt nur in den Südwestalpen in Frankreich und Italien vor.[3]
  • Knautia nevadensis(M.Winkler ex Szabó) Szabó: Sie kommt nur in Spanien und Portugal vor.[3]
  • Knautia orientalisL.: Sie kommt in Albanien, Bulgarien, Griechenland, in der europäischen und in der asiatischen Türkei, in Georgien und im Kaukasusraum vor.[3]
  • Knautia pectinataEhrend.: Dieser Endemit kommt nur in Kroatien vor.[3]
  • Knautia ressmannii(Pacher) Briq.: Sie kommt in Italien vor.[3]
  • Knautia sarajevensis(Beck) Szabó: Sie kommt in Serbien und in Kroatien vor.[3]
  • Knautia subscaposaBoiss. & Reut.: Sie kommt in Marokko, Algerien, Spanien und Portugal vor.[3]
  • Knautia velebiticaSzabó: Dieser Endemit kommt nur in Kroatien vor.[3]
  • Knautia visianiiSzabó: Sie kommt in Kroatien und in Albanien vor.[3]

Philatelistisches

Mit dem Erstausgabetag 6. August 2020 gab die Deutsche Post AG in der Serie 'Blumen' ein Postwertzeichen im Nennwert von 200 Eurocent mit dem Bild der Knautia macedonica heraus. Der Entwurf stammt von den Grafikern Stefan Klein und Olaf Neumann aus Iserlohn.

Quellen

Literatur

  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  • Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 13. Auflage. Band 2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin (DDR) 1987, ISBN 3-06-012539-2.
  • Friedrich Ehrendorfer: Knautia L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 4: Plantaginaceae to Compositae (and Rubiaceae). Cambridge University Press, Cambridge 1976, ISBN 0-521-08717-1, S. 60–67 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.

Einzelnachweise

  1. S. 319 in: Genaust, H. 2017. Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 6. Aufl. Verlag Springer Basel AG. ISBN 978-3-86820-149-9.
  2. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 101, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D101%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae G. Domina (2017+): Dipsacaceae.: Datenblatt Knautia, In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  4. a b Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
  5. Knautia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 1. Februar 2012.
  6. a b Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  7. Yasin J. Nasir: Flora of West Pakistan 94: Dipsacaceae. Stewart Herbarium, Rawalpindi 1975, OCLC 311348861, S. 10 (online bei efloras.org).
  8. Datenblatt Knautia bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.

Weblinks

Commons: Witwenblumen (Knautia) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Illustration Knautia arvensis0.jpg
Name
Knautia arvensis
Family
Dipsacaceae
Knautia drymeia 001.JPG
Autor/Urheber: H. Zell, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Knautia drymeia, Dipsacaceae, Balkan- Witwenblume, Habitus; Botanischer Garten KIT, Karlsruhe, Deutschland.
Acker-Witwenblume Knautia arvensis.jpg
Autor/Urheber: Darkone, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Acker-Witwenblume
Knautia longifolia kz01.jpg
Autor/Urheber: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Knautia longifolia in the Botanischer Garten, Berlin-Dahlem
Knautia dipsacifolia01.jpg
Autor/Urheber: Meneerke bloem, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Knautia dipsacifolia