Witchi-Tai-To

Witchi-Tai-To
Studioalbum von Jan Garbarek/Bobo Stenson Quartet

Veröffent-
lichung(en)

1974

Label(s)ECM Records

Format(e)

CD, LP

Genre(s)

Jazz

Titel (Anzahl)

5

Länge

45:46

Besetzung

Produktion

Manfred Eicher und Jan Erik Kongshaug

Studio(s)

Arne Benediksen Studio, Oslo

Chronologie
Triptycon
1972
Witchi-Tai-ToBelonging
1974

Witchi-Tai-To ist ein Jazzalbum des Jan Garbarek / Bobo Stenson Quartetts, aufgenommen am 27. und 28. November 1973 und im Jahr 1974 von ECM Records veröffentlicht.

Das Album

Jan Garbareks Witchi-Tai-To wird nach seinen ersten Alben wie Afric Pepperbird und Triptycon, die noch stark unter dem Eindruck seines musikalischen Vorbildes John Coltrane standen, von vielen Kritikern als sein künstlerischer Durchbruch angesehen.

Neu war damals Garbareks Orientierung an folkloristischen Elementen (Hasta Siempre), die im Laufe der Karriere des Saxophonisten wesentliches Merkmal werden sollte. So spielte die Band hier fünf Stücke ein, von denen die Bandleader nicht eines selbst geschrieben hatten. Das Album beginnt mit A.I.R. von Carla Bley, bei dem Garbarek auf dem Sopransaxophon spielt. Die einprägsame Melodie hatte die Pianistin bereits kurz zuvor auf ihrem Album Escalator over the Hill eingespielt. Es folgt die einzige Original-Komposition dieses Albums, die Ballade Kukka des Bassisten Palle Danielsson, der hier ein kurzes Solo spielt. Zu den bekanntesten Stücken im Werk Garbareks sollte das milongaartige Stück Hasta siempre werden. Charlie Haden verwendete die Revolutionshymne zuvor bereits auf seinem Album Liberation Music Orchestra. Das Titelstück ist eine Komposition des indianischen Saxophonisten Jim Pepper,[1] die 1969 in der amerikanischen Hitparade war, mehrfach von der Band Oregon eingespielt wurde und auch durch Garbareks Interpretation zu einem Jazz-Standard wurde. Den Schlusspunkt des Albums setzt das ausgedehnte, über zwanzigminütige Stück von Don Cherry, Desireless. Hier beschwört Garbarek in seiner ausgedehnten Improvisation den Geist von John Coltrane. Don Cherry spielte das Stück in seiner Relativity Suite, wo es allerdings nur eine Minute dauerte.

Die Titel

  1. A.I.R. (Carla Bley) (8:15)
  2. Kukka (Palle Danielsson) (4:32)
  3. Hasta Siempre (Carlos Puebla) (8:10)
  4. Witchi-Tai-To (Jim Pepper) (4:24)
  5. Desireless (Don Cherry) (20:25)

Wirkung

Das Album gehörte zu den in den frühen 1970er Jahren erschienenen Schallplatten wie die von Chick Corea, Keith Jarrett, Ralph Towner, John Abercrombie und anderen, die das Image des Münchner Labels schufen, was gemeinhin als „ECM-Sound“ bezeichnet wird.

Dem großen kommerziellen Erfolg von Witchi-Tai-To folgten sogleich weitere Aufnahmen Jan Garbareks mit verschiedenen Musikern des ECM-„Stalls“, wie Belonging im April 1974 mit Keith Jarrett und wiederum mit Palle Danielsson und Jon Christensen als Rhythmusgruppe; das Album Solstice im Dezember 1974 mit Ralph Towner sowie Dansere in der gleichen Besetzung wie Witchi-Tai-To zwei Jahre später.

Beurteilung

Brian Olewnick nennt im All Music Guide Witchi-Tai-To und Dave Hollands Conference of the Birds die zwei besten Jazzalben, die je bei ECM erschienen sind; es sei eines der wirklich großen Alben der 1970er Jahre. 1975 wurde es „Album des Jahres“ im Jazz Forum, dem Magazin der europäischen Jazz-Föderation. Das US-amerikanische Jazz-Magazin Down Beat bewertete das Album mit der höchsten Wertung (fünf Sternen) und schrieb damals, „das Garbarek/Stenson Quartett ist sicherlich eines der vielseitigsten nicht-elektrisch (spielenden) Ensembles, die momentan in der Welt spielen.“[2]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Witchi Tai To war Jim Peppers „little vision song“, er lernte ihn mit drei Jahren von seinem Großvater Ralph Pepper, einem Pow-Wow-Sänger, der bei indianischen Feierlichkeiten auftrat. Er war Reservationspolizist gewesen und hatte der Familie den Namen seines Lieblingsgetränkes gegeben, einer heute noch erhältlichen Whiskeymarke namens Pepper. Witchi Tai To ist zunächst ein traditionelles, „heiliges“ Lied der Kaw-Indianer, das gesungen wird, wenn bei einer Zusammenkunft Wasser herumgereicht wird. Jim Pepper brach ein Tabu, als er es 1968 in den Popmusik- und dann den Jazzkontext integrierte und den Text teilweise ins Englische übersetzte. Aber die Alten des Stammes zeigte sich einverstanden, als er ihnen seine Musik vorspielte. Die ersten Versionen fanden sich auf heute längst vergriffenen Platten der Band Everything Is Everything und von Pepper’s Pow Wow, bei der auch sein Vater Gilbert mitwirkte.
  2. Die Kritiken sind (bis auf die des All Music Guide) dem Katalog des ECM-Label aus dem Jahr 1982 entnommen.