Witali Walentinowitsch Sljosow

Witali Walentinowitsch Sljosow (2006)

Witali Walentinowitsch Sljosow (russisch Виталий Валентинович Слёзов; * 9. März 1930 in Sokol; † 30. Oktober 2013 in Charkow) war ein sowjetisch-ukrainischer Physiker.[1][2][3]

Leben

Sljosows Vater Walentin Petrowitsch Sljosow arbeitete in der Papierindustrie und wurde kurz nach der Geburt seines Sohnes nach Leningrad versetzt, während die Mutter Wera Michailowna Sljosowa Buchhalterin war. Nach Beginn des Deutsch-Sowjetischen Kriegs wurde Sljosow mit einer der letzten Kindergruppen 1941 aus dem belagerten Leningrad evakuiert und kam nach Scharja. 1944 kehrte er nach Leningrad zurück.[1] Er studierte am Leningrader Polytechnischen Institut in der Fakultät für Physik und Mechanik mit Abschluss 1954.[2]

Nach dem Studium ging Sljosow nach Charkow, wo er im Charkower Physikalisch-Technischen Institut (ChFTI) in der Abteilung für Festkörpertheorie unter der Leitung von Ilja Lifschiz arbeitete. Sljosow erhielt die Aufgabe, eine Theorie der Ostwald-Reifung zu entwickeln, die den diffusiven Zerfall eines übersättigten Mischkristalls mit Ausscheidung von Teilchen einer neuen Phase beschreibt. Seine Lösung führte zu einigen erfolgreichen Veröffentlichungen ab 1958.[4][5][6] Nachdem unabhängig hiervon Carl Wagner seine gleichwertige Theorie der Ostwald-Reifung veröffentlicht hatte,[7] wurde die Theorie als Lifschiz-Sljosow-Wagner-Theorie (LSW-Theorie) bekannt. 1959 verteidigte er mit Erfolg seine Dissertation über die Kinetik des diffusiven Zerfalls übersättigter Mischkristalle für die Promotion zum Kandidaten der physikalisch-mathematischen Wissenschaften.[8]

Sljosow wurde 1973 Laboratoriumsleiter des ChFTI. Seine Forschungsschwerpunkte waren die Theorie der Phasenübergänge[9] und die Supraleitung. Er wurde zum Doktor der physikalisch-mathematischen Wissenschaften promoviert und zum Professor ernannt.[2]

Sljosow wurde 1993 zum Korrespondierenden Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine (NAN) gewählt.[3]

Ab 1997 leitete Sljsosow eine Abteilung des ChFTI, das nun eine Universität geworden war.

Ehrungen, Preise

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Л.Н. Давыдов, С.А. Кукушкин: Международная конференция "Механизмы и нелинейные проблемы нуклеации, роста кристаллов и тонких пленок", посвященная памяти выдающегося физика-теоретика профессора В.В. Слёзова. In: Физика твердого тела. Band 61, Nr. 12, 2019, S. 2269, doi:10.21883/ftt.2019.12.48531.01ks.
  2. a b c d e Памяти Виталия Валентиновича Слезова. In: Вопросы атомной науки и техники. Nr. 6, 2013 ([1] [abgerufen am 19. Mai 2022]).
  3. a b NAN: Сльозов Віталій Валентинович (09.03.1930-30.10.2013 ) (abgerufen am 19. Mai 2022).
  4. И.М. Лифшиц, В.В. Слезов: О кинетике диффузионного распада пересыщенных твердых растворов. In: ЖЭТФ. Band 35, 1958, S. 479–492 ([2] [PDF; abgerufen am 19. Mai 2022]).
  5. I.M. Lifshitz, V.V. Slezov: Kinetics of Diffusive Decomposition of Supersaturated Solid Solutions. In: JETP. Band 8, Nr. 2, 1959, S. 331.
  6. I. M. Lifshitz, V. V. Slyozov: The kinetics of precipitation from supersaturated solid solutions. In: Journal of Physics and Chemistry of Solids. Band 19, Nr. 1, 1. April 1969, S. 35–50, doi:10.1016/0022-3697(61)90054-3.
  7. C. Wagner: Theorie der Alterung von Niederschlägen durch Umlösen (Ostwald-Reifung). In: Zeitschrift für Elektrochemie. Band 65, Nr. 7/8, 1961, S. 581–591, doi:10.1002/bbpc.19610650704.
  8. Слезов В. В.: О кинетике диффузного распада пересыщенных твердых растворов : Автореферат дис. на соискание учен. степени кандидата физ.-мат. наук. Charkow 1959.
  9. V. V. Slezov: Kinetics of First Order Phase Transitions. ISBN 978-3-527-62777-6.

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Photo of V.V. Slezov (2006)