Wirtschaft und Erziehung

Wirtschaft und Erziehung (allgemein gebräuchliche Abkürzung: WuE) ist eine Zeitschrift vom Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen.[1]

Erschienene Ausgaben

Der 1. Jahrgang mit 12 Heften und genau 300 Seiten erschien bereits im Heckners Verlag in Wolfenbüttel. Fast unbekannt sind die mit Genehmigung der britischen Militärverwaltung erschienen fünf „Vorhefte“, die der am 4. Oktober 1947 gegründete „Verein Deutscher Handelslehrer“ in Düsseldorf herausgegeben hat [„Mitteilungen“; Dezember 1947 (9 unpaginierte Seiten), März, Juni (jeweils 15 Seiten), August und Dezember (jeweils 23 Seiten) 1948]. Die ersten 15 Jahrgänge sind im A5-Format erschienen, die folgenden sieben Bände im Lexikon-Format (1970: zwölf Hefte mit insgesamt 576 Seiten.) Ab 1971 ist die Zeitschrift im DIN-A4-Format erschienen. Der komplette Jahrgang 2015 hat in acht Heften 320 Seiten. Der Jahrgang 2000 hatte noch 12 Hefte mit insgesamt 446 Seiten, also einen um 126 Seiten stärkeren Umfang.

Im Frühjahr 2018 erschien mit der Ausgabe 2/2018 das letzte Heft der Zeitschrift "Wirtschaft und Erziehung". Denn mit dem Zusammenschluss der beiden Bundesverbände Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen (VLW) und Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS) im April 2018 verschmolzen auch deren Fachzeitschriften zu der neuen Zeitschrift "Bildung und Beruf". Diese Zeitschrift erschien erstmals im Juli 2018.[2]

Geschichte

Wirtschaft und Erziehung ist nach der Deutschen Handelsschul-Lehrer Zeitung [1904–1921; Organ des Vereins Sächsischer (später: Deutscher) Handelsschulmänner, Schriftleiter Hermann Großmann (1872–1952)] und der Deutsche(n) Handelsschul-Warte (1921–1933; herausgegeben im Auftrage verschiedener „Handelslehrer-Verbände“, Schriftleiter Adolf Ziegler (1878–1948)) das dritte „Organ für das kaufmännische Bildungswesen“ in Deutschland.[3] Eigentlich wäre auch noch die Zeitschrift für das gesam(m)te kaufmännische Unterrichtswesen (ab 1914: ~~Bildungswesen) zu nennen, die der auf Initiative Richard Stegemanns (1856–1925) gegründete Deutsche Verband für das kaufmännische Unterrichtswesen[4] von 1898 bis 1919 herausgegeben hat. Manfred Horlebein vertritt jedoch die Ansicht, dass diese Zeitschrift hier nicht berücksichtigt werden könne, weil „die Lehrer an kaufmännischen Schulen (in diesem Verband) eine eher marginale Gruppe“ gewesen seien (Festschrift, S. 24). Allerdings nennt sich die Zeitschrift im Untertitel auch „Organ des Verbandes Deutscher Handelsschulmänner“.

Nach der „Zeit der nationalsozialistischen Sachwalter des kaufmännischen Bildungswesens“ war es Anton Pfeifer (1900–1971), der nach dem letzten Krieg quasi im Alleingang den Verband der Diplom-Handelslehrer wieder begründete und in der Tradition des „Reichsverbandes“ auch eine neue Verbandszeitschrift ins Leben rief. Der Name stimmt „mit dem Thema einer der ersten wirtschaftspädagogischen Habilitationsschriften überein, mit der Walter Löbner (1902–1982) 1934 in Leipzig die akademische Lehrbefähigung erwarb“. Damit, so schreibt Horlebein weiter, könnte „eine Verbindungslinie zur akademischen Wirtschaftspädagogik beabsichtigt gewesen sein, zugleich sollte ‚Wirtschaft und Erziehung’ jedoch auch Zukunftsprogramm sein, das den Handelslehrer nicht in der früher engen Bindung an den Handelsstand darstellte, sondern als Wirtschaftslehrer mit umfangreicheren Zielen’“ (Festschrift, S. 63).

„WuE erschien – bedingt durch Lizenzschwierigkeiten – erstmals im Januar 1949 und firmierte als ‚Monatsschrift des Verbandes Deutscher Diplom-Handelslehrer’. Die Schriftleitung wurde bis 1951 vom Verbandsvorsitzenden selbst wahrgenommen“, aber bereits 1952 für dann 18 Jahre an den inzwischen „legendären“ Heinrich Schrader (1908–1987)[5] übertragen. Dieser hat die in WuE behandelten Themengebiete ausgeweitet und der Zeitschrift ein der Norm DIN B 5 angenähertes und damit – wie er meinte – ein „größeres und stattlicheres Format“ gegeben. Ähnlich lange wie der Niedersachse Schrader (Er war Leiter der Deutschen Sparkassenschule in Hannover.) war der Saarländer Rudolf Blatt Schriftleiter von WuE (von 1978 bis 1995)[6]. Die Zeitschrift umfasste nun die Sparten „Aufsätze und Diskussionsbeiträge“, „Verband, Politik, Persönliches“ sowie „Bund, Länder, Dokumentation“. Und es wurde die bereits von Schrader gepflegte Kategorie „Leitartikel“ wieder eingeführt. Den „Leitartikel“ – so schreibt Horlebein – hat er als die „Visitenkarte“ der Zeitschrift angesehen.[7]

Dr. Blatt schreibt: Der Inhalt der Zeitschrift ist nach Rubriken gegliedert. Deren Auswahl geschieht unter dem Aspekt der Triftigkeit, die sich ihrerseits aus dem Zweck bzw. den Funktionen der Zeitschrift bestimmt. Die Rubriken Leitartikel, Themen, Verband, Bund-Länder-Internationales, Wirtschaft aktuell und Buchbesprechungen sind ständige Abteilungen, die in jedem Heft vorkommen. Die Rubriken Politik, Diskussion, Persönliches und Leserzuschriften ergeben sich von Fall zu Fall. (Portrait einer Zeitschrift, S. 342). Zuvor gibt er Auskunft über die vier Funktionen der Verbandszeitschrift: Er unterscheidet die Unifikationsfunktion, die der „Tendenz zur föderalen Zersplitterung“ entgegenwirken soll, die Identifikationsfunktion, die das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit und Kollegialität anspricht, die Informationsfunktion gegenüber Verbandsmitgliedern und Externen über vielfältige Themen und schließlich die Werbefunktion, zu der vor allem das Erscheinungsbild, die Qualität der Beiträge und die Kontinuität einer Zeitschrift beitragen (Portrait einer Zeitschrift, S. 338–340).

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass WuE nie der alleinige „Ort“ zur Diskussion von im weitesten Sinne wirtschaftspädagogischen Fragen war. Ebenfalls 1949 ist von Hochschullehrern die Zeitschrift Die Deutsche Berufs- und Fachschule (DBFsch) herausgegeben worden, die 1980 in Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (ZBW) umbenannt worden ist. Sie ist allerdings von „Gewerbelehrern“ dominiert worden, war jedoch immer auch eine Plattform zur Veröffentlichung wirtschaftspädagogischer Aufsätze. Und dann ist noch die Zeitschrift Erziehungswissenschaft und Beruf (EwuB)zu nennen, die 1953 als Der Merkur-Bote des Merkur-Verlags in Rinteln gegründet worden ist. Das Hauptaugenmerk lag auf der Erörterung didaktischer und methodischer Fragen sowie auf der Präsentation von Unterrichtsentwürfen.

In Österreich, dem „klassischen Land des Handelsschulwesens“, gab es von 1894 bis 1918 (dem Ende des Kaiserreiches) ein ausgezeichnetes Verbandsorgan, das in Deutschland ohne Resonanz geblieben ist, vielleicht jedoch der „Initialzünder“ für die Entwicklung hierzulande war: Mitteilungen des Vereins der Lehrkräfte an österreichischen Handelslehranstalten (Linz 1894 bis 1918). Ab dem 7. Jahrgang 1900 ist die Zeitschrift umbenannt worden: Österreichische Handelsschul-Zeitung. Mitteilungen des Vereins der Lehrkräfte an österreichischen Handelslehranstalten.

Einzelnachweise

  1. Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen e. V. (VLW) mit einem Beitrag zur Geschichte des Verbandes von Manfred Horlebein, Wolfenbüttel 2008, hier S. 23/24
  2. Sandmann, Detlef; Bödeker, Jochen: "Wirtschaft & Erziehung" und "Die berufsbildende Schule" verschmelzen zur Fachzeitschrift "Bildung und Beruf". In: W&E, 70. Jg. (2018), Nr. 2, S. 41–42.
  3. Karl Abraham (1904–1990), der seinerzeit das Ordinariat für Wirtschaftspädagogik in Mannheim innehatte, vergleicht in seinem Beitrag zu fünfzig Jahren Verbandsgeschichte die drei Zeitschriften miteinander: Erbe und Auftrag der kaufmännischen Schule. In: WuE, 10. Jg. (1958), S. 434–454, hier S. 436/37. Er stellte „mit Erschrecken fest, wie klein und eng der Horizont der deutschen kaufmännischen Schule geworden ist.“ (S. 437)
  4. Zur Geschichte des „Braunschweiger Verbandes“ siehe: Zipperlen, Konrad: Der Deutsche Verband für das kaufmännische Bildungswesen (1895–1937). Struktur, Aktivitäten und Wirksamkeit, Diss. Erlangen Nürnberg 1987 (384 Seiten)
  5. Zur Person Schraders siehe Aßmann, Klaus: In memoriam Heinrich Schrader (HS). In: WuE, 39. Jg. (1987), S. 135/36 (mit großem Portraitphoto)
  6. Über sein Verhältnis zur Zeitschrift gibt er ausführlich Auskunft: „Wirtschaft und Erziehung“ – Portrait einer Zeitschrift. In: Stratmann, Karlwilhelm (Hrsg.), Berufs- und wirtschaftspädagogische Zeitschriften. Aufsätze zu ihrer Analyse, Frankfurt 1994, S. 333–352
  7. Seine Leitartikel hat er gesammelt und als selbständige Druckschrift herausgebracht: Standpunkte/Leitartikel – Wirtschaft und Erziehung – 1978–1985, Wolfenbüttel 1985 (92 Seiten)

Weiterführende Literatur

  • Schrader, Heinrich: 15 Jahre Wirtschaft und Erziehung. In: WuE, 16. Jg. (1964), S. 11–13
  • Schötz, Werner: Wirtschaft und Erziehung – das Organ für das kaufmännische Bildungswesen. In: Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum des Bundesverbandes der Lehrer an Wirtschaftsschulen, Wolfenbüttel 1983, S. 17–20
  • Blatt, Rudolf: Wirtschaft und Erziehung – Portrait einer Zeitschrift. Zur Vollendung des 45. Jahrgangs. In: WuE 45. Jg. (1993), S. 423–430
  • Reuter, Hans-Georg: Die Gestalter von Wirtschaft und Erziehung, WuE 51. Jg. (1999), S. 60 . 66