Wintergartenhochhaus
Wintergartenhochhaus | ||
Wintergartenhochhaus (2012) | ||
Basisdaten | ||
---|---|---|
Ort: | Leipzig, Deutschland | |
Bauzeit: | 1970–1972 | |
Sanierung: | 2004–2005 | |
Status: | Erbaut | |
Architekt: | Horst Siegel | |
Koordinaten: | 51° 20′ 33,7″ N, 12° 23′ 1,9″ O | |
Nutzung/Rechtliches | ||
Nutzung: | Wohngebäude | |
Eigentümer: | Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH | |
Hausverwaltung: | Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH | |
Technische Daten | ||
Höhe bis zur Spitze: | 106,8 m | |
Höhe bis zum Dach: | 95,5[2] m | |
Etagen: | 26 Wohnetagen[1], 2 Gewerbeetagen, mehrere Techniketagen | |
Aufzüge: | 4 Aufzüge über die gesamte Höhe, 2 Aufzüge für Gewerbe- und Techniketagen | |
Baustoff: | 2038 Tonnen Stahl, 4784 Tonnen Zement und 12.000 Kubikmeter Beton | |
Konstruktion: | Gleitbauweise mit oberflächenfertiger Außenhaut | |
Höhenvergleich | ||
Leipzig: | 3. (Liste) | |
Deutschland: | 93. (Liste) | |
Anschrift | ||
Anschrift: | Wintergartenstraße 2 | |
Postleitzahl: | 04103 | |
Stadt: | Leipzig | |
Land: | Deutschland |
Das Wintergartenhochhaus ist ein 32-geschossiges Hochhaus in der Leipziger Ostvorstadt.[3][4] Das Wohngebäude wurde von 1970 bis 1972 als Wohnhochhaus Wintergartenstraße erbaut und ist nach dem City-Hochhaus und dem Hotel The Westin das dritthöchste Hochhaus Leipzigs. Mit 106,8 Metern Gesamthöhe, davon 95,5 Meter reine Gebäudehöhe, war es das höchste Wohngebäude der DDR[5] und steht heute auf der Liste der Hochhäuser in Deutschland unter den ersten Hundert. Als ein Bauwerk der Moderne und Zeugnis der DDR-Architekturgeschichte mit Seltenheitswert steht es unter Denkmalschutz.[6][7]
Lage und städtebauliche Einordnung
Es befindet sich nordöstlich der Leipziger Innenstadt am Georgiring an der Einmündung zur Wintergartenstraße schräg gegenüber dem Hauptbahnhof und unweit des Augustusplatzes. Westlich liegt die Parkanlage am Schwanenteich. Bekannt ist das Hochhaus auch durch das sich auf dem Dach drehende, 18 Tonnen schwere Werbesignet Doppel-M der Leipziger Messe.
Die Idee, an der Außenseite des den Zentrumskern umschließenden Ringes bauliche Höhendominanten zu errichten, enthalten bereits das Ringcity-Konzept und der Leipziger Generalbebauungsplan von 1929 (GBP/Ritter). Mit der Arbeit am GBP 1970 (Siegel) wurden die bis dahin denkbaren Standorte speziell für das Wintergartenhochhaus und das neue Universitätshochhaus präzisiert.
Die städtebauliche Einordnung und die jeweils markante architektonische Ausdruckskraft ergaben sich aus der Standortwahl, den funktionellen Anforderungen und den angewandten bautechnologischen Verfahren. Für das Wintergartenhochhaus war die Wirksamkeit im städtebaulichen Raum mit geschwungener Form der bestehenden Bauten besonders zu beachten, da das Hochhaus nur hinter der verlängerten Bauflucht eingeordnet werden konnte. Der zweistöckige Vorbau folgte mit seiner langen Westfassade hingegen der von den Wohnblöcken am Georgiring vorgegebenen, leicht gekrümmten Bauflucht.
Kurze Vorbereitungszeiten erforderten den konzentrierten Einsatz engagierter Architekten und Ingenieure sowie das Nutzen der Erfahrungen, über die das Berliner WBK (Wohnungsbaukombinat) hinsichtlich des industriellen Monolithbaues für Wohnhochhäuser bereits verfügte.[8]
Vorgeschichte
Das Bauwerk entstand auf dem Gelände zwischen Schützenstraße (vormals Hintergasse) und der ehemaligen Anlage des Wintergartens, der sich im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts bis zum Hintertor – etwa bis zur Einmündung der heutigen Chopinstraße – erstreckte. Im Zuge der Bebauung der Ostvorstadt an dieser Stelle mit Krystallpalast und Wohnhäusern wurden Ende des Jahrhunderts in Bahnhofsnähe am Anfang der Wintergartenstraße auch die beiden Hotels „Continental“ und „Stadt Rom“ erbaut. Während der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde zweites schwer beschädigt und 1969 abgerissen, um Baufreiheit für die Errichtung des Wintergartenhochhauses zu schaffen.[9] Abgerissen für den Bau des Hochhauses wurden ebenfalls etliche Wohnhäuser an der Schützenstraße, die ursprünglich eine direkte Verbindung zum Promenadenring hatte.[10] Der Zugang wird heutzutage durch einen der 10-geschossigen Plattenbauten am Georgiring abgeriegelt, die bereits vorher 1960 bis 1962 erbaut worden waren. Ein fußläufiger Durchgang zum Ring existiert nur noch am Wintergartenhochhaus.
Architektur und Beschreibung
Der städtebaulich-architektonische Entwurf aus den Jahren 1967/1968 stammt von Horst Siegel zusammen mit Ambros G. Gross, Frieder Gebhardt, Hans-Peter Schmiedel und Manfred Zumpe. Seine charakteristischen Merkmale sind der symmetrische Grundriss mit 16 Außenecken sowie pro Etage zwölf drei- und vier viereckige Loggien, so dass der Eindruck eines achteckigen Gebäudes entsteht. Es hat einen Durchmesser von 32,4 Metern. Die Form des Wintergartenhochhauses griff Manfred Zumpe einige Jahre später in seinem Zwölfeckhaus auf, bei dem die vier diagonalen Seiten statt der jeweils drei dreieckigen Loggien nur über zwei verfügen.
Die Entwurfsbearbeitung und Ausführungsplanung lag in den Händen von Frieder Gebhardt, Hartmut Stüber, Reinhard Vollschwitz, Achim Schulz und Friedhard Schinkitz.
Es war das erste in der DDR gebaute Wohnhochhaus, das in Gleitbauweise mit oberflächenfertiger Außenhaut errichtet wurde. Ursprünglich sollten drei dieser Häuser errichtet werden, jedoch wurde aus Kostengründen nur eines realisiert. Die reinen Baukosten betrugen 52,88 Mio. DDR-Mark. 2038 Tonnen Stahl, 4784 Tonnen Zement und 12.000 Kubikmeter Beton wurden innerhalb von 26 Monaten verbaut. Aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse musste es in einer Bodenwanne aus Beton errichtet werden, dazu waren Baugrundbohrungen bis in 50 Meter Tiefe nötig.
Am Fuß des Hochhauses errichtete man dazu einen zweigeschossigen, großflächigen Vorbau, der das Kerngebäude hauptsächlich von Westen und Norden umgab. In ihm befanden sich das „Einkaufszentrum am Hauptbahnhof“[11] (Selbstbedienungskaufhalle), das Restaurant „Stadt Dresden“ mit 220 Sitzplätzen, eine Poststelle und eine „Mokka-Milchbar“.
Sanierung
In den Jahren 2004 und 2005 wurde es für 12,5 Millionen Euro komplett saniert, um ein Schmuckstück für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu sein. Dabei wurde der zweigeschossige Vorbau abgerissen und dafür eine dreigeschossige Zone für Gewerbemieter im Sockel des Hochhauses eingerichtet. Heute befinden sich im Wintergartenhochhaus 29 Ein-, 78 Zwei- und 100 Dreizimmerwohnungen sowie einige Büroräume. Über 95 Prozent der Wohnungen verfügen über mindestens einen Balkon oder eine Loggia. Eigentümerin des Hochhauses ist die stadteigene Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB). Anstelle der abgebrochenen Bauten entstanden am Fuß des Wintergartenhochhauses seit 2015 das neue LWB-Gebäude, ein Hotel und mehrere Wohngebäude. Wegen der Randbebauung seit der Sanierung ist der untere Teil des einst freistehenden Hochhauses nicht mehr sichtbar. Im Frühjahr 2017 wurde das sich drehende Doppel-M der Leipziger Messe saniert. Dabei wurden die 600 Meter Leuchtstoffröhren, auch aus Kostengründen, durch LEDs ersetzt. Anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Markenzeichens der Leipziger Messe wurde am 4. September 2017 eine vier Meter hohe und sechs Meter breite »100« installiert.
Von April 2021 bis März 2022 erfolgte ein Austausch der für die Wohnetagen genutzten, zuletzt 1998 erneuerten Aufzüge. Zu diesem Zweck wurden sämtliche Einbauten in den vier jeweils 87 Meter hohen Schächten entfernt und durch neue, moderne Aufzuganlagen ersetzt.[12]
Siehe auch
Literatur
- Sabine Knopf: Wintergartenhochhaus. In: Leipziger Spaziergänge – Ostvorstadt. Lehmstedt, Leipzig 2020, ISBN 978-3-95797-088-6, S. 6–7.
- Horst Riedel, Thomas Nabert (Red.): Hochhaus Wintergartenstraße. In: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. PRO LEIPZIG, Leipzig 2012, ISBN 978-3-936508-82-6, S. 241.
- Tanja Scheffler: Das Wohnhochhaus an der Wintergartenstraße. Eine städtebauliche Dominante am Promenadenring, in: Leipziger Blätter, Heft 74, 2019, ISSN 0232-7244, S. 74–78
Weblinks
- Mirko Seidel: Wintergartenhochhaus Leipzig. In: Website architekt-blicklicht. Abgerufen am 7. Januar 2021.
- Wintergartenhochhaus, in: Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau (Hrsg.), Leipzig-Innenstadt. Städtebaulicher Denkmalschutz 1994-2017, Beiträge zur Stadtentwicklung (Blaue Reihe), Heft 61, o.J., S. 36–37
Einzelnachweise
- ↑ So schön leuchtet das Doppel-M auf dem Wintergartenhochhaus. In: LVZ.de. 17. August 2017, abgerufen am 19. Juni 2019.
- ↑ Wohnhochhaus Wintergartenstraße, Leipzig. In: emporis.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 21. April 2019; abgerufen am 19. Juni 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Sabine Knopf: Leipziger Spaziergänge – Ostvorstadt, S. 6.
- ↑ Tanja Scheffler (2019), S. 74
- ↑ Tanja Scheffler (2019), S. 74
- ↑ Denkmalschutz Objekt-ID 09299197
- ↑ Eintrag in der Denkmaldatenbank des Landes Sachsen zur Denkmal-ID 09299197 (PDF, inklusive Kartenausschnitt). Abgerufen am 25. März 2023.
- ↑ Tanja Scheffler (2019), S. 76
- ↑ Horst Riedel, Thomas Nabert (Red.): Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, ISBN 978-3-936508-82-6, S. 253.
- ↑ Gina Klank, Gernot Griebsch: Lexikon Leipziger Straßennamen. Verlag im Wissenschaftszentrum, Leipzig 1995, ISBN 3-930433-09-5, S. 194.
- ↑ In Leipzig gedrehtes Werbevideo für's Krause Duo 4/2 (Nachwendezeit). Abgerufen am 7. Dezember 2021 (deutsch).
- ↑ Information der Eigentümerin LWB. lwb.de, 22. März 2021, abgerufen am 23. November 2021.
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Grundriss des Wintergartenhochhauses in Leipzig
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- Der Leipziger Hauptbahnhof mit seinem umfangreichen Gleisvorfeld,
- rechts davor der Park mit dem Schwanenteich, ganz vorne rechts das Dach der Oper,
- ganz rechts das Wintergartenhochhaus mit dem Mustermesse-Zeichen, dahinter die Bahnstrecken Engelsdorf – Riesa – Dresden (Erste deutsche Fernbahnstrecke) und Stötteritzer Kurve – Markkleeberg – Altenburg – Hof (Hofer Bahn),
- nach Norden unter der Berliner Brücke hindurch führt die Bahnstrecke Richtung Dessau – Bitterfeld, von der noch die nach Torgau – Falkenberg abzweigt,
- nach links die Bahnstrecken nach Halle und Plagwitz, letztere verzweigt sich nach Weißenfels, Gera und Markkleeberg,
- links hinter dem Hauptbahnhof der alte Freiladebahnhof, darüber das Gasometer Nord an der Roscherstraße, heute beide ungenutzt.
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Leipzig, Germany
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