Winnekendonk

Winnekendonk
Stadt Kevelaer
„In Rot ein dreifaches goldenes (gelbes) Papstkreuz darunter eine silberne (weiße) Weindolde.“
Koordinaten:51° 36′ N, 6° 17′ O
Höhe: 20 m
Fläche:24,9 km²
Einwohner:4702 (2017)
Bevölkerungsdichte:189 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Juli 1969
Postleitzahl:47626
Vorwahl:02832

Winnekendonk ist eine Ortschaft der Stadt Kevelaer, die im Kreis Kleve am unteren linken Niederrhein liegt. Eine gute Erreichbarkeit ist über die Anbindung durch die A 57 gewährleistet. Zu Winnekendonk gehören ferner der Ortsteil Schravelen, nahe der Niers, sowie die Bauerschaften Achterhoek, Altersteeg, Binnenheide, Hestert und Pirloer Heide.

Geographie

Die Ortschaft Winnekendonk liegt in der niederrheinischen Tiefebene nahe der Stadt Kevelaer. An der Ortschaft fließt die Issumer Fleuth vorbei, die dort in die Niers mündet. Die Umgebung ist besonders durch landwirtschaftlich genutztes Ackerland geprägt.

Geschichte

Vor etwa 4000 Jahren hielten sich jungsteinzeitliche Menschen im Raume Schravelen entlang des großen Niersbogens auf, was durch Funde von Bechern und Pfeilspitzen nachgewiesen ist. Auf dem Hengstenhof im Alten Steeg wurden 1936 römische Urnengräber gefunden. Einige Urnen, die nicht vom Militär der Besatzungsmacht Großbritannien zerstört wurden, befinden sich heute in Privatbesitz. Der Großteil der Funde jedoch musste seinerzeit sofort an die staatlichen Museen abgegeben werden.

Um 500 n. Chr. fand die Besiedelung der Region durch die Franken statt.

Am 27. September 1282 ist die erste urkundlich belegte Erwähnung Winnekendonks zu finden, als der Ritter Wilhelm von Kervenheim die Vogtei Winnekendonk an das Stiftskapitel in Xanten verkaufte.

Um 1430 wurde ein festes Haus als Richtersitz in Schravelen errichtet.

Het Dorp Wenekendonk 1739. Stich von Paulus van Liender nach Jan de Beijer, 1761

1796 stand der Ort unter französischer Besatzung und wurde 1814 aus dieser befreit. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Winnekendonk durch die Bombenangriffe am 16., 24., 27. und 28. Februar 1945 zu rund 85 % zerstört. Der Wiederaufbau begann 1948.

Am 1. Juli 1969 endete die kommunale Selbstverwaltung durch die Eingemeindung nach Kevelaer.[1]

Bevölkerungsentwicklung

  • 1630: 810
  • 1816: 1550[2]
  • 1824: 1666
  • 1838 (24.06.): 1900, davon 550 Kinder
  • 1845: 1940, davon 560 Kinder
  • 1854: 2032, davon 582 Kinder
  • 1910: 1922[3]
  • 1931: 2001[4]
  • 1961: 2415[5]
  • 2007: 4266[6]
  • 2014: 4276

Politik

Bis 1969 war Winnekendonk eine selbständige Gemeinde im heutigen Kreis Kleve / Nordrhein-Westfalen. Sie wurde zusammen mit Kervenheim, Kervendonk, Kleinkevelaer, Twisteden und Wetten in die Stadt Kevelaer eingemeindet. Winnekendonk war zuvor Hauptort des Amtes Kervenheim und Sitz der Amtsverwaltung gewesen. Die Führung dieses dreigliedrigen Gemeindeverbundes lag von 1949 bis zur kommunalen Neugliederung 1969 in den Händen von Amtsdirektor August Wormland und Amtsbürgermeister Wilhelm Wehren (CDU), der von 1950 bis 1970 Mitglied des Landtages in Nordrhein-Westfalen und zugleich Landwirt auf dem Voeskenshof und Mitinitiator des Ferienpark Kevelaer zwischen Winnekendonk und Kervenheim war. Von 1969 bis 2020 wurde die Kommunalpolitik des Ortes wesentlich von Hansgerd Kronenberg (CDU; * 1935) geprägt, einem Rechtsanwalt, der seit 1969 Mitglied des Rates von Kevelaer, seit 1970 Ortsvorsteher von Winnekendonk und seit 2019 Ehrenbürger der Stadt Kevelaer ist.[7]

Pfarrkirche

Niersstraße und St. Urbanus

Die Gründung der Pfarre erfolgte vermutlich in der Zeit, als Urban II. Papst war (1088–1099). Sie ist dem heiligen Papst Urban I. geweiht.

Ein Kirchneubau im spätgotischen Stil wurde 1446 fertiggestellt und geweiht. Sie musste 440 Jahre später einem größeren Neubau weichen.

Die heutige Kirche wurde 1886/1887 errichtet und am 27. September 1887 von Weihbischof Franz Wilhelm Cramer aus Münster konsekriert. Sie wurde bei den Bombenangriffen im Februar 1945 schwer getroffen und wiederaufgebaut.[8] Ihre Seitenschiffe zeigen großformatige Kunstwerke, die die zwölf Stationen des Kreuzweges Jesu Christi abbilden. Die große Seifert-Orgel aus dem Jahr 1961 verfügt über 26 klingende Register, disponiert in einem Pedalwerk mit (u. a.) einem Prinzipalbass 16', einem Hauptwerk mit (u. a.) einer Trompete 8' (horizontal) und einem Positiv.

Zur Pfarrgemeinde gehörten die Ortschaft Winnekendonk, Teile der Ortschaft Kervendonk und die Haagsche Straße / Ploodyck der Gemeinde Sonsbeck. Seit 1998 bildete die katholische Kirchengemeinde Sankt Urbanus eine Seelsorgeeinheit mit Sankt Petrus Wetten. Am 7. September 2014 entstand durch Fusion der bisherigen selbständigen Pfarrgemeinden Sankt Antonius Kevelaer, Sankt Urbanus Winnekendonk, Sankt Petrus Wetten, Sankt Quirinus Twisteden und Sankt Antonius Kervenheim die neue Großpfarrei Sankt Antonius Kevelaer.[9]

Bildung und Soziales

Das Bildungswerk Winnekendonk bietet ein Angebot angefangen von Spielgruppen über Vorträge und Kurse aller Art bis hin zu Theaterbesuchen in Essen und Duisburg.

Die Ortschaft Winnekendonk verfügt über eine Grundschule und drei Kindergärten (St. Urbanus, Sterntaler und Marienkäfer), eine 1999 eröffnete öffentliche Begegnungsstätte, medizinische Versorgung und eine 2006 errichtete Seniorenwohnanlage. Winnekendonk wurde vielfach durch Erfolge in Dorfwettbewerben ausgezeichnet, zuletzt 2001 durch eine Goldene Plakette im Bundeswettbewerb.

Wirtschaft

Winnekendonk ist heute mit etwa 4700 Einwohnern ein expansiver Teil der Stadt Kevelaer, was durch ein örtliches Gewerbegebiet sowie Neubautätigkeiten belegt wird. Etliche Handwerker, Kaufleute, Dienstleistende und zwei Bauerncafés sind hier ebenso angesiedelt wie Betriebe der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft, die ihre Produkte zeitgleich zu den Wochentagen des Rheinischen Bauernmarktes im Ortskern vermarkten.

Persönlichkeiten

In Winnekendonk geboren

Mit dem Bundesverdienstkreuz wurden ausgezeichnet:

  • Matthias Schwartges[10]
  • Hansgerd Kronenberg[11]
  • Artur Elders-Boll[12]

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 78.
  2. Matricula online Namensverzeichnis, Winnekendonk St.Urbanus. Abgerufen am 1. März 2022.
  3. Gemeindeverzeichnis 1910, Kreis Geldern. Abgerufen am 17. August 2013.
  4. GenWiki Amt Kervenheim. Abgerufen am 17. August 2013.
  5. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X, S. 200.
  6. Winnekendonk - Geschichte. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. August 2013; abgerufen am 17. August 2013.
  7. Ehrung von Hansgerd Kronenberg. Meldung auf der Homepage der Stadt Kevelaer vom 24. Mai 2019 mit Laudatio des Bürgermeisters, eingesehen am 10. Januar 2021.
  8. Grundsteinurkunde aus dem Jahr 1886 gesegnet. In: Kirche+Leben, 2. August 2020, S. 11.
  9. Fusion der Pfarrgemeinden bei rp-online.de
  10. Blatus Martini - Kevelaerer Enzyklopädie. Abgerufen am 17. August 2013.
  11. Hansgerd Kronenberg feierte 70. Geburtstag. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Januar 2016; abgerufen am 17. August 2013.
  12. Rheinische Post vom 30. Juli 2004, Neue Rhein Zeitung (NRZ) vom 30. Juli 2004 und Niederrhein Nachrichten vom 1. August 2004

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Kevelaer-Winnekendonk Niersstraße 4 PM18-03.jpg
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Kevelaer-Winnekendonk, Niersstraße 4
Het Dorp Wenekendonk 1739.jpg
Dorfstrasse und Kirche in Kevelaer-Winnekendonk 1739. Links ein Wirtshaus, davor ein Fuhrwerk und ein Maibaum.
DEU Winnekendonk COA.svg
"In Rot ein dreifaches goldenes (gelbes) Papstkreuz darunter eine silberne (weiße) Weindolde." Das Winnekendonker Wappen bezieht sich auf den Schutzpatron der Gemeinde, den Heiligen Urbanus. In rätselhafter, aber überzeugender Harmonie stehen das dreifache Papstkreuz und die silberne Weindolde untereinander.