Windrispe
Die Windrispe (kurz Rispe) ist in der Regel eine aus Holz (Dachlatten oder Bretter) oder Flachstahlband hergestellte diagonale Versteifung eines hölzernen Dachtragwerkes, um ein Umklappen des Dachstuhl in Längsrichtung zu vermeiden („Längsaussteifung“). In Ruhelage des Dachs sollten auf die Windrispe keine Kräfte wirken. Beansprucht wird sie in erster Linie, wenn in Längsrichtung des Daches wehender Wind Druck und Sog auf die Giebelflächen ausübt. Im Pfettendach wurde früher auf Windrispen verzichtet, wenn die Kopfbänder diese Aufgabe übernehmen konnten.
Eine einzelne hölzerne Windrispe pro Dach kann ausreichen, da sie im Gegensatz zum Windrispenband Zug- und Druckkräfte aufnehmen kann. Hölzerne Windrispen werden in der Regel an der Unterseite der Sparren befestigt. Bei einem späteren Ausbau des Daches können sie an dieser Stelle hinderlich sein. Bei Verlegung oberhalb der Sparren in der Ebene der Konterlatten würde jedoch die Unterlüftung der Dachdeckung be- oder verhindert, die durch die Konterlattung ermöglicht werden soll.
Heute werden überwiegend flache Lochbänder (Windrispenbänder) oberhalb von Sparren oder Konterlattung verlegt. Diese verlaufen in der Regel diagonal über die gesamte Dachfläche. Es müssen mindestens zwei Windrispenbänder so verlegt werden, dass sie bei Durchsicht durch die Dachfläche ein Kreuz bilden. Entweder werden zwei Bänder auf einer Dachfläche über Kreuz verlegt oder es wird auf der zweiten Dachfläche ein Band mit gegenläufiger Neigung zum ersten Band verspannt. Wenn mit größeren Windlasten zu rechnen ist, werden auf beiden Dachflächen jeweils zwei Bänder über Kreuz verlegt.[1]
Wird das Dach auf der Innen- oder Außenseite der Sparren mit Holzwerkstoff- oder Holzfaserplatten beplankt, so können diese die Längsaussteifung des Daches übernehmen, wenn der Hersteller der Platten dies zulässt und den Vorgaben des Herstellers gefolgt wird. Dies ist vor allem dann vorteilhaft, wenn im Dach größere Ausschnitte oder mehrere Gauben vorgesehen sind, welche dem Verlauf der Windrispe im Wege wären.
Zum straffen Verspannen des Windrispenbands werden verschiedene Spannvorrichtungen wie Spannschlösser, Spanngeräte und Spannzangen angeboten. Je nach Situation kann das Verspannen des Bandes auch mittels Spanngurt vorgenommen werden. Bei kleinen Dächern wird oft ganz darauf verzichtet.[2]
Die Bemessung von Windrispen erfolgte bislang nach der DIN 1052, die inzwischen größtenteils abgelöst wurde durch die DIN EN 1995-1-1 und dem dazugehörigen nationalen Anhang DIN EN 1995-1-1/NA.[3]
Literatur
- Johann Christian Friedrich Käferstein, Anfangsgründe der bürgerlichen Baukunst für Landleute, 1776, S.233 §403
- Hans-Jürgen Schneider (Hrsg.): Bautabellen für Ingenieure, Werner Verlag
Fußnoten
- ↑ Aussteifungssysteme - Grundlagen, Seiten 9f und 19f, Schriftenreihe „Technik im Holzbau“, Herausgeber: Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, August 2011
- ↑ Samuel Schneider: 3 Tipps: Ein Windrispenband befestigen und spannen; abgerufen im Juli 2019
- ↑ Nachweise und konstruktive Durchbildung von Aussteifungen mit Windrispenbändern - Technische Mitteilung 06 / 004 Dez. 2013, Holzbau DIN EN 1995-1-1, VPI - Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik e.V. ... sowie eine zweite Quelle gleichen Inhalts: ... Kurzinformation Nr. 128 - Anwendung von Windrispenbändern, Ingenieur-Box, Statisch-konstruktiver Ausschuss (Stako) der Landesvereinigung der Prüfingenieure für Baustatik in Baden-Württemberg, 14. April 2008
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The timber framed church at Trelystan, Montgomeryshire. North side showing restoration work in Sept 2014. Decorative wind bracing in nave.