Windheim (Steinbach am Wald)

Windheim
Wappen von Windheim
Koordinaten:50° 26′ N, 11° 20′ O
Höhe: 579 m ü. NHN
Fläche:7,53 km²[1]
Einwohner:896 (2017)[1]
Bevölkerungsdichte:119 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Mai 1978
Postleitzahl:96361
Vorwahl:09268
Pfarrkirche St. Nikolaus in Windheim
Pfarrkirche St. Nikolaus in Windheim

Windheim ist ein Gemeindeteil von Steinbach am Wald im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern.[2]

Geographie

Das Pfarrdorf Windheim liegt auf einer Hochfläche des Frankenwaldes südwestlich des Gemeindehauptortes Steinbach am Wald. Der Ort ist eingesenkt im Tal von Kummbach und Ölschnitz, die von Nord nach Süd verlaufen und sich im Ort zur Ölschnitz vereinigen, einem rechten Nebenfluss der Haßlach. Den nördlichsten Punkt des Dorfes bildete historisch eine Schneidmühle und den südlichsten eine Mahlmühle. Die den Ort umgebende Kulturlandschaft wird in ihrem historischen Erhaltungszustand und Biotopwert als einmalig und herausragend bewertet.[3]:S. 25 Das Landschaftsbild prägen Gelängeflure, die sich von den Hofstellen durch das offene Land bis in die anschließenden Wälder ziehen und durch trennende Böschungen, Feldraine und Hecken im Landschaftsbild deutlich erkennbar sind.[3]:S. 28 Circa 2 Kilometer nördlich von Windheim liegt der Ölschnitzsee, ein zwischen 1984 und 1986[4] errichteter Stausee, der touristisch genutzt wird.

Die Kreisstraße KC 18 führt nach Hirschfeld (1,7 km südlich) bzw. zur Staatsstraße 2209 (2,7 km nördlich). Die Kreisstraße KC 35 führt nach Steinbach am Wald zur Bundesstraße 85 (1,7 km östlich) bzw. nach Buchbach (3,2 km westlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Kehlbach zur Kreisstraße KC 19 (2,2 km nordwestlich).[5][Anmerkung 1]

Geschichte

Im Jahr 1132 wurde das Kloster Langheim vom Bamberger Bischof Otto I. zur Missionierung berufen.[6]:S. 10 Windheim wurde im Rahmen einer Rodungswelle auf den Hochflächen des Frankenwaldes, die von Ende des 12. Jahrhunderts bis Anfang des 13. Jahrhunderts dauerte, angelegt. Im Jahr 1187 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt, als der Bamberger Bischof Ottos II. den „Wald von Winthagin“ dem Kloster Langheim schenkte.[7] Der Name bezeichnet einen mit Hecken bzw. Dorngesträuch, zumeist Heckenrosen, eingefriedeten Ort. Nachdem das Kloster in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war, verkaufte es 1388 seine Besitzungen im Frankenwald an das Hochstift Bamberg.[1]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Windheim 60 Anwesen (5 Güter, 3 Zweidrittelgüter, 3 Halbgüter, 14 Drittelgüter, 5 Sechstelgüter, 23 Tropfhäuser, 6 Häuser, 1 Mahlmühle). Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Teuschnitz aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte das Kastenamt Teuschnitz. Neben den Anwesen gab es 1 Pfarrkirche, 1 Pfarrhof, 1 Gemeindehirtenhaus- und bräuhaus, außerdem noch 4 Drittelgüter, die unbewohnt waren.[8]

Infolge der Säkularisation kam der Ort 1803 zu Bayern.[1] Mit dem Ersten Gemeindeedikt wurde 1808 der Steuerdistrikt Windheim gebildet, zu dem Kohlmühle, Steinbach am Wald und Steinbachermühle gehörten. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Windheim. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Teuschnitz zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Rothenkirchen (1919 in Finanzamt Rothenkirchen umbenannt). 1837 wurde Windheim an das Landgericht Ludwigsstadt überwiesen. Von 1862 bis 1880 und von 1888 bis 1931 gehörte Windheim zum Bezirksamt Teuschnitz, von 1880 bis 1888 und ab 1931 zum Bezirksamt Kronach (1939 in Landkreis Kronach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Ludwigsstadt (1879 in das Amtsgericht Ludwigsstadt umgewandelt, das 1956 zu einer Zweigstelle des Amtsgerichts Kronach wurde). Die Finanzverwaltung wurde 1929 vom Finanzamt Kronach übernommen.[9] Die Gemeinde hatte eine Fläche von 7,530 km².[10]

Im Ersten Weltkrieg starben 24 Männer aus Windheim. Im Zweiten Weltkrieg fielen von dort 49 Soldaten oder wurden vermisst.[6]:S. 89 f. Nach Gründung der Elektrizitätsgenossenschaft Rennsteig, mit Sitz in Steinbach am Wald, zusammen mit den Nachbargemeinden erfolgte 1922 der Anschluss an das Stromnetz.[6]:S. 53 Den Strom lieferte die Überlandzentrale der Firma Franz Itting aus Probstzella.

Am 1. Mai 1978 wurde Windheim nach Steinbach am Wald eingemeindet.[11]

Baudenkmal

  • Hauptstraße 13: Ehemaliges Pfarrhaus
  • Kirchgasse 6: Katholische Pfarrkirche St. Nikolaus
  • Kreuzschlepper
  • Wegkapelle

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohnerHäuser[Anmerkung 2]Quelle
181843660[9]
1840437[12]
1852437[12]
1855445[12]
1861468[13]
1867510[14]
187149478[15]
1875522[16]
1880550[17]
188552194[18]
189048480[19]
1895505[12]
190051779[20]
JahrEinwohnerHäuser[Anmerkung 2]Quelle
1905491[12]
1910497[21]
1919555[12]
192563588[22]
1933604[23]
1939746[23]
1946821[23]
1950832118[24]
1952814[23]
1961812144[10]
1970901[25]
1987957247[26]
2017896[1]

Wappen

Blasonierung: „Gespalten von Silber und Blau; vorne ein grüner Hagebuttenzweig mit zwei roten Früchten und roten Dornen, hinten unter drei, eins zu zwei gestellten goldenen Kugeln ein goldener Kelch.“ Der Heckenrosenzweig bezieht sich auf den Ortsnamen. Die Kugeln als Attribut des Heiligen Nikolaus weisen auf den Kirchenpatron, der goldene Kelch, symbolisiert die einstmalige Zugehörigkeit zum Kloster Langheim.[1]

Religion

Philipp von Henneberg machte Windheim am 3. April 1478 zum Sitz einer Pfarrei, die neben Windheim die Orte Buchbach, Hirschfeld und Steinbach umfasste. Die katholische Kirche St. Nikolaus wurde im Spätmittelalter errichtet. Das Chorgewölbe wird auf 1611 bis 1613 datiert. Der Kirchturm stammt aus dem Jahr 1705.[27] Die Einwohner des Ortes waren bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich katholisch.[22]

Bildung

In Windheim befindet sich eine Grund- und Mittelschule, eine offene Ganztagesschule mit Mittlere-Reife-Zug. Im Schuljahr 2016/2017 hatte die Schule 13 Klassen und über 200 Schülerinnen und Schüler. Außerdem befindet sich in dem Ort ein Kindergarten mit angeschlossener Kindertagesstätte mit 35 Regel- und 20 Krippenplätzen.[3]:S. 6

Vereine

Insgesamt 24 aktive Vereine gibt es in Windheim. Der größte ist der Sportverein TSV Windheim mit 465 Mitgliedern. Die Freiwillige Feuerwehr hat 275, die Sängervereinigung Edelweiß Windheim 225 Mitglieder, davon 28 aktive Sänger. Der Obst- und Gartenbauverein hat 169, der Musikverein Frankenwald 156 und der Fischereiverein Ölschnitz 146 Mitglieder.(Stand: 2017)[3]:S. 13

Persönlichkeiten

  • Marianus Vetter (1892–1968), katholischer Geistlicher

Literatur

Weblinks

Commons: Windheim (Steinbach am Wald) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Gemeindeteil Windheim. In: steinbach-am-wald.de. Abgerufen am 15. Oktober 2023.
  2. Gemeinde Steinbach a.Wald, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  3. a b c d Steinbach-am-wald.de: Dorfbericht zum Bezirksentscheid „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ auf der Website der Gemeinde Steinbach am Wald.
  4. Chronik Fischereiverein Ölschnitzsee Windheim e. V., abgerufen am 3. Oktober 2018.
  5. Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  6. a b c Christoph Zeckai: Chronik von Windheim, 1187 1987. Helmut Angles Druck, Kronach 1987.
  7. Gerd Fleischmann: Die Ära der grauen Mönche. In: np-coburg.de, 10. Januar 2021
  8. H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 520. Dort werden – wohl unter Einberechnung des Pfarrhofes und des Hirtenhauses – abweichend 62 Anwesen als Gesamtzahl angegeben.
  9. a b H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 607.
  10. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 696 (Digitalisat).
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 690.
  12. a b c d e f Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 158, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  13. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 953, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  14. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 150 (Digitalisat).
  15. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1128, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 54 (Digitalisat).
  17. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 155 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1012 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 168 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1126 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 168 (Digitalisat).
  22. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1164 (Digitalisat).
  23. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 149, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 945–946 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 160 (Digitalisat).
  26. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 311 (Digitalisat).
  27. Windheim, St. Nikolaus auf der Website des Ökumenischen Kirchenportals im Landkreis Kronach, abgerufen am 3. Oktober.

Anmerkungen

  1. Entfernungsangaben gemessen, jeweils Luftlinie.
  2. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 wurden diese als Wohngebäude bezeichnet.

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St. Nikolaus in Windheim
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Wappen des Ortsteils Windheim der Gemeinde Steinbach am Wald, Landkreis Kronach

Gespalten von Silber und Blau; vorne ein grüner Hagebuttenzweig mit zwei roten Früchten und roten Dornen, hinten unten drei, eins zu zwei gestellten goldenen Kugeln ein goldener Kelch.