Wilmundsheim (Alzenau)

Wilmundsheim mit der Burg Alzenau
im 15. Jahrhundert (Norden ist links)
An der Kahlbrücke der Kaiser-Ruprecht-Straße in Alzenau: Wilmundsheim lag unterhalb des heutigen Friedhofes (im Bildhintergrund die Aussegnungshalle mit Glockenturm). Auf dem Berg befand sich die Wilmundsheimer Pfarrkirche.

Wilmundsheim, auch Wilmundsheim vor dem Berge oder Wilmundsheim vor der Hart, war ein Dorf im Mittelalter, aus dem sich die heutige Stadt Alzenau in Unterfranken entwickelte. Der Name Wilmundsheim bestand bis ins 15. Jahrhundert und änderte sich dann in Alzenau.

Geographie

Das Dorf Wilmundsheim lag links und südlich der Kahl im unteren Kahlgrund, zwischen den Orten Kälberau und Wasserlos. Es befand sich etwa im heutigen (nicht offiziellen) Ortsteil Sachsenhausen unterhalb des „alten Friedhofes“ von Alzenau.

Name

Das Dorf Wilmundsheim vor der Hart schrieb man im 10. Jahrhundert noch Vuillimundesheim. Das Bestimmungswort in diesem Namen ist der Personenname Willimund, das Grundwort ist althochdeutsch heim. Der Namenszusatz „vor der Hart“ enthält das mittelhochdeutsche Wort hart für Wald und bezog sich auf das Waldgebiet der angrenzenden Hohen Mark (heute Hahnenkamm genannt).[1] Für die Etymologie von Alzenau siehe: Name von Alzenau.

Frühere Schreibweisen

Frühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:[1]

  • 953 Vuillimundesheim
  • 1000 Uuillimuntesheim
  • 1175 Willemundesheim
  • 1282 Wilmosheim
  • 1311 Wilmundsheim
  • 1339 Wilmatsheym
  • 1361 Wylmutzheym
  • 1487 Wolmetßheim bey Altzenahe
  • 1515 Wolmezheim vel Alzena

Geschichte

Erstmals schriftlich erwähnt wurde Wilmundsheim im Seligenstädter Zinsregister im ausgehenden 9. Jahrhundert als Uuilimuntesheim[1]. Es wurde ab dem 12. Jahrhundert Hauptort des Gerichts Wilmundsheim, das dem Freigericht Wilmundsheim angehörte. Auf der rechten, nördlichen Kahlseite wurde 1395 bis 1399 von den Kurfürsten Konrad II. von Weinsberg und Johann von Nassau die Burg Alzenau errichtet.

Bald darauf entstand unterhalb der Burg eine kleine Siedlung, zur Unterkunft der Arbeiter und Bediensteten. Verschiedene erzbischöfliche Urkunden um 1400 sprechen von Befreiung des Dorfes Wilmundsheim zum Zeichen des Dankes für die beim Bau der Burg geleisteten Dienste. Die Siedlung erhielt im Jahre 1401 durch König Ruprecht von der Pfalz das Markt- und Stadtrecht[2], das sie aber nicht verwirklichen konnte. Wilmundsheim und die Ortschaft rechts der Kahl wuchsen bald darauf baulich zusammen.

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde Wilmundsheim durch die Pest zur Wüstung, zerstört und teilweise wieder aufgebaut. Die Einwohner wählten für ihren neuen Ort den Namen der Burg.[3] So schrieb man noch im Jahre 1487 Wolmetßheim bey Altzenahe und schon 1529 Altzenaue.[1] Im Jahre 1592 bestand Alzenau aus 32 Häusern. Aus dem Gericht Wilmundsheim wurde schließlich das Gericht Alzenau.

Zur weiteren und ausführlichen Stadtgeschichte siehe Geschichte von Alzenau.

Kirche

Die heute nicht mehr bestehende Wilmundsheimer Pfarrkirche wurde im 13. Jahrhundert durch das Kloster Seligenstadt erbaut. Sie befand sich im nördlichen Teil des heutigen alten Friedhofes.[4] Beim Bau der Aussegnungshalle wurde ein Säulenkapitell der alten Kirche freigelegt. Es ist heute in der St. Justinuskirche verbaut.

Verwaltungshof

In der Märkerstraße 27 wurden 1960 und 1967 bei privaten Bauarbeiten Mauerreste und Kellerfundamente des ehemaligen Verwaltungshofes von Wilmundsheim freigelegt.[5][6] Die ersten Siedlungsspuren am Schelrißhof deuten offenbar in die Merowingerzeit, also in die Gründungsperiode von Wilmundsheim. 1311 wurde der Hof der Schelriß von Wasserlos dann urkundlich erwähnt. Im Jahr 1342 zerstörte ihn eine Sintflut. Der Schelrißhof war ein herrschaftliches Gebäude, dessen Kellerfundamente heute noch vorhanden sind. Mauerreste lassen auf einen Viereckturm schließen. Das Dach bestand wohl aus Schiefer. Es waren auch gotische Nischenkachelöfen aus dem späten 14. Jahrhundert vorhanden.[7]

Sonstiges

  • Nach Wilmundsheim benannt wurde eine Straße in Alzenauer Ortsteil Sachsenhausen, der weitgehend dem Gebiet des früheren Wilmundsheim entsprach.
  • Die Mühle in Wilmundsheim war die sogenannte „Hasenmühle“ unterhalb der „Kaiser-Rupprecht-Brücke“.[7]

Literatur

  • Valentin Pfeiffer: Spessart-Sagen, Aschaffenburg 1948, S. 67ff
  • Josef Fächer: Alzenau. München 1968.
  • Heinrich Dannenbauer: Freigrafschaften und Freigerichte. In: Vorträge und Forschungen (hrsg. v. Institut für geschichtliche Landesforschung des Bodenseegebietes in Konstanz). ND Konstanz 1963. Bd. 2 = Das Problem der Freiheit in der deutschen und schweizerischen Geschichte (Mainauvorträge 1953), S. 57–76.
  • Reinhard Dietrich: Hanauer Deduktionsschriften. In: Hanauer Geschichtsblätter 31. Hanau 1993, S. 149ff: Nr. 5, 8, 10, 16, 18, 22, 28, 29, 43, 48, 54, 57, 79, 85, 105, 111, 114, 121, 129, 131.
  • Karl Ernst Demandt: Geschichte des Landes Hessen, 2. Aufl., 1972, S. 293.
  • Josef Fächer: Die Territorialentwicklung im Raum des heutigen Landkreises Alzenau bis zum Ende des alten Reiches. Würzburg 1964.
  • Johann Wilhelm Christian Steiner: Geschichte und Topographie des Freigerichts Wilmundsheim vor dem Berge oder Freigerichts Alzenau. Aschaffenburg 1820.
  • Alzenauer Stadtbuch. Herausgegeben von der Stadt Alzenau
  • Heinrich Brückner: Das Freigericht Willmundsheim vor der Hart in seinem rechtlichen Charakter und Ursprung. In: Archiv des historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg 68, Würzburg 1929.

Weblinks

Commons: Wilmundsheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 24 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Heinrich Gottfried Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 32.
  3. Unser Kahlgrund 1991. Heimatjahrbuch für den Landkreis Alzenau. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft zur Heimatforschung und Heimatpflege des Landkreises Alzenau, Landrat des Kreises. ISSN 0933-1328.
  4. Untertägige Teile der ehem. mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Pfarrkirche von Wilmundsheim/Alzenau i.UFr. im Bayerischer Denkmal-Atlas (kartographische Darstellung der bayerischen Bau- und Bodendenkmäler durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD))
  5. Unser Kahlgrund 1980. Heimatjahrbuch für den Landkreis Alzenau. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft zur Heimatforschung und Heimatpflege des Landkreises Alzenau, Landrat des Kreises. ISSN 0933-1328.
  6. Wüstung des späten Mittelalters. im Bayerischer Denkmal-Atlas (kartographische Darstellung der bayerischen Bau- und Bodendenkmäler durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD))
  7. a b Leben und Zusammenleben im ehemaligen Freien Gericht vor dem Berge Welmisheim

Koordinaten: 50° 5′ N, 9° 5′ O

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Wilmundsheim im 15. Jahrhundert