William Rankin

William Henry Rankin (* 16. Oktober 1920; † 6. Juli 2009) ist neben Ewa Wiśnierska die einzige bekannte Person, die einen Durchgang durch eine Cumulonimbus-Gewitterwolke überlebte.[1] Er war Pilot im United States Marine Corps und Veteran des Zweiten Weltkriegs und des Koreakriegs. Er flog ein F-8-Jagdflugzeug über einer Cumulonimbuswolke, als das Triebwerk ausfiel, was ihn zur Auslösung seines Schleudersitzes zwang, wodurch er in die Wolke sprang.[1] Lieutenant Colonel Rankin schrieb ein Buch mit dem Titel „The Man Who Rode the Thunder“ (deutsch Der Mann auf dem Donner) über seine Erfahrung.[2]

Der Fall

Am 26. Juli 1959 flog Rankin, gefolgt von Lieutenant Herbert Nolan als Rankins Flügelmann, von der Naval Air Station South Weymouth in Massachusetts nach Beaufort.[3][4] Die Formation stieg über eine Gewitterwolke, deren Obergrenze bei ca. 13.700 Metern (45.000 Fuß) lag. Bei etwa 14.300 Metern (47.000 Fuß) und Mach 0,82 hörte Rankin einen lauten Schlag und ein Rumpeln des Triebwerks. Dieses fiel aus und ein Feuerwarnlicht blinkte auf.[1] Er zog den Hebel, um die Hilfsturbinen auszulösen, jedoch brach der Hebel in seiner Hand ab. Obwohl er keinen Druckanzug trug, löste Rankin seinen Schleudersitz aus. Nolan, dessen Flugzeug unversehrt blieb, notierte als Zeitpunkt des Ausstiegs 18:00 Uhr Ortszeit. Nach ungefähr zehn Sekunden erreichte Rankin die Spitze der Gewitterwolke, wobei die Lufttemperatur bei etwa −50 °C lag.[1][5] Er erlitt sofortige Erfrierungen und die Druckunterschiede führten zu einer Dekompressionskrankheit, welche sich dadurch äußerte, dass seine Augen, Ohren, Nase und sein Mund zu bluten begannen. Sein Abdomen schwoll so stark an, dass er den Eindruck hatte, schwanger zu sein.[6] Er schaffte es, den Notfallsauerstoff zu nutzen.[1] Durch die starken Auf- und Abwinde wurde Rankins Fallgeschwindigkeit verringert und er auf und ab geschleudert, wobei er von Hagelkörnern getroffen wurde. Aufgrund des geringeren Drucks des Gewitters wurde der barometrische Schalter des Fallschirms ausgelöst, bevor Rankin in die atmungsfähige Zone von unter etwa 3000 Meter (10.000 Fuß) kam.[5][7] Die heftigen Bewegungen brachten ihn zum Erbrechen. Der Regen zwang ihn dazu, seine Luft anzuhalten, um nicht zu ertrinken. Ein Blitz ließ seinen Fallschirm aufleuchten, wodurch Rankin glaubte, er sei gestorben.[1] Die Bedingungen verbesserten sich und er landete in einem Wald. Seine Uhr zeigte 18:40 Uhr Ortszeit an. Rankin schätzte die Zeit, die er im Gewitter verbracht hatte, auf 30 Minuten.[4] Die Höhe, in der er sich dabei befand, wird auch als Todeszone bezeichnet.

Rankin suchte nach Hilfe auf der Straße und wurde in ein Krankenhaus in Ahoskie (North Carolina) eingeliefert. Er litt an Erfrierungen, Striemen, Blutergüssen und schwerer Dekompression, verbrachte mehrere Wochen im Krankenhaus und kehrte anschließend in den aktiven Dienst als Pilot zurück.[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Gavin Pretor-Pinney: The Cloudspotter's Guide. The Cloud Appreciation Society, 2007, ISBN 978-0-340-89589-4, S. 320.
  2. William H. Rankin: The Man Who Rode the Thunder. Prentice Hall, Englewood Cliffs 1960, ISBN 0-13-548271-2, S. 208.
  3. HEROES: The Nightmare Fall. Time, 17. August 1959, abgerufen am 11. Juli 2012.
  4. a b c Vince Johnson: Airman Relives 47,000-Foot Drop, Pittsburgh Post-Gazette, vom 14. Oktober 1959, Archiviert bei Google News, abgerufen am 11. Juli 2012
  5. a b Rider on the Storm. Abgerufen am 5. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
  6. Cherie Bowser: Ejected from Jet Fighter at 47,000 Feet and Surviving a Free Fall and Thunderstorm vom 28. Juli 2009, abgerufen am 29. Juli 2018
  7. Matt: Thunder Drop: Life Inside a Thunderstorm, vom 3. Mai 2012, abgerufen am 11. Juli 2012