William Brownrigg

Porträt von William Brownrigg

William Brownrigg (* 24. März 1711jul. / 4. April 1712greg.,[1] nach anderen Angaben 13. März 1711jul. / 24. März 1712greg.[2] in High Close Hall, Cumberland; † 6. Januar 1800 in Ormathwaite, Lake District) war ein britischer Chemiker und Arzt. Er beschrieb Platin als eigenständiges Element und forschte über Grubengase, die Zusammensetzung der Luft und Kohlensäure.

Leben und Werk

Brownrigg war Apothekerlehrling in Carlisle, studierte zwei Jahre in London bei einem Chirurgen und Medizin an der Universität Leiden. Zu seinen Lehrern gehörten dort Herman Boerhaave, Adriaan van Royen, Bernhard Siegfried Albinus und Willem Jacob ’s Gravesande. 1737 promovierte er in Leiden und war dann Arzt in der Hafenstadt Whitehaven in Cumberland. 1741 heiratete er Mary Spedding, deren Vater und Onkel für die lokal einflussreiche Familie Lowther Kohleminen verwalteten.

The Art of making common salt, 1748

Er veröffentlichte und experimentierte über Grubengas (Methan und Kohlestaub). Er sammelte das Gas über Bleileitungen und schlug die Verwendung als Leuchtgas vor. Er fand auch ein Verfahren die Gefahr von Methangasexplosionen in Bergwerken mit einem Barometer vorherzusagen und wurde deshalb oft von Bergwerksbesitzern konsultiert. Die Präsentation des Gases vor der Royal Society brachten ihm die Aufnahme in die Gesellschaft, er veröffentlichte darüber aber nur wenig, da er ein größeres Werk darüber vorbereitete, das aber nicht erschien. Brownrigg untersuchte auch Mineralwässer nach einem Kuraufenthalt auf dem Kontinent (Bad Pyrmont, Spa). 1741 (Veröffentlichung in den Philos. Transactions der Royal Society[3]) erkannte er, dass das darin enthaltene Gas (Kohlendioxid) auch in Rauch aus Kohlefeuern vorkommt (wie auch schweflige Mineralwässer mit Schwefeldämpfen zusammenhängen). Damit entdeckte er die Zusammensetzung der Luft aus verschiedenen Komponenten und die Natur der Kohlensäure. Er war dabei von Stephen Hales (Experimente zur Fixierung von Gasen in festen Körpern), Robert Boyle, Johan Baptista van Helmont und was Mineralwasser anging von Friedrich Hoffmann beeinflusst. Auch sein medizinischer Hintergrund (Theorien der Exhalationen des menschlichen Körpers) spielte eine Rolle. Wegen seiner relativen Isolierung und nur bruchststückhaften Veröffentlichungen geriet seine Priorität in der Chemie der Gase in Vergessenheit und seine Ergebnisse wurden durch Joseph Black und andere wiederentdeckt (im Fall der Kohlensäure durch Joseph Priestley um 1768). Henry Cavendish kannte aber wahrscheinlich seine Arbeiten.[4]

Er fand 1774, dass Kalzium- und Eisenkarbonat durch in Wasser gelöstes Kohlendioxid gelöst werden können. Für diese Untersuchungen erhielt er 1776 die Copley-Medaille.

Eine Probe von Platinerz, die über Jamaica aus Kolumbien geschmuggelt worden war und ihm 1741 von Charles Wood (1702–1774) zur Verfügung gestellt wurde, der die Eisenhütten einrichtete an denen Brownrigg in Wales beteiligt war und zuvor Bergwerke in Jamaica leitete,[5] führten zur eingehenden Untersuchung des Metalls (teilweise mit Wood) und Veröffentlichungen 1749/50 in den Phil. Trans. der Royal Society. Unter anderem fanden sie, dass es nicht mit den bekannten Säuren reagierte und von den bekannten Elementen somit Gold am nächsten stand.

Als Arzt publizierte er 1771 darüber, wie man dem Ausbruch von Epidemien begegnen könne (anlässlich einer Pestepidemie auf dem Kontinent, die dann aber England nicht erreichte)[6] und er war auch unternehmerisch aktiv (Entwicklung von Eisenverhüttung in Wales). 1771 besuchte ihn Benjamin Franklin in seinem (von seinem Vater geerbten) Haus in Ormathwaite im Lake District, wohin er im Ruhestand zog. Mit Franklin unternahm er ein Experiment, die Wellen im See Derwent Water bei Sturm durch Öl zu glätten.

1748 publizierte er ein Buch über Salzherstellung (in der Hoffnung Großbritannien auf diesem Gebiet unabhängiger zu machen).

Er war Fellow der Royal Society und erhielt deren Copley Medal.

Literatur

  • The medical casebook of William Brownrigg, M.D., F.R.S. (1712–1800) of the town of Whitehaven in Cumberland. In: Jean Ward, Joan Yell (Hrsg.): Medical History. Supplement, Nr. 13, 1993, ISSN 0950-5571, S. XI–176, PMID 8121224, PMC 2557483 (freier Volltext).
  • Joshua Dixon: The literary life of William Brownrigg. To which are added An account of the coal mines near Whitehaven: and Observations on the means of preventing epidemic fevers. Longman & Rees, 1801 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  • J. V. Beckett: Coal and tobacco: the Lowthers and the economic development of West Cumberland, 1660–1760. Cambridge University Press, 1981
  • J. V. Beckett: Dr William Brownrigg, F.R.S.: physician, chemist and country gentleman. In: Notes Rec. R. Soc., 31 (1977), S. 255–271, JSTOR:531830.
  • Herbert T. Pratt: Brownrigg, William. In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X (oxforddnb.com Lizenz erforderlich), Stand: 2004
  • George Thomas Bettany: Brownrigg, William. In: Leslie Stephen (Hrsg.): Dictionary of National Biography. Band 7: Brown – Burthogge. MacMillan & Co, Smith, Elder & Co., New York City / London 1886, S. 85 (englisch, Volltext [Wikisource]).
  • Winfried Pötsch u. a.: Lexikon bedeutender Chemiker. Harri Deutsch, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-8171-1055-3.
  • Nachruf. In: Gentleman’s Magazine. Band 70, 1800, S. 386–388 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  • J. Russell-Wood: The scientific work of William Brownrigg, M.D., F.R.S. (1711–1800). Teil 1, Annals of Science. 6, 1950, S. 436–447, Teil 2, Band 7, 1951, S. 77–94, Teil 3, S. 199–206

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Herbert T. Pratt: Brownrigg, William. In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X (oxforddnb.com Lizenz erforderlich), Stand: 2004
  2. J. V. Beckett: Dr William Brownrigg, F.R.S.: physician, chemist and country gentleman, Notes Rec. R. Soc. 31 (1977), 255–271, JSTOR:531830.
  3. On the Uses of a Knowledge of Mineral Exhalations when applied to discover the Principles and Properties of Mineral Waters, the Nature of Burning Fountains, and those Poisonous Lakes called Avemi.
  4. Leslie Tomory William Brownrigg’s papers on fire-damps, Royal Society Publ., 2014, Online@1@2Vorlage:Toter Link/royalsocietypublishing.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Außerdem war er mit Brownrigg verwandt.
  6. 1993 veröffentlichte Jean E. Ward seine medizinischen Fallberichte und Aufzeichnungen (The Medical Casebook of William Brownrigg. Wellcome Inst. History Medicine), darunter eine der frühesten Beschreibungen von Kindbettfieber in Großbritannien.

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