Willhart S. Schlegel

Willhart Siegmar Schlegel (* 13. August 1912 in Bad Soden am Taunus; † 25. Januar 2001 in Kronberg im Taunus) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Sexualwissenschaftler.

Leben

Schlegel promovierte 1939 beim Rassehygieniker Otmar von Verschuer an der Universität Frankfurt am Main mit der Arbeit Ein klinisch erbbiologischer Beitrag zur Frage der Asthenie. In der sich in den 1950er bis 1960er Jahren neu konsolidierenden deutschen Sexualwissenschaft war Schlegel einer der führenden Akteure.[1] Trotz seiner nationalsozialistischen Vergangenheit – Schlegel war 1930 schon in die NSDAP eingetreten – konnte er sich in der liberalen Presse als progressiver Verfechter der rechtlichen Gleichstellung homosexueller Männer inszenieren.[2] In seinen Veröffentlichungen verteidigte Schlegel pädosexuelle Beziehungen zwischen Jungen und erwachsenen Männern als charakterfördernde Maßnahmen.[3][4]

Einzelnachweise

  1. Richard Kühl: Willhart S. Schlegel. In: Volkmar Sigusch, Günter Grau (Hrsg.): Personenlexikon der Sexualforschung. Campus, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-593-39049-9.
  2. Karl Heinz Janßen: Gesetz und Gesellschaft ächten Sie. In: DIE ZEIT. 3. April 1964, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 3. Juli 2015]).
  3. Alexander Hensel, Tobias Neef, Robert Pausch: Von »Knabenliebhabern« und »Power-Pädos«. Zur Entstehung und Entwicklung der westdeutschen Pädophilen-Bewegung. In: Franz Walter, Alexander Hensel, Stephan Klecha (Hrsg.): Die Grünen und die Pädosexualität. Eine bundesdeutsche Geschichte. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014, ISBN 978-3-525-30055-8, S. 136–159.
  4. Tobias Neef: Das »stärkste Tabu«. Zum Tabu der Pädosexualität und seiner Infragestellung. In: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft. Nr. 2014-2, ISSN 2191-995X, S. 81–90.