Wilhelm Tengelmann

Wilhelm Tengelmann (* 11. Juni 1901 in Essen; † 5. Juli 1949 in Berchtesgaden) war ein deutscher Bergassessor, Unternehmer und NS-Funktionär.

Leben

Wilhelm Tengelmann war der Sohn des Unternehmers Ernst Tengelmann, sein Bruder war der Bergwerksdirektor Walter Tengelmann (1898–1981).[1] Seine Schullaufbahn schloss er 1918 mit dem Abitur in Essen ab. Zum Ende des Ersten Weltkrieges wurde er noch Seekadett der Kaiserlichen Marine. Nach Kriegsende gehörte er von Februar 1919 bis Januar 1920 der Marine-Brigade Ehrhardt an. Im Rang eines Fähnrichs zur See wurde er Ende Mai 1920 aus der Armee entlassen und gehörte von Mai 1921 bis Juni 1921 dem Stab des Generals und Führer des Oberschlesischen Selbstschutzes Karl Hoefer an.[2]

Tengelmann absolvierte ein Bergbaustudium an den Hochschulen Würzburg, Freiburg im Breisgau, Berlin und Clausthal, studienbegleitend erhielt er in Bergwerksanlagen eine praxisnahe Ausbildung.[1] Seit 1921 war er Mitglied des Corps Rhenania Freiburg.[3] Nach Abschluss seines Studiums war er 1926 Bergreferendar und 1929 Bergassessor. Nach mehreren bergbaubezogenen Tätigkeiten gehörte er ab September 1931 dem Direktorium der Bergwerks AG in Gelsenkirchen[4] und dem Direktorium der Zeche Monopol in Kamen an.[1]

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten war er zunächst kommissarisch und zuletzt offiziell von März 1933 bis Oktober 1933 Landrat im Kreis Unna.[5] In dieser Funktion ließ er am 12. April 1933 im Kreis Unna 489 KPD-Funktionäre festnehmen, die teils in das neu geschaffene KZ Schönhausen verbracht wurden und während ihrer Schutzhaft schwersten Misshandlungen ausgesetzt waren. Bis Ende August 1933 wurden fast 1000 Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Juden im Kreis Unna verhaftet und in das KZ Schönhausen überstellt.[6] Tengelmann, der seit dem Anfang Oktober 1930 der NSDAP (Mitgliedsnummer 322.112) angehörte, wurde anschließend Beauftragter des preußischen Ministerpräsidenten für Wirtschaftsfragen bei Hermann Göring. Er war Wehrwirtschaftsführer. Tengelmann wurde 1934 ehrenhalber zum SS-Sturmbannführer ernannt.[5] Ende Januar 1935 wurde er SS (SS-Nr. 53.091) SS-Obersturmbannführer.[7]

Ab Oktober 1934 war Tengelmann (zunächst stellvertretender) Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor der Bergwerksgesellschaft Hibernia in Herne.[4] Er gehörte dem Aufsichtsrat und Vorstand vieler Firmen an, so der Henkel & Cie AG in Düsseldorf sowie der Henschel Flugzeugwerke AG in Berlin. Tengelmann kandidierte erfolglos bei der Reichstagswahl am 10. April 1938.[8] Von 1938 bis mindestens 1940 war er Vorstandsmitglied des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).[9]

Nach Kriegsende wurde Tengelmann von den Alliierten vernommen, juristisch aber nicht belangt. Er konnte seine Unternehmerkarriere fortsetzen, da er einem von seinen Vorfahren begründeten und nicht arisierten Unternehmen vorstand.[10]

Literatur

  • Joachim Lilla: Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918–1945/46). Biographisches Handbuch. Aschendorff, Münster 2004, ISBN 3-402-06799-4, S. 262–263.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Walther Killy: Dictionary of German Biography. Volume 9: Schmidt–Theyer. De Gruyter Saur, München 2005, ISBN 3-598-23299-3, S. 696.
  2. Joachim Lilla: Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918–1945/46). Biographisches Handbuch. Aschendorff, Münster 2004, ISBN 3-402-06799-4, S. 295.
  3. Kösener Corpslisten 1996, 129/939
  4. a b Wolfgang Stelbrink: Der preussische Landrat im Nationalsozialismus: Studien zur nationalsozialistischen Personal- und Verwaltungspolitik auf Landkreisebene. Waxmann, 1998, ISBN 3-89325-571-0, S. 438.
  5. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 619.
  6. Heino Baues: KZ Schönhausen - Nazis trieben Rünther in den Tod. In: WAZ. 3. Februar 2012.
  7. Wilhelm Tengelmann. bei www.dws-xip.pl
  8. Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich. 2. Auflage. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1, S. 419–420.
  9. Marie-Luise Heuser, Wolfgang König: Tabellarische Zusammenstellungen zur Geschichte des VDI. In: Karl-Heinz Ludwig (Hrsg.): Technik, Ingenieure und Gesellschaft – Geschichte des Vereins Deutscher Ingenieure 1856–1981. VDI-Verlag, Düsseldorf 1981, ISBN 3-18-400510-0, S. 588–589.
  10. Herve Joly: Kontinuität und Diskontinuität der industriellen Elite nach 1945. In: Dieter Ziegler (Hrsg.): Großbürger und Unternehmer. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-35682-X, S. 66.