Wilhelm Nicolaus Dannhof

Wilhelm Nicolaus Dannhof (* 30. April 1870 Homburg vor der Höhe.[1]; † vor 1955) war ein deutscher Bankdirektor und Industrieller.

Commerz- und Privatbank Chemnitz

Wilhelm Dannhof war zunächst Prokurist und Leiter der Filiale des Chemnitzer Bank-Vereins in Aue i. Erzgebirge, danach wurde er in der Hauptfiliale in Chemnitz zuerst als Prokurist, dann als zweites Vorstandsmitglied eingesetzt.[1] Dort führte er zusammen mit dem Geheimen Kommerzienrat General-Konsul Otto Weissenberger und dem Bankier Carl Degenhardt die Geschäfte. Als die Vereinigung 1922 von der Commerz- und Privatbank übernommen wurde, übernahm man Dannhof als Direktor der Filiale Chemnitz. Dieses Amt übte er zusammen mit Friedrich von Auw und Alfred Reich aus. Im Laufe des Jahres 1925 schied Dannhof aus der Direktion aus.[2]

Astra-Werke

Dannhof war mit seiner Familie Großaktionär der Astrawerke AG in Chemnitz, die im Jahre 1921 von John E. Greve gegründet worden war. Greve und die Familie Dannhof waren jeweils mit dem gleichen Kapital an dem Unternehmen beteiligt.[3] Die Astrawerke galten ab 1929 als Marktführer für die Herstellung von Rechen- und Buchungsmaschinen in Europa. Im Jahr 1938 hatte das Unternehmen eine Belegschaft von 1.800 Mitarbeitern. Im Zweiten Weltkrieg beteiligte sich die Astra an der Rüstungsproduktion;[4] in ihrem Werk II hatte die Firma bereits 1937 die „Fabrikation von komplizierten Waffenteilen“ aufgenommen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden häufig Insassen von Konzentrationslagern zur Zwangsarbeit in die Astrawerke verfrachtet, so wurde das Betriebsgelände zu einem Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg. Am 1. Mai 1944 wurde der Rüstungsbetrieb als „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“ ausgezeichnet.[5] In diesem Jahr stieg die Belegschaftsstärke auf 2.653 Beschäftigte.[6] Die Astrawerke entwickelten sich schließlich zu einer Waffenfabrik mit einem Rüstungsanteil von über 80 Prozent im Jahr 1944. Wilhelm Dannhof war als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens tätig, und auch sein Sohn Erich Dannhof war Aufsichtsratsmitglied der Astrawerke.[7]

Nach Kriegsende wurde in der sowjetischen Besatzungszone die vollständige Demontage des Werkes II angeordnet, so dass die ehemaligen Teilhaber in den Folgejahren ausscheiden mussten. Die Astrawerke AG wurde als Kriegsverbrecher angeklagt und das Unternehmen zum Volkseigenen Betrieb ernannt. Zu Zeiten der DDR-Regierung gehörte das Unternehmen zum Kombinat Robotron. In den Jahren 1990 bis 1993 war die Gesellschaft als Robotron Ascota AG ins Handelsregister eingetragen.[4]

Weitere Tätigkeiten

Wilhelm Dannhof war u. a. in folgenden Unternehmen und Verbänden aktiv:

  • Baumwollspinnerei Gelenau AG (stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender)[8]
  • Maschinenbau-Anstalt Moll AG (Mitglied des Aufsichtsrats)[9]
  • Moll-Werke AG (1920 Vorsitzender des Aufsichtsrats)[10]
  • Verband Chemnitzer Bankleitungen (Vorsitzender)[1]
  • Metropol-Theater AG, Chemnitz (Aufsichtsratsvorsitzender)[8]
  • Bauverein Westend G.m.b.H., Chemnitz (Geschäftsführer)

Herkunft

Wilhelm Dannhof war ein Mitglied der hessischen Familie Dannhof und Sohn des Homburger Schullpedells Kaspar Dannhof und dessen Ehefrau Elise Charlotte Dannhof. Der Direktor der Landgräflich-Hessischen conc. Landesbank, Friedrich Dannhof (* 1862), war sein Bruder, der Direktor der Homburger Kreissparkasse, Wilhelm Dannhof (1889–1964), war sein Neffe. Seine Brüder Georg und Louis Dannhof besaßen Anfang des 20. Jahrhunderts stark frequentierte Damenschwimmanstalten am Main in Frankfurt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Deutscher Wirtschaftsführer, Georg Wenzel, 1929
  2. Staatsarchiv Sachsen/Chemnitz – Historie der Commerzbank AG (Memento vom 18. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
  3. Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht Band 62
  4. a b Astra-Werke – John E. Greve
  5. Das Konzentrationslager Flossenbürg und seine Außenlager
  6. "Altes Chemnitz – Astra Werke
  7. Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht Band 62
  8. a b Adressbuch der Direktoren und Aufsichtsräte, Band 1
  9. Deutscher Wirtschaftsführer, Georg Wenzel, 1929 und Die Aktien-Gesellschaften von Chemnitz und Umgebung. Bearbeitet und überreicht durch Bayer & Heinze, Chemnitz. 1929. Seite 84.
  10. Die Aktien-Gesellschaften von Chemnitz und Umgebung. Bearbeitet und überreicht durch Bayer & Heinze, Chemnitz. 1920. Seite 42.