Wilhelm Lambrecht
Wilhelm Lambrecht (* 25. Juli 1833 in Wolbrechtshausen[1]; † 17. Juni 1904 in Göttingen) war ein deutscher Mechaniker und Unternehmer im Bereich der meteorologischen Messtechnik.
Leben und Wirken
Nach seinem Schulabschluss absolvierte Lambrecht eine fünfjährige Lehre als Mechaniker in der Mechanischen Werkstatt von Ferdinand Dannert in Einbeck.[2] Bereits in dieser Zeit interessierte er sich für den Bau von Messinstrumenten. Auf die Ausbildung folgte eine mehrjährige Gesellenwanderung, die ihn zuerst nach Paris und anschließend nach Berlin zu Siemens & Halske führte.[2] 1859 gründete er in Einbeck eine Werkstatt, die er 1864 nach Göttingen verlagerte. Dort trat er in Kontakt mit mehreren bekannten Göttinger Naturwissenschaftlern wie Friedrich Wöhler, Wilhelm Eduard Weber und Wilhelm Klinkerfues.
In Zusammenarbeit mit Klinkerfues erfand er einen Zünder für Gaslaternen. Als die Vermarktung desselben aufgrund der schweren Börsenkrise von 1873 fehlschlug,[3] wandte Lambrecht sich wieder den Messinstrumenten, insbesondere im meteorologischen Bereich zu.[4] Hierbei entwickelte er ein zuerst von Klinkerfues entworfenes Haarhygrometer weiter. Nach einem Streit trennten sich die beiden und Lambrecht produzierte von nun an eigene Messgeräte, die der Wetterbeobachtung und -prognose dienten, so beispielsweise Regenmesser, Anemometer (Windmessgeräte), Hygrometer (Luftfeuchtigkeitsmessgeräte), selbstregistrierende Thermometer, Höhenmesser und Apparate zur täglichen Registrierung des Sonnenscheins her.[5] Dabei gelangen ihm ab 1873 die Entwicklung eines Taupunktspiegelhygrometers, eines Polymeters, eines Aspirations-Psychrometers und mehrerer Wettertelegrafen. Seine meteorologischen Produkte waren auch im Hausgebrauch (Tischhygrometer) weit verbreitet und fanden in den von ihm ebenfalls vertriebenen, schmucken Wettersäulen als Stadtmöbel in vielen großen Städten und Kurorten Verwendung und sind vereinzelt bis heute erhalten.[6]
Neben der Entwicklung meteorologischer Messinstrumente entwickelte Lambrecht auch eine Bauart des Minimumthermometers zur medizinischen Verwendung.[4]
Wilhelm Lambrecht starb nach längerer Krankheit[2] 1904 im 71. Lebensjahr; sein Grabmal befindet sich auf dem alten Göttinger Stadtfriedhof an der Kasseler Landstraße.
Das von Wilhelm Lambrecht gegründete und nach ihm benannte Unternehmen existiert bis heute in Göttingen.[7] Seit 1964 ist eine Straße im Industriegebiet der Göttinger Weststadt nach ihm benannt.[8]
- Wilhelm Lambrecht vor einer seiner Wettersäulen (vor 1903)
- Lambrecht-Wettersäule im Kurpark von Königstein/Taunus
- Lambrecht-Wettersäule „Modell III Tourist“ (1903)
- Lambrecht-Werbeanzeige für Wettersäulen und meteorologische Geräte (Illustrierte Zeitung, 10. Dezember 1903)
- „Lambrecht's Polymeter“ (Werbeanzeige aus dem Beiblatt der Fliegenden Blätter, 3. Januar 1902)
Schriften
- (mit Wilhelm Klinkerfues): Kurze Beschreibung und Anleitung zum Gebrauch des Klinkerfues’schen Patent-Hygrometers für praktische Meteorologie und Freunde der Naturwissenschaft, construirt und fabricirt von Wilh. Lambrecht. Hofer, Göttingen 1877.
- Ein Nimbus und sein Werth oder Klinkerfues und sein Wettercompass. Antwort auf fortgesetzte Herausforderungen. Spielmeyer, Göttingen 1881.
- Wo und wie soll man Wettersäulen bauen. Eine Mahnung an Kur- und Städteverwaltungen, Verschönerungsvereine, Vereine zur Hebung des Fremdenverkehrs sowie ein Wink für Gönner der Wissenschaft. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1895.
- Lambrecht's Polymeter. Eine Wetterwarte im Kleinen, die keine Vorkenntnisse erfordert. 35. verb. Auflage, 1903
Literatur
(chronologisch)
- Karl Keil: Lambrecht, Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 443 (Digitalisat).
- Rudolf Engelhardt: Wilhelm Lambrecht – ein Pionier der Göttinger Mechanik. In: Göttinger Monatsblätter (Beilage zum Göttinger Tageblatt), Ausgabe September 1976, S. 12–13.
- E. M.: Wilhelm Lambrecht. In: Illustrierte Zeitung, 25. Juli 1903 (Digitalisat des Zeitungsartikels zum 70. Geburtstag auf picclick.de, abgerufen am 27. Juli 2023). – Mit Foto von Wilhelm Lambrecht vor einer seiner Wettersäulen.
- Otto Behrendsen: Die mechanischen Werkstätten der Stadt Göttingen. Geschichte und ihre gegenwärtige Einrichtung. Denkschrift hrsg. bei Gelegenheit der im Jahre 1900 zu Paris stattfindenden Weltausstellung von den vereinigten Mechanikern Göttingens. Haag, Melle in Hannover 1901, S. 26–28, S. 68–87. (online als PDF)
- Wilhelm Klinkerfues: Für meine Freunde! Vertheidigung gegen einen mir von meinem bisherigen Fabrikanten W. Lambrecht gemachten Vorwurf eines in Wettersachen an seinem geistigen Eigenthum begangenen Diebstahls. Göttingen 1880. (Nachdruck in: Wilhelm Lambrecht: Ein Nimbus und sein Werth oder Klinkerfues und sein Wettercompass. Antwort auf fortgesetzte Herausforderungen. Spielmeyer, Göttingen 1881, S. 2–4.)
Weblinks
- Wilhelm Lambrecht, auf freunde-alter-wetterinstrumente.de (im Webarchiv)
Einzelnachweise
- ↑ Gerd Tamke, Rainer Driever: Göttinger Straßennamen. 3. neu überarbeitete, wesentlich erweiterte Auflage, Göttingen 2012 (= Veröffentlichung des Stadtarchivs Göttingen, 2) Digitalisat (PDF) auf stadtarchiv.goettingen.de, abgerufen am 27. Juli 2023]; im Internet ohne Seitenzählung, PDF-Seite 217 f., Kapitel „Wilhelm-Lambrecht-Straße“. – Der Artikel in der Neuen Deutschen Biographie von 1982 gibt irrtümlich das über ein Jahr spätere Geburtsdatum „3. August 1834“ an.
- ↑ a b c E. M.: Wilhelm Lambrecht. In: Illustrierte Zeitung, 25. Juli 1903 (Digitalisat des Zeitungsartikels zum 70. Geburtstag auf picclick.de, abgerufen am 27. Juli 2023).
- ↑ Wilhelm Lambrecht - Göttingen (Memento des vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Internetseite der Freunde alter Wetterinstrumente, abgerufen am 11. Februar 2012.
- ↑ a b Karl Keil: Lambrecht, Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 443 (Digitalisat).
- ↑ Rudolf Engelhardt: Wilhelm Lambrecht – ein Pionier der Göttinger Mechanik. In: Göttinger Monatsblätter (Beilage zum Göttinger Tageblatt), Ausgabe September 1976, S. 12 f.
- ↑ Paul Bächtiger: Historische Wettersäulen. In: baechtigerhorgen.ch. Abgerufen am 29. Juli 2023.
- ↑ Lambrecht meteo GmbH. In: lambrecht.net. Abgerufen am 27. Juli 2023 (ohne Informationen zu Wilhelm Lambrecht und zur Firmengeschichte).
- ↑ Gerd Tamke, Rainer Driever: Göttinger Straßennamen. 3. neu überarbeitete, wesentlich erweiterte Auflage, Göttingen 2012 (= Veröffentlichung des Stadtarchivs Göttingen, 2) Digitalisat (PDF) auf stadtarchiv.goettingen.de, abgerufen am 27. Juli 2023]; im Internet ohne Seitenzählung, PDF-Seite 217 f., Kapitel „Wilhelm-Lambrecht-Straße“.
Personendaten | |
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NAME | Lambrecht, Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Mechaniker und Unternehmer für meteorologische Messtechnik |
GEBURTSDATUM | 3. August 1834 |
GEBURTSORT | Wolbrechtshausen |
STERBEDATUM | 17. Juni 1904 |
STERBEORT | Göttingen |
Auf dieser Seite verwendete Medien
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Wilhelm Lambrecht (Illustrierte Zeitung, 25. Juli 1903)
Wettersäule der Firma Wilhelm Lambrecht von 1895, Modell III "Tourist". Die Abbildung stammt aus einem Katalog der Firma Wilhelm Lambrecht. Das Original des Kataloges befindet sich im Stadtarchiv Krefeld
Porträtbild von Wilhelm Lambrecht, deutscher Mechaniker, Unternehmer und Erfinder im Bereich der meteorologischen Messtechnik
Autor/Urheber: Karsten Ratzke, Lizenz: CC0
Königstein, Wettersäule der Firma Wilhelm Lambrecht von 1910. Es handelt sich um das Modell III "Tourist", das 1910 einen Preis von 500 Mark hatte. Die Instrumente sind nicht original, die Säule wurde 2012 saniert.
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Göttingen Stadtfriedhof Grab Wilhelm Lambrecht
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Lambrechts Polymeter (Werbeanzeige aus: Beiblatt der Fliegenden Blätter, München, 03.01.1902)
Autor/Urheber: Werbeanzeige der Fa. Wilhelm Lambrecht, Göttingen., Lizenz: CC BY-SA 4.0
Werbeanzeige der Firma Wilhelm Lambrecht Göttingen (Illustrierte Zeitung, 10.12.1903, S. 877)