Wilhelm Eichhorn (Bankmanager)

Wilhelm Eichhorn (* 5. Juli 1879 in Kleinhaslach bei Ansbach; † 20. März 1957 in München) war ein deutscher Bankdirektor, Mitgründer der CSU[1] und Präses der Landessynode Bayern.[2]

Leben

Nach Abschluss des Gymnasiums in Ansbach studierte Wilhelm Eichhorn Theologie und Rechtswissenschaft in Berlin und Erlangen. Er schloss seine akademische Ausbildung 1909 mit der Promotion Die einstweiligen Verfügungen im Verhältnis zum Arrest ab. Seine berufliche Laufbahn begann er nach Abschluss der 2. juristischen Staatsprüfung als Rechtsanwalt (1907/08) und wurde anschließend Regierungsassessor bei der Regierung von Oberbayern. Auf die Beförderung zum Bezirksamtsassessor folgte später die Tätigkeit als Oberregierungsrat im Staatsministerium für Landwirtschaft. Von dieser Position aus wechselte er 1921 als 1. Direktor in den Vorstand der Bayerischen Landwirtschaftsbank, dem er bis Jahresende 1951 angehörte. Der Eintritt in den Ruhestand zum 1. Januar 1952 markierte gleichzeitig den Wechsel in den Aufsichtsrat der Bank. Bis zum Ausscheiden aus Alters- und Gesundheitsgründen zum 1. Januar 1957 war er ab 1954 Vorsitzender dieses Gremiums.[3]

Ebenso wie beispielsweise der Münchener Bürgermeister Karl Scharnagl, der Augsburger Papierfabrikant Georg Haindl, der Wirtschaftswissenschaftler Fritz Terhalle oder der Gewerkschafter Michael Helmerich gehörte Eichhorn der von Adolf Weber geleiteten überparteilichen Volkswirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für Bayern an, die kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs die drängendsten Fragen des wirtschaftlichen Wiederaufbaus diskutierte.[4] Für die erste Legislaturperiode des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs nach Kriegsende (17. Juli 1947 bis 26. November 1950) wurde Eichhorn als nichtberufsrichterliches Mitglied gewählt.[5]

Während seiner Studienzeit wurde er Mitglied der christlichen Studentenverbindungen Erlanger Wingolf (1899) und Berliner Wingolf (1902), später trat er auch dem Münchener Wingolf bei (1910).[6]

Politik

Im Sommer 1945 gehörte Eichhorn zu den dreizehn treibenden Kräften des bürgerlich-konservativen Lagers, die sich mit der Absicht sammelten, eine Partei als Gegengewicht zu SPD und KPD zu gründen.[7] Gemeinsam mit dem Katholiken Walther von Miller übernahm Eichhorn den ersten Vorsitz der Münchner CSU nach dem Zweiten Weltkrieg[8] und war von 1946 bis 1951 zudem Mitglied im Landesvorstand der CSU.[1]

Wie auch Fritz Schäffer und Josef Müller gehörte Eichhorn dem vorbereitenden Ausschuß der Christlich-Sozialen Union München an, der im November 1945 mit einem Aufruf zur landesweiten Gründung der CSU hervorgetreten war und der sich in seiner Sitzung vom 17. Dezember 1945 zum vorläufigen Landesausschuß erhob. Bis zur Bamberger Tagung am 31. März 1946 fungierte dieser als Parteiersatzgremium.[9] Die Zeitschrift Der Spiegel bezeichnete den Aufruf als das „erste und wichtigste Dokument der CSU-Gründungsgeschichte“, bei dem zudem die Namen „des evangelischen Synodalen Wilhelm Eichhorn und des erzkatholischen […] Alois Hundhammer noch ebenso einträchtig nebeneinander [stehen] wie die der alsbald erbitterten Kontrahenten: Fritz Schäffer und Josef Müller.“[10] Eichhorn stand dabei auf der Seite Müllers und zählte zur liberal-konservativen, christlich-interkonfessionellen Kerngruppe, während Schäffer zur bayerisch-katholisch-etatistischen Kerngruppe zählte.[11] In diesem Konflikt kritisierte Eichhorn, einer der autorisierten Sprecher der evangelischen Christen in der CSU, dass Schäffer als Repräsentant einer prononciert katholischen Partei „für den protestantischen Bevölkerungsteil eine Belastung“ sei. Gleichwohl war das protestantische Lager Bayerns in der CSU lange Zeit nur mit wenigen Einzelpersonen vertreten – neben Eichhorn noch Johannes Semler als weiterer Sprecher sowie u. a. August Haußleiter, Walter Künneth, Hermann Strathmann, Karl Sigmund Mayr und Alfred Euerl –, so dass die Partei in ihrer Frühphase keinen protestantischen Parteiflügel hatte. Vor diesem Hintergrund hatten Eichhorn und Semler in den Führungsgremien der CSU wiederholt geäußert, dass ihre politische Mitarbeit in der Union angesichts einer erdrückenden katholischen Tendenz in der CSU eine Mitarbeit auf Widerruf sei.[12]

Kirche

Neben seiner Tätigkeit als Bankdirektor engagierte sich Eichhorn auch in evangelischen Kirche und war in den 1920er Jahren Mitglied der Landessynode und des Landessynodalausschusses.[1][13] Nach dem Zweiten Weltkrieg war er 1946 erster Präses der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.[14] Bei der Kirchenversammlung in Treysa 1947 war er einer von vier Teilnehmern der bayerischen Kirche und bei der Generalsynode 1949 in Leipzig eines von fünf Mitgliedern, die von der Landeskirche Bayern entsandt wurden.[15]

Einzelnachweise

  1. a b c Jaromír Balcar und Thomas Schlemmer (Hrsg.): An der Spitze der CSU: Die Führungsgremien der Christlich-Sozialen Union 1946 bis 1955 (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Band 68), Oldenbourg Wissenschaftsverlag, Berlin, 2007, S. S. 593.
  2. Hannelore Braun und Gertraud Grünzinger-Siebert (Bearbeitung): Personenlexikon zum deutschen Protestantismus 1919–1949 (Arbeiten Zur Kirchlichen Zeitgeschichte. Reihe A: Quellen), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2006, S. 68.
  3. Werner Schubert (Hrsg.): Akademie für Deutsches Recht: 1933–1945. Protokolle der Ausschüsse, Bd. 4 Ausschuß für Genossenschaftsrecht, Verlag de Gruyter, Berlin / New York, 1989, S. 51
  4. Bernhard Löffler: Soziale Marktwirtschaft und administrative Praxis: Das Bundeswirtschaftsministerium unter Ludwig Erhard (Vierteljahrschrift Für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte), Franz Steiner Verlag, Stuttgart. 2002, (S. 492).
  5. Bayerischer Landtag: Plenarprotokoll Nr. 1/25 vom 17. Juli 1947, S. 812–813.
  6. August Winkler: Vademekum Wingolfitikum, Wingolfsverlag, Wolfratshausen 1925, S. 213.
  7. Hanns-Seidel-Stiftung: Chronologie zur Geschichte 1945–2007 der CSU (Memento des Originals vom 19. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hss.de, aufgerufen am 15. März 2015.
  8. Thomas Schlemmer: Aufbruch, Krise und Erneuerung: Die Christlich-Soziale Union 1945 bis 1955, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, Berlin, 1998, S. 61.
  9. Alf Mintzel mit Hans-Jürgen Küfner: Geschichte der CSU: Ein Überblick, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 1977, S. 206f.
  10. Die Sauhund' hau'n wir wieder 'naus – Die Geheimakten der US-Militärregierung in Bayern 1945 bis 1949 (III), In: Der Spiegel, 49/1980, S. 110.
  11. Alf Mintzel mit Hans-Jürgen Küfner: ebd., S. 58f.
  12. Alf Mintzel mit Hans-Jürgen Küfner: ebd., S. 308.
  13. Texte und Bilder zur Geschichte des Landeskirchenamtes der Evang.-Luth. Kirche in Bayern 1929–2009 (S. 23), aufgerufen am 15. März 2015.
  14. Historisches Lexikon Bayerns: Landessynode, aufgerufen am 15. März 2015.
  15. Heinz Boberach, Carsten Nicolaisen und Ruth Pabst: Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen 1918 bis 1949: Organe – Ämter – Verbände – Personen. Bd. 1: Überregionale Einrichtungen, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2010, S. 159f und 269f.