Wiener Brücke (Berlin)

Wiener Brücke
Wiener Brücke
Die Wiener Brücke, 1897
NutzungStraßenverkehr, Straßenbahn
Querung vonLandwehrkanal
OrtBerlin-Kreuzberg
KonstruktionSteinbogenbrücke
Längste Stützweite22 Meter
Baubeginn1895
Fertigstellung1896
Schließung1945
Lage
Koordinaten52° 29′ 37″ N, 13° 26′ 37″ O

Die Wiener Brücke im Berliner Ortsteil Kreuzberg verband ab 1896 die Wiener Straße zunächst mit dem Wiesenufer[1] und nach deren Anlegung mit der Straße An der Wiener Brücke (später Liststraße, dann Graetzstraße, heute Karl-Kunger-Straße) im Ortsteil Berlin-Alt-Treptow über den Landwehrkanal. Sie wurde im April 1945 von der Wehrmacht gesprengt.

Geschichte

Im Vorfeld der Berliner Gewerbeausstellung 1896, die als eine Berliner Antwort auf die Weltausstellungen in Paris und London angelegt war, wurde die bis dahin abseits gelegene Landgemeinde Treptow verkehrstechnisch erschlossen. Neue Straßen, Bahnhöfe, Gleise für die Straßenbahn und auch Brücken wurden gebaut, um insgesamt sieben Millionen Gäste auf das Ausstellungsgelände befördern zu können. Den Beschluss zum Bau der Wiener Brücke mit einem Kostenaufwand von 300.000 Mark (nach Preisen 2008 etwa 1,8 Mio. Euro) fasste der Magistrat am 21. September 1894.[2]

So wurde die Wiener Brücke zur Entlastung der Schlesischen Brücke mit einer Stützweite von 22 Metern konstruiert. Als Erbauer der Brücke werden Hermann Rohde und Stadtbaumeister Paul Saminski genannt. Die Brücke war mit vier von Wilhelm Wandschneider und Adolf Kürle gestalteten Reliefs (Durchmesser ca. 180 cm) aus rotem Sandstein geschmückt, die (um Fehlstellen ergänzte) Szenen aus dem Gigantenfries des Pergamonaltars nachbildeten, ebenso waren die beiden Schlusssteine des Brückenbogens Funden aus Pergamon nachgebildet. Der einige Jahre zuvor von deutschen Archäologen unter der Leitung von Carl Humann ausgegrabene und für Berlin gesicherte Pergamonaltar war nach der Wiederzusammensetzung um diese Zeit als ein Meisterwerk der Antike erkannt worden. Der in der Stadtvertretung vorgeschlagene Name „Humannbrücke“ konnte sich jedoch nicht durchsetzen.

Anlässlich der Berliner Gewerbeausstellung überquerte die zweite von Berliner Elektrische Straßenbahnen in Betrieb genommene Linie ab April 1896, aus der Wiener Straße kommend, die Brücke in Richtung Nordosten ans Wiesenufer (parallel zur Lohmühlenstraße). Die heute in der Straßenflucht der Wiener Straße verlaufende Karl-Kunger-Straße auf der Treptower Seite gab es noch nicht und wurde um 1899 angelegt.

Am 23./24. April 1945 wurde die Wiener Brücke von deutschen Wehrmachtstruppen gesprengt, um den Vormarsch der Roten Armee zu behindern. Zwei der Reliefs hatten die Sprengung der alten Brücke 1945 gut überstanden. Sie wurden auf dem Friedhof in Berlin-Heiligensee aufgestellt, wobei die Szene Der sterbende Gigant Alkyoneus, besiegt von der Göttin Athena heute Hauptbestandteil eines Mahnmals ist, das der Opfer des Zweiten Weltkriegs gedenkt.

Etwa 1957 wurde an derselben, für den Verkehrsfluss wichtigeren Stelle eine Holz- und Stahlkonstruktion lediglich für Fußgänger errichtet. Dafür erhielt die Stadtverwaltung von der Teltowkanal AG eine Fußgängerbrücke, die zuvor den Teltowkanal überspannte. Mit dem Bau der Berliner Mauer auf der Treptower Seite der Brücke 1961 gehörte sie zum Grenzgebiet zwischen West- und Ost-Berlin. Sie verlor die Bedeutung als Verbindung zwischen Treptow und Kreuzberg, wurde geschlossen und verfiel, um nach der Wende wieder eröffnet zu werden, bis sie im August 2000 endgültig abgerissen wurde.

Galerie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karte mit der Brücke aus dem Jahr 1897 (Memento des Originals vom 30. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.alt-berlin.info, aus F.A. Brockhaus’ Geogr.-artist. Anstalt, Leipzig
  2. Berliner Tageblatt, 22. September 1894, S. 5

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Berlin location map.svg
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Positionskarte Berlin, Deutschland. Geographische Begrenzung der Karte:
BESTAG Bulgarische Straße 1896 01.jpg
Triebwagen 17 und 30 des Treptower Betriebsteils der Elektrischen Straßenbahnen in Berlin (ab 1899: Berliner Elektrische Straßenbahnen) in der Bulgarischen Straße in Treptow.
Hermann Rückwardt - Wiener Brücke Berlin.jpg
Wiener Brücke im Zuge der Wiener Straße über den Landwehrkanal, vom Görlitzer Ufer zur Lohmühlenstraße.
Wiener Brücke Berlin 01.jpg
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Wiener Brücke Berlin
Relief Wiener Brücke-Mutter Erde fec.jpg
Autor/Urheber: Mutter Erde, Lizenz: Attribution
Part of the destroyed Wiener Brücke in Berlin, showing the dying gigant Alcyoneus with Athena, sculpted by Wilhelm Wandschneider in 1895. (= A copy from Pergamon Altar). Today as a memorial To The Victims Of 1939-1945 at the cemetery in Berlin-Heiligensee
Wiener Brücke 02.jpg
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Wiener Brücke Berlin 1989