Wiederansiedlung von Bartgeiern in Österreich

Wiederansiedlung von Bartgeiern in Österreich (Österreich)
Haringsee
Alpenzoo Innsbruck
Tiergarten Schönbrunn
Wildpark Grünau
Armed forces red triangle.svg Zuchtstation in Österreich Vulture Bearded 2017 06 16 7290.jpg Freilassung in Österreich

Das Projekt zur Wiederansiedlung von Bartgeiern in Österreich versucht den um die Wendue zum 20. Jahrhundert im Alpenraum ausgerotteten Bartgeier wieder auszuwildern. Seit 1978 werden Tiere gezüchtet, seit 1986 an verschiedenen Orten freigelassen. Das Projekt in Österreich wird eng koordiniert mit weiteren Versuchen in Frankreich, der Schweiz und Italien und der 2021 hinzugekommenen Wiederansiedlung von Bartgeiern in Bayern.

Geschichte

Bartgeier waren im 18. Jahrhundert in fast allen Gebirgen Europas, Asiens und Afrikas heimisch. Im 19. Jahrhundert wurden sie in den Alpen stark bejagt und schließlich ausgerottet. Die letzte Brut wurde 1910 in den Westalpen nachgewiesen und 1913 wurde der letzte Bartgeier im Aosta-Tal erlegt.[1][2]

Bartgeier im Alpenzoo Innsbruck.
Bartgeier im Flug.

Wiederansiedlung

Projekt

Schon in den 1970er Jahren gab es Versuche, die Bartgeier wieder in den Alpen anzusiedeln. Dazu wurden Tiere in Afghanistan eingefangen und in den französischen Alpen freigelassen. Die Versuche scheiterten jedoch.

Nachdem im Alpenzoo Innsbruck eine Nachzucht von Bartgeiern gelungen war, wurde 1978 ein internationales Projekt gestartet. Ziel war die Wiederansiedlung der Bartgeier nach der Hacking-Methode. Dabei werden junge Bartgeier in Zuchtstationen erbrütet, in Gehegehaltung aufgezogen und ausgesetzt, knapp bevor sie flugfähig werden. Die erste Auswilderung erfolgte im Jahr 1986 im Nationalpark Hohe Tauern. Bis zum Jahr 2020 wurden im Alpenbereich 229 junge Bartgeier ausgesetzt, davon 63 in Österreich.[3][4][5]

Den Erfolg des Projektes zeigte die erste erfolgreiche Brut im Jahr 1997 in Frankreich.[6] In Österreich wurde 2010 der erste Junggeier flügge.[7][8] Im besonders erfolgreichen Jahr 2019 flogen insgesamt 39 Junggeier aus. Mit 272 Wildbruten seit dem Projektstart wurden bereits mehr Bartgeier in Freiheit geboren als ausgewildert (Stand 2020).[9]

Zuchtzentren

Am Bartgeier-Zuchtprogramm beteiligen sich:[10]

Auswilderungsplätze in Österreich

OrtGemeindeAnzahl
Rauris (Krumltal, Seidlwinkltal)Rauris33
MallnitzMallnitz10
GschlößtalMatrei2
Anlauftal[11]Bad Gastein2
KalsKals8
HabachtalBramberg am Wildkogel2
FleißtalHeiligenblut2
DebanttalNußdorf-Debant2
UntersulzbachtalNeukirchen am Großvenediger2
Summe63

Liste der freigelassenen Bartgeier in Österreich

Die folgende Liste enthält alle zwischen 1986 und 2020 in Österreich freigelassenen Bartgeier:[12][13][14][15]

NrNameBG/BV
(Bartgeier / bearded vulture)
GeschlechtJahrFreilassungGeburtsortAnmerkung
1Hans84männlich1986RaurisWassenaarFreilassung im Krumltal.
2Fritz88weiblich1986RaurisAlpenzoo Innsbruck (A)Freilassung im Krumltal.
3Ellen89weiblich1986RaurisAlpenzoo Innsbruck (A)Freilassung im Krumltal.
4Winnie91weiblich1986RaurisGrünauFreilassung im Krumltal, wurde wieder eingefangen[12]
5Heinz92männlich1987RaurisWassenaarFreilassung im Krumltal, vermisst seit 1987.
6Nina96weiblich1987RaurisLa GarenneWurde 1988 bis 1993 in den südlichen französischen Alpen gesichtet. Tod durch Abschuss 1993.[12]
7Alexa100weiblich1988RaurisAlpenzoo Innsbruck (A)Weibchen von Andreas Hofer (BG 260) im Krumltal.[16]
8Ulli102männlich1988RaurisHaringseeFreilassung im Krumltal, vermisst seit 1992.
9Paradatsch106weiblich1988RaurisGrünauWird seit 1997 vermisst.
10Karl109weiblich1989RaurisHaringsee
11Joey1101989RaurisHaringsee
12Colleen112weiblich1989RaurisAlpenzoo Innsbruck (A)
13Basilisk117weiblich1989RaurisHaringsee
14Hubsi121männlich1990RaurisHaringseeWurde 1990 wieder eingefangen.
15Lotte123weiblich1990RaurisHaringsee
16Nicola138weiblich1991RaurisHaringseeTod durch Bleivergiftung 2012.
17Diana139weiblich1991RaurisHaringsee
18Bernhard167männlich1992RaurisHaringseeWird seit 1992 vermisst.
19Fulvio168männlich1992RaurisBerlin
20Helmut183männlich1993RaurisHaringseeWurde im Juni 1994 nördlich von Bordeaux geschwächt eingefangen und nach einem Monat in Hoch-Savoyen wieder freigelassen.[12]
21Winfried191männlich1993RaurisHaringseeWird seit 1993 vermisst.
22Hans Rupert208weiblich1994RaurisHaringsee
23Jackpot214weiblich1994RaurisLa GarenneTod durch Lawine 1995.[12]
24Andreas Hofer260männlich1996RaurisAlpenzoo InnsbruckErfolgreiche Bruten mit unbekanntem Weibchen (vermutlich Alexa, BG 100) 2010, 2011, 2014, 2016 im Krumltal.[16][17]
25Marga261weiblich1996RaurisBerlin
26Daniel291männlich1998RaurisAlpenzoo Innsbruck
27Jackpot3296männlich1998RaurisHaringsee
28Zonta316weiblich1999RaurisAlpenzoo Innsbruck
29Keno329weiblich1999RaurisZoo WuppertalWurde kurz nach dem Aussetzen wieder eingefangen.
30Bingo350weiblich2000MallnitzHaringsee
31Georg355männlich2000MallnitzLa Garenne
32ElDorado372weiblich2001GschlößtalHaringsee
33Christa373weiblich2001GschlößtalHaringseeUnfalltod (Hochspannungsleitung) 2010 in der Schweiz.[18]
34Franz387männlich2002GasteinPragFlug an die Nordsee und wieder zurück in die Alpen 2003.[18]
35Ambo392weiblich2002GasteinHaringsee
36Joker420weiblich2003MallnitzCCG
37Kasati422männlich2003MallnitzZoo Hannover
38Toto444männlich2004KalsZoo HannoverWieder eingefangen.
39Hubertus2446männlich2004KalsGoldauErfolgreiche Bruten 2012 mit Ambo (BG 392) und 2014, 2015, 2016, 2017 mit Romaris (BG 528) im Gebiet Katschberg.[17]
40Escalero462weiblich2005RaurisFreilassung im Seidlwinkltal.
41Doraja465weiblich2005RaurisFreilassung im Seidlwinkltal. Wurde im ersten Winter wegen einer Bleivergiftung eingefangen, konnte aber wieder freigelassen werden. Starb 2013 an einer Bleivergiftung.
42Portobello497männlich2006MallnitzRFZ
43Tauernwind498männlich2006MallnitzGoldauErschossen.
44Romaris528weiblich2007KalsLa GarenneBrütet seit 2012 mit Hubertus 2 (BG 446) im Katschberggebiet.[19]
45Calce530männlich2007KalsFauconery du Puy
46Pinzgarus558männlich2008RaurisFreilassung im Krumltal.
47Rurese559männlich2008RaurisFreilassung im Krumltal.
48Maseta585weiblich2009MallnitzHält sich 2010 in der Toskana auf.
49Eustachius587weiblich2009Mallnitz
50Figol628weiblich2010KalsCentro de Cria Valcallent (E)Freilassung im Dorfertal.
51Tschadin629weiblich2010KalsTierpark Berlin (D)Freilassung im Dorfertal.
52Smaragd675männlich2011Habachtal
53Jakob676männlich2011HabachtalAusflug nach Holland 2012.[18]
54Glocknerlady718weiblich2012HeiligenblutBleivergiftung, konnte in Haringsee gesundgepflegt und 2013 wieder freigelassen werden. Erste Brut (nicht erfolgreich) mit Pinzgarus (BG 558) im Jahr 2017 im Gschlößl.[17]
55Inge720weiblich2012Heiligenblut
56Kilian790männlich2014DebanttalZoo Liberec (CZ)
57Felix2793männlich2014DebanttalCentro de Cria Valcallent (E)Felix2 befliegt hauptsächlich die Hohen Tauern zwischen Katschberg im Osten und dem Oberen Iseltal mit längeren Aufenthalten nördlich von Bruneck und nordwestlich von Meran. Ein Ausflug 2016 ging bis westlich von Chur.
58Lea840männlich2015KalsHaringsee (A)Freilassung im Dorfertal. Im Jahr 2016 beflog Lea beinahe den ganzen Alpenbogen. Juli und August 2016 verbrachte er in den Bergen zwischen Turin und Grenoble. Auf dem Rückweg kollidierte er im März 2017 westlich von Bozen mit einer Leitung, wurde verletzt eingefangen, gepflegt und 09/2017 wieder freigelassen. Er befliegt seitdem wieder die Hohen Tauern.[20][21]
59Fortuna843männlich2015KalsZoo OstravaFreilassung im Dorfertal. Fortuna befliegt hauptsächlich die Ostalpen mit den Schwerpunkten Hohe Tauern und dem Gebiet zwischen Meran und Arlberg. Im August 2015 machte er einen Ausflug über Ulm bis westlich von Stuttgart, im Juni 2016 überflog er Basel nach Westen. Im August 2018 war er mehrere Wochen großflächig in der südlichen Schweiz unterwegs, ehe er wieder in die Ostalpen zurückkehrte.[20]
60Lucky909männlich2016NeukirchenTierpark Berlin (D)Lucky flog am 16. Mai 2017 in die Allgäuer Alpen. In den folgenden Tagen in den Schwarzwald und weiter bis in den Harz. Dann flog er in den Raum Heidelberg zurück, bog nach Westen ab, um dann nordwestwärts über Luxemburg und Belgien bis zu den Texelinseln in den Niederlanden zu fliegen. Der Rückflug führte nahe Paris vorbei, dann nach Osten bis Tschechien und schließlich nach Süden über Linz nach Slowenien, von wo er wieder am 18. Juni zurück in die Hohen Tauern flog.[22]
61Charlie910weiblich2016NeukirchenTierpark Berlin (D)Wegen des Ausfalles ihres Senders kann Charlie nicht online lokalisiert werden. Sie wurde aber 2019 im Lungau gesichtet und fotografiert.[23]
62Kasimir991männlich2018MallnitzHaringsee (A)Freilassung im Seebachtal. Kasimir beflog im Jahr 2020 überwiegend die Hohen Tauern und die Karnischen Alpen mit Ausflügen zum Dachstein, dem Königssee und dem Raum nördlich und südlich von Innsbruck.[20]
63Caeli998männlich2018MallnitzGuadalentin (E)Freilassung im Seebachtal. Caeli hält sich überwiegend im Gebiet nordwestlich von Bozen auf, machte aber im Frühling 2020 einen Kurzbesuch in die Hohen Tauern.[20]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zum Geier! Zwei weitere Vögel ausgewildert - derStandard.at. Abgerufen am 27. Dezember 2020 (österreichisches Deutsch).
  2. Bartgeier - Die Giganten der Lüfte kehren zurück. Abgerufen am 1. Januar 2021 (deutsch).
  3. Bartgeier: Die große Rückkehr. Abgerufen am 1. Januar 2021.
  4. Wiederansiedlung | Stiftung Pro Bartgeier. Abgerufen am 1. Januar 2021.
  5. a b Wolfgang Fremuth, Hans Frey, Winfried Walter: Der Bartgeier in den Alpen zurück. 30 Jahre Zucht und Wiederansiedlung. 2008, S. 121–122, abgerufen am 1. Januar 2021.
  6. Bartgeier im Nationalpark Hohe Tauern freigelassen. Abgerufen am 28. Dezember 2020.
  7. Der Bartgeier in Österreich, Newsletter Nr. 29, 12/2010. (PDF) Nationalpark Hohe Tauern, Dezember 2010, S. 2, abgerufen am 1. Januar 2021.
  8. Der Bartgeier in Österreich, Newsletter Nr. 40. (PDF) April 2014, S. 4, abgerufen am 1. Januar 2021.
  9. Newsletter Greifvögel März 2020 - Nationalpark Hohe Tauern. Abgerufen am 1. Januar 2021.
  10. Jovan Andevski: Vulture Conservation in Europe". (PDF) Vulture Conservtion Foundation, 30. Juni 2016, S. 29, abgerufen am 1. Januar 2021.
  11. Zwei junge Bartgeier werden im Gasteiner Anlauftal freigelassen. Land Salzburg, abgerufen am 1. Januar 2021.
  12. a b c d e Knut Niebuhr, Richard Zink: Das Bartgeier-Wiederansiedlungsprojekt im österreichisch/bayerischen Teil der Alpen. In: Nationalpark Hohe Tauern (Hrsg.): Wissenschaftliche Mitteilungen aus dem Nationalpark Hohe Tauern. Band 4, 5. Februar 1998, S. 249–251 (zobodat.at [PDF; 761 kB; abgerufen am 28. Dezember 2020]).
  13. Reintroducing Bearded Vultures into the Alps - one of the greatest wildlife comeback sotries of all times. In: EEP Reports 2001 bis 2007. Abgerufen am 2. Januar 2021 (amerikanisches Englisch).
  14. Index der Bartgeier-Newsletter 1 bis 43. Abgerufen am 2. Januar 2021.
  15. Bearded Vulture European Endangered Species Programme (EEP) Annual Report 2019. Vulture Conservation Foundation, 23. Juli 2020, abgerufen am 2. Januar 2021 (amerikanisches Englisch).
  16. a b Natur Land Salzburg. (PDF) Land Salzburg, Februar 2018, S. 7–8, abgerufen am 28. Dezember 2020.
  17. a b c Könige der Lüfte. (PDF) Nationalpark Hohe Tauern, 2017, S. 5, abgerufen am 27. Dezember 2020.
  18. a b c Der Bartgeier in Österreich. (PDF) In: Monitoring Newsletter Nr. 35 2/2012. Abgerufen am 28. Dezember 2020.
  19. Newsletter Greifvögel September 2019 - Nationalpark Hohe Tauern. Abgerufen am 27. Dezember 2020.
  20. a b c d Bartgeier Online - Nationalpark Hohe Tauern. Abgerufen am 2. Januar 2021.
  21. Freiheit für Bartgeier Lea - Nationalpark Gesäuse. Abgerufen am 2. Januar 2021.
  22. Könige der Lüfte. (PDF) Nationalpark Hohe Tauern, S. 11, abgerufen am 27. Dezember 2020.
  23. Newsletter Greifvögel Mai 2019 - Nationalpark Hohe Tauern. Abgerufen am 2. Januar 2021.

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Lammergeier Gypaetus barbatus, immature; Mürren, Berne, Switzerland (reintroduced population).
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Beschreibung: Der Bartgeier Gypaetus barbatus ist ein Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Er zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,9 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Mit 225 bis 250 Brutpaaren ist der Bartgeier einer der seltensten Greifvögel Europas. Alpenzoo, Innsbruck, Österreich.