Wetherby (Film)

Film
Deutscher TitelWetherby
OriginaltitelWetherby
ProduktionslandGroßbritannien
OriginalspracheEnglisch
Erscheinungsjahr1985
Länge102 Minuten
AltersfreigabeFSK 16
Stab
RegieDavid Hare
DrehbuchDavid Hare
ProduktionSimon Relph
MusikNick Bicât
KameraBruce McGowan
SchnittChris Wimble
Besetzung

Wetherby (auch bekannt als Wetherby – Die Gewalt vergessener Träume) ist ein britisches Mysterydrama aus dem Jahr 1985 über eine Lehrerin, die durch den Selbstmord eines Studenten dazu gezwungen wird, sich mit ihrer eigenen Geschichte zu beschäftigen. Das Drehbuch schrieb der Dramatiker David Hare, der auch Regie führte. Die Hauptrollen spielen Vanessa Redgrave, Joely Richardson, Ian Holm und Judi Dench. Der Film gehört zum New British Cinema.

Handlung

Die Lehrerin Jean Travers ist eine alte Jungfer und lebt in einem kleinen Cottage in der Stadt Wetherby in West Yorkshire. Eines Abends lädt sie verheiratete Freunde zu einer Dinnerparty ein. Auf der Party erscheint uneingeladen John Morgan. Er kommt mit den anderen Gästen, die annahmen, er sei ein Bekannter von Jean, und Jean nahm an, dass ihre Freunde ihn mitgebracht hätten. Der Besuch Morgans legt bei ihr verdrängte Traumata frei. Während er am Küchentisch sitzt und auf Tee wartet, steckt er den Lauf einer Waffe in seinen Mund und erschießt sich.

Produktion

Kinopremiere Deutschland: 21. November 1985

Videopremiere Deutschland: Juni 1986

Einnahmen (weltweit)
$ 1.299.985[1]

Trivia

Der Film war neben Das Hotel New Hampshire (1984) das Filmdebüt von Joely Richardson.[1]

Trotz des Filmtitels wurde der größte Teil des Films nicht in der Stadt „Wetherby“ in Yorkshire gedreht. Lediglich die Szene, in der Jean Travers in einem Gemeindehaus zu sehen ist, wurde in den Wetherby St. Johns Church Halls gedreht.[1]

Die junge Jean Travers wurde von Vanessa Redgraves Tochter gespielt.[1]

Kritik

Der Film erhielt international überwiegend positive Kritiken. So erhielt er bei der IMDb eine Bewertung von 6,8 von 10 Punkten, basierend auf 1.405 Bewertungen.[1] David Hare kritisiert in den Dialogen der Gäste den Zustand der englischen Gesellschaft unter der Regentschaft von Premierministerin Margaret Thatcher.

„»Wetherby« markierte 1985 das beachtlich konstruierte Kinodebüt des bekannten englischen Dramatikers und Drehbuchautors David Hare, dem reichlich Kritikerlob und Preise — u. a. der Goldenen Bär in Berlin — zuteilwurde. Die Kinogänger jedoch mieden den Streifen weitestgehend. Der Film ist wenig erbaulich, trist und sperrig — und einer der besten Schauspielerfilme der Achtziger. Vanessa Redgrave zeichnet einmal mehr ein vielschichtiges Frauenportrait, wie es nur wenigen Künstlerinnen gelingen mag. Sie spielte hier zum ersten Mal gemeinsam mit ihrer einstigen Mitschülerin Judi Dench, die für ihre Nebenrolle für einen BAFTA nominiert wurde. (…) David Hare erklärte seinerzeit, er habe mit »Wetherby« ein Bild vom England der Thatcher-Ära zeichnen wollen; seine Jean Travers sei wie Margaret Thatcher ein typisches Produkt der englischen Geschichte. Die deutsche Kritik zeigte sich einmal mehr eher verhalten und attestierte: »›Wetherby‹ besitzt eine komplizierte, zersplitterte Form, die Gefühlswelt soll als Scherbenwelt erscheinen. Außerdem ist der Film als kriminalistische Recherche inszeniert […] und dies betont den Glasperlenspiel-Charakter von ›Wetherby‹. Real wirkt nur das Gesicht von Vanessa Redgrave, es straft die Künstlichkeit des Films Lügen — es wirkt blühend, voll ständig wechselnder, herber Farben, man betrachtet es wie das Gemälde einer englischen Gartenlandschaft, ohne es würde der Film nur Totengeruch atmen und nach Bücherstaub schmecken.« (»Die Zeit«)“

André Schneider: Filmtipp #418: Wetherby in Vivàsvan Pictures 24. Oktober 2016[2]

„Ein psychologisch stimmiges Psychogramm, dem es in einander kommentierenden Rückblenden gelingt, die individuellen Fälle als Symptome gesellschaftlicher Krankheiten zu diagnostizieren, die sich in Kommunikationsunfähigkeit und der Unfähigkeit offenbaren, zu lieben, zu trauern und zu leben. Zugleich ein Hinweis auf allgemeinen Werteverlust. In der Hauptrolle hervorragend interpretiert.“

film-dienst 15/1987[3]

Auszeichnungen

Der Film gewann 1985 in Verbindung mit Eine demanzipierte Frau (1985) den renommierten Goldenen Bär für den besten Film bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin. David Hare gewann den Preis der Confédération Internationale des Cinémas d’Art et d’Essai und erhielt eine ehrenvolle Erwähnung beim Interfilm Preis.[1]

Die Boston Society of Film Critics zeichnete Ian Holm für seine Rolle an besten Nebendarsteller aus.[1]

Die National Society of Film Critics, USA, zeichnete Vanessa Redgrave als beste Schauspielerin aus, Ian Holm war hier als bester Nebendarsteller nominiert.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Wetherby in der Internet Movie Database (englisch)
  2. André Schneider: Filmtipp #418: Wetherby in Vivàsvan Pictures 24.10.2016"
  3. Wetherby. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. Mai 2021.