Werner Vermehren

Werner Vermehren, vollständig Paul Werner Vermehren (* 5. August 1890 in El Paso (Texas); † 26. September 1986 in Lübeck) war ein deutscher Marineoffizier, zuletzt Kapitän zur See, und Mitarbeiter der Abwehr.

Leben

Werner Vermehren stammt aus der Lübecker Linie der Familie Vermehren. Er war ein Sohn des Architekten Paul Vermehren und dessen Frau Wilhelmine Amalie Anna, geb. Graefe (1855–1934). Julius Vermehren war sein Onkel, Kurt Vermehren sein Cousin. Geboren wurde Werner in El Paso, wohin sein Vater 1887 ausgewandert war, um beim Bau der Santa Fe Railroad mitzuarbeiten. Als Kind lebte er zeitweilig in Torreón im mexikanischen Bundesstaat Coahuila. Im Schuljahr 1902/03 besuchte er das Gymnasium in Marburg.[1] 1904 kehrte die Familie nach Lübeck zurück.

Am 1. April 1909 trat er als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein und absolvierte seine Schiffsausbildung auf dem Großen Geschützten Kreuzer Hansa. Nach dem erfolgreichen Besuch der Marineschule, auf der er zum Fähnrich zur See ernannt worden war, kam er an Bord des Linienschiffs Helgoland, auf dem er zum Leutnant zur See befördert wurde. 1913/1914 war er Funktechnischer Offizier (FTO) auf der Zieten. Im Ersten Weltkrieg diente er zunächst, wiederum als Funktechnischer Offizier, auf dem Kreuzer Pillau. Mit Patent vom 2. Mai 1915 wurde er zum Oberleutnant zur See befördert.[2]

Im Oktober 1916 wechselte er zur Luftschiff-Flotte. Er war Wachoffizier auf den Luftschiffen L 14 und L 30 (=LZ 62). Im April 1917 wurde er Kommandant auf L 30 und anschließend auf den Luftschiffen L 35, L 42 und L 65. Am Ende des Ersten Weltkriegs wurde er Kommandant des Minensuchboots M 40, und Mitte 1919 war er Nachrichtenoffizier der Marinestation der Ostsee. Zum 1. November 1919 nahm er seinen Abschied, der ihm mit dem Charakter als Kapitänleutnant bewilligt wurde.[2]

Vermehren wanderte nach Tepic in Mexiko aus, kehrte aber schon 1922 aus Gesundheitsgründen nach Deutschland zurück. Er übernahm eine Stellung als kaufmännischer Angestellter bei Osram in Berlin-Charlottenburg. Ab April 1924 arbeitete er bei der Possehl-Gruppe (Erzhandel und Reederei) in Lübeck.[3]

Ab Anfang 1934 war er für die Abwehr tätig und beteiligt am Aufbau des Marinesonderdienstes. Dieses war eine konspirativ geführte Art „Anti-Blockade-Reederei“, die organisatorisch durch die Abwehr im Deutschen Reich vorbereitet wurde und im Zweiten Weltkrieg in Funktion trat. Die fachliche Leitung hatte von Anfang an das Oberkommando der Marine (OKM).

Reaktiviert mit dem Dienstgrad Kapitän zur See, wurde er 1942 nach Tokio gesandt. Er reiste im April 1942 von Bordeaux mit der Dresden, die als Blockadebrecher nach Japan fuhr. In Tokio war Vermehren Leiter des Marinesonderdienstes (Ostasien), I. Gehilfe und Chef des Stabes beim Marineattaché und Deutschen Admiral Ostasien Paul Wenneker, der 1909 sein Crew-Kollege als Seekadett gewesen war. Die Desertierung seines Neffen 2. Grades Erich Vermehren, die dazu führte, dass die Abwehr unter Admiral Canaris entmachtet und unter die Aufsicht des RSHA gestellt wurde, brachte auch Werner Vermehren Probleme. Lange wusste er nicht, was mit den verhafteten Familienmitgliedern geschehen war.[4] Der Marinesonderdienst wurde glücklicherweise nicht dem RSHA unterstellt, sondern am 15. April 1944 direkt vom Oberkommando der Kriegsmarine übernommen.

Am Ende des Krieges kam er in Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 entlassen wurde. Von 1947 bis 1951 arbeitete er bei britischen Dienststellen in Lübeck. Von 1951 bis 1958 war er „Treuhänder auf privatem Landbesitz in Gifhorn“.[3] 1958 ging er in den Ruhestand, den er in Lübeck und Lensahn verlebte.

Vermehren war seit dem 27. Dezember 1922 verheiratet mit Maude, geb. Dugge. Das Paar hatte zwei Töchter.[3]

Nachlass

Von Vermehren ist sein in Tokio geführtes Kriegstagebuch erhalten, das im Bundesarchiv-Militärarchiv verwahrt wird.[5]

Auszeichnungen

Literatur

  • John Chapman: Ultranationalism in German-Japanese Relations, 1930–1945: From Wenneker to Sasakawa. Global Oriental, Folkestone 2011, ISBN 978-90-04-21278-7.

Einzelnachweise

  1. Jahresbericht des Königlichen Gymnasiums in Marburg 1902/03, S. 43.
  2. a b Albert Stoelzel: Ehrenrangliste für die Jahre 1914–1918. Berlin 1930, S. 337.
  3. a b c Crew 09. Als Manuskript gedruckt 1959, S. 188 (abgerufen über ancestry.com)
  4. John Chapman: Ultranationalism in German-Japanese Relations, 1930–1945: From Wenneker to Sasakawa. Global Oriental, Folkestone 2011, ISBN 978-90-04-21278-7, S. 133.
  5. Tagebuch (Kriegstagebuch) Kapitän zur See Paul Werner Vermehren (Gehilfe Marineattaché Tokio)