Werner Schlichting

Werner Schlichting Anfang der 1940er bei der Arbeit im Filmatelier

Werner Schlichting (* 27. Juni 1904 in Berlin; † 8. März 1996 in Oberalm) war ein deutscher Szenenbildner. Er gestaltete die Bauten in über 120 Filmen. Sein Schaffen umfasste einen Zeitraum von 48 Jahren, von der Zeit des Stummfilms bis Anfang der 1970er Jahre.

Leben

Schlichting wurde als zweites von vier Kindern des Schneiders Paul Schlichting und seiner Frau Emma (geb. Berg) geboren. Seine Ausbildung begann er im Krieg auf der Königlichen Porzellanmanufaktur, um Porzellanmaler zu werden. Diese wurde aber 1918 geschlossen. 1919 begann er seine Ausbildung zum Theaterdekorationsmaler bei Impekoven im Kunstgewerbehaus in Berlin-Wedding.

1923 wirkte er als Bühnenmaler an verschiedenen Theatern und wurde mit seiner ersten Filmarbeit als Kunstmaler in Fritz Langs Stummfilm Die Nibelungen betraut. 1926 arbeitete er in Murnaus Film Faust schon als Hilfsarchitekt, daraufhin bekam er von der UFA einen festen Vertrag als Filmarchitekt. 1931 heiratete er Charlotte Fredersdorf, 1932 wurde sein Sohn Bernt geboren. Das Eheglück währte nicht allzu lange, schon ab 1935 lebte das Paar in Scheidung.

Durch seine Erfolge wurde ihm von Goebbels der Vorsitz im Filmarchitektenverband der Reichskunstkammer angeboten. Mit der fadenscheinigen Begründung, er sei für diesen Posten doch zu jung und fühle sich dieser Verantwortung noch nicht gewachsen, lehnte er ab. Diese gefährliche Brüskierung des Regimes und die zunehmende Einflussnahme der Politik auf die UFA veranlassten ihn, seinen Wohnsitz nach Wien zu verlegen. Dort hatte er schon durch seine ersten Filme mit Karl Hartl 1933 und 1934 gute Kontakte. Nach Gründung der Wien-Film wurde er dann Chefarchitekt bei dieser Gesellschaft, der Karl Hartl als künstlerischer Direktor vorstand. Durch das dort herrschende gute Arbeitsklima wurde Wien zu seiner zweiten Heimat. Mit seiner inzwischen geschiedenen Frau Charlotte und Sohn Bernt, die weiterhin in Berlin lebten, bestand eine zeitweise Verbindung, die erst mit Kriegsende 1945 zur endgültigen Trennung von seiner Frau führte.

1948 nahm er die österreichische Staatsbürgerschaft an und heiratete 1950 Isabella Ploberger (geb. Hartl), Diplomarchitektin, Schülerin von Clemens Holzmeister und ebenfalls eine Filmarchitektin. Deren größter Film war 1944 Tiefland von Leni Riefenstahl. Isabella brachte aus erster Ehe zwei Kinder mit: Stephanie und Konstantin. Außer einer Atelierwohnung in Wien bauten beide sich ein Haus in Mariazell in der Steiermark. Das Ehepaar arbeitete von nun in den meisten Filmen erfolgreich als Team zusammen. So blieb wie in vielen Künstlerfamilien mit stets wechselnden Wirkungsstätten kaum Zeit für ein wirkliches Familienleben.

Nach dem Krieg folgten Engagements auch für ausländische Produktionen. Er schuf die Filmbauten für den großen Anatol Litwak-Film mit Yul Brunner und Deborah Kerr The Journey, große Ausstattungsfilme für USA z. B. den King Brothers Sindbad, für den Regisseur Leopold Lindberg Vier im Jeep. Er baute in Rom Odissea, in der Schweiz für den italienischen Regisseur Commencini Heidi, mit Carmino Gallone Casta Diva und diverse Filme für The Walt Disney Company wie Johann Strauß, Beethoven, Wiener Sängerknaben, Lipizzaner. So hatte er mit vielen großen internationalen Regisseuren zusammengearbeitet. Zwischendurch schuf er auch Bühnenbilder für die Wiener Kammerspiele, das Theater in der Josefstadt, Volkstheater und Volksoper.

1979 erhielt Schlichting das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. Vor allem die Filme für The Walt Disney Company waren in den USA eine besonders gute Werbung für Österreich und Wien.

Ende der 1960er Jahre verlegte das Ehepaar seinen Lebensmittelpunkt nach San Juan de Alicante in Spanien, in ein von ihnen im maurischen Stil erbauten Haus. Leider verschlechterte sich bei beiden im Lauf der Jahre die Sehkraft. Als die zunehmende Erblindung ein selbständiges Leben in der Fremde nicht mehr zuließ, kehrten beide 1990 nach Österreich zurück. Im Seniorenstift Schloss Kahlsperg in Oberalm bei Hallein verbrachten sie von Klosterschwestern betreut ihre letzten Jahre.

Werner Schlichting starb im März 1996, seine Frau Isabel überlebte ihn um sechs Jahre.

Filmografie

Literatur

  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 119.

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Werner Schlichting im Atelier