Werner Kratz

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Werner Rudolf Kratz (* 12. März 1949 in Feldatal-Groß Felda, Hessen) ist ein deutscher Ökologe, Zoologe, Naturschützer, Ökotoxikologe und Bodenbiologe.

Allgemeiner Werdegang

Seit 1972 ist Kratz an der Freien Universität Berlin, Institut für Biologie in Berlin-Dahlem tätig, zuerst als Student und Tutor am Institut für Bodenzoologie, wissenschaftlicher Mitarbeiter (Institut für Bodenzoologie und Ökotoxikologie), dann Hochschulassistent (C1) angesiedelt am Institut für Bodenzoologie und Ökotoxikologie. Im Anschluss arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Tierphysiologie.

Von 1998 bis 2000 hatte Kratz den Lehrstuhl (C3-Professurr) für Bodenbiologie und Ökotoxikologie an der Martin-Luther-Universität in Halle inne. Ab 2000 wechselte er ins Landesumweltamt Brandenburg und war dort zuletzt bis 2012 Referatsleiter für Aufgaben der Ökologie, Umweltanalytik, Human- und Umwelttoxikologie, Nachhaltigkeit, Klima sowie Umweltbeobachtungen. Seit 2011 betreut er als Privatdozent an der FU Berlin Institut für Biologie ehrenamtlich Vorlesungen, Seminare und Exkursionen u. a. den Kurs „Berufsperspektiven für Biologen und Naturschützer“.

Parallel zu seinen beruflichen Tätigkeiten machte Kratz sein Diplom, die Promotion zum Dr. rer. nat. und die Habilitation - Privatdozent an der Freien Universität Berlin mit der Lehrbefähigung Venia Legendi für die Fächer Ökologie & Zoologie sowie Ökotoxikologie.

Mit Eintritt in den Ruhestand 2012 ist er stellvertretender Vorsitzender beim NABU Brandenburg, sowie Leiter des Bundesfachausschuss Umweltchemie und Ökotoxikologie des NABU Deutschland.

Kratz gründete 1986 die terra Protecta GmbH.[1] Auftraggeber sind das BMU/UBA, der Senat von Berlin, Landesregierungen, Forschungseinrichtungen, Kommunen aus Brandenburg, Bezirksämter von Berlin u. v. a. m. Kratz wurde von der IHK Berlin im Jahr 1990 zum öffentlich bestellten und vereidigter Sachverständiger (öbv) für Bodenschutzfragen bestellt. Dieses Amt führte er bis zu seinem 65-jährigen Lebensjahr aus.

Kratz Arbeitsschwerpunkte liegen seit 2020 im Kontext der Ökotoxikologie in Verbindung von Biodiversitäts- und Naturschutzthemen, Eutrophierung von terrestrischen und aquatischen Ökosystemen, Spurenstoffe und Arzneimittel in der terrestrischen und aquatischen Umwelt, Auswirkung des Klimawandels, Mikroplastik sowie Waldökologie und Ökosystembewertungen und -management. Kratz ist Mitglied im Nachhaltigkeitsbeirat des Landes Brandenburg. Von 2015 bis 2020 war Kratz Mitglied im Forstausschuß des Landes Brandenburg. Kratz ist zudem Mitglied im Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) Ausschuss des Landes Brandenburg.

Kratz ist verheiratet, hat zwei Töchter und wohnt in Berlin.

Ausbildung, Leben und Wirkung 1972 bis 1994

Über den zweiten Bildungsweg vom IHK geprüften Facharbeiter für Elektromechanik erlangte Kratz die allgemeine Hochschulreife 1972 am Hessenkolleg Rüsselsheim. Parallel arbeitete er zur Finanzierung des Besuchs am Hessenkolleg als Betriebselektriker bei der Südzucker AG im 3-Schicht-Betrieb.

Kratz ging unmittelbar nach der Erlangung der Hochschulreife nach West-Berlin. Dort, befreit von der allgemeinen Wehrpflicht, arbeitet er als Facharbeiter für Elektromechanik bei der AEG in Berlin-Wedding und bei der Firma Deckel, Zweigwerk Berlin/Hauptwerk München. In beiden Industriebetrieben wurde er für Elektro-Installation von Großgeräten (Schaltschränke für Turbinen und Kopierfräsmaschinen) eingesetzt.

Nachdem er für das Studienfach Medizin eine Ablehnung bekommen hatte, studierte er ab 1972 an der TU Berlin Informatik. Doch sein erstes Semester war durch massive Streiks an den Berliner Universitäten gekennzeichnet und ein normales Studium war nicht möglich. Kratz wurde in den Streikrat gewählt und vertrat die Interessen der Erstsemester.

Da Kratz durch frühkindliche Erfahrungen in seiner Familie (Vater war nach USA Kriegsgefangenschaft Waldarbeiter im Vogelsberg/Hessen – heute Naturpark Hoher Vogelsberg) sehr naturverbunden erzogen wurde, bewarb Kratz sich bei der Aussichtslosigkeit jemals ein Medizinstudium beginnen zu können, für das Fach Biologie bei der zentralen Vergabestelle für Studienplätze (ZVS) und bekam einen Studienplatz an der Heinrich-Heine-Universität Hannover. Der Umzug von West-Berlin nach Hannover erfolgte 1973. Er bezog ein Zimmer in Hannover-Herrenhausen. Kratz bewarb sich an der FU Berlin als Quereinsteiger und wurde auch durch den Beschluss des Fachbereichsrates in das zweite Semester Biologie Lehramt an der FU Berlin aufgenommen.

In den Jahren 1979–1981 arbeitete Kratz an seiner Diplomarbeit im Freiland und Labor, die eine stadtökologische und umweltchemische Fragestellung hatte.Thema: Biozönotische Untersuchungen in epilithischen Moospolstern in Berlin (West).[2] Von 1981 bis 1985 war Kratz wissenschaftlicher Mitarbeiter und Koordinator im BMFT-Projekt zur prospektiven Bewertung von Umweltchemikalien im Teilprojekt "Wirkung und Verbleib von Na-PCP in einem urbanen Brachlandökosystem" und im Forschungsprojektschwerpunkt der Freien Universität Berlin "Schwermetallbelastungen in der Berliner Landschaft". Folgende Arbeitsschwerpunkte waren

  • Ökologische Freilanduntersuchungen, faunistische Studien an Regenwürmer, Insekten,
  • Streuabbauversuche, Streuanalytik
  • Laborversuche zu autökologischen Studien an Folsomia candida (Coll.) zur Entwicklung von ökotoxikologische Testverfahren.
  • Ökotoxikologische Untersuchungen an dem Bodenpilz Trichoderma viride mit dem Ziel, ihn mit Folsomia candida (Coll.) u. Nebria brevicollis (Carab.) zu einem Nahrungsketten-Labormodell zu komponieren.
  • Radiochemische Studien mit 14C-Na-PCP an F. candida (Coll.) u. N. brevicolis (Carab.) zur Biomagnifikation und Bioakkumulation.
  • Radiochemische Untersuchungen mit 14C-Na-PCP zu Fragen der Metabolisierung dieser Substanz in Bodenorganismen und Böden.
  • Entwicklung eines Modellökosystems zur Bilanzierung und zur Akkumulation von Pentachlorphenol und Cadmium in verschiedenen Wirbellosenarten sowie zur Bestimmung der nichtverfügbaren Anteile ("bound residues") im Boden und der Streu.
  • Einsatz von Freilandlysimetern mit ungestörten Bodensäulen zu Verteilungsstudien von Pentachlorphenol und Cadmium in Wirbellosen, Pflanzen und Böden.
  • Projektbeantragung, diverse Zwischenberichte, Statusseminare, Projektkoordination der Berliner Arbeitsgruppen an der TU Berlin, BBA Berlin und FU Berlin.

1985 verfasste Kratz seine Dissertation mit dem Thema: Zur Wirkung und Verteilung von Cadmiumnitrat in einem ruderalen Ökosystem in Berlin.[3] Die FU Berlin promovierte Kratz zum Dr. rer. nat. am Fachbereich Biologie. Von 1985 bis 1987 betreute er das Forschungs-Projekt: Schwermetalle in Rieselfeldböden und ihre Aufnahme durch Kulturpflanzen. (Bornkamm/Kratz, Berlin-Forschung, Dissertation Carol Salt). Auch führte es in den Jahren 1986 – 1991 das interdisziplinäre Umweltbundes-FuE-Vorhaben: "Ballungsraumnahe Waldökosysteme", gefördert durch das BMU und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Berlin durch.

1989 arbeitet Kratz in der zentralen Auswertungs- und Planungsgruppe der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz Berlin zum Projekt "Ballungsraumnahe Waldökosysteme" mit, Projektende 1991. 1986 wurde Kratz in eine Kommission der BBA, Berlin zur Erarbeitung einer OECD-Richtlinie für Folsomia candida (Coll.) als Testorganismus zur Prüfung von Umweltchemikalien nach dem Chemikaliengesetz berufen. 1987 organisierte Kratz das dritte Plenum "Bodenmesofauna" mit ca. 50 Teilnehmern aus der BRD und den Niederlanden zum Thema Bodenschutz und Bioindikation an der FU Berlin, FB Biologie. 1988 wurde Kratz in eine Kommission der BBA, Braunschweig zur Erarbeitung einer Richtlinie für das Pflanzenschutzgesetz zur Beurteilung der Wirkung von Pestiziden auf Regenwürmer berufen. Ab 1988 arbeitete Kratz im European Science Foundation Projekt: Forest Ecosystem Research Network, Litter mass-loss rates in a climatic transect in Europe. Projektkonzeption u. Betreuung des Berliner Forststandortes. Projektende 1992.

Ehrenamtliche Tätigkeiten seit Ruhestand 2012

Zwischenzeitlich war Kratz Gastdozent an der Universität Vechta, am Umweltbundesamt in Dessau, an der Technischen Universität Berlin, der Technischen Universität Dresden, an der Universität Jyväskylä, Finnland, Universität Coimbra, Portugal, Universität Saladiga, Indonesien.

Kratz hält zu dem seit 2020 deutschlandweit Vorträge zu Themen der Ökologie, Bodenbiologie, Biodiversität, Naturschutz, Umweltchemie und Ökotoxikologie. Er betreut und berät Bürgerinitiativen (Massentierhaltung, Imker in Sachen Pestizidkontamination in Honig etc., Braune Spree, u.v.a.m.) und ist als wissenschaftlicher Beirat in verschiedenen Projekten tätig. Kratz war zuletzt Mitautor der international beachteten Leopoldina Studie über den stummen Frühling 2.0 und der Notwendigkeit einer grundsätzlichen Neugestaltung der Pestizidzulassung und der Pestizidgesetze[4]. Kratz steht über das BMBF DINA Projekt – Diversity of Insects in Natural Areas seit 2018, in dem er selbst ehrenamtlich ein Teilprojekt zum Monitoring von Pestiziden in der bodennahen Atmosphäre betreut, in enger Zusammenarbeit mit dem entomologischen Verein Krefeld. Darüber hinaus betreut Kratz intensiv Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten an verschiedenen Universitäten in Deutschland.

Seit 2011 betreut Kratz, als Privatdozent an der FU Berlin, Institut für Biologie mit seinem Assistenten M.Sc. Roland Wanke (seit 2016) ehrenamtlich Vorlesungen, Seminare, Exkursionen u. a. „Berufsperspektiven für Biologen und Naturschützer“.

Einzelnachweise

  1. terra protecta GmbH // Büro für Ökosystembewertungen //. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  2. Kratz,Werner.: Biozönotische Untersuchungen in epilithischen Moospolstern in Berlin (West). Dipl. Arbeit FU Berlin. 240 S.
  3. Kratz, Werner: Zur Wirkung und Verteilung von Cadmiumnitrat in einem ruderalen Ökosystem in Berlin-West. Doktorarbeit. Berlin, Freie Universität, Fachbereich 23 (Biologie), Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades. Berlin 1984.
  4. Schäffer, A., Filser, J., Frische, T., Gessner, M., Köck, W., Kratz, W., ... & Scheringer, M.: The silent spring—on the need for sustainable plant protection. Hrsg.: Leopoldina Discussions, 16, 61. 2018.