Werner De Schepper

Werner De Schepper (* 3. Juni 1965 in Belgien) ist ein in der Schweiz tätiger Journalist mit schweizerisch-belgischer Doppelbürgerschaft.

Leben

Werner De Schepper wuchs in einem streng katholischen Milieu in Olten auf.[1] Seine Eltern, ein Bäcker und eine Lehrerin, sind 1963 aus Belgien in die Schweiz gezogen.[2] Nach seiner Matur an der Kantonsschule Olten 1984 studierte De Schepper Theologie und Journalismus an der Universität Freiburg. Er verfasste seine Lizentiatsarbeit zur Moraltheologie.[3]

Während des Studiums begann er seine journalistische Laufbahn bei den Solothurner Nachrichten, einem Kopfblatt der katholischen Zeitung Vaterland.[4] Nach dem Studium wurde er Inlandredaktor bei der Nachrichtenagentur Schweizerische Politische Korrespondenz, wo er 1993 für Aufsehen sorgte, als er die Schlammschlacht um Bundesratskandidatin Christiane Brunner eröffnete.[5] Noch im selben Jahr wechselte er zum Ringier Verlag, wo er erst für die Schweizer Illustrierte und ab 1995 für die Boulevardzeitung SonntagsBlick und später für den Blick schrieb. Von 2003 bis 2007 fungierte er als Chefredaktor des Blicks.[6]

Ab 2008 war er als stellvertretender Chefredaktor der Aargauer Zeitung tätig und sammelte erste Fernseherfahrungen auf Tele M1. Bei TeleBärn übernahm er 2013 den Posten des Chefredaktors, allerdings nur für kurze Zeit, bevor er als Moderator von Tele M1 und als Kolumnist der Aargauer Zeitung auftrat.[7][8][9] Im Jahr 2015 war geplant, dass De Schepper die Leitung des Katholischen Medienzentrums übernehmen würde.[10] Er trat aber die Stelle nicht an und kündigte gleichzeitig aus Protest gegen die Entlassung des Informationsbeauftragten Simon Spengler sein Amt als Präsident der Medienkommission der Bischofskonferenz, das er zwei Jahre innehatte.[11][12] Stattdessen kehrte er als Co-Chefredaktor zur Schweizer Illustrierte zurück.[13] Danach wurde er Co-Chefredaktor der Zeitschrift «Interview by Ringier», im März 2023 trennte sich das Medienhaus Ringier Axel Springer Schweiz von ihm.[14]

Kontroversen

Im Laufe der MeToo-Debatte wurden auch Vorwürfe gegen De Schepper laut.[15] Im Dezember 2017 publizierte der Tages-Anzeiger einen Artikel, wonach er angeblich quer durch die Redaktionen von SonntagsBlick, Blick, TeleBärn und Aargauer Zeitung als Führungsperson Mitarbeiterinnen belästigt haben soll.[16] Zwölf Frauen erhoben in dem Artikel anonym Vorwürfe zu verbalen und körperlichen Übergriffen. Strafrechtliche Konsequenzen hatten diese Anschuldigungen nicht.[17][18]

Privates

Als gebürtiger Belgier absolvierte De Schepper seinen Militärdienst in Belgien.[19] Seit 2009 besitzt er auch die Schweizer Staatsbürgerschaft.[20]

Im Jahr 2010 übernahm er zusammen mit Martin Allemann, Pedro Lenz und Alex Capus, der 2017 ausstieg, das Oltner Restaurant Flügelrad.[21]

Trotz seiner streng katholischen Herkunft sieht sich De Schepper nicht als einen vorbildlichen Christen, eher als «fröhlichen Sünder».[22] Nach der Matura trat er mit 19 Jahren in ein Kapuzinerkloster ein.[23] Zur selben Zeit verliebte er sich in seine Coiffeuse, die später seine Ehefrau und Mutter zweier seiner Kinder wurde, und er verliess das Kloster wieder.[24]

Werner De Schepper ist von seiner Frau getrennt. Ab 2013 war er mit der Aargauer Nationalrätin Irène Kälin (Grüne) liiert, mit ihr hat er einen 2018 geborenen Sohn.[25] Im Jahr 2023 wurde die Trennung bekannt. De Schepper lebt in Oberflachs.[26]

Er selbst bezeichnet sich als linksliberal und erwog 2012 die Kandidatur zum Stadtpräsidenten von Olten.[27][28]

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Stadtanzeiger Olten: Neuer Blick für Katholiken. Abgerufen am 9. März 2019.
  2. Gesellschaft & Religion – Ex-«Blick»-Chef Werner de Schepper: fröhlich, katholisch, sündig. 14. August 2014, abgerufen am 9. März 2019.
  3. Ein Theologe macht neu den «Blick» | NZZ. 26. Oktober 2002, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. März 2019]).
  4. Werner De Schepper – WAN-IFRA. Abgerufen am 9. März 2019.
  5. Ein Theologe macht neu den «Blick» | NZZ. 26. Oktober 2002, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. März 2019]).
  6. Werner De Schepper – WAN-IFRA. Abgerufen am 9. März 2019.
  7. De Schepper neuer Chefredaktor | NZZ. 4. Dezember 2012, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. März 2019]).
  8. Blick-Mann De Schepper wird Chefredaktor. Abgerufen am 9. März 2019.
  9. Happige Vorwürfe: Der Abstieg des Werner De Schepper – soaktuell.ch – Internet-Zeitung. Abgerufen am 9. März 2019.
  10. Stadtanzeiger Olten: Neuer Blick für Katholiken. Abgerufen am 9. März 2019.
  11. De Schepper hat genug: «Entlassung Spengler war hinterrücks und unchristlich» | Katholische Kirche Schweiz, Politik und Gesellschaft. Abgerufen am 9. März 2019 (deutsch).
  12. Katholiken kommen nicht zur Ruhe: Nun geht auch Werner De Schepper. Abgerufen am 9. März 2019 (Schweizer Hochdeutsch).
  13. Ringier: «Schweizer Illustrierte» neu mit Co-Chefredaktion | NZZ. 23. September 2014, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. März 2019]).
  14. Ringier Axel Springer trennt sich von Werner de Schepper. In: SRF.ch, 3. März 2023.
  15. Michèle Binswanger, Mario Stäuble: Das geht zu weit. In: Tages-Anzeiger. 20. Dezember 2017, ISSN 1422-9994 (tagesanzeiger.ch [abgerufen am 13. März 2019]).
  16. Michèle Binswanger, Mario Stäuble: Chef der Zudringlichkeiten. In: Tages-Anzeiger. 19. Dezember 2017, ISSN 1422-9994 (tagesanzeiger.ch [abgerufen am 13. März 2019]).
  17. Nadine Brügger: Ist Sexismus bei Schweizer Medien ein Problem? Abgerufen am 13. März 2019.
  18. Gina Buhl: Friday Magazine | So stehts in der Schweiz um #MeToo. 17. Oktober 2018, abgerufen am 13. März 2019.
  19. Michèle Binswanger, Mario Stäuble: Chef der Zudringlichkeiten. In: Tages-Anzeiger. 19. Dezember 2017, ISSN 1422-9994 (tagesanzeiger.ch [abgerufen am 9. März 2019]).
  20. Schweizer ohne roten Pass. Abgerufen am 9. März 2019.
  21. Katia Murmann: Der neue Roman des Oltner Autors Alex Capus ist Bestseller. 28. August 2016, abgerufen am 9. März 2019.
  22. Stadtanzeiger Olten: Neuer Blick für Katholiken. Abgerufen am 9. März 2019.
  23. Gesellschaft & Religion – Ex-«Blick»-Chef Werner de Schepper: fröhlich, katholisch, sündig. 14. August 2014, abgerufen am 9. März 2019.
  24. Ein Theologe macht neu den «Blick» | NZZ. 26. Oktober 2002, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. März 2019]).
  25. Philipp Mäder: Nationalrätin Irène Kälin hat ihr Baby bekommen. In: Schweizer Illustrierte. 11. Juni 2018, abgerufen am 8. März 2019.
  26. Irène Kälin hat sich getrennt und zieht nach Aarau. In: Aargauer Zeitung, 31. März 2023.
  27. Claudia Blumer: Ehemaliger «Blick»-Chef will Stadtpräsident von Olten werden. In: Tages-Anzeiger. 26. März 2012, ISSN 1422-9994 (tagesanzeiger.ch [abgerufen am 9. März 2019]).
  28. Marcel Amrein: Rettungsversuch aus der Provinz | NZZ. 25. März 2012, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 9. März 2019]).